Das Handelsblatt plädiert scheinbar dafür, Datenschutz generell abzuschaffen und behauptet, es sei für die Wirtschaft unbedingt nötig, immer mehr und mehr personenbezogene Daten zu erheben/speichern/verarbeiten usw.
Dem widerspreche ich. Man kann sehr vieles ohne personenbezogene Daten erreichen. Und man kann personenbezogene Daten anonymisieren, dann braucht man auch keine Einwilligung und kann damit tun was man will.
Wenn man doch eine Einwilligung braucht, dann muss man nunmal die Betroffenen davon überzeugen, dass man ihre Grundrechte respektiert und mit den Daten sehr sorgsam umgeht.
[edit]Und es gibt immernoch DSGVO/6/1/b bis DSGVO/6/1/f, womit häufig Daten ohne Einwilligung verarbeiten darf.[/edit]
Andererseits ist es auch schon vor der DSGVO so gewesen, dass die meisten Menschen sich nicht wirklich für den Schutz ihrer Daten interessieren und Facebook&Co füttern.
Ich gebe übrigens nur in Ausnahmefällen mein Einverständnis nach DSGVO/6/1/a. Google und Facebook haben z. B. keines bekommen. Amazon hat mich noch nicht gefragt.
D.h. Facebook nutze ich nicht mehr. Google ist im noscript auf "block".
Es wird auch gerichtlich geklärt werden, in wieweit diese Unternehmen überhaupt auf einer Einwilligung durch den User bestehen dürfen, Stichwort "Kopplungsverbot".
Was mich auch intessiert: Wenn eine Webseite ungefragt Content von sagen wir mal Google lädt, z. B. eine google-maps-Karte, ist das ohne Einwilligung durch den User erlaubt? Welche Gewissheit habe ich als User der Webseite, dass Google ordentlich mit meinen Daten umgeht?
Ich behaupte, dass es hierfür keine Rechtsgrundlage gibt:
a) nein
b) nein
c) nein
d) nein
e) nein
f) vielleicht. Was wiegt stärker, meine "Interessen oder Grundrechte und Grundfreiheiten" oder die "berechtigten Interessen des Verantwortlichen"? Wenn der Verantwortliche selbst meine Daten verarbeitet, nicht weitergibt und zügig wieder löscht, ist das für mich in Ordnung. Wenn meine Daten ungefragt an Google ausgeleitet werden, mit anderen Daten verknüpft werden und vermutlich nie gelöscht werden, finde ich das nicht so toll.
Der Verantwortliche könnte einen statischen Kartenausschnitt nutzen. Oder die Karte weglassen. Er könnte mich fragen, ob ich mir die Karte bei Google (oder woanders) angucken möchte. Oder er könnte einen datenschutzfreundlichen Kartendienst nutzen, der meine Grundrechte respektiert.
Die Firma für die ich gerade schaffe, benutzt Google Maps auf der Webseite. Ich werde das Thema dort mal anstoßen und gucken was bei rauskommt.
Wir haben als Menschen und User ein mächtiges Werkzeug in die Hand bekommen, mit dem wir endlich das Thema Datenschutz in Ordnung bringen könnten. Und in der EU haben wir auch eine (meistens) funktionierende Judikative, mit der der asymmetrische Krieg "Mensch gegen Großkonzerne" nicht aussichtslos erscheint.