Beiträge von CKO

    Mein erster Gedanke beim Lesen der Meldung war, dass der Radfahrer auf dem Gehweg (linksseitig) gefahren ist.

    In Anbetracht der gewohnten Qualität der Pressemeldungen kann man nur sagen: "Nichts genaues weiß man nicht." :/

    Ich kann zumindest bezeugen, dass es am Montagabend dunkel und nass war; leichter Sprühregen. Ob der Radfahrer Licht an hatte, bleibt für uns im Dunkeln. ;)

    Wir würden (vollkommen zu Recht) das Opfer einfach nur nach Strich und Faden blamen.

    Im Prinzip Ja. Wenn man dort davor steht, denkt man: "Mann, der muss ja einen völligen Blackout gehabt haben." So etwa auch die Kommentare der drei Passanten, die mir beim Fotografieren zugeschaut haben. Dem Möbelmarkt einen Vorwurf zu machen, lag da erstmal fern.

    Aber zu sagen: "Der wollte schlau sein und abkürzen. Siehste was dabei rauskommt." liegt mir ebenfalls fern.

    Auch ich bin überrascht über die stattliche Zahl der geplanten Radwege. Das interessanteste sind vielleicht noch die feingliedrigen Prioritätsangaben in der Vorhabenliste.

    Mein Gegenvorschlag lautet ja immer noch: Eine große Säge besorgen und alle Autos der Länge nach durchschneiden. Die Beifahrerseite wird ja eh nicht benötigt und dass man auf 2 Rädern fahren kann, ist hinlänglich bewiesen. Kommt denn keiner bei euch auf die naheliegenden Ideen?

    Dank Deiner anschaulichen Formulierungen antworte ich inzwischen auf Beschwerden überholender Autofahrer gern mit: "Wenn Sie mehr Platz zum Überholen brauchen, müssen Sie Moped fahren." Ist nicht der schlechteste Einstieg ins Gespräch.

    stell dir vor, du arbeitest bei der Polizei und schreibst eine Pressemeldung zu einem tödlichen Fahrradunfall, bei dem der Radfahrer im Dunkeln eine Abkürzung über ein nicht weiter abgezäuntes Grundstück (Möbelhaus) nimmt und leider die ungesicherte Laderampe herunterstürzt.

    War vorhin auf dem Heimweg dort und habe mir die Stelle angesehen:

    Das weiß-rote Absperrband ist von der Polizei nach dem Unfall angebracht worden.

    Hier die Kante, die der 50-jährige Radfahrer gestern 16:30 Uhr hinabgestürzt ist:

    Beim Fotografieren traf ich eine Mitarbeiterin des Möbelmarkts. Sie sagte mir die Uhrzeit, und dass zwei Mitarbeiter erste Hilfe geleistet haben, leider ohne Erfolg. Der Mann hatte eine große Platzwunde am Kopf, ist also auf den Kopf gefallen. Insofern hätte ein Helm sein Leben möglicherweise gerettet. (Gleichwohl mir die unspezifische belehrende Formulierung im Polizeibericht zuwider ist.)

    Im Nachgang habe ich einer fahrradaktiven Bekannten davon berichtet, sie hat die Vermutung geäußert, dass die schlechten Bedingungen auf dem ungeplanten Ja-Nein-Vielleicht-Radweg nebenan diese "Flucht" über das Firmengelände begünstigt haben. Anstatt des von der Polizei vermuteten Abkürzens kann es sich also auch um ein Ausweichen gehandelt haben. Ich will morgen mal ein aktuelles Foto von der Haltestelle machen.

    Die Berichterstattung geht weiter:

    Ein schrecklicher Artikel, schon die Überschrift "offensiv freigeben .. für Radfahrer" missachtet die StVO. Dass dann (in einer Teilüberschrift und mit der Stimme des angeblich neutralen Verkehrsteilnehmers) den Radfahrern, die gemäß §2 StVO und aus Rücksicht ggü. Fußgängern auf der Fahrbahn fahren, unterstellt wird, §1 StVO zu missachten, ist der blanke Hohn. Wieder wird eine Haltung kultiviert, die Radfahrenden auf der Fahrbahn mangelnde soziale Kompetenz unterstellt und sie umso mehr zur Zielscheibe aggressiven Verhaltens macht.

