Beiträge von UliB

    Und weil ich den völlig utopischen Sprung nicht schaffe, verzichte ich auch auf den kleinsten Trippelschritt?

    Das ist genau der Punkt, der mir auch bei @DMHH etwas aufgestoßen ist. Es ist relativ einfach, aufzuzeigen, was schief läuft. Das bringt einen aber dem Ziel kaum näher. Viel schwieriger ist es hingegen eine realistische, gangbare Alternative aufzuzeigen, wie man etwas ändern kann.

    Natürlich wäre Regelgeschwindigkeit 30 km/h innerorts hervorragend geeignet, den Radverkehr zu fördern. Natürlich würden sich dann mehr Radfahrer auf die Fahrbahn wagen. Mittelfristig ist Tempo 30 aber politisch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht umsetzbar. Und @Hane , mit Verlaub, bist du schon einmal in Hamburg Rad gefahren? Hier herrscht eine dermaßen große Aggressivität auf den Straßen, würdest du das Verkehrsklima kennen, hättest du ganz sicher auch deine Zweifel am Erfolg einer Pro-Fahrrad-Kampagne.

    So eine Kampagne müsste über Jahre gehen und über den kompletten Zeitraum sehr präsent sein. So lächerliche "Ich sehe dich"-Kampagnen (Miniplakate ohne Signalwirkung einen Monat lang dünn über die Stadt verteilt), wie sie in Hamburg veranstaltet werden, haben auf jeden Fall ziemlich genau gar keinen Effekt.

    Welchen Schluss zieht man dann daraus? Mit den Schultern zucken und sich denken "ich komme ja auf der Fahrbahn klar"? Oder doch eher vernünftige Infrastruktur fordern? Und das bedeutet für mich ziemlich genau das Gegenteil von "weiter machen, wie die letzten 40 Jahre". Die letzten 40 Jahre wurden Radwege für den KFZ-Verkehr gebaut. Die Forderung ist natürlich, Infrastruktur für den Radverkehr zu bauen.

    Und diese Koinzidenz, die deiner Meinung nach fehlinterpretiert wird, existiert seltsamerweise in allen Städten mit hohem Radverkehrsanteil. Ich lasse mich da (mit Quellenangabe) gerne eines Besseren belehren.

    Noch kurz zu den Staus, die du in Kopenhagen kritisierst: Auch Kopenhagen ist in einer Übergangsphase. Es werden auch Radwege verbreitert, die aus deutscher Sicht vorher bereits absurd breit waren. Und den Dänen traue ich auch den nächsten Schritt zu: Die Fahrbahn für den motorisierten Verkehr zu sperren um Fahrradstaus zu vermindern.

    Keine zwei Meinungen. Aber das dicke Brett bekommt man auch nicht gebohrt indem man im ersten Schritt alle Radfahrer auf die Fahrbahn schickt. Auf die Art sinkt der Radverkehrsanteil eher. Leider muss man sich in dem Zusammenhang auch damit auseinander setzen, dass der Mensch in weiten Teilen nicht rational funktioniert.

    Es ist natürlich auch schwierig KFZ raus zu nehmen wenn sich die Leute nicht aufs Fahrrad trauen. Möglichst viele Autofahrer auf den ÖPNV zu verlagern um ihnen dann hinterher das Radfahren schmackhaft zu machen? Irgendwie nicht, oder? Wie willst Du die Übergangsphase gestalten bis Geschwindigkeit und KFZ in ausreichendem Maße rausgenommen sind?

    Wie es nicht funktioniert, wie in HH versucht wird, sich als fahrradfreundlich darzustellen ohne die eigentlichen Probleme anzufassen weil es Platz für den MIV kosten würde. Das weiß ich auch. Das dicke Brett zu bohren heißt den Übergang zu einem neuen Modal Split zu gestalten. Einen anderen Weg als den Kopenhagener sehe ich da ehrlich gesagt nicht. Inklusive separater Infrastruktur an Hauptstraßen. Und natürlich inklusive diverser Maßnahmen, die den MIV unattraktiver machen.

    Wer fordert hier, so weiter zu machen, wie die letzten 40 Jahre? Die Frage ist doch eher: Wie bekomme ich die letzten 50 Jahre aus den Köpfen der Verkehrsplaner und -teilnehmer raus?

    Wie würdest Du denn die Angst vor Autos (realistisch) bekämpfen wollen?

    Ich lese das nicht so, dass @Malte Radwege für sicherer, als die Fahrbahn hält. Er ist vielmehr zum Schluss gelangt, dass eine echte Verkehrswende in Richtung Fahrradstadt nur mit eigener Fahrrad-Infrastruktur gelingen kann. Zu der gleichen Erkenntnis bin ich zwischenzeitlich auch gelangt. Vorher war ich ganz Deiner Meinung, @Hane . Bei der ganzen Pro-Fahrbahn-Argumentation darf man den Faktor der subjektiven Sicherheit nicht außer Acht lassen. Wenn Mensch sich auf der Fahrbahn subjektiv unsicher und gefährdet fühlt, wird er sie meiden. Auch wenn das heißt, dass er viel unsicherer und zudem verbotenerweise auf dem Gehweg fahren "muss". Eher wird er auf das Fahrrad verzichten, als sich auf die Fahrbahn zu wagen.

    Ich habe in meinem Umfeld auch fast ausschließlich Fahrbahnverweigerer. Entweder fahren sie gar kein Rad weil das viel zu gefährlich sei oder sie benutzen jeden auch noch so besch...eidenen Radweg.

    Im Endeffekt hat mich tatsächlich eine Frage an mich selbst zum umdenken gebracht: Würde ich meinem (hypothetischen) elfjährigen Kind erlauben, meinen Arbeitsweg so zu fahren, wie ich es (zu 99% im Rahmen der StVO) tue? Ich musste mir mit einem klaren nein antworten.

    Ohne jetzt irgendwelche Klischees bedienen zu wollen: Wen sieht man denn auf der Fahrbahn Rad fahren? Junge, sportliche Männer und ihre älteren Pendants. Frauen? Senioren? Kinder? Fehlanzeige! (Ausnahmen bestätigen die Regel.) Ich denke, man muss nicht großartig mit Prozentpunkten jonglieren um zu dem Schluss zu kommen, dass sich nur ein recht geringer Anteil der Radfahrer auf die Fahrbahn traut. Die Angst sitzt tief und bei jedem Versuch, sie zu überwinden findet sich ganz sicher mindestens ein automobiles A...loch, das sie noch verstärkt.

    Ich komme klar auf der Fahrbahn. Ein Großteil der Radfahrer aber eben nicht. Und dem muss Radverkehrspolitik und eine Fahrradstadt Rechnung tragen. Nur so kann der Modal Split in Richtung Fahrrad verschoben werden. Es ist einfach nicht sinnvoll, alle Radfahrer auf die Fahrbahn zu schicken, wo (aus der Hüfte geschossene) 20% der potentiellen Radfahrer klar kommen. Wer soll den anderen 80% erklären, dass sie ihr Sicherheitsbedürfnis in die falsche Richtung treibt, dass sie sich mal diverse Studien reinziehen sollen, dass sie einfach nur zu unsicher sind und dass hupende Autos niemanden überfahren? Mal abgesehen davon, dass das ganz sicher niemand hören will.

    Man muss sich schon auch bewusst sein und bleiben, dass man sich hier und auch anderswo, wo Radverkehr diskutiert wird, in einem sehr ausgewählten Kreis bewegt. Radverkehrspolitik nur für diesen kleinen Kreis verfehlt ihr Ziel.

    Im Normalfall dürften lediglich die Streuscheiben mit den Fußgängern drauf durch welche mit Fußgängern und Fahrrädern ersetzt werden. <X Dafür müssen keine Räumzeiten angepasst werden.

    In den seltensten Fällen wird es separate Fahrradampeln geben. Das ist nämlich wirklich (zu) aufwändig. Es geht schließlich nur um Radfahrer. Das sind diese Fußgänger, die zu faul zum laufen sind.

    Das ist nicht ganz richtig. Ich hab ja auch geschrieben, dass der Parkstreifen durch die Bäume quasi inklusive ist. Bei den Street-View-Bildern aus CPH fiel mir aber auch auf, das der Gehweg recht knapp bemessen ist.

    Wenn man an der Stelle zwischen den Bäumen noch 4 m für den Radverkehr abzwackt soll der Linienverkehr noch mit Tempo 50 fahren können? Wahrscheinlich waren die 20 m schlecht geschätzt.

    Ich gebe Dir aber vollkommen Recht: Das größte Problem im Mühlenkamp ist der (falsch parkende) ruhende Verkehr. Aber vielleicht ändert ja das personell erstarkte Parkraum-Management diese Situation mit der Zeit.

    Ok, ich meine natürlich das Nadelöhr. Wie breit wird das wohl sein? 20 m? Ich kann das auf Bildern immer nur schwer schätzen. Den Blog hast Du gelesen?

    Wie ich schrieb: nimm davon 10 m für Fuß und Radverkehr weg, Platz für Bushaltestellen und zumindest einen Parkstreifen braucht man sicher auch noch - ist aber ohnehin inklusive weil in HH keine Bäume gefällt werden (da war CPH teilweise auch etwas sehr gründlich - meiner Meinung nach). Gehen also nochmal ca. 3 m ab. Bleiben maximal noch 7 m für den motorisierten Verkehr. Das reicht nicht für zwei vollwertige Spuren. Zumindest nicht mit Linienverkehr.

    Bei den restlichen Vergleichen weiß ich ehrlich gesagt nicht ganz, auf was Du hinaus willst.

    ...weil sie sich die wahren Konsequenzen nicht im Traum ausmalen können.

    Die IHK sorg ja dafür, dass ihre Mitglieder vorsorglich Insolvenzantrag stellen, sobald ein einziger Parkplatz weg fällt. Dabei bummelt es sich mit etwas Aufenthaltsqualität doch gleich viel schöner und damit länger. Und Radfahrer scheinen ja auch ganz gute, wenn nicht sogar bessere Konsumenten, als Autofahrer zu sein.

    Das passt aber einfach nicht in das konservative Weltbild, nach dem Straßen mit wenig Autoverkehr quasi tot sind.

    Das Thema Mühlenkamp erinnert mich ganz stark an den Reclaim-The-Streets-Blog-Beitrag, der hier vor kurzem verlinkt wurde. Beim Mühlenkamp ist genau das Problem des Platzmangels gegeben, das in dem Artikel thematisiert wird.

    Wenn man den Straßenraum von außen nach innen plant, 3 m für Fußgänger und 2 m für Radfahrer vorsieht, sind schon 10 m vom Straßenquerschnitt belegt und so wenig Raum für motorisierten Verkehr, dass die Fahrradinfrastruktur nicht mehr benötigt wird. Sie macht sich also selbst überflüssig. Bleibt also nur ein Weg: die deutliche Reduzierung des motorisierten Verkehrs auf diesen Straßen. Zwangsabbieger, Einbahnregelungen (natürlich mit Freigabe für Radler) und ähnliche Maßnahmen dürften da durchaus hilfreich sein. So weit ist die Politik aber leider noch nicht.

    Zu 11:58: Dermaßen "aggressiv" seine Vorfahrt zu verschenken hilft aber auch niemandem. Vielleicht glaubt der Gute demnächst sogar, er hätte Vorrang gegenüber den geradeaus fahrenden Radfahrern. An der Stelle hatte ich Dein Verhalten tatsächlich auch überhaupt nicht verstanden als ich mir das Video angesehen habe. An Einmündungen fahre ich sehr viel selbstbewusster, nehme auch nicht viel Geschwindigkeit raus.

    Natürlich ist Prio eins noch bremsen oder ausweichen zu können. Prio zwei ist dann aber auch schon eindeutiges Verhalten. Das Bewusstsein, dass man an der Einmündung Vorfahrt hat auch durch die Fahrweise deutlich machen. Ganz nach dem Prinzip des "Manövers des letzten Moments" in der Seefahrt: Eindeutig verhalten und erst im letzten Moment auf die Vorfahrt verzichten um einen Zusammenstoß zu vermeiden. Wenn ich die Situation früh genug kommen sehe, benutze ich auch meine Stimme als Hupe: "Ööööy!" Führt fast immer zu einer erschrockenen Vollbremsung. Ich denke mir, dass die Angebrüllten zumindest eine gewisse Zeit lang etwas mehr auf bevorrechtigte Radlinge achten.

    Aber die Krankenschwester von nebenan weiß das natürlich alles besser!

    Weil sie ganz genau weiß, dass Patient XY, der mit einem schweren Schädel-Hirn-Trauma eingeliefert wird mit Helm unversehrt geblieben wäre. Das sagt einem ja schon der gesunde Menschenverstand.

    In dem Zusammenhang finde ich den Teilsatz "...welchen Unterschied es macht, ob ein Kopf aus zwei Metern Höhe mit oder ohne Helm auf den Boden aufschlägt." sehr interessant. Das ist nämlich der gleiche Fehler, der bei der Festlegung der Norm für Fahrradhelme gemacht wurde. Es wird mit einem senkrechten Aufprall von oben getestet. Eine Belastung, die bei einem Fahrradunfall nur extrem selten auftritt. Im echten Leben kommen die Einschläge viel eher von der Seite, vorne oder hinten. Zusätzlich wirken auch noch Rotationskräfte auf den Helm. Alles doch eine ganze Ecke komplexer.

    Darum gebe ich auch nicht wirklich viel auf die Aussagen von Unfallärzten wenn es um die Wirksamkeit von Fahrradhelmen geht. Schließlich kennen sie im Normalfall den Unfallhergang überhaupt nicht.

    Und schon sind wir mitten drin in einer klassischen Helmdiskussion.

    gelten ja nicht. nach Auffassung der VD ist dieser freie Rechtsabbieger kein freier Rechtsabbieger, sondern eben eine parallele Fahrbahn. Und an der gibt es eben einen FGÜ. fertig. Damit ist da eben nichts unklar. ein ganz normaler FGÜ an einer Straße mit einseitig begleitendem Radweg. Wie es viele davon gibt.

    Und genau den Unsinn, dass das eine eigene parallele Fahrbahn ist, hat das VG Hannover kassiert. Und die Furt als "Hinweis, dass da ein Radweg ist", ohne rechtliche Bewandtnis ist ja auch mal eine lustige Interpretation. Und eine Gefahr eines Eigentores in Sache Benutzungspflicht sehe ich an der Stelle auch nicht. Das ist so eine fette Kreuzung mit dermaßen viel Verkehr - da bekommt man auch in letzter Instanz keine RWBP weggeklagt.

    Auch Werbefahrräder stehen gerne quer auf dem Radweg, damit sie besser gesehen werden, z.B. an der Hoheluftbrücke. Wie heißt noch der neue Fahrradlieferdienst?

    Sehr geil finde ich auch ein Werbefahrrad von Greenpeace, das jetzt schon seit mehreren Jahren einen nicht wirklich gut sichtbaren Fahrradbügel in der HafenCity blockiert. An einer Ecke wo Frühjahr bis Herbst massenweise Fahrräder nicht angeschlossen abgestellt werden weil kein Platz mehr ist.

    OK, ist nur ein Stellplatz. Aber wir reden hier über den Klimaretter Greenpeace! Hinweise per Email oder Twitter, ihr Handeln mal mit ihren Zielen abzugleichen, werden einfach ignoriert. Strategie: "duck and cover".

    Der Streifen ist doch nur deshalb in der Mitte weil de Straße so schmal ist. Abgesehen davon ist es doch gar nicht so unüblich (wenn es dann mal vernünftig gemacht wird) die Grenze des Dooring-Bereichs zu markieren.

    Die haben doch echt einen an der Klatsche. Häufig ist ja die Frage "muss denn erst was schlimmes passieren?" In diesem Fall ist schon was schlimmes passiert und der Schutzstreifen soll trotzdem zurück gebaut werden??? OK, kann man machen. Dann müssen aber die Parkplätze weg.