Beiträge von Ullie

    Wenn man den beklagten Mangel an Parkplätzen mal als

    betrachtet, fällt auf:die Marktwirtschaft, die sonst immer die Patentlösung für alle Alltagsprobleme sein soll, weist hier tatsächlich mal den Weg.
    Logische Folge bei hoher Nachfrage (viele KFZ, viele Parkplatzsuchende) und niedrigem Angebot (nicht genug freie Parkplätze im öffentlichen Raum) wäre, dass sich das Produkt/die Leistung verteuert. In diesem Fall müsste man damit anfangen, dass es erstmal überhaupt einen Preis für den Empfänger der Leistung (Stellplatznutzer) hat.

    "Im Herbst schien alles noch auf dem besten Weg zu sein: Die schottische Firma Skypark bekräftigte erneut ihre Absicht, in der Velberstraße in Linden-Nord ein mechanisches Parkhaus in Hochregaltechnik errichten und betreiben zu wollen. Doch aus dem Bauvorhaben wird wieder nichts. Skypark wolle die Pläne nicht weiter verfolgen, teilte Stadtsprecher Dennis Dix auf Nachfrage des Stadt-Anzeigers mit. Die Gründe dafür habe das Unternehmen trotz wiederholter Nachfrage nicht genannt." aus HAZ, 11.2.2009, Pläne für Parkhaus lösen sich in Luft auf. Mein Eindruck: Im Stadtteil Linden Nord gibt es sehr "drängende Quartiersprobleme" (um mal dieses für mich neue Wort zu üben). Aber es gibt ganz wenig Bereitschaft, energisch gegen Falschparker vorzugehen. Würden die regelmäßig auf den Haken genommen werden, und es gäbe dafür durchaus einen Ermessensspielraum, der bei weitem nicht ausgeschöpft wird, dann gäbe es auch bald ein kostenpflichtiges mechanisches Parkhaus.

    Alternative: "drängende Quartiersbelange"
    Aber wenn man nicht nur Witze für Insider machen, sondern auch noch neue User erreichen will, finde ich "Parkplatzproblem" durchaus angemessen. Jeder vernünftige Mensch weiß, dass dieses Angebot-Nachfrage-Problem nicht nur über die Angebotsseite zu regeln ist.

    "Drängende Quartiersbelange" - das ist zweifelsfrei ein "gelungener" Euphemismus, dass muss ich leider anerkennen! Trotzdem lehne ich den Begriff "Parkplatzproblem" ab. ("Quartiersbelange" natürlich auch, zumindest wenn es so gemeint ist, dass es zu wenige Parkplätze in einem Quartier gäbe.) Das Wort "Parkplatzprobleme" wird nach meiner Beobachtung benutzt, um die Diskussion in die falsche Richtung zu lenken. Gibt's wirklich nichts Besseres? "Jeder vernünftige Mensch weiß, ...", schreibst du. Die Menschen sind aber nicht unbedingt vernünftig, siehe "postfaktisch": "auf Gefühlen, nicht auf Tatsachen beruhend"


    Wie wärs mit "Autoüberhang" statt "Parkplatznot"?

    Auf jeden Fall werde ich versuchen, bei passender Gelegenheit die Hamburger "Quartiersbelange" mal in ein Gespräch einfließen zu lassen. In Hannover ist mir der Begriff bislang noch nicht untergekommen. Das Gespräch könnte ja den Verlauf nehmen, dass man sich über die wirklichen "Quartiersbelange" austauscht.

    Wird das Wort "Quartiersbelange" eigentlich noch ernsthaft benutzt? Oder hat es bereits den Charakter, dass zumindest "Eingeweihte", das ausnahmslos ironisch verstehen? Oder mal so, mal so?

    Lebensmittel werden sogar bereits mit (relativ) schadstoffarmen Fahrzeugen ausgeliefert. Habe gerade gestern zufällig wieder die Reportage (Frontal21) dazu gesehen.Die haben den NOX-Ausstoß von einem 40-Tonner von Daimler mit dem einer C-Klasse verglichen. Jeweils im Alltagsbetrieb und in absoluten Zahlen:
    - 40-Tonner: 250mg/km
    - C-Klasse: 750mg/km

    Der 40-Tonner ist übrigens nur so sauber, weil es bei LKWs vor 10-15 Jahren genau den gleichen Abgasskandal gab, den wir heute bei PKWs erleben.

    Das bedeutet also, ein 40-Tonner Diesel-LKW stößt nur ein Drittel der Schadstoffmenge aus, die ein Diesel-PKW ausstößt? Oder andersrum: Ein Diesel-PKW stößt dreimal soviel Schadstoffe aus wie ein LKW oder ein Omnibus?
    Das hätte ich jetzt nicht unbedingt erwartet, dass Diesel-PKW so krass dreckiger sind als Diesel-LKW oder Omnibusse. Kannst du einen Link zu der Frontal21 Sendung veröffentlichen? Und welche Begründung wurde darin genannt? Ich habe es bisher so verstanden, dass die hohen Stickstoffdioxydwerte bei Diesel-PKW dadurch entstehen, dass diese Fahrzeuge einen viel zu kleinen AdBlue-Tank haben, bzw, dass der viel zu selten nachgefüllt wird, weil die Autoproduzenten das ihren Diesel-PKW-Kunden nicht zumuten wollten. Aber ist das wirklich so oder am Ende auch nur "postfaktisch"? Wurde dazu was in der Sendung erläutert?
    "Geizen Hersteller mit AdBlue - wegen Kosten für die Autofahrer?
    Hinzu kommt laut Michael Niedermeier vom ADAC noch ein anderer Faktor, der den Schadstoffausstoß moderner Diesel bei uns beeinträchtigt:

    • Über die SCR-Systeme müsste AdBlue dem aktuellen Fahrzustand entsprechend zugemischt werden – also etwa beim Beschleunigen oder bei hohem Tempo deutlich mehr.
    • „Die Hersteller möchten aber größere Wartungsintervalle, und sie möchten, dass die Tanks für AdBlue dazwischen nicht vom Autofahrer selbst nachgefüllt werden müssen.“
    • Auch wenn es niemand offen sagt, kann das also dazu führen, dass der Einsatz von AdBlue auch in Situationen auf Sparflamme gefahren wird, in denen eigentlich das Gegenteil erforderlich wäre."

