Ich möchte die Darstellung von @Nbgradler in kleinen Details ergänzen.
Ich quere (arbeits)täglich die Nürnberger Innenstadt mit dem Fahrrad. Dabei habe ich früher(TM) auch häufig den Hauptmarkt genutzt und so wie ca. 2000 weitere Radfahrer täglich auch radelnd überquert. War auch überhaupt kein Problem, weil es eine riesige Fläche ist, auf der zeitweise sogar zugelassener Lieferverkehr mit 20-Tonnern stattfindet und auch einige PKW jeden Morgen den Hauptmarkt als Abkürzung durch die Altstadt nutzen.
Inzwischen meide ich den Hauptmarkt und ebenso die benachbarte Fahrradstrecke über die Insel Schütt, weil beide mehrmals im Jahr für jeweils viele Wochen ohnehin nicht befahrbar sind - Veranstaltungen wie der Christkindlesmarkt und das Altstadtfest fordern natürlich ihren Raum.
Die Alternativroute verlangt dabei weder das Erklimmen des Burgbergs noch ein Paddelboot, hat aber auch radfahrtechnisch ihre eigenen Tücken. Es wäre also tatsächlich viel einfacher, könnte man den Hauptmarkt einfach legal mit dem Fahrrad queren.
Für den Feldversuch einer teilweisen Freigabe für Radfahrer hat man eine eigenwillige Beschilderung gewählt, die zwar ganz gut ausdrückt, was sich die Stadtverwaltung vorstellt. Jedoch habe ich begründete Zweifel an der Rechtswirksamkeit der Einschränkung "in Richtung...". Vor allem lässt sich daraus nicht erkennen, dass man etwa die abweichend gepflasterte Fläche unmittelbar vor dem Rathaus befahren müsse/solle. Das tut man zwar als Radfahrer bevorzugt, wenn man die Querung der Nürnberger Altstadt ohne Gehirnerschütterung absolvieren möchte, es lässt aber auch einem selbst wie dem übrigen Verkehr (auf Rädern oder zu Fuß) weniger Platz zum Ausweichen.
Vernünftige Verkehrsteilnehmer schaffen so etwas. Die würden über die gemeinsame Nutzung einer derart großzügigen Fläche wie des Nürnberger Hauptmarktes nicht ein Wort verlieren.
Leider gibt es aber in dieser Stadt noch eine große Stadtratsfraktion, die es sich zum Ziel gesetzt hat, jeden noch so zaghaften Versuch einer fahrradfreundlichen Umgestaltung des Stadtverkehrs zu torpedieren. Da werden dann Gefahren und Probleme herbeigeredet und aufgebauscht, die definitiv keine sind.
Es gibt an anderer Stelle Wege, die erheblich enger und weniger übersichtlich sind (im StreetView leider vom Müllwagen verdeckt), und dennoch täglich von hunderten (wenn nicht tausenden) Fußgängern und Radfahrern genutzt werden. Mehr als kleine Streifschüsse im engen Mischverkehr habe ich da in vielen Jahren noch nicht erlebt.
Und da, wo es wirklich gefährlich ist, interessiert sich niemand.