Meine Auussage ist: Wer für sich und seinesgleichen ein Privileg in Form einer exklusiven Verkehrsfläche, um sich nicht von langsameren Verkehrsteilnehmern aufhalten lassen zu müssen, fordert, hat einen schweren Stand, wenn dieses Privileg anderen verwehrt werden soll.
Es gibt doch für alle möglichen Verkehrsarten exklusive Verkehrsflächen: Autobahnen und Kraftfahrstraßen, das Schienennetz, Gehwege und Fußgängerzonen, Flughäfen, Wasserstraßen. Warum sollte es das ausgerechnet für Radfahrer nicht geben dürfen?
Wenn eine Stadt erreichen möchte, dass mehr Leute mit dem Fahrrad fahren, dies aber durch die vielen im Weg stehenden Autos unattraktiv ist: Warum sollte die Stadt dann keine exklusive Verkehrsfläche in Form eines Radweges anbieten? Aus dem selben Grund gibt es Busspuren, von der Fahrbahn getrennte Gleiskörper für Straßenbahnen und natürlich Autobahnen und Kraftfahrstraßen: Damit die dort vorgesehene Verkehrsart freie Bahn hat.
Und warum sollte ein solches Angebot benutzungspflichtig sein? Autobahnen sind es ja auch nicht und bei der Bahn ergibt sich die "Benutzungspflicht" der Schiene nur aus physikalischen Gründen.
Ich habe ja nicht gesagt, dass ich überall solche exklusiven Verkehrsflächen für Radfahrer fordere oder die vielen bestehenden Murks-Radwege für einen Gewinn halte. Vielerorts dienen Radwege halt nur dazu, die Fahrbahn zur exklusiven Verkehrsfläche des MIV zu machen. So etwas ist kein Privileg für Radfahrer und daher sind eigentlich Radfahrer die einzigen, denen das Privileg einer exklusiven Verkehrsfläche ständig verwehrt wird. In meiner Stadt würde ich jedenfalls keinen einzigen "Radweg" als Privileg bezeichnen, sondern in der Regel als Zumutung. Jeder einzelne dieser Wege dient vielmehr der Förderung des Autoverkehrs als einer Förderung des Radverkehrs. Ich würde jederzeit gegen die Privilegien des Autoverkehrs tauschen: Alle Autos auf die Radwege und Radfahrer auf die Fahrbahn. Dort, wo es keine Hochbord-Autowege gibt, dürfen sie auch auf die Fahrbahn. Aber nur, wenn sie mich nicht stören...