    Quelle: Focus-online, 5.8.15, "Wird zu wenig AdBlue eingesetzt?",

    Diese Darstellung, dass ein Diesel-PKW dreimal so viel Schadstoffe ausstößt wie ein Diesel-LKW oder Diesel-Omnibus, ist in jedem Fall ein Argument, das gehört wird und Aufmerksamkeit erregt. Aber wird es auch angenommen? Zumindest kann es einen überzeugten "Auto-Jünger" gehörig ins Wanken bringen! Eigentlich bin ich ja kein so technikversessener Auto-Freak, aber seit ich feststelle, dass man die Autofahrerschaft gehörig verunsichern kann, wenn man im Gespräch anfängt zu fachsimpeln und dann auf überraschende Fakten hinweist, ...

    Hast du übrigens auch einen Link zu diesem LKW-Diesel-Skandal, den du erwähnt hast?

    Abgesehen vom Fehlverhalten des Radfahrers und abgesehen davon, dass man als Fahrzeugführer auch auf der falschen Straßenseite Vorfahrt hat, möchte ich als Laie zunächst einmal darauf tippen, dass die Kraftfahrerin etwas sehr ambitioniert nach rechts abgebogen ist. Die Ueckerstraße, die hier rechts im Bild beginnt, ist die Zufahrt zu einem stark verdichteten Wohngebiet mit einigen Hochhäusern und einem massiven Parkplatzproblem: Ich bin da nach dem Besuch an der Unfallstelle durchgefahren und es wird dort alles zugeparkt, was nicht abgepollert ist. Der ganze Kraftverkehr muss aber entweder durch diese Einmündung oder eine weitere Zufahrt 400 Meter weiter südöstlich abgewickelt werden.

    Ich finde das super, wie ambitioniert du der Sache nachgehst! Mir gehen die vielen "Ungereimtheiten" bei der Berichterstattung über Unfälle mit Radfahrerbeteiligung auch oft auf die Nerven. In einem Punkt aber erlaube ich mir einen kritischen Hinweis zu deinem Beitrag, in der Hoffnung eine bessere Möglichkeit der Darstellung zu finden, die auch mich immer wieder vor Probleme stellt. Du schreibst, in dem Wohngebiet gäbe es ein massives "Parkplatzproblem". Mich ärgert es regelmäßig, wenn darüber geschrieben wird, es gäbe irgendwo ein massives "Parkplatzproblem", denn es ist kein "Parkplatzproblem", sondern vielmehr das Problem, dass "Hinz und Kunz" glauben, immer und überall mit dem Auto hinfahren zu müssen und dann auch noch erwarten, dass man es kostenfrei möglichst direkt am Zielort abstellen könne.
    Wenn ich mit anderen Menschen darüber ins Gespräch komme, dann betone ich gerne es gibt kein "Parkplatzproblem", sondern das Problem, dass es zu viele Autos gibt. Dann sind die Fronten zwar schnell geklärt, aber vielleicht gibt's ja noch eine elegantere Methode, die Denke in eine andere Richtung zu lenken? Denn macht man das so abrupt wie gerade beschrieben, dann sind die Fronten zwar schnell geklärt, aber eben auch schnell verfestigt und leider geht es dann oft nur noch drum, diese Fronten weiter zu verfestigen!

    Ein Beispiel aus Hannover zum Thema "Zu viele Autos", obwohl hier könnte man es eigentlich auch so nennen: "Zu viele Autofahrer, die den Weg zum Parkhaus nicht finden.":
    "Etliche Beschwerden über zugeparkte Gehwege und besetzte Anwohnerparkplätze sind bei der Stadt und dem Bezirksrat eingegangen. (...) Besonders in den Abendstunden zur besten Kinozeit spitzt sich laut Beschwerden die Situation zu. Gleichzeitig ist das Parkhaus neben dem Kino nicht ausgelastet." aus HAZ, 17.3.2015,

    Da kann man eigentlich (!) nur noch drüber lachen! Aber wir leben im postfaktischen (Wort des Jahres 2016) Zeitalter. Und da wird einiges für bare Münze genommen, was bei näherem Nachdenken klar als Humbug entlarvt werden könnte.
    Ich fürchte es gibt keine andere Möglichkeit die Schein-Gegenargumente gegen eine Verkehrswende durch echte Argumente zu entkräften, und dabei darauf zu achten, nicht ebenfalls ins "postfaktische" abzugleiten, und trotzdem "cool" rüberzukommen!

    - "Erstmal sollte ÖPNV besonders schadstoffarm werden!" - Der ÖPNV ist bereits vergleichsweise schadstoffarm!

    - "Und was machen dann die ganzen Gebrechlichen?" - Die überwiegende Mehrzahl der Gebrechlichen fahren Bus und Bahn und haben gar kein eigenes Auto!

    - "Schön! Dann gibt es in der Stadt eben keine Lebensmittel mehr!" - Lebensmittel können auch mit schadstoffarmen Fahrzeugen ausgeliefert werden!
    - "Handwerker fahren dann mit dem Lastenfahrrad herum oder wie?" - Das machen bereits jetzt einige Handwerker und die Post stellt gerade auf E-Fahrzeuge um: "Deutsche Post setzt auf E-Autos" BR, 24.8.16,

    usw., usw. ... Mühsames Geschäft, aber unvermeidbar!

    Die Minister könnten auch bei sich selbst anfangen und anstelle der sauteuren und sauschweren spritschluckenden Dienstwagen mal den ÖPNV benutzen, bevor sie wieder über Dinge reden, mit denen sie sich nicht auskennen.

