Vor 26 und 36 Jahren hatte ich das Vergnügen und die Ehre, in geschlossenen Verbänden mitzufahren. Ein Gedicht von Bertolt Brecht wurde aufgeführt, als Straßentheater quer durch die ganze Republik, 1980 durch die BRD im Wahlkampf gegen Franz Josef Strauß, 1990 auch rüber nach Berlin. Bei den Fahrzeugen handelte es sich überwiegend um BW-Unimogs und -LKW; 1980 mussten jede Menge Frauen* - meist Studentinnen - die Dinger in einem Nachmittagskurs erstmal kennenlernen, bevor es auf die Landstraßen und durch die Städte ging. Wir haben damals das Thema "Was sind wir?" die Gerichte hoch und runter debattiert: Demo? Kunst? Die roten Ampeln spielten da eine wichtige Rolle. Letztlich wurden wir faktisch als Verband behandelt. 1990, als ich den Lappen hatte, durfte ich einen Mercedes im Konvoi fahren. S-Klasse. Ich erinnere mich noch lebhaft an meine Manöver, um Lücken im Konvoi vor und hinter mir zuzufahren, damit nicht irgendwelche Schnarchzapfen von der Autobahnauffahrt rechts reindrängten. Wir waren also ein anerkannter Verband (mit Polizei vorne und Polizei hinten), aber dank unserer Länge von geschätzt einem Kilometer offenbar nicht für jeden erkennbar (und das trotz riesiger Aufbauten, Plakate und so weiter!). Also wurde mit den S-Benzen und den 7-er BMW fahrenderweise gekorkt, was das Zeugs hielt. Hupen, ausbremsen, und wenn das Reindrängen nicht zu vermeiden war, Lichthupe und Akustikhupe.
* Bevor Fragen aufkommen: Da die meisten Rollen mit Männern besetzt werden mussten und die Schauspieler während der Fahrt auf den LKW saßen, standen fast nur Frauen für die Lenkräder zur Verfügung. Nach Auskunft von zufällig anwesenden Soldaten haben die das Konvoi-Fahren besser hingekriegt als reguläre Soldaten.