    Dankbar bin ich aber für die Sachinformationen, die der Radverkehrsbeiratsvorsitzende Lutz Jacob eingebracht hat. Das war auch schon im ersten OTZ-Artikel der Lichtblick.

    Es gibt einige Straßen in Jena, wo aufgrund der KfZ-Verkehrsbelastung eine Separation von KfZ- und Radverkehr gemäß ERA vorgesehen wäre, aber aus Platzgründen entweder gar keine oder keine benutzungspflichtigen RVA existieren. Insbesondere an solchen Straßen betrachtet auch die Jenaer Polizei regelmäßig Gehwege als gem. Geh- und Radwege und bestärkt damit die Erwartung mancher Kraftfahrer, dass Radfahrer gefälligst "von der Straße verschwinden" sollen.

    Ich gehe nicht davon aus, dass die Frau gegen das Rechtsfahrgebot verstoßen hat. Indem sie dort auf der Fahrbahn gefahren ist, hat sie sich an die StVO gehalten. Gerade weil sie sich an die StVO gehalten hat, ist sie Opfer einer bzw. mehrerer Straftaten geworden.

    Die Pressemitteilung der Polizei steht dem begangenen Unrecht des Autofahrers kaum nach:

    LPI-J: Verkehrskonflikt eskaliert
    Jena (ots) - Am Sonntagabend befuhren eine Radfahrerin und ein silberfarbener PKW Mercedes in Jena die Kahlaische Straße stadtauswärts. Hierbei kam es…
    www.presseportal.de

    "Verkehrsrechtlicher Konflikt" als Euphemismus für Nötigung.

    Kein Wort darüber, dass sich die Radfahrerin hier korrekt an die StVO gehalten hat und der Autofahrer eine Straftat nach der anderen begangen hat.

    Schockierend!

    Zur Beiratssitzung bin ich erst später eingetroffen, weil die Unfallstatistik weiter hinten in der Tagesordnung stand. Habe also den Bericht der Frau verpasst und mich nur gefragt, zu welcher Gruppe die sympathische Frau gehört, die ich dort zum ersten Mal sah.

    Heute wird im Beirat die Unfallstatistik 2022 vorgestellt. Hier ein Schmankerl aus dem Polizeibericht:

    Der Beamte meint doch tatsächlich, dass [Zeichen 240] [Zusatzzeichen 1012-31] so weit von der Einmündung entfernt steht, dass alle Radfahrer innerhalb 5 m absteigen müssen. :/

    wirklich, die meldende Person sieht ein "Achtung Radverkehr" als "Verbot des Radverkehrs" an!

    Die Bürger unserer Stadt sind eindeutig traumatisiert von den Anti-Radfahrer-Kampagnen des Jenaer Nahverkehrs.

    Die Haltestelle Paradiesbahnhof ist mit 4 riesigen [Zeichen 254] zwischen den Gleisen "abgesichert". Und eine Haltestelle vor dem "verwirrenden" [Zeichen 138-10] wurde der Radverkehr von vornherein wirksam aus dem Gleisbereich verbannt. Da kann es schon mal vorkommen, dass schwache Seelen meinen, die hätten hier was auf die Fahrbahn gemalt, um Leute wie mich davon abzuhalten, bereits im Haltestellenbereich auf der Fahrbahn zu fahren. ;(

    Wenn der Kreis die Spur des *linken* Vorderrads kennzeichnet, müsste sich das Auto doch mit den rechten Reifen schon recht weit im Schotter befunden haben?

    Ja, so war es.

    Falls das die Fahrlinie war, würde ich davon ausgehen, dass die Fahrerin das Opfer rechts überhaupt nicht bewusst wahrgenommen hat.

    Sehe ich auch so.

    Zur Geschwindigkeit: die Lage von Fahrrad und Kind nur wenige Meter hinter dem Kollisionspunkt sowie das Fehlen jeglicher Bremsspuren spricht angesichts der Tatsache, dass das Auto den Knallzeugen zufolge offenbar erst nach dem Crash gebremst wurde, IMO nicht dafür, dass erheblich schneller als 50 gefahren wurde.

    Die Stelle, an der nach Aussage des Großvaters das Auto zum Stehen kam, lässt auf einen Bremsweg von 12-15 m schließen. Es gab 3 Einschläge auf der Frontscheibe. Die Geschwindigkeit wird sicher unterhalb von 60 km/h gelegen haben, vielleicht knapp über 50?