    Im Prinzip ein guter Vorschlag, brächte aber genau so wenig oder sogar noch deutlich weniger ein, als wenn man alle Dieselbusse durch Batteriebusse ersetzte. Außerdem wäre der Minister vermutlich auf eine schwere, gut gepanzerte Limousine angewiesen, wenn er denn tatsächlich einen substanziellen Beitrag lieferte, um die "Automania" einzudämmen. Er hat zwar mal eine sanfte Seifenblase in diese Richtung steigen lassen: "In diesen Sommerferien freuen sich die Autofahrer über die niedrigen Preise an den Zapfsäulen. Gerade in der Urlaubszeit ist dies eine Ausnahme. Die Urlaubskasse wird damit nicht zusätzlich belastet. Seit Wochen sind die Spritpreise im Keller..." Doch wenn es nach Wirtschaftsminister Gabriel ginge, soll bald Schluss mit den Dauertiefpreisen sein. Im Klartext: Es soll eine "Flexi-Steuer" her. Sinkt der Benzinpreis, dann soll sich automatisch die Spritsteuer erhöhen. Der Verbraucher hätte somit nichts von günstigen oder sinkenden Spritpreisen." n-tv, 5.8.2016, Gabriel will eine flexible Spritsteuer,

    Aber vermutlich sind ihm darauf hin dermaßen die Blöd-book-Einträge um die Ohren geflogen, dass er auf weitere Vorstöße in diese Richtung verzichtete. Zumal ohnehin völlig unklar ist, ob es ihm dabei tatsächlich darum ging, den Sprit teurer zu machen. Vielleicht ging es ihm ja nur darum, im Falle steigender Rohölpreise den Sprit durch Verzicht auf Besteuerung günstig zu halten.

    Würde der Minister allerdings wirklich die Spritpreise erhöhen oder sonstwie wirksam den ausufernden MIV eindämmen, und gleichzeitig vorbildhaft nur noch Bus und Bahn benutzen, dann könnte das glatt Autofahrer dazu verleiten das ebenfalls zu tun. Jedoch nicht um dem guten Vorbild zu folgen, sondern um dort Gabriel aufzulauern und ihn zu belatschern, die Spritpreiserhöhung rückgängig zu machen. Schließlich ist so ein ÖPNV-Verkehrsmittel ein bisschen ein öffentlicher Raum, zumindest ein bisschen öffentlicher als eine Dienst-Limousine.

    Hin und wieder aber hat auch Gabriel schon die Bahn benutzt. Hat ihm dann letztlich aber auch geschadet: "Glaubwürdigkeit sieht anders aus. Doch „Reden und Handeln lagen bei Gabriel schon immer meilenweit auseinander“, ... Der räumte früher schon ein, dass sein Dienstwagen bisweilen neben dem ICE herfährt, um den Minister am Ankunftsort zu empfangen und ihn zu den Terminen zu chauffieren. Schließlich liege nicht jede Stadt an einem ICE-Bahnhof, rechtfertigte Gabriel sich ärgerlich." aus focus online, 15.3.2008,


    Kurz und knapp, ich halte es für Unfug, bei solchen Themen auf die Vorbildfunktion derjenigen zu setzen, die die Beschlüsse zu fassen haben, die zu einer wirklichen Verkehrswende beitragen. Wichtig ist doch, dass die Beschlüsse gefasst werden! Und ob das nun Politiker tun, die einen schweren Dienstwagen fahren oder ob die ständig mit der Bahn unterwegs sind (da werden sie dann wohl vermutlich Erste Klasse reisen - ist das dann auch verwerflich?) ist doch völlig "wumpe"! Letztlich geht es auch bei focus-online nur darum, die massenhafte "Automania" mit immer größeren und PS-stärkeren PKW zu rechtfertigen. Guck mal, wenn der Umweltminister das darf (damals war Gabriel noch Umweltminister), dann darfst du als einfacher Bürger das auch!


    Trotzdem finde ich es natürlich sympathisch, wenn auch gewählte Volksvertreter Bus und Bahn oder das Rad benutzen. Auch wenn das bisweilen sehr in Szene gesetzt wirkt: "Im Sattel wirbt Aygül Özkan für „Mit dem Rad zur Arbeit“." in HAZ, 8.5.2010 , Sozialministerin Özkan im Terminstress,

    Umweltministerin Hendricks (SPD) forderte diese Woche ein Fahrverbot für Diesel-PKW die besonders giftige Abgase ausstoßen. Ihr Parteikollege im Wirtschaftsressort fällt ihr jedoch prombt in den Rücken: "Hendricks bekommt aber auch Gegenwind aus der eigenen Partei: Wirtschaftsminister und SPD-Chef Sigmar Gabriel äußerte sich zurückhaltend zu ihren Plänen und sagte, man solle doch erst mal damit beginnen, den öffentlichen Nahverkehr auf schadstoffarme Motoren und Elektroantrieb umzustellen. "Das wäre mein Vorschlag, damit mal direkt anzufangen.""

    Wenn so offensichtlich die Tatsachen verdreht werden und diejenigen die umweltfreundlich mit dem ÖPNV unterwegs sind und unter den giftigen Abgasen leiden, dann auch noch vom Opfer zum Täter gemacht werden, dann darf man sich schon fragen, wie weit noch die Tatsachen verdreht werden und dann die Radfahrer zu den eigentlich Schuldigen an der ganzen Abgas-Misere erklärt werden?
    Warten wir's ab? Oder tun wir was:

    Wie kommst du denn jetzt darauf? Wo bitte steht das etwas verhindert worden IST??Das Gegenteil findet doch seit Jahren massiv statt! Vor unser aller Augen! Und jene bescheuerte Kampagne war ein nicht ganz ungewichtiger Teil davon. Es wird hart, sehr hart daran gearbeitet um, vermutlich in möglichst naher Zukunft, eine Helmpflicht einführen zu können.

    Bis jetzt sind jedenfalls die Helm-Pflicht-Befürworter noch nicht in der Form zum Zuge gekommen, dass die Helmpflicht eingeführt wurde. Und das ist gut so!

    Ja, Danke für genau diese Frage. Sie ging mir selber bereits durch den Kopf, vermutlich beim Duschen. :) Du hast es wieder nicht verstanden was ich meine.

    Solltest Du mit deiner Petition also Erfolg haben, weißt du nun wo du allerbestenfalls damit landen wirst.
    Viel Spaß.

