Beiträge von DMHH

    So, meine "Erlebnisreise" mit der Deutschen Bahn ist jetzt beinahe 2 Wochen her, die Formulare mit den Fahrgastrechten sind ausgefüllt und im Briefkasten.

    Eines Vorweg: ich bin jetzt diverse Bahntrassenradwege gefahren, die mir sehr gut gefallen haben. Nach den Erlebnissen mit der Deutschen Bahn bin ich mir nicht sicher, ob es für mich als Radfahrer nicht besser wäre, wenn die Deutsche Bahn pleite ginge und alle Privatbahnen verboten werden. Auf den dann nicht mehr genutzten Trassen könnte man herrliche Bahntrassenradwege in einem Nah- und Fernradverkehrsnetz anlegen!

    Worüber rege ich mich auf?
    - Preispolitik
    - Personal und IT
    - Fahrradmitnahme mit der Bahn

    Gründe fürs Aufregen:
    - Preispolitik
    Die DB hat mit ihrem ganzen Bahncard-Geraffel und Sparpreis, Zugbindung, Normalpreis-Tralala ein schier undurchdringliches System an Preisnachlässen, Rabatten und Zwängen aufgebaut, das wohl am Ende mehr Ausgaben verursacht und Bahnreisen verhindert, als sich die DB das wünscht.
    Mitte diesen Jahres hat die DB ein ganz grandioses Programm aufgelegt, um die BahnCard mal wieder zu bewerben und mit Kunden zu rechnen, die dieses Zwangsabo dann nicht kündigen. Es wurde eine ProbeBahnCard angeboten, mit der der Inhaber an einem Samstag einen weiteren Gast kostenfrei mitnehmen kann.
    An sich eine gute Idee. Abstecher am Samstag nach Berlin? Kein Thema. Eine Person bezahlt, 2 fahren.

    - IT
    Hier beginnt das Elend aber schon in der Tatsache, dass die Fahrradmitnahme bei Onlinebuchung natürlich nur auf 1 Rad pro Reisender begrenzt ist. Wer diese Bahncard nutzen will und für 2 Personen 2 Fahrräder mitnehmen möchte, darf das Telefon bemühen oder ins Kundenzentrum gehen.
    Der Spaß lässt sich weiterführen, wenn eine Fahrt ins Ausland geplant ist. Dort gilt diese Samstags-Regelung natürlich auch nicht.
    Spaßig wirds, wenn man beides kombinieren will.

    Und wir wollten. :D
    Plan: 2 Personen, 2 Fahrräder von Venedig nach München mit dem Nachtzug (Freitag auf Samstag) und von München nach Hamburg weiter mit dem IC
    Problem: CityNightLine-Schlafwagen, Ausland, Fahrrad, Probebahncard
    Ergebnis: Als wir früh morgens im Kundenzentrum Hamburg-Altona aufschlugen, waren insgesamt 2 Mitarbeiter für 4 Personen abgestellt. Als wir fertig waren und die Tickets in den Händen hatten, waren immer noch 2 Mitarbeiter an den Schaltern, aber nunmehr knapp 34 Leute in der Warteschlange.
    Na klar, es bedurfte auch diverser Anläufe der bemühten Mitarbeiterin, bis endlich alles zu unserer Zufriedenheit war.
    Denn Ziel war ganz klar: 1 Ticket von Venedig nach München im CNL Schlafwagen, dazu 1 Fahrrad; sowie 1 Ticket von Venedig nach München im CNL Schlafwagen, dann weiter nach Hamburg mit 1 Fahrrad; und schließlich 1 Fahrradkarte von München nach Hamburg, da die 2. Person auf dieser Strecke kostenfrei reist.

    - Personal
    Und ich gebe zu bedenken, dass wir genau wussten, was wir wollten! Wir wollten keine Optionen genannt bekommen, wir wollten keine Preisvergleiche, wir wollten einfach nur Tickets buchen.
    Im 3. Anlauf hats dann geklappt. Die ersten beiden Versuche waren ohne Fahrrad oder ohne Berücksichtigung der BC25-Samstagsregelung...

    Letztendlich waren wir preislich in Regionen, wo man auch das Flugzeug hätte nehmen können und mit 2x Sportgepäck zu je 50,- noch günstiger wäre.
    Aber ich bin bisher ein Verfechter Bahn gewesen, hatte mich auch auf die Reise quer durch Deutschland und den Nachtzug gefreut. Hatte.

    Bis hierhin also:
    - Onlinebuchung nicht möglich
    - Telefon/Kundencenter muss bemüht werden
    - ich verbrate meine Freizeit, um 40min am Schalter zu stehen und meine Wünsche vorzutragen
    - Rabattaktion führt mal eben zu "Verlust" von knapp 60,- für die DB. Denn gefahren wären wir eh.


    Die eigentliche Reise
    Einstieg in Venedig Mestre. Abends. Der Zug ist voll, aber das Einsteigen läuft gesittet ab. Da ist der Bahnfahrer auch schon anderes gewohnt...
    Das Schlafwagenabteil ist schnell gefunden, die für den Schlafwagen zuständige Zugbegleiterin auch nach Zeigen der Tickets endlich davon überzeugt, dass das unsere Kabine ist. Merken: Wenn man von Bahnhof A aus bucht, am besten auch dort einsteigen. Die Dame hatte nämlich schon alles wieder abgeschlossen, weil wir laut Plan eben schon in SantaLucia hätten einsteigen sollen und nicht erst eine Station später.

    Anekdote: Am Bahnsteig diskutierte eine deutsche Familie noch mit einem Zugbegleiter, der sie absolut nicht einsteigen lassen wollte. Der CNL sei ausgebucht, es sei kein Platz mehr vorhanden. Man kann der Familie jetzt natürlich sagen, dass sie eben Plätze im CNL hätten reservieren müssen - aber den Ärmsten ist wohl das Auto mit einem Motorschaden abgeraucht. In Italien. Vor wenigen Stunden. :/
    Zu diesem Zeitpunkt dachte ich: "oh, die tun mir leid"

    Die Fahrt mit dem Nachtzug war ... "interessant". Ich fand es enorm entspannend, im Bett zu liegen und die dunkle, nur teilweise erleuchtete Landschaft und Städte an mir vorüberziehen zu sehen. Liegend im Bett im Dunkeln nach draußen schauen. Fand ich toll. Bin dann aber doch eingeschlafen...
    Irgendwann mitten in der Nacht ging ein Alarm los. Keine Ahnung, was da los war - ich habs aber nicht geträumt. Nach ein paar Sekunden, die schlaftrunken dann auch eher wie Minuten vorkamen, ging der Ohrenbetäubende Lärm dann wieder aus. hmmm.

    Wir wurden wie gewünscht um 5:40Uhr, 20Minuten vor dem Planmäßigen Einlaufen in München vom Kabinenwecker wachgetutet.
    Komisch, wir standen in Prien am Chiemsee... hmmm. Na gut, die Sonne geht auf, Nebel, toller Anblick.
    Moment - Prien am Chiemsee? Und in 20Minuten nach München? Genau, das wird nix...

    Nungut, unser Anschlusszug fuhr dank der grandiosen Buchungsleistung der Dame im Kundencenter sagenhafte 40min nach Ankunft des CNL in München ab. Das könnte knapp werden. Das hatten wir bereits am Abend der Zugbegleiterin auf den Weg gegeben. Wir müssen den Anschlusszug bekommen...

    Irgendwann setzte sich der sich der Zug wieder in Bewegung, wir hatten jetzt die 40min Verspätung...
    Als wir in Rosenheim ankamen, stand ein Begrüßungskomitee am Bahnsteig. Ganz in Blau. In Uniformblau. Mit Einweghandschuhen und Pistolen am Gürtel. :/
    Ein Polizeieinsatz. In unserem Zug. hui.
    Wir hatten nämlich in der Nacht mit der Neuzusammenstellung des Zuges ein paar Wagen aus Ungarn hinter der Lok. Und in diesem Wagen saßen eine Menge Leute, die schon viel weiter und viel länger als wir gereist sind. Es waren Flüchtlinge, die die Polizei nun nach und nach aus dem Zug holte und in die zentrale erstaufnahmestelle brachte.
    Das dauerte natürlich.

    Wir erreichten dann mit 80min Verspätung den Bahnhof München. Unser Anschlusszug konnte die 40min dann nicht mehr warten. Ok, darüber rege ich mich nicht auf.
    Jetzt beginnt erst der spannende Teil der Reise...

    Aber wenn CM ist, brüllt der geneigte Kampfautomobilist gern rum und lässt seinen gesamten Ärger über die ScheißRadfahrer raus, die ihrem Hobby nachgehen und nur dumm rumgurken und den ganzen Verkehr aufhalten.

    Hier erdreisten sich so Typen in der Midlife-Crisis mit genügend dickem Geldbeutel dazu, einfach den Verkehr aufzuhalten, wenn sie der Meinung sind, dass sie jetzt mal eine Runde fliegen wollen. Und das ist eine bodenlose... oh, wait, die zahlen ja Steuern, also dann... :P

    Stop. Und radfahrer gefälligst absteigen! keine dusseligen Kunststücke mit Trackstand oder sowas. Absteigen!!!
    Beide Füße von den Pedale nehmen! Bitte neben das Rad stellen! Hören Sie auf, Unfug zu machen und steigen Sie endlich ab! Wie - Reiserad?! Das ist egal. Absteigen. steht da! und nun hopp!



    Allein, um auch nur die Hälfte des Bullshits, der mir auf nur 7 Tagen auf süddeutschen (Fern-)Radwegen untergekommen ist, in Form von zynischen E-Mails an die zuständigen Behörden "abzuarbeiten", bräuchte ich wohl nochmal 5 Tage frei.

    so, ich hab dann mal ein paar Fotos gesichtet und mich wieder an die aberwitzigen "Konstruktionen" erinnert, die den Radfahrer dort erwarten.

    Hier der 2-Richtungsradweg der Via Fausta

    Über die Hindernisschilder mitten auf dem Rad-Fußweg kann man sich amüsieren. Richtig heimisch fühlte ich mich, als ich erkannte, dass es sich um eine Bettelampel handelt. Ich hab den Bettelknopf mal eingekreist...


    Und wenn man glaubt, es kommt nicht mehr schlimmer, fährt man einfach mal 200m auf den "Radwegen" dort.
    Ja, auch hier 2-Richtungsradweg. Welchen Weg die allermeisten Radfahrer wählten, um an den blauen Hindernissen vorbeizukommen, muss ich nicht erwähnen, oder?
    "Packtaschenkiller".


    Eher in die Kategorie "lustig" fällt dann die Auffahrt (Aufschiebe?) zum Fahrradparkhaus direkt am Bahnhof Mestre.
    Pro Tag kostet das Abstellen des Rades locker-flockige 50ct. Wirklich. 50 cent. Und da sitzen mehr oder weniger motivierte Mitarbeiter am Schalterhäuschen, die die Zeit totschlagen, Geld kassieren und Tickets aushändigen, mit denen man (s)ein Fahrrad abholen kann.
    Und damit der letzte Depp bloooooß nicht auf die Idee kommt, die Rampe hoch- oder gar runterzufahren, stellt man ein Schild auf, dass das Rad an der Hand zu führen, vulgo zu schieben ist.
    Und da viele Schilder immer noch besser als nur ein, zwei oder drei Schilder sind, stellt man so viele auf, wie nur irgendmöglich auf die Rampe passen.


    Hier mal das, was einen etwas östlich von Venedig in den ganzen Tourismus-"Zentren" an Radwegen erwartet:

    Der geneigte Leser fragt sich natürlich gleich: "und der Gehweg?"
    Naja, das ist Italien. Damit ist eigentlich alles gesagt.
    Die Touristen trauen sich meist nicht, im Ausland das Arschloch raushängen zu lassen und den Fußgänger niederzuhupen.
    Den Italienern selbst ist es reichlich egal, wo da Fußgänger rumlaufen. Außerhalb von Stadtzentren nimmt die Breitschaft zum zu-Fuß-Gehen ohnehin rapide ab.

    Wer da im Hintergrund den schön dekorierten Kreisverkehr sieht, dem muss sich zwangsläufig die Frage stellen, wie das mit dem Radweg dort gelöst ist.
    Klare Sache - der Radweg führt einfach entgegen der Fahrtrichtung um den Kreisverkehr. Halleluja! :thumbup:

    Aber im Gegensatz zu Deutschland gibts in Italien wohl Zebrastreifen, die auch für Radfahrer gedacht sind.
    da am linken rand das blaue Schild unter dem Fußgängerüberweg-VZ

    Wenn man natürlich auf einer Straßenseite einen 2-Richtungsradweg hat mit derartigen baulichen Trennungen, kommt unweigerlich der Punkt, an dem man den ganzen separierten Mist nun irgendwie entflechten muss, da die ganzen Verkehrsteilnehmer möglicherweise andere Richtungen einschlagen wollen.
    Aber dem Ingenör ist nichts zu schwör. 3 Eimer Farbe, eine handvoll Schablonen und der feste Glaube daran, dass sich die Leute schon nicht gegenseitig über den Haufen fahren werden.

    Wo in Deutschland das Recht des Stärkeren regiert, gilt in Italien noch immer "fahr forsch, aber stets bremsbereit"
    Auf 400km süddeutscher Radwege hab ich nach den ersten 30 [Zeichen 205] -Schildern an einmündenden Feldwegen, Grundstückszufahrten und größeren Kreuzungen aufgehört zu zählen.
    In Italien humpelt die Schilder-Lobby am Bettelstock; es gibt kaum [Zeichen 205] im Straßenraum. So blieb mir bis zur Abfahrt aus Italien unklar, wer denn hier nun Vorrang vor wem genießt. Aber hey - das war auch irgendwie nicht schlimm. Denn dort wurde kaum schneller als 40km/h gefahren.

    Ich hab mich da teilweise nicht über die Straße getraut. Nicht etwa, weil da so viel Verkehr war oder ich den Autofahrern dort nicht getraut hätte. Nein, ich bin Hamburg-Konditioniert. Quere ich hier die Straße, weiß ich, wie weit ein Auto entfernt sein muss, damit ich noch rüberkomme. Jeder fährt 60km/h in Hamburg, Straßenbreite, eigene Geschwindigkeit... da hat man irgendwann den Dreh raus.
    In Italien ist es mir so oft passiert, dass ich nicht die Straße gequert hab, weil "oh, das wir dzu knapp..."
    Nur um dann festzustellen, dass ich in der Zeit nicht nur die Straße locker hätte überqueren, sondern mir unterwegs auf der Fahrbahn noch die Schuhe zubinden können.

    Ja, auch in Italien wird schnell gefahren. 70km/h außerorts werden da so sehr als grober Richtwert aufgefasst wie in Deutschland. Aber innerorts fahren die Italiener dort augenscheinlich gesitteter als die allermeisten Hamburger.


    Neee, in Italien ist wahrlich nicht Radfahrer-Himmel.
    Da ist noch ganz vieles ähnlich schlimm und "au-weia" wie in Deutschland; einiges wohl sogar noch schlimmer. Aber auch jetzt, nachdem ich mir nochmal das ein oder andere Video der LenkerCam angesehen hab, Fotos geguckt und dann auch wieder 100km in Hamburg unterwegs war - das Einsteigen in den Zug nach Deutschland war doch irgendwie so ...
    Das Bild triffts ganz gut ;)

    was mich nachhaltig "beeindruckt" hat:
    Die Straßen in Italien kommen mit ungefähr der Hälfte an Verkehrsschildern aus.

    Anfangs hat mich noch irritiert, dass kaum eine Kreuzung beschildert ist, aber eben nicht Rechts-vor-Links gilt. Die einmündende Straße, die die Vorfahrt beachten soll, hat einfach eine Haltelinie mit einer Reihe kleiner Dreiecke davor auf die Straße gepinselt. Maximal hängt noch ein "Vorfahrt beachten"-Schild dran, das "Hauptstraße"-Schild fehlt aber an der anderen Straße.

    Hast doch ein Fahrrad :P
    2 Tage hin, 2 Tage zurück.

    Oder aber du packst die Gelegenheit beim Schopfe und bewirbst dich in Hamburg auf eine Stelle bei der zentralen Flüchtlingsaufnahme. Ohne Quatsch jetzt - die suchen händeringend Mitarbeiter. Öffentlicher Dienst, halbwegs vernünftig bezahlt - und das Beste: denen ist im Prinzip recht egal, was du gelernt hast. Musst eben entweder mit Menschen (Flüchtlingen) umgehen können, oder aber entsprechende Rechtsvorschriften umsetzen können (Schreibtischtäter also)...

    so, ich hatte die erfreuliche Möglichkeit, mein Fahrrad Im August durch 3 Länder zu bewegen.

    Deutschland (Bayern)
    Österreich
    Italien

    Ums kurz zu machen:
    - überall ist es besser als in Hamburg
    - Österreich nimmt sich bei schwachsinnigen Anordnungen, Wegeführungen und "Ideen" aber absolut nichts mit Deutschland
    - in Italien gibt es kaum Radwege, vorhandene Radwege werden benutzt, oder auch nicht - es ist ALLEN egal.
    - in Italien werden Radfahrer zwar auch bei aufkommendem Gegenverkehr überholt, aber dann wird knallhart die Gegenspur mitbenutzt. Es verbleibt in der Regel mehr Platz zwischen Autofahrer-Radfahrer als Autofahrer-Autofahrer. Überspitzt formuliert: die fahren sich eher die Außenspiegel ab, als dem Radfahrer den Außenspiegel an den Ellenbogen zu knallen.

    - Deutsche Touristen erkennt man zuverlässig am Helm. 95% der Helmträger unterwegs waren deutsche Touristen, die sich entweder am Urlaubsort ein Rad ausgeliehen haben, eines mitgebracht haben oder gleich mit dem Fahrrad angereist sind.

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    Ich habe mich in keinem Land so "sicher", so akzeptiert, toleriert und als gleichwertiger Verkehrsteilnehmer gefühlt wie in Italien.
    Die Italiener kommen augenscheinlich viel viel besser mit langsameren Fahrzeugen zurecht als die meisten Deutschen.

    Das andere Extrem war - erwartungsgemäß - die Großglockner-Hochalpenstraße. 33km bergauf, 15km bergab. Motorräder zahlen knapp 25,- als Tagesmaut, Autofahrer sind mit 35,- dabei. Und genau so wird sich dort auch benommen. "ICH habe bezahlt, also will ICH auch vorankommen mit MEINEM KRAFTfahrzeug!"
    Da sind durchaus einige Radfahrer im Berg unterwegs. wirklich nicht wenige. Aber da wird gnadenlos vorbeigezogen an den Radfahrern, ganz egal, ob da eine Kurve voraus ist, um die ein Motorradfahrer bergab mit 80km/h geschossen kommen kann. Ganz besonders erbarmungslos waren regelmäßig die Reisebusse. In einer Serpentinenkurve noch überholen müssen und den Radfahrer an den Rand der Straße drängen. Leitplanken gibts da wenige. Manchmal auch ganz gut so ||

    Leider sind meine Fotos ausm Urlaub alle nix geworden ;(
    Wir hatten uns nämlich bereits am 2. Tag der Reise überlegt, ob wir nicht einen Kalender konzipieren sollten mit den schwachsinnigsten Radverkehrsführungen und -vorschriften, den dümmsten Schildern und selbst gebastelten Verkehrszeichen. Vorn aufm Kalenderblatt das Foto, hinten drauf der entsprechende VwV-Absatz, mit dem der Unfug auf dem Foto dann erläutert wird.
    Am 3. Tag der Reise hätten wir genügend Bildmaterial zusammengehabt, um statt 12 Kalenderblätter gleich 52 gestalten zu können.
    Wenn wir noch ein paar Tage länger in Deutschland unterwegs gewesen wären, hätte es bestimmt zu einem Tageskalender gereicht.

    Crowdfunding dafür und schon bekommt die zuständige StVB des Crowdfunders so einen Kalender gratis :P

    Nachdem ich letzte Woche die Stadt Schenefeld auf eine Baustelle aufmerksam gemacht habe, durch die der benutzungspflichtige Radweg führt, und bei der die Fahrbahndeckschicht abgefräst wurde, was ca. 5cm+ hohe Kanten im Bereich der "abgesenkten" Bordsteine zur Folge hat...
    Ich angedroht habe, meine mir entstandenen Kosten geltend zu machen - ich bin da nachts um 22:00 reingefahren und hab das erst gemerkt, als sich meine Felgen laut schreiend über die hohen Kanten beschwerten...

    Jedenfalls hat Schenefeld umgehend gehandelt und die Stelle entsprechend beschildert.

    herrlich.
    Hält sich natürlich niemand dran - wieso auch, das Schild entfaltet bekanntermaßen keine rechtliche Wirkung.
    Ergebnis ist dann das hier:

    Aber hey, das ist schon ok so, sind ja nur scheiß Radfahrer.

    Ich hab das jetzt mal nach Pinneberg eskalieren lassen. Wenn die nicht vollkommen bescheuert sind, erkennen die dort, dass monatelange Nichtnutzbarkeit eines Radweges mit B-Pflicht auch irgendwann die Notwendigkeit der B-Pflicht als solches in diesem Abschnitt in Frage stellen könnte...

    ich hab jetzt mal im Hamburger Allris nachgeschaut.
    hier die Kenntnisnahmeverschickung:

    im verlinkten PDF ganz unten dann die Pläne.
    die reden von 3,08m Resdtfahrbahnbreite incl. 12cm Markierung Schutzstreifen.
    ich habe eine geringere Restfahrbahnbreite gemessen. Warum? In Fahrtrichtung links (zum begrünten Mittelstreifen) endet die obere Deckschicht ca. 20cm vor dem Kantstein. Diese 20cm sind also "Rinnstein", dienen der Abführung von Regenwasser ins Sielsystem. Da fährt doch keiner.

    Beim Radverkehr wird sowas regelmäßig eben nicht zur Verkehrsfläche gezählt. Bei Fahrbahnen schon?

    Besonders interessant:
    Die Anwohner beschweren sich darüber, dass der unbefestigte Seitenstreifen zwischen Gehweg und Fahrbahn befestigt werden soll. Wegen der Parkplätze. Und sie beschweren sich auch, dass der Gehweg breiter wird, bis an die eigenen Grundstücke heran gepflastert wird. Wegen der Parkplätze.
    Aber gegen die Legalisierung des Gehwegparkens war dann niemand. Super.

    Ich weiß echt noch nicht, was ich der StVB da genau an den Kopf knallen will...

    ich hab jetzt mal nachgemessen:

    beide Seiten sind identisch ausgestaltet.

    Schutzraum zu parkenden KFZ: 40cm
    Breite Schutzstreifen: 110cm
    verbleibende Restbreite der Fahrbahn links vom Schutzstreifen: 265cm

    Die Straße wurde nicht umgebaut.
    Man hat ein paar Linien auf den Asphalt und den Gehweg gepinselt und zwingt dank passender (Nicht-)Beschilderung alle Radfahrer ausnahmslos auf den Todesstreifen.

    vorher [Zeichen 239][Zusatzzeichen 1022-10] - jeder Radfahrer konnte wählen, ob Mischverkehr auf der Fahrbahn oder ggfs. Schritttempo auf dem Gehweg.
    jetzt darf jeder Radfahrer wählen, ob er absteigt und auf dem Gehweg schiebt, oder aber auf dem Schutzstreifen fährt, bei dem alle Autos brav mit 50cm Abstand überholen. Oder aber ob der Radfahrer die 1,2m Sicherheitsabstand zu parkenden KFZ einhält und links neben dem Schutzstreifen fährt, angefeuert durch ermutigendes Hupen des folgenden KFZ.

    Die ERA schweigt sich übrigens zu Schutzstreifen auf ein-richtungs-Fahrbahnen aus.
    Dies verwundert letztendlich auch nicht, wenn man sich mal die Ausführungen zu Schutzstreifen dort durchliest.
    Schutzstreifen werden auf Fahrbahnen aufgetragen, die für Radfahrstreifen zu schmal sind. In jeder dort aufgeführten Variante kann der überholende Autoverkehr genügend Abstand zum Radfahrer halten, weil die Gesamtfahrbahnbreite dies hergibt. Wahlweise mit oder ohne Mittelmarkierung.

    Hier hat der KFZ-Verkehr physisch keine Möglichkeit, diesen Abstand zu Radfahrern einzuhalten.

    Im Übrigen kann ich Ihre Aussage gerade nicht einordnen.

    In der Ebertallee gibt es einen Schutzstreifen.
    Was ich von Schutzstreifen im Allgemeinen halte, brauche ich sicher nicht zu wiederholen. Hier wirds in meinen Augen aber schon arg gefährlich.

    Dank StreetView kann man sich die Sache mit Stand 2008 ansehen.
    1 Fahrbahn je Fahrtrichtung.
    rechts ein Gehweg auf dem kampfgeparkt wird
    links ein ... Dreckstreifen, auf dem kampfparken ebenfalls geduldet wurde, lediglich Abschnittsweise Poller gesetzt sind, um das Restgrün zu bewahren.


    Stand 2015:
    1 Fahrbahn je Fahrtrichtung
    rechts ein Gehweg auf dem jetzt legal geparkt wird.
    links ein Dreckstreifen auf dem legal geparkt wird.
    Schutzstreifen am rechten Fahrbahnrand, restliche verbleibende Fahrbahnfläche = 3m

    Was passiert?
    der Radfahrer fährt auf dem Schutzstreifen, der Autofahrer überholt. Seitlicher Abstand von 1,5m? physikalisch nicht möglich. Da muss der Radfahrer schon so weit rechts fahren, dass sein rechtes Lenkerende die Außenspiegel touchiert. Gleichzeitig muss der Autofahrer mit SUV & Co so weit links fahren, dass sein Außenspiegel fast an die parkenden Fahrzeuge schlägt.

    Gut, man kann jetzt argumentieren, dass der Autofahrer gemäß §1 StVO in Verbindung mit §5 Abs.4 StVO den Radfahrer eben nicht überholen wird.
    ... Und den Weihnachtsmann gibts wirklich. :whistling:

    Tatsache ist, dass genau das hier passiert:

    und das war eine Stelle, an der ich schon weit rechts fuhr, weil keine parkenden PKW rumstanden.

    Hier wird vielleicht deutlich, warum ich den Schutzstreifen für mehr als fragwürdig halte.
    Es ist nämlich genau 0cm Platz zu Schutzstreifen. Genau genommen fährt das KFZ gerade mit den Außenspiegeln im "Luftraum" des Schutzstreifens.
    So wirklich einen Vorwurf kann man dem Fahrer bei der Fahrbahnbreite auch nicht machen. Links ist auch kaum noch Platz!

    selbst bei einem "normalen" PKW sieht die Situation nur bedingt besser aus:

    Das sind zwar mal knappe 40cm von der Außenspiegelkante bis zum Schutzstreifen - aber wo fährt der Radfahrer bitteschön dann?

    Stichwort: Dooringzone.

    Und: ich hab mir noch nichtmal den realen Kick gegeben. Der besteht nämlich darin, sich hier vom Bus der Metrolinie 1 überholen zu lassen!
    Der schöpft mit seinen 2,50m Breite nämlich die maximal zulässige Breite eines Fahrzeuges nahezu aus.
    ---

    Ich habe mir sodann heute den "Spaß" gegönnt, mal bei der zuständigen Straßenverkehrsbehörde im wenige 100m entfernten PK25 anzurufen.

    Der Mitarbeiter der StVB gab mir auf meine Nachfrage, wie ich mich denn dort als Radfahrer korrekt verhalte, keine Antwort. Es wurde lediglich auf den §1 der StVO verwiesen. Mein Hinweis, dass der Schutzstreifen wegen der daneben parkenden Autos nicht benutzbar sei, wurde als "Die Autos parken nicht innerhalb der markierten Parkflächen" verstanden. Und dafür könnte die Polizei nun absolut nichts.
    Vielmehr wunderte man sich über meine Beschwerde. Denn der ADFC hätte sich äußerst lobend über die Ausführung des Schutzstreifens geäußert.
    Und man gebe zu bedenken, dass man es nunmal nicht allen Verkehrsteilnehmern recht machen könne. Vielmehr habe man hier an die Fußgänger, gerade die Mobilitätseingeschränkten gedacht.

    Gut, hier habe ich versäumt, nachzufragen, wie denn die Legalisierung von Gehwegparken eine positive Auswirkung auf die Belange von Fußgängern hätte.

    Meine Beschwerde an der Situation wurde genau 0 nachvollzogen. Ich könne aber meine Hinweise gerne an das Funktionspostfach der StVB schicken, man würde das dann an Herrn XXXX vom zuständigen ADFC-Stadtteil weiterleiten.
    Ernsthaft! Auf meinen Hinweis, dass ich die email auch selbst an Herrn XXXX vom ADFC schicken kann, Herr XXXX aber letztendlich nunmal nicht verantwortlich ist, sondern die StVB, kam dann ein "naja, ich würde das dann natürlich auch an die entsprechenden anderen Stellen weiterleiten".

    Und natürlich kam es "bisher an dieser Stelle noch nie zu Konflikten".
    Ich stand so kurz davor, nachzufragen, warum denn dann gestern Polizei und RTW am Ende der Ebertallee standen und sich mehr (RTW) oder weniger (Polizei) gut um die Radfahrerin kümmerten, die da kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand, weil da ein Bus mit 10cm Abstand überholt hat.

    Sieht da irgendjemand irgendwelche Vorschriften verletzt?
    Da ist regelkonformes Überholen von Radfahrern nicht möglich! Hilfe!

    Und noch mal Schenefelder Radwege auf Seite 8. Ob nun der Ring 3 dort wirklich so umgebaut werden muss, kann ich aus der Ferne nicht beurteilen, da weiß @DMHH sicherlich mehr.

    Das ist Hamburger Gebiet. :)
    Im "Schenefelder Boten" taucht das nur auf, weil dieses kostenlose Käseblatt einfach 3x gedruckt und in die Briefkästen gestopft wird.
    Schenefelder Bote, Luruper Nachrichten, Osdorfer Kurier.
    Immer das selbe - nur mit anderem D(r)eckblatt.

    Und weil auch so wenig passiert in diesen Stadtteilen bzw. der Gemeinde Schenefeld, müssen die eben so beschissene Leserbriefseiten drucken, damit sich der Pöbel empören kann.

    Manchmal glaub ich, dass man am besten im Juni bei Hagenbecks Tierpark einbrechen und die lustigsten gefährlichen Tierchen einpacken und in den kommenden Wochen an verschiedenen Stellen der Stadt aussetzen sollte.
    Dann wär das Sommerloch mit anderen Sachen gefüllt, über die sich der Stammtisch aufregen kann.

    Legaler wär wohl die Möglichkeit, gezielt Pressemitteilungen zu fälschen und in Umlauf zu bringen.
    "A7-Tunnel zu teuer - Bund plant Neubau an Schenefeld vorbei"
    oder
    "Flughafenerweiterung klammheimlich beschlossen. Dritte Startbahn in Niendorf!"

    in Karlsruhe sind einige andere Fußgängerzonen auch für Radfahrer freigegeben. Teilweise dauerhaft, teilweise zeitlich beschränkt.
    Vielleicht war den Verantwortlichen hier der Wald an Masten in der Fußgängerzone zu kritisch? :D

    Nicht, dass nachher noch ein Radfahrer gegen so einen Tarngrauen Mast fährt, wenn man die Fußgängerzone freigibt.


    Ich hab noch mehr lustige Fotos aus der Stadt in petto 8o
    mal gucken, was hier noch so landet ;)

    Zumindest kreativ sind sie, die Karlsruher Behörden. Wollte das Bild erst "mit dem Radverkehr gehts abwärts" überschreiben, bis ich vor Ort den tieferen Sinn dieser Anordnung begriffen habe.
    Aber nicht, weil ich Radfahrer da links hab entlangfahren sehen - nee, die sind alle durch die Fußgängerzone durch.