    Ist auf dem Dorf passiert und wird deswegen wahrscheinlich keine hohen Wellen schlagen. Nicht mal eine Mahnwache, denn die nächstgelegenen ADFC-Ortsgruppen sind 60 km entfernt. Ich hatte heute Mittag hier berichtet. Hier ein paar Details zum Unfallhergang, der doch sehr nachdenklich stimmt.

    Foto vom 19.6., 18 Tage nach dem Unfall. Der Kreis markiert die Position des linken Vorderrades des Peugeot 508 (vermutlich beim Beginn der Bremsspur). Der Junge stand direkt am Fahrbahnrand mit rotem Fahrrad, rotem T-Shirt, rotem Basecap. Vermutlich ragte das Vorderrad auch schon auf die Fahrbahn. Das Auto fuhr Richtung Westen, der Sonne entgegen, etwa 2-3 Stunden vor Sonnenuntergang. Es ist anzunehmen, dass die Fahrerin (46 J.) nicht die ganze Zeit so hart am Fahrbahnrand gefahren ist, sondern aufgrund der am linken Straßenrand wartenden Mädchen einen kleinen Schlenker nach rechts machte. Ob sich der Junge dann in Panik noch bewegt hat, bevor das ungebremst auf ihn zufahrende Auto in traf? Die Großeltern hörten den Unfall im Garten: Zuerst hat es geknallt, dann haben die Bremsen gequietscht. Der Großvater (hinten im Bild) klagte, dass vor seinem Haus regelmäßig deutlich schneller als 50 km/h, vll. 70, 80 km/h gefahren wird, in beide Richtungen. Schließlich ist die Straße dort schnurgerade und lädt zum schnellen Fahren ein. Dabei gibt es dort nicht einmal einen Gehweg.

    Th(oma)s , da die Autofahrerin angesichts der Kinder am linken Fahrbahnrand anstatt zu bremsen einfach nach rechts ausgewichen ist, obwohl sich am rechten Fahrbahnrand ebenfalls ein Kind befand, wäre meine persönliche Einschätzung bei Hauptschuld zumindest kein "r". Wg. § 3 Abs. 2a StVO würde ich sogar "g" eintragen.

    lm Gespräch mit den beiden Großeltern gestern bemerkte ich auch, dass nicht nur das individuelle Versagen, sondern der Zustand unserer Gesellschaft unseren Schmerz vergrößert. (Weil es als völlig normal empfunden wird, im "sicheren Auto" schneller zu fahren als es die Sichtverhältnisse und die Bedürfnisse ungepanzerter Verkehrsteilnehmer es erlauben.) Sie stimmte mir zu.

    Der erste Pfeil nach rechts markiert die Stelle, wo nach der Kollision das Fahrrad lag, der zweite Pfeil bzw. die Blumenvase, wo der Junge lag und der Vater ihn zuletzt im Arm hatte.

    auch Leipzig hat Probleme mit Bevorzugung und Flüssigkeit des Verkehrs.
    MDR Radverkehr in Leipzig

    Ob der MDR auch Radverkehrsfördermittel erhält? Denn sie scheinen im Wochentakt aus Leipzig zu berichten:

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    Beachtliche 130 €/lfm werden für die grünen RFS ausgegeben (1:55). Wer weiß, wer sich wieviel davon einsackt?

    Mir würden als Radfahrer auch die "Schutzstreifen" für 23 €/lfm reichen. Die zusätzlichen 107 €/lfm scheinen in erster Linie dazu zu dienen, dem Abstellen von Autos auf diesen Flächen entgegenzuwirken, deshalb sind sie m.E. anteilig den Ausgaben für KfZ-Verkehr anzurechnen.

    Günstig waren hingegen die Fahrradbügel mit 143 €/Stk.

    Ein sehr plausibles Argument für breite RFS in Großstädten findet sich dort in den Kommentaren:

    Zitat

    Ein Vorteil wurde gar nicht erwähnt, wenn man einen ganzen Fahrstreifen Radweg macht, können drauf Einsatzkräfte viel schneller von A nach B kommen. Weil ja in letzter Zeit sich so viele Menschen darüber aufregen, dass Einsatzkräfte im Stau stehen und deshalb Menschen sterben könnten. Eine Radfahrer-Rettungsgasse ist viel einfacher als eine Auto-Rettungsgasse.

    Ist der Ansatz zulässig?

    Also [Zeichen 239] [Zusatzzeichen 1022-10] ist dort angemessen, aber [Zeichen 254] ist fehl am Platz. Eine unangemessene Ausgrenzung von der fahrenden Teilnahme am Straßenverkehr.

    Vor 20 Jahren war dort durchgängig Tempo 40 angeordnet, das fand ich ganz ok. Jetzt ist es ein ständiger Wechsel aus 30 und 50 und "nach Belieben" wurde für kürzere Abschnitte zwischendurch [Zeichen 254] aufgestellt. Kein Wunder, dass es dort häufig Stress gibt. Wozu sicher auch die mediale Präsenz der radikaleren Leute (beider Seiten) beiträgt.

    Nun haben sie die Fahrspur, auf der ich seit 20 Jahren fahre, mit einem grünen Streifen versehen, auf dem ich am 1. Mai erstmals gefahren bin:

    Radverkehr: Mehr Sicherheit für Fahrradfahrer auf Leipzigs Straßen | MDR.DE
    Die Stadt Leipzig hat sich viel vorgenommen zur Verbesserung der Radinfrastruktur. Wir haben nachgefragt, wie die Ideen aus der Bürgerbeteiligung umgesetzt…
    www.mdr.de

    Weiter unten im Videolink sieht man, dass der 250 m lange Abschnitt bis vor kurzem mit [Zeichen 254] [Zeichen 239] [Zusatzzeichen 1022-10] beschildert war.

    Danach folgen für 200 m  [Zeichen 241-30] und dann wieder für 350 m  [Zeichen 254] [Zeichen 239] [Zusatzzeichen 1022-10] bevor es mit [Zeichen 241-30] weiter geht. Die Mapillaryfahrt im [Zeichen 239] [Zusatzzeichen 1022-10] spricht Bände und bestärkt mich darin, dort auch weiterhin mit Richtgeschwindigkeit 40 km/h auf der Fahrbahn zu fahren. Das funktioniert noch hinreichend gut, und in wenigen Jahren wird dort wahrscheinlich auch ein grüner Streifen prangen.

    Über meine Erlebnisse vor und hinter dem Abschnitt berichte ich hier.

    Und ich erlaube mir die Frage: warum nur für den Radverkehr?

    Die Antwort auf diese Frage ist immerhin eine der besseren auf dieser Plattform.

    Da fahren gefühlte 70% der Radfahrer vor der Einmündung einfach auf den Gehweg hoch, dann rechts an der roten Ampel vorbei und dahinter wieder auf die Fahrbahn.

    Mir scheint, der eigentliche Grund für die Grünpfeile ist, das Ausweichen auf den Gehweg überflüssig zu machen.

    In der Friedrich-Engels-Str. habe ich vorgestern einen weiteren Rad-Grünpfeil entdeckt, der wahrscheinlich dem gleichen Zweck dient. Immerhin befinden sich rechts ein Gymnasium und ein Institutsgebäude, zu welchem ich vor 15 Jahren selbst gelegentlich dort abgebogen bin.

    An der zweiten Kreuzung biegt kaum ein Radfahrer rechts ab, weil das eine nicht sehr relevante Fahrbeziehung ist,

    Das stimmt, aber fürs Foto ist die Stelle so schön:

    die beiden Herren sind mächtig stolz

    Hier im Großformat. :S

    Omnibus? Eher eine Fahrbahn für VIP- und Polizeibusse (wg. Fußball). Es kam auch schon vor, dass wegen eines Risikospiels das über diesen Weg zugängliche Freibad geschlossen wurde, bei bestem Sommerwetter.

    Wenn aber kein Fußballspiel im Stadion ansteht, dann ist dort der Radverkehr zahlenmäßig am stärksten vertreten. Nord-Süd-Hauptachse, parallel zur 4-streifigen Stadtrodaer Straße (mit VZ. 254). Dazu gibt es aber auch etliche Fußgänger, auch wegen der umliegenden Sportanlagen. Und nicht zuletzt SUVs, mit denen Kinder zum Fußball gebracht werden.