    Ich hab deinen langen Text mal gekürzt. Und will nur auf eine Sache, die du erwähnt hast eingehen. Diese "Helm-Kampagne". Der Titel dieses Threads lautat ja "Kurzfristig erreichbare Verbesserungen für den Radverkehr". Ich weiß nun auch nicht en Detail, wer genau alles dran gearbeitet hat, und mit welchen Mitteln, dass es in Deutschland Gott sei Dank verhindert werden konnte, eine Helmpflicht für Radfahrer einzuführen. Aber ich bin allen, die dazu beigetragen haben, eine Helmpflicht für Radfahrer zu verhindern, sehr dankbar!
    Leider gibt es viel zu viele Menschen, die aus einem falsch verstandenen Sicherheitsempfinden heraus es für nötig halten, alles mögliche anzustrengen, und die, quasi im vorauseilenden Gehorsam, eine Art Ersatzhelmpflicht in der Form einführen, dass sie Schulkindern, die in der Schule am Fahrradtraining teilnehmen, nötigen, dabei einen Helm zu tragen.
    Würden diese besorgten Lehrer, Schulleiter, Elternvertreter usw. sich doch ganz einfach darüber nicht den "Kopf zerbrechen". Dann wäre das was, wo man sagen könnte, man hat kurzfristig eine deutliche Verbesserung des Radverkehrs erreicht, und dabei nicht nur erheblichen zusätzlichen Aufwand eingespart, sondern auch noch jede Menge potenzielle Energie gewonnen, einen echten Beitrag zur Förderung der Fahrradkultur zu leisten.

    In dem Artikel, auf den du hinweist, , wird am Ende die Frage gestellt: "Die Frage, die man sich bei der Fahrradhelm – Kampagne als geneigter Betrachter eigentlich stellen muss: Ist Darth Vader die geeignete Person, um für den Fahrradhelm Werbung zu machen? Ein Mann, der offensichtlich nicht oft Fahrrad fährt und zudem an extremer Kurzatmigkeit leidet, ist denkbar schlecht geeignet, um den Aspekt der Fahrradsicherheit zu vertreten, oder wie siehst Du das?"


    Und daran kannst du sehen, dass manchmal sogar völlig nutzlose, sinnfreie und bescheuerte Kampagnen sogar noch eine Sinn erfüllen können. Denn die eigentliche Frage, die hätte gestellt werden müssen, lautet doch: "Die Frage, die man sich bei der Fahrradhelm – Kampagne als geneigter Betrachter eigentlich stellen muss: Ist das Tragen eines Fahrradhelms tatsächlich das, was das Fahrradfahren attraktiver und sicherer macht? Ein Mann, der offensichtlich nicht oft Fahrrad fährt und zudem sogar beim Zu-Fuß-Gehen einen Helm trägt, ist denkbar schlecht geeignet, um diesen Aspekt der Fahrradsicherheit zu diskutieren, oder wie siehst Du das?"


    Aber leider leider, trotz der lächerlichen Kampagne kommt der Autor gar nicht auf die Idee, das Propagieren des Fahrradhelms an sich in Frage zu stellen.


    Pech für den Radverkehr - Glück für die Initiatoren dieser nur auf den ersten Blick scheinbar nutzlosen Kampagne. Manchmal spielt das leben so, ein andermal aber auch wieder andersrum. Drum mach doch einfach mit bei der Petition. Kann schon sein, dass deine Befürchtungen bezüglich der Petition zutreffen. Das müssen vermutlich eines Tages andere mitentscheiden und das hab' ich nur begrenzt im Griff. Übrigens, die Petition wurde nicht von mir gestartet. Ich hatte davon vielmehr in der Zeitung (Hannoversche Allgemeine, Druckausgabe) gelesen. Der HAZ-Autor ist dem Anliegen ganz offensichtlich wenig geneigt. Er schrieb, die Autoren hätten den "bequemen Weg einer Online-Petition" gewählt. Das hat mich dann erst recht fuchsig gemacht. Und deshalb lasse ich keine Gelegenheit aus, für diese Petition zu werben, übrigens nur zum Teil im Internet. Vielmehr vor allem auf der Straße, beim Radfahren, an der Ampel oder in der Bahn etc... Das ergibt 'ne Menge spannende Gespräche. Hier hab' ich ja auch schon einige interessante Anregungen erhalten.


    @Spkr: Du schreibst, dass du die Aufwand-Nutzen-Relation einer solchen Petition für ungünstig hältst. Du musst sie ja nicht in der Form unterstützen, dass du jetzt alle Hebel in Bewegung setzt, um weitere Unterstützer zu finden. Unterschreib doch einfach, "open petition" ist m. E. eine solide arbeitende Organisation, die Online-Petitionen ermöglicht. Und dann lehn dich entspannt zurück und warte einfach ab ... Dabei hast du alle Energien frei für alle möglichen Projekte!

    Ullie, ich meinte mehr die Einrichtung dieser Petitionsgeschichte dient vornehmlich dem Ablenken der Energie von Leuten die wirklich etwas Verändern und Bewegen wollen, damit sich eben nichts ändert. Die die von der jetztigen Lage profitieren, haben leider kein Interesse an Veränderung.

    Hallo Jochen,

    ich hab' grad auf deiner Vorstellungsseite gelesen, du kommst aus Hamm (Westfalen) ich dachte zunächst aus Hamburg (mein Fehler). Deiner Feststellung, "Die die von der jetztigen Lage profitieren, haben leider kein Interesse an Veränderung.", stimme ich zu.
    Aber warum meinst du, dass die Petition bei denjenigen Energie ablenkt, die was verändern wollen? Eine Petition ist natürlich arbeitsintensiv, aber sie kann auch zu einem Zeichen werden, das zeigt, dass es viele Menschen gibt, denen es wichtig ist, dass eine Veränderung der Verkehrssituation weg vom Auto, hin zu mehr Rad- und Fußverkehr, stattfindet. Deshalb sehe ich die Petition eher als einen "Energie-Müsliriegel" für diejenigen, die sich für konkrete Verbesseruengen vor Ort einsetzen, und denen dabei immer wieder Steine in den Weg gelegt werden, u. a. von Verbänden wie dem ADAC, der bundesweit organisiert ist und kein Problem damit hat, sich bei jeder Gelegenheit aufzuspielen als der bürgernahe Fürsprecher in Verkehrsfragen vor Ort. Die Petition wird natürlich vor allem vor Ort unterstützt, von bislang noch nicht ganz 200 Unterstützern sind gerade mal knapp über 5% Auswärtige. Aber eine Unterstützung auch aus anderen Städten und Kommunen schadet der Petition nicht, im Gegenteil. Die Unterschriften sind übrigens je nach Herkunft deutlich zu unterscheiden. Auswärtige werden extra gezählt! Die aus Hannover sind dunkelblau gefärbt.

