Ich glaube, dass da mehrere Dinge zusammenkommen. Als Erstes natürlich, dass den Leuten immer wieder erzählt wird, dass Radfahren ohne "Radweg" eigentlich lebensgefährlich ist. Das fällt aus anderen Gründen auf fruchtbaren Boden:
In zahlreichen Gesprächen habe ich festgestellt, dass die Angst auf der Fahrbahn vor allem eine Angst ist, den Autoverkehr zu behindern. Das führt dann dazu, dass Aggressionen, denen man dort durch ungeduldige Autofahrer ausgesetzt ist, irgendwie als berechtigt und angemessen akzeptiert werden. Es muss also gar keiner hupen, drängeln oder dicht überholen: Es reicht schon der Gedanke, dass das jederzeit passieren kann und bestimmt gleich passieren wird, weil man das auch irgendwie verdient hat.
Wer sich selbst als Verkehrshindernis betrachtet, verhält sich auch so: Dicht am Bordstein, in der Dooringzone und auf 50m Entfernung als schreckhaft und unsicher wahrnehmbar.
Wenn mir Leute erzählen, dass sie in der xy-Straße ständig bedrängt und zu eng überholt werden, kann ich das aus eigener Erfahrung nicht nachvollziehen. Entweder bin ich unempfindlicher, oder es passiert mir tatsächlich deutlich seltener, weil ich mich auf dem Fahrrad so bewege, dass man mir ansieht, dass das völlig normal ist, was ich tue. Wenn hinter mir einer hupt, dann grüße ich freundlich zurück. Wenn ich überholt werde, interessiert mich weniger der Abstand als die Änderung des Abstandes: Wird der Abstand beim Überholen geringer, weil Autofahrer meine Geschwindigkeit unterschätzt haben, dann bremse ich und lasse mich zurückfallen.