Beiträge von Jonas

    Nur das die Schuldverteilung zwischen zwei Unfallteilnehmern und mögliche Regressforderungen seitens der Versicherungen bei grober Fahrlässigkeit zwei verschiedene Paar Schuhe sind. Das "Übersehen" beim Abbiegen und (leicht) überhöhte Geschwindigkeit werden bisher nicht als grobe Fahrlässigkeit gesehen und sind daher ja auch klassische Haftpflichtfälle. Insofern ändert sich bei den von dir genannten Fällen nichts.

    Bei sowas sollte die Staatsanwaltschaft mal prüfen, ob da nicht Mordmerkmale erfüllt sind, z.B. Heimtücke. Außerdem strotzt der Artikel mal wieder vor victim blaming.

    Wenn so'n Radfahrstreifen 2m breit ist und rechts davon nochmal 2m Fußweg sind, haben unsichere Radfahrer wirklich ein Problem damit? Brauchen die wirklich eine bauliche Trennung, auch wenn die nur darin besteht, den Weg 10cm höher zu legen?
    Ich kann mir das kaum vorstellen.

    Wenn man sich so manchen Zeitungsbericht anschaut, finden einige Radfahrer das Fahren auf der Fahrbahn generell unsicher, z.B. die Kommentare hier:

    Oder hier:


    Strizzi ist aber der Meinung, dass sich die Verkehrsbehörden durch die aufgehobene allgemeine RWBP "zurücklehnen" und keine Veranlassung mehr für den weiteren Ausbau der Radinfrastruktur sehen. Überdies "schießt" er gegen den ADFC, der den Radfahrern empfiehlt, soweit möglich/nötig auf der Fahrbahn zu fahren (was Du ja auch zu tun scheinst). Des weiteren ist er gegen Radfahrstreifen auf der Fahrbahn. Das erschließt sich mir auch in keiner Art und Weise. Wahrscheinlich sind Radfahrstreifen tatsächlich meist günstiger anzulegen, als baulich getrennte Radwege. Billiger ist aber nicht unbedingt schlechter. Natürlich sind viele der Hamburger Schutzstreifen eher "Gefährdungsstreifen". Zu eng und zu dicht an geparkten Fahrzeugen. Schutzstreifen finde ich auch nur bedingt sinnvoll. Was allerdings gegen Radfahrstreifen spricht? ... keine Ahnung.

    Seine Sicht basiert anscheinend hauptsächlich darauf, dass er verneint, was für Alltagsradler, die sich trauen, die Fahrbahn zu benutzen eine selbstverständliche Tatsache ist: Auf der Fahrbahn wird man von motorisierten Verkehrsteilnehmern besser wahrgenommen als auf einem baulich getrennten Radweg, der meist hinter geparkten Autos und Grünstreifen liegt. Von über Radwege führenden Ein- und Ausfahrten will ich gar nicht erst anfangen.

    Meine Zustimmung zu Strizzi bezog sich auch eher darauf, dass nicht jeder Radfahrer auf der Straße fahren will und es auch berechtigte Interessen für eine Trennung des Verkehrs gibt. Dabei würde ich sogar die gefühlte Sicherheit als berechtigtes Interesse sehen, denn wer will im Verkehr schon permanent Angst haben. Ansonsten stimme ich auch dir zu, bei den zugrundeliegenden Prinzipien unterscheiden sich Strizzis und meine Meinung schon. Was Radwege angeht, halte ich es ziemlich flexibel: In Münster und auf dem Alltagsrad benutze ich die meisten Radwege, weil die Autofahrer hier mit Radfahrern auf der Straße gar nicht klarkommen, man dafür dank "Safety by numbers" auf dem Radweg aber auch relativ sicher unterwegs ist. Mit dem Rennrad meide ich Radwege innerorts, benutze aber z.B. gutausgebaute Radwege entlang von Bundesstraßen, wobei ich die Bundesstraßen nach Möglichkeit auch meide.

    Ich kann nicht erkennen, in wiefern Du Dich da auf Vorstadt Strizzis Seite schlägst. Außer der Kleinigkeit, dass Du nicht explizit zwischen gefühlter und reeller Sicherheit unterscheidest, kann ich Dir nämlich vollkommen zustimmen. Strizzi hingegen nicht - gerade, was seine Ansicht bezüglich der Rechtslage angeht.

    Auf Strizzis Seite sehe ich mich insofern, dass eine große Mehrheit der Radfahrer offensichtlich auf dem Radweg fahren will. Auf den Unterschied zwischen gefühlter und reeller Sicherheit bin ich nicht eingegangen, weil ich glaube, dass die Situation eben nicht so einfach ist, wie sie dargestellt wird. Wer als Radfahrer sehr defensiv fährt, wie es die Polizei immer fordert, d.h. auch auf der Vorfahrtstraße auf sein Recht verzichtet und immer schön brav nach links und rechts schaut, der dürfte die Gefährdung durch abbiegende Kfz stark minimieren, so dass kein großer Unterschied zwischen gefühlter und reeller Sicherheit besteht. Dass das kein sinnvolles Verhalten ist, um schnell von A nach B zu kommen, ist mir klar. Viele, gerade unsichere Radfahrer fahren aber so. Gerade diese Radfahrer fühlen sich auf der Straße, bzw. auf einem Radfahrstreifen aber nicht wohl. Würden die Kommunen jetzt komplett auf Mischverkehr setzen, würden sie gegen die Interessen dieser Gruppe handeln. Radwege haben halt bei den meisten Radfahrern eine sehr hohe Akzeptanz. Von mir aus können die Kommunen auch so viele Radwege bauen, wie sie wollen, Hauptsache sie lassen die blauen Lollis weg.

    Dann werde ich mich mal ein wenig auf Vorstadt Strizzis Seite schlagen:

    1. Sämtliche mir bekannte Umfragen die Fragestellungen wie "Wo fühlen Sie sich am sichersten" etc. abfragen, kommen zu dem Ergebnis, dass eine überwältigende Mehrheit der Radfahrer sich auf dem Radweg deutlich sicherer fühlt, als auf der Straße.
    2. Der Frage nach "massiver Investition in die Radinfrastruktur" würde ich auch zustimmen. Investitionen sind ja erstmal nichts schlechtes. Hätten wir eine Radinfrastruktur wie unsere holländischen Nachbarn würden sicherlich auch viele Vielradler die Radwege nutzen. Frei nach dem Motto: "Gute Radwege brauchen keine Benutzungspflicht"

    Ich denke immer, die Rechtslage in Deutschland bezüglich der Radwegebenutzungspflicht ist doch eigentlich optimal. Der Radfahrer kann auswählen wo er fahren will. Wer sich auf dem Radweg wohler fühlt, soll den Radweg nehmen. Nur leider wird das so, wie es vorgesehen ist, ja fast nirgendwo umgesetzt. Ich finde die meisten Radwege für Oma Trude auch vollkommen in Ordnung: Wenn man mit 15 km/h unterwegs ist und sowieso so defensiv fährt, dass man jedem Kfz die Vorfahrt schenkt, funktionieren Radwege prima. Nur spiegelt das nicht die Realität der Radfahrer wieder, die ihr Rad als Alltagsverkehrsmittel und nicht als Freizeitspaß sehen. Mit 30 km/h gehört man nicht auf einen 1 m breiten Rad, der baulich nicht vom Fußweg getrennt ist.

    Ich sehe daher auch keinen Widerspruch zu den Umfragen: Das die meisten Radfahrer lieber auf Radwegen als auf der Fahrbahn unterwegs sind, sagt nichts darüber aus ob sie mit dem Zustand und der Breite der Radwege zufrieden sind, sondern eher etwas über das Verhalten der motorisierten Verkehrsteilnehmer. Eine Umfrage, nach der die Radfahrer Investitionen in die Radinfrastruktur fordern, sagt da schon eher etwas über den Zustand der Radinfrastruktur aus.

    Hier ne recht schöne Präsentation des ADFC Hessens zm Thema Radwege und Sicherheit. Kann dem ersten Anschein nach sehr hilfreich beim Argumentieren mit Behörden sein.

    Lustig das der Autor (Jan Fleischhauer) genauso heißt, wie ein Spiegelautor / kollumnist, der sich ganz bestimmt nicht für die Belange des Radverkehrs einsetzt :)

    Sowas passiert, wenn man sich an die Verkehrsregeln hält:


    Man beachte, dass alle ungefähr hundert Polizisten mit Schutzwesten ausgerüstet sind. Erwarten die bewaffnete Gegenwehr?

    Interessantes Gerichtsurteil:


    Einem Autofahrer wurde Schadensersatz zugesprochen, nachdem seine Reifen durch ein Schlagloch beschädigt wurden. Die Stadt kam nach Ansicht des Gerichtes wohl ihrer Wegesicherungsplicht nicht nach.

    Gerade bei Radfahrern haben Gerichte in solchen Fällen eigentlich immer gegen den Verunfallten entschieden. Die Begründung war einhellig, der Radfahrer hätte durch angepasste Geschwindigkeit den Unfall verhindern können. Bin mal gespannt, ob das Urteil Präzedensfallcharakter auch für andere Fälle bekommt.

    Die kritischsten Situationen habe ich an Ampeln immer erlebt, wenn ich selber grün hatte. Wie soll man den Kindern beibringen, dass man bei grün zwar über die Straße gehen darf, trotzdem aber immer zu gucken hat, ob nicht doch irgendwer von irgendwo hergeschossen kommt? Da erscheint es mir leichter, den Kindern lieber direkt beizubringen, immer aufmerksam zu sein und die Situation einzuschätzen. Es geht hier ja auch nicht um 3-4 jährige Kinder, diese sind ja wohl hoffentlich nicht alleine im Verkehr unterwegs... Außerdem plädiert der Autor des Textes ja gerade für Feingefühl: Also nicht direkt vor Kindern über die rote Ampel stürmen, sondern eben dann, wenn es die Situation erlaubt. So wie es in Idahoe geregelt ist, klingt es doch eigentlich vernünftig:

    Das Argument, Autos wären schneller und schwerer, halte ich auch für schwammig, wird aber bei Unfällen heute schon angewandt (erhöhte Betriebsgefahr). Von einem Autofahrer wird nunmal eine höhere Aufmerksamkeit erwartet als von anderen Verkehrsteilnehmern. Hinzu kommt aber auch noch, dass viele Ampeln für den Straßenverkehr optimiert und für den Radverkehr sinnlos sind, z.B. solche, bei denen keine Straße den Radweg quert oder bei der man als rechtsabbiegender Radfahrer selber keine andere Fahrspur quert.

    Ich weiß nicht genau, ob mein Beitrag jetzt in die von dir angedachte Richtung geht, ich schreibs aber trotzdem: Schaut mal alle aus dem Fenster, ich werde den Nachmittag aber sowas von auf dem Rad verbringen. Geiles Wetter!

    Ich habs gestern auch gelesen. Dachte zuerst "na relativ ausgewogen", aber in den Details dann leider doch nicht mehr.

    Es gibt auch keinen Hinweis darauf, dass Radwege nur benutzt werden müssen, wenn eine RWBP besteht, und warum das so ist. Dennoch würde ich sagen, der Artikel ist schon mal ein kleiner Fortschritt.

    Der ADAC bringt den "Krieg auf unseren Straßen"-Artikel ja jedes Frühjahr. Letztes oder vorletztes Jahr haben die ernsthaft noch das Argument vertreten, da es in den Städten keine Parkplätze gebe, müsse man als Autofahrer ja auf dem Radweg parken. Insofern ist der aktuelle Artikel in der Tat eine Verbesserung.

    Im aktuellen ADAC Magazin ist die Titelstorry "Stress in der Stadt", ein scheinbar ausgewogener Bericht über das Verhältnis der Verkehrsteilnehmer in der Stadt. Scheinbar deshalb, weil der ADAC mal wieder sämtliche Radfahrerfeindlichen Argumente aus der Mottenkiste holt:

    Autofahrer holt mit der Tür oder beim Einparken einen Radler beinahe vom Rad: Das ist aber auch unübersichtlich hier!
    Radfahrer begeht irgendeinen Verstoß: Egoismus, ganz klar!

    Dann hat der ADAC noch ein Kurzinterview mit einer Verkehrspsychologin, nach deren Meinung (!) Radfahrer deutlich mehr Regelverstöße begehen. Belegt wird das natürlich nicht, ist ja auch nur eine Meinung.

    Die obligatorische Statistik, dass die Radfahrer ja alle keinen Helm tragen, darf natürlich auch nicht fehlen.

    Immerhin wird auch erwähnt, wer beim Abbiegeunfall die Schuld trägt, garniert mit einem Foto und der Aussage einer Radfahrerin in Zukunft lieber defensiv zu fahren...


    Die haben doch alle ein Auto.

    Das widerum ist ja ein ganz anderes Thema: das die meisten Cayenne und Q7 gerade von Leuten gekauft werden, die in den engsten Innenstadtquartieren wohnen und mutmaßlich alle im Biosupermarkt einkaufen, scheint sie nicht davon abzuhalten, den Umweltschutz als Herzensangelegenheit zu sehen...

    Das würde ich nicht so grob verallgemeinern. Gerade in Großstädten, wechseln viele Leute (egal ob jung oder alt) aufs Fahrrad und/oder ÖPNV, weil sie merken, dass sie damit oft bequemer, mindestens genauso schnell und auf Dauer auch billiger durch den Alltag kommen. Diesen Leuten ist der Umweltaspekt egal weniger wichtig. Viel mehr interessieren sie sich für das gesparte Geld (Kfz-Steuer, Versicherung, Parkgebühren, Strafzettel, Reparaturen...), die gewonnene Zeit und vielleicht noch die verbesserte körperliche Fitness/Gesundheit.

    Mit Thema meinte ich "Thema in den Medien". Die Leute, die du beschreibst, die also das Rad ganz pragmatisch einsetzen, lesen darüber keine Zeitungsartikel und das Thema Radverkehr spielt wahrscheinlich auch keine Rolle für ihre Wahlentscheidung. Sehr wohl eine Rolle spielt das Thema aber für diejenigen, denen Autofahren und das Auto als Statussymbol wichtig ist, nämlich immer dann, wenn sie das Gefühl haben, ihnen würde etwas weggenommen. Ich habe vor kurzem einen sehr guten Artikel über Kopenhagen gelesen (FAZ?), der den großen Erfolg der Radverkehrspolitik damit erklärte, dass das Rad komplett entideologisiert wurde. Mit Umweltschutzgedanken würde man kaum jemanden aufs Rad bekommen, mit praktischen oder finanziellen Vorteilen schon. Das ist doch genau die Einstellung, zu der wir auch in Deutschland hinkommen sollten: das Rad als gleichwertiges, nicht bevorteiltes, aber vor allem auch nicht benachteiligtes Verkehrsmittel. Sowohl vom "Grünenwähler", als auch vom Autolobbyisten wird das Thema aber immernoch als Glaubensfrage betrachtet. Die Bildzeitung stellt das Thema doch gerade so da, dass jeder Euro Investition in den ÖPNV und den Radverkehr Platz und Geld wegnimmt. Stichwort Fahrradstraßen: Da heißt es dann gleich, die Grünen wollten Straßen zu Parks umwandeln...

    Ich finde die Diskussion über die Rolle des Autos im Grunde richtig: Der autoalternative Verkehr ist Thema eines Bevölkerungsteils, den ich mal als urbane obere Mittelschicht, also als typischen Grünenwähler beschreiben würde, und gegen das Interesse anderer Bevölkerungsteile durchsetzt, bei denen das Auto noch eine große Rolle spielt. Da Journalisten zu einem großen Teil aus eben jenem Milieu kommen und in großen Teilen der Presse aus Sicht ihres eigenen Weltbildes schreiben, gibt es die große Tendenz, dass sich viele Menschen in den Medien nicht mehr wiederfinden. Das widerum ermöglicht ja erst den Populismus der Bildzeitung, zumal die Bild ja durchaus konkrete Zahlen in der Hinterhand hat. Für Alternativen zum Auto gibt es ja gute Grunde, aber eine alternative Verkehrspolitik ist eben eine poltische Entscheidung und sollte auch als eine solche verkauft werden.

    Hier noch ein Artikel zum Thema "Spaß mit Statistiken":


    In Münster sollen die Radfahrer verstärkt kontrolliert werden, weil die Unfälle mit Radfahrerbeteiligung um 20 % gestiegen sind, während die Gesamtunfallzahl um 4 % gesunken ist. Die Zahlen beziehen sich nur auf das Frühjahr (Januar bis März). Ein Anstieg der Radunfälle sollte nach diesem milden Winter und sehr sonnigem Frühjahr allerdings niemanden wundern.

    Richtig interessant wird es aber erst, wenn man sich die absoluten Zahlen anschaut: Von 2200 Unfällen waren 137 mit Radfahrerbeteiligung, was einem Anteil von 6 % entspricht. Der Modal Split in Münster beträgt für den Radverkehr aber knapp 40 % (Quelle: Stadt Münster für 2007: ). Auf dem Rad ist man also extrem sicher unterwegs, während die Blechdosen anscheinend andauernd zusammenstoßen...

    Zum Bildartikel:

    Der Artikel versucht Scholz Aussage das Auto werde unwichtiger für junge Menschen zu widerlegen, indem er 40 bis 70jährige zitiert, von denen zwei auch noch KFZ-Mechaniker sind. Drei Leute in Hamburg zu finden, denen ihr Auto wichtig ist, sollte nicht so schwer sein. Laut Bild hat die Zahl der zugelassenen PKW seit 2007 um 5 % zugenommen, gleichzeitig ist die Einwohnerzahl seit 2007 um 2 % gestiegen (Melderegisterzahl). Hier ist es aber nicht so leicht eine genaue Zahl zu finden, da nach dem Mikrozensus 2011 die Einwohnerzahl um etwa 80 000 nach unten korrigiert wurde. Interessant finde ich aber eher die Zahlen für die einzelnen Stadtteile: In den Innenstadtquartieren ist die Zahl der Autos absolut gesunken, während sie in den äußeren Stadtteilen eher steigt.

    Zitat in der Bild: "Bürgermeister Olaf Scholz (55, SPD) behauptet: „Für immer mehr junge Menschen verliert das eigene Auto an Attraktivität.“ (...) Diethelm Wolf (78, Kfz-Meister) aus Hamm: „In jeder freien Minute hege und pflege ich meine Schätzchen." (...) Nico Hahner (39, Kfz-Mechaniker) (...) Ute Priemer (42, Geschäftsfrau)"

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