    Was stimmt, in vielen Ländern wäre es gut, wenn der MIV weniger und der ÖPNV und auch das Radfahren mehr würde. Da bin ich dabei, kein Problem. Es wird aber eine lange Entwicklung sein, da man das fast nur über die Angebotsseite angehen kann. Man muss dafür sorgen, dass für Viele der ÖPNV die bessere Alternative ist und dann abwarten, bis diese Vielen umsteigen. Es wird aber immer welche geben, die trotzdem ein eigenes Auto haben wollen für was auch immer und damit für genügend Nachfrage sorgen.

    Es genügt nicht, den vermehrten Umstieg vom eigenen PKW auf's Rad und den ÖPNV ausschließlich über die Angebotsseite anzugehen. Der ADAC zum Beispiel vertritt diese Position vehement und fordert beispielsweise massenahaften U-Bahn-Bau, weil die U-Bahn ein Verkehrsmittel ist, das dem Autoverkehr nicht im Weg ist. Die Argumentation des ADAC: Nur wenn jeder freie Bürger die freie Entscheidung hat, mit dem ÖPNV in Form der U-Bahn zu fahren (die den freien Autoverkehr nicht behindert) oder mit dem Auto zu fahren auf Straßen, die nicht durch Busse oder Straßenbahnen blockiert werden, nur dann könne man von einer freien Entscheidung der Bürger für das eine oder andere Verkehrssystem, also ÖPNV oder MIV sprechen.
    Es liegt auf der Hand. dass das eine perfide Argumentationsstrategie des ADAC darstellt, mit dem Ziel die gegenwärtige durch nichts zu rechtfertigende Vorrangstellung des MIV zu festigen und weiter auszubauen. Mal abgesehen davon, dass diese U-Bahn-Projekte nicht finanzierbar sind, würde es Jahrzehnte dauern, bis sie umgesetzt wären. Und selbst wenn man das alles mal bei Seite lässt: Wozu sollten denn die großformatigen Autostraßen, die der ADAC sich wünscht, dann am Ende gut sein, wenn sich tatsächlich irgendwann dann alle Menschen dazu entschließen würden, lieber mit der U-Bahn zu fahren?
    Verbesserungen auf der Angebotsseite im Radverkehr und ÖPNV müssen stets einhergehen mit Einschränkungen für den MIV. Andernfalls kannst du im besten Fall einen leichten Zuwachs an Radfahrern und ÖPNV-Nutzern erzielen, ohne jedoch eine Reduktion des Autoverkehrs herbeizuführen. Umgangssprachlich gesprochen im Stil eines Radrennen-Reporters: Die Lücke im Peloton (das ist das Hauptfeld in einem Radrennen) wird sofort wieder zugefahren.

    Nein. Ich hielte das für ein radverkehrspolitisches Eigentor.
    Auch denke ich, dass sich die Position der Petenten nicht verbessert, wenn ihre Petition bei den vielen Unterstützern einen auffallend hohen Anteil an ortsfremden Unterzeichnern hat, die mehr oder weniger offensichtlich über das Internet akquirierte Aktivisten ohne eigenen Bezug zum Hannoveraner Radverkehr sind. Relevant für den politischen Erfolg ist nicht nur mathematisch und juristisch (sondern auch psychologisch) die Unterstützung durch eine möglichst breite Bevölkerungsschicht vor Ort.

    Wie kommst du zu der Einschätzung, es handele sich um ein "radverkehrspolitisches Eigentor"? Vielleicht konnte dich das genannte Beispiel Radverkehrsführung Am Schwarzen Bär in Hannover nicht so recht überzeugen? Die Lage dort ist tatsächlich sehr unübersichtlich und ich kann schon verstehen, dass du als Ortsfremder keine "Möge" hast, in die Details vor Ort all zu tief einzusteigen. Allerdings wunderte ich mich schon ein bisschen, dass dich dass "krumm gefahrene" Verkehrsschild, Zeichen 209-20, Vorgeschriebene Fahrtrichtung - rechts, jetzt so in Rage brachte. Das Verkehrsschilder "angefahren" werden, kommt leider immer wieder vor, hat aber nun höchstens in so weit mit der Petition zu tun, als es bei Tempo 30 voraussichtlich seltener vorkommt. (In dem konkreten Fall auf dem Foto war es wohl beim Rangieren passiert.)

    Ich hab hier noch mal ein anderes Beispiel aus Hannover rausgesucht, das die Notwendigkeit verdeutlicht, Verbesserungen der Radverkehrssituation auch durch eine öffentlichkeitswirksame Petition zu unterstützen. In der Egestorffstraße, Höhe Stadtbahnhaltestelle "Lindener Marktplatz", gab es bis zum zurückliegenden Sommer die Situation, dass der Radweg zunächst auf der Straße geführt wurde, dann aber über eine Absenkung im Bürgersteig auf einen viel zu schmalen Hochbordradweg gelenkt wurde. Der ist zwar nicht benutzungspflichtig gewesen, aber die Alternative auf der Fahrbahn weiterfahren, beinhaltete, im Gleisbereich der Straßenbahn weiterzufahren. Da sind viele Radler lieber auf den eindeutig zu schmalen Hochbordradweg ausgewichen.

    Inzwischen wurden die Parkplätze aufgelöst, die einer Weiterführung des Radweges auf dem (jetzt ehemaligen) Parkstreifen im Wege waren. Selbstverständlich wurde das ganze begleitet von den üblichen heißen Diskussionen über "verloren gegangene" Parkplätze. Und genau hier setzt die Petition, "Stickstoffdioxidbelastung in Hannover senken! Jetzt!", doch an, so heißt es in der Begründung: "...statt den Ausbau des öffentlichen Nahverkehr zu intensivieren und den Bau breiter, sichtbarer Radverkehrsanlagen massiv zu fördern, wird am System „Auto“ festgehalten".

    Das Foto entstand, als ein PKW den bis dahin nur bruchstückhaft angelegten Radweg blockierte.Im Bild rechts neben dem schwarzen parkenden Auto kann man den abgesenkten Bürgersteig sehen und den alten, viel zu schmalen Hochbordradweg. Inzwischen kommt es nur noch sehr selten vor, dass der neue, inzwischen durchgängige Radweg, von parkenden Autos blockiert wird.

    Es gibt übrigens kein Grund zur Sorge, dass die Petition, "Stickstoffdioxidbelastung in Hannover senken! Jetzt!", überwiegend von Auswärtigen unterstützt werden würde. Der Anteil der Unterzeichner, die nicht aus Hannover kommen, liegt derzeit gerade mal bei knapp über 5%. Zwar ist die Petition sehr pauschal formuliuert, aber sie hat selbstverständlich auch Auswirkung auf die vielen kleinen "Vor-Ort-Diskussionen", in denen sich Befürworter einer Radverkehr-freundlichen Verkehrsraumgestaltung immer wieder gegen offene und versteckte Anfeindungen aus der Autofahrerschaft zu Wehr setzen müssen. So wurde im vorliegenden Fall (Bild) beispielsweise gegen die nun getroffene Verkehrsführung argumentiert, der Hochbordradweg hinter den parkenden Autos sei zwar "etwas schmal", aber für Radfahrer doch sehr viel sicherer als die Fahrt auf der Fahrbahn.

    radwegvorlindenerrath7nsn7.jpg

    Und, ja leider gibt es neben dem gezeigten positiven Beispiel immer noch zahlreiche negative Beispiele, bei denen Handlungsbedarf besteht. Und da ist es gut, eine Rückendeckung zu haben, wie zum Beispiel durch die genannte Petition, auch wenn nicht alle Unterschriften dafür aus Hannover stammen, vielmehr gerade auch dann, wenn einige auswärtige Unterschriften dabei sind. Die Regelung für die Petition sieht übrigens vor, dass nur die Stimmen aus Hannover angerechnet werden für das genannte Quorumsziel (dunkelblaue Kennzeichnung). Unterschriften aus anderen Städten und Kommunen (hellblaue Kennzeichnung) tauchen aber auf und werten die Petition auf.

    Würde mich allerdings mal interessieren, ob dieses Stück Radweg nun tatsächlich legal in beiden Fahrtrichtungen benutzbar ist - und wie sich das mit dem Radweg auf der gegenüberliegenden Brückenseite verträgt. Und wozu man geradeaus eine Radfurt angelegt hat, wenn Fahrzeuge ohnehin nur nach rechts abbiegen dürfen (Vz 209). Und wie die sichere Ableitung der mutmaßlich legal linksfahrenden Radfahrer in die Gustav-Brake-Allee aussieht. Fragen über Fragen.

    Der Radweg auf der anderen Seite dürfte dir vermutlich noch mehr Kopfzerbrechen bereiten. Und nicht nur dir. Im Stadtteil ist das ein ständiges Diskussionsthema. Aber erst mal ein Bild:
    schwarzerbrradwegsdse44pqb.jpg

    Der Radweg endet quasi im Nirwana, bzw. er wird vom Radweg per Schild zum kombinierten Fuß- und Radweg. (Du schaust bei dem Foto genau auf die Rückseite des Schildes, das an der langen Stange, die genau am Ende der Radweg-Pflasterung steht. Eigentlich müsste man nur das Schild austauschen. Ein Fußwegschild mit dem Zusatz Radfahrer frei. Dann können die Radler, die es sich zutrauen auf der Autofahrbahn fahren. Und die weniger Geübten auf dem Gehweg.
    Aber bislang scheint hier die Autolobby die Oberhand zu haben. Die finden natürlich, dass der Radverkehr auf der Straße den Autoverkehr bremst. Und natürlich gibt's dann eine Sprachregelung dieser Seite, die da lautet, dass wäre zu gefährlich für Radler mit den Autos zusammen zu fahren. Und leider gibt's auch Radler, die auf so was auch noch anspringen.
    Gerade das sind so Punkte, wo ich mir von einer Petition mit viel Zustimmung verspreche, dass man mal was in der Hand hat, um sagen zu können: "Schau her, es gibt jede Menge Menschen in Hannover und umzu, die es durchaus befürworten, dass Autoverkehrsflächen dem Radverkehr gewidmet werden. Vielleicht magst du die Petition ja auch unterstützen?

    Nachtrag: Jetzt hätt' ich's fast vergessen: Du fragtest ja zu dem Bild auf der nördlichen Brückenseite, was es mit dem Schild auf sich hat, das Rechtsabbiegen vorschreibt und die Geradeausfahrt oder Linksabbiegen verbietet. Das wurde vermutlich von einem Fahrzeug so touchiert, dass es sich verdreht hat. Es sollte eigentlich so stehen, dass es die Fahrer der Fahrzeuge sehen, die aus dem kleinen Seitenweg rechts im Bild (der zum Teil mit einer Barke verstellt ist) herausfahren wollen.

    Wenn gewünscht und du ein paar gute Ideen hast, mach' ich mir glatt die Arbeit das alles mal auf eine openstreetview-Karte einzutragen, inklusive Position der Fotos.

    Der Wandel im Energiesektor kann und darf nicht zur Entindustrialisierung führen. Es wird weiter einen Bedarf an MIV geben. Nicht jeder will oder kann mit dem Rad fahren für die täglichen und gelegentlichen Aufgaben des Lebens. Wer es sich leisten kann oder will, muss auch weiterhin ein Fahrzeug kaufen können, das seinen Ansprüchen genügt. Wenn das in naher Zukunft zunehmend E-Cars sind, ist das eine erfreuliche Verbesserung.
    Mit der Zunahme der EE ergibt das nicht nur eine Verlagerung der Emissionen, sondern auch Zunehmend deren Vermeidung. Wenn intelligente Laderegelungen dann die Fahrzeuge laden, wenn genug unverbrauchter Windstrom und Solarstrom zur Verfügung steht, wird sich das prima ergänzen. Windstrom vor allem nachts, wenn die Fahrzeugflotte zum Großteil geparkt irgendwo steht und viele Betriebe geschlossen und Hausbewohner im Bett sind. Und Solarstrom am späten Nachmittag, wenn die Fahrzeuge ebenfalls geparkt sind und viele Betriebe geschlossen haben.

    Man sollte immer im Blick behalten, das Kind nicht mit dem Bade auszuschütten. Wir können nicht alle nur noch Radfahren und uns gegenseitig die Haare schneiden. Das ist kein funktionierendes Wirtschaftsmodell.

    In dem NDR-Film "Autoland ist abgebrannt" wird darüber berichtet, dass der PKW-Dieselmotor mit dem Argument eingeführt und beworben wurde, er sei die ökologische Alternative zum Benzinmotor. Da bin ich doch eher skeptisch, was die Entwicklung neuer PKW-Antriebskonzepte und der Propaganda dafür angeht.
    Ebenfalls im Film und auch von dir genannt, Deutschland brauche nun mal die Autoindustrie wegen der Wirtschaft ...
    Das halte ich für kompletten Unfug. Weltweit brauchen die Menschen nicht Autos für ein besseres Leben und mehr Mobilität. Sondern sie brauchen gute und solide ÖPNV-Systeme, die sehr viel mehr Menschen mehr Mobilität ermöglichen als Autos. Und die Autofirmen sollten doch wohl durchaus in der Lage sein, hier wettbewersfähige Lösungen zu anzubieten!
    Hab' ich übrigens mal so bei einer Betriebsbesichtigung im VW-Werk Hannover als Frage vorgetragen. Das VW-Werk-Hannover stellt übrigens Transporter her, die besonders in sog. "Dritte-Welt-Ländern" bereits heute für rudimentäre ÖPNV-Systeme zum Einsatz kommen. Reaktion beim Vortrag: Betroffenes Schweigen und vereinzeltes Gezische im Publikum. Vom VW-Verteter ein "Ja aber ..." mit nichtssagenden Formeln.

    Heutige KFZ haben zum Einen einen ziemlich guten cw-Wert, zum Anderen einen ziemlich hohen Leerlaufverbrauch durch die ganzen Gimmicks: auch die Motorregelung, elektronischer Tacho, Display, ABS, ESP und was sonst noch alles dazukommt frisst Energie. Das mal 10 ist etwa die Motorleistung die zum Betrieb der Elektronik gebraucht wird. Dazu kommt das die heutigen Motoren viel zu stark für den Stadtverkehr sind und daher bei niedrigen Geschwindigkeiten im energetisch schlechten Teillastbereich laufen (dafür aber mit rel. niedrigen NOx-Ausstoß!).Ich kenne eine Zahl von ca. 60 km/h als break-even Point. Ah, gefunden. Die Lage der Parabel hängt dabei natürlich vom Auto ab - bei einem 0,9 l Stadtauto liegt das Minimum (hoffentlich) bei einer niedrigeren Geschwindigkeit als bei der 5l Bonzenschleuder (Wobei das Stadtauto absolut bei jeder möglichen Geschwindigkeit weniger verbrauchen wird).

    Besser sieht es bei E-Autos aus. Aber auch die wollen wohl (aus dem Gedächtnis) am liebsten 40 km/h laufen um die max. Reichweite zu erreichen.

    Das hört sich jetzt so an, als sei es besser, auf eine Tempo-Reduktion auf Hauptverkehrsstraßern zu verzichten, weil die heutigen Fahrzeuge nun mal bauartbedingt den niedrigsten Verbrauch und damit auch den niedrigsten Schadstoffausstoß haben, wenn sie Tempo 50 fahren statt Tempo 30. Wer jedoch auf der angegebenen sehr lohnenswerten Internetseite nachliest, stellt fest, dass es neben der rein bauartbedingten Voraussetzungen noch sehr viele weitere Kriterien gibt, die die Autoren dahingehend zusammenfassen:
    "8.Wie lässt sich die Autoflut bremsen?
    Da das Verkehrswachstum eine Folge der Beschleunigung ist, muss das Ziel einer ökologischen Verkehrspolitik die Umkehrung, nämlich die Entschleunigung, sein.
    Der Autoverkehr muss langsamer gemacht werden. Die Stadt der kurzen Wege ist die Stadt der langsamen Wege."

    Genau das wird mit der Petition "Stickstoffdioxidbelastung in Hannover senken! Jetzt!" beabsichtigt. Über Unterstützer auch aus anderen Städten freuen sich ganz viele Hannoveraner. Und vielleicht kann die Initiative aus Hannover ja auch Pate stehen für vergleichbare Petitionen in anderen Städten, die ebenfalls betroffen sind von hohen Schadstoffwerten, die wie in Hannover die festgelegten Grenzwerte deutlich überschreiten.


    Ein bisschen stellt sich auch hier wieder die Frage nach der "reinen Lehre". Nach meiner Erfahrung ist die Motivation, die Petition zu unterstützen, unterschiedlich. Und ich musste feststellen, dass das Mitleid mit den Autofahrern sellbst bei Fußgängern, Radfahrern und ÖPNV-Nutzern, die nur ganz selten oder nie das Auto benutzen, häufig riesengroß ist. Vom Prinzip ist Empathie ja nichts Schlechtes, obwohl ich mir häufiger mehr Empathie mit Fußgängern, Radfahrern und ÖPNV-Nutzern wünsche! Aber es ist doch gut und auch richtig darauf hinzuweisen, dass mit einem niedrigeren Tempo auch ein niedrigerer Spritverbrauch einhergeht. Schließlich gibt es noch andere Effekte außer der reinen Motor-, bzw. Antriebs-Kennlinie, die hier eine Rolle spielen. Z. B. Vermeidung von Sprints mit hoher Beschleunigungsleistung.
    Jedenfalls fällt es manchen leichter die Petition zu unterschreiben, wenn sie darüber Bescheid wissen, dass damit auch den Autofahrern was Gutes getan wird!

    Allzuhäufig wird in der Diskussion über Autofahrer sehr schnell sehr stark polarisert. Den einen geht dann die Petitionsforderung nicht weit genug. Andere sehen darin eine Überforderung. Da heißt es dann schauen, wie Unterstützer gewonnen werden können. Und da gibt es unterschiedliche Beweggründe, bei potenziellen Unterstützern. Die, wie schon gesagt, nicht alle aus Hannover kommen müssen. Auch Unterstützer aus Hamburg oder Berlin;) oder anderen Städten und Kommunen sind herzlich willkommen!

    Es wäre ja schon viel gewonnen, wenn man die Fußgänger wenigstens in ihren Reservaten von jeglichem sonstigen Verkehr verschonen würde, seien es Hochbordradwege, für Radfahrer freigegebene Gehwege, zugeparkte Gehwege etc., stattdessen pfercht man sie immer noch mehr ein und feiert Radwege dann auch noch als großen Fortschritt für den Radverkehr. Sind sie nunmal nicht.

    Auch deshalb sind viele engagierte Radfahrer gegen (weitere) Radwege: Fußwege nur den Fußgängern, Fahrverkehr nur auf der Fahrbahn.

    Im Prinzip ist das richtig, und ich halte es auch für wichtig, die Sache immer wieder prinzipiell zu betrachten. Aber es gibt auch immer wieder Beispiele dafür, dass Radwege positive Effekte haben können. Zum Beispiel wurde am Schwarzen Bären in Linden ein Zwei-Richtungen Hochbordradweg angelegt an einer Stelle, wo vorher eine Autospur war. Auf dem Bürgersteig gab es eine Engstelle, wo Radverkehr in zwei Richtungen und Fußverkehr stattfand. Ich hatte weiter oben schon mal davon erzählt. Jetzt hab' ich einen Artikel aus der "Blöd-Zeitung" dazu wiederentdeckt.:

    Natürlich stellt sich die Frage, warum sich der Radverkehr nicht jeweils auf der rechten Fahrbahnseite auf der Fahrbahn entlang bewegt. Das liegt an einer Hauptnutzungsachse für den Radverkehr in Richtung Innenstadt. Die eben dann am besten zu befahren ist, wenn man im Bereiche der Brücke auf der "falschen" Fahrbahnseite fahren darf, weil man sich so zweimal Straße überqueren einspart.

    Da könnte man widerum gegenhalten, dass der Radverkehr doch bitte schön nicht auf irgendwelche Nebenstrecken abgeschoben werden darf. Halte ich auch für richtig, aber in diesem Fall ist die Nebenachse eine deutliche Abkürzung.

    Es lohnt sich unbedingt, das ganze Ding mal näher zu betrachten. Es ist der Radweg vor dem beliebten und vielleicht auch in Hamburg bekannten Veranstaltungszentrum Capitol. Auf diesem Google-maps-Satellitenbild ist die alte Situation zu sehen. Vor dem Hochhaus fehlt ein Stück Radweg. Der wurde dort nicht angelegt, weil sich zunächst die Autolobby durchsetzen konnte, die nach zwei Fahrspuren verlangte.

    Heute sieht das so aus:
    scvhwarzerbrradwegvero8rx9.jpg


    Das ganze verstößt wahrscheinlich gegen mindesten drei jeweils ganz reine Lehren zur Fahrradverkehrsführung. Aber es wird von den Radfahrern Hannovers ganz eindeutig begrüßt! Und auch die Fußgänger sind im Vergleich zur Situation vorher zufrieden.
    Die gelben Strichlinien markieren die ehemalige Autospur, die hier entfallen ist.
    Meines Erachtens und in jedem Fall in den Augen vieler Radler in Hannover ist dieser Umbau ein sichtbares Zeichen dafür, dass dem Autoverkehr auch mal was weggenommen wird, um für Radler die Verkehrssituation zu verbessern. Und es gibt in der Stadt noch reichlich viele andere Punkte, die nach einer Verbesserung rufen. Die aber von der Stadt nicht angegangen werden, weil sie vor der Autolobby allzuoft kuscht.

    Mehr dazu auch auf dem aktuellen Eintrag der Petition "Stickstoffdioxidbelastung in Hannover senken! Jetzt!" auf der Seite Neuigkeiten:

    Heinz Mazur, langjähriges aktives ADFC-Mitglied, und Siegmar Surrey, langjähriger Radverkehrsbeauftragter der Stadt, rufen dazu auf, die Petition zu unterstützen. Vielleicht ja auch für Hamburger ADFC-Mitglieder ein Grund, die Petition zu unterstützen?

    Was in dem Fall ja auch irgendwie stimmt. Fußgängerüberwege benutzende Radfahrer (die ihr Fahrrad also nicht schieben) haben gegenüber dem Fahrbahnverkehr keinen Vorrang, dieser gilt tatsächlich eben nur für Fußgänger.
    Und ja, das ist weithin unbekannt, kann man sich aber zur Not auch selbst aus der StVO herleiten.

    Trotzdem handelte die Radfahrerin nicht "widerrechtlich" (wie in dem NP-Artikel behauptet wird) dadurch, dass sie den Zebrastreifen radelnderweise überquerte. Denn es ist durchaus vorstellbar, dass sie das Auto einfach nicht bemerkt hatte.
    Unabhängig davon würde ich keinesfalls empfehlen, bzw. dringend davon abraten, den Zebrastreifen radelnderweise zu überqueren. Auch dann, wenn keine Gefahr droht. Das könnten sich weniger erfahrene Verkehrsteilnehmer (z. B. Kinder) abschauen und falsche Schlüsse daraus ziehen, die sie in Gefahr bringen.

    Übrigens sind Zebrastreifen auch so eine Art Gängelei der nichtmotorisierten Verkehrsteilnehmer. Ab wieviel Meter Entfernung zu einem Zebrastreifen beispielsweise ist ein Fußgänger verpflichtet, diesen auch zu benutzen, auch dann, wenn es für den Fußgänger einen Umweg bedeutet? Meines Wissens gibt es da keine Vorschrift dazu, die den Fußgängerverpflichtet einen Umweg zu gehen. Gilt sinngemäß auch für Radfahrer-Überwege. Fahre ich an einer Straße entlang und mein Ziel liegt auf der gegenüberliegenden Seite ziemlich genau zwischen zwei Radfahrer-Überwegen, dann müsste ich in jedem Fall einen Umweg fahren, oder ein Stück gegen die vorgeschriebene Fahrtrichtung fahren. (Oder eben außerhalb der Radfahrerüberwege die Straße queren.)

    Und was würde wohl in der Zeitung stehen, wenn