Kurzes Update. Heute war ich gleich zu zwei Terminen eingeladen. Am Vormittag gab es ein Treffen mit der Polizei, genau gesagt mit dem "Verkehrssicherheitsberater". Der Termin fand auf Anfrage eines älteren Mitbürgers statt und gestern wurde ich von der Polizei eingeladen, daran teilzunehmen. Anlass für den Herrn war, sich über die vielen Geisterradler zu beschweren und die Polizei zu verstärkten Kontrollen aufzufordern. Ich habe die Gelegenheit genutzt, auf die vielen linksseitig benutzungspflichtigen Radwege hinzuweisen. Meines Erachtens ist es schwer vermittelbar, warum das Radfahren auf der falschen Straßenseite auf manchen Straßen verboten und gefährlich ist, während es auf anderen Straßen aus "Sicherheitsgründen" sogar Pflicht ist. Diese Problematik war der Polizei bislang wohl so auch noch gar nicht bewusst und natürlich erfolgten Kontrollen bislang nur da, wo man links nicht fahren darf (zum Glück nicht dort, wo man links fahren muss). Ich möchte das Geisterradeln damit nicht entschuldigen, sondern ich erhoffe mir seitens der Polizei Unterstützung, die bestehenden Regelungen für linksseitige benutzungspflichtige Wege so schnell wie möglich aufzuheben.
Dann konnte ich die Gelegenheit noch nutzen, mit einem anderen Polizeibeamten Anfang des kommenden Jahres ein weiteres Treffen zum Thema Radfahrunfälle zu vereinbaren. In der Unfallstatistik von 2016 zeigte sich gegenüber dem Vorjahr eine deutliche Zunahme der Unfälle mit Radfahrerbeteiligung. Die Unfälle mit Pedelecs haben sich von 3 im Jahr 2015 auf 16 in 2016 mehr als verfünffacht, was mich angesichts der maroden Infrastruktur nicht sonderlich wundert. Wer hier schneller als 20km/h auf Radwegen fährt, muss das Fahrrad schon gut beherrschen. Das ist nichts für Oma Ilse, die auf einmal mit eingebautem Rückenwind unterwegs ist.
Heute Abend hatte ich dann eine Einladung vom Stadtbaurat. Diese hatte sich als Folge meines Vortrages beim Stadtrat auf Initiative der Fraktionsvorsitzenden der CDU und der Grünen ergeben. Dabei war noch der Leiter des Tiefbauamtes und zwei weitere Mitarbeiter der Stadtverwaltung, alle selbst aktive Radfahrer. Auch dieses Treffen fand in sehr konstruktiver Atmosphäre statt. Laut Aussage der Verwaltung wundert man sich gerade über die Initiativen der Politik zum Thema Radverkehr. Der Bedarf, etwas zu verändern war den Herren allen bewusst, aber bislang fehlte es wohl am notwendigen Geld, bzw. der Bereitschaft des Stadtrates, die erforderlichen Mittel zu bewilligen.
Über ein Thema haben wir relativ lange gesprochen und sind zu keinem abschließenden Ergebnis gekommen. Die meisten benutzungspflichtigen Wege sind hier mit beschildert. Wenn man diese Schilder entfernt, bleibt ein Gehweg übrig. Die Aufhebung der Radwegbenutzungspflicht wird an vielen Stellen somit zu einem Fahrbahnbenutzungszwang, oder man behilft sich mit
. Diese Kombination sehe ich aber als Radfahrer sehr skeptisch, weil es dazu führen wird, dass der größte Teil der Radfahrer weiterhin im Seitenraum fahren wird und Autofahrer das weiterhin von allen Radfahrern erwarten werden. An einigen Straßen bin ich aber selbst ehrlich gesagt ganz froh, dass es den separaten Weg gibt, weil ich sonst auf der Fahrbahn mit den Autos zusammen im Stau stehen würde. Ein Weg, den ich nur noch mit Schrittgeschwindigkeit befahren dürfte, würde mir dann auch nicht weiterhelfen. Es gibt hier keine Straßen, wo man eine Fahrspur für den Radverkehr "opfern" könnte, weil es auf allen Hauptstraßen nur eine Fahrspur je Richtung gibt. Bei Fahrbahnbreiten zwischen 5,50 und 7,50 m lassen sich Lösungen mit Schutzstreifen ebenfalls gar nicht oder nur in einer Fahrtrichtung mit Mindestmaßen umsetzen. Die Akzeptanz eines Gelegenheitsradlers, der bislang immer noch glaubte, auf jeden Fall immer und überall auf dem Radweg fahren zu müssen, so etwas zu nutzen, dürfte gegen Null tendieren. Allerdings hat man dieses Problem lediglich auf einigen wenigen Hauptstraßen und die Liste völlig unnötiger Benutzungspflichten, die man aus meiner Sicht sofort aufheben könnte, ist lang.
Auch in dieser Runde soll es im kommenden Jahr ein weiteres Treffen geben, zu dem dann auch der Leiter der Verkehrsabteilung hinzugezogen werden soll, mit dem ich mich schon mal im September alleine getroffen hatte. Wir waren uns darin einig, dass man sowohl den Radfahrern als auch den Autofahrern schrittweise beibringen muss, dass Radfahrer auf der Fahrbahn fahren sollen. Wenn man neue Regelungen gleich an einer viel befahrenen Straße umsetzt, erntet man vermutlich sofort einen riesigen Shitstorm in den Leserbriefspalten der örtlichen Tageszeitung und dann geht der Schuss nach hinten los. Was man hier 20 Jahre lang versäumt hat, kann man nicht von jetzt auf gleich aus dem Weg schaffen. Daher freue ich mich, dass auch auf dieser Seite die Bereitschaft besteht, das Thema anzugehen.
Hoffen wir mal, dass die aktuell positive Stimmung, etwas zu verbessern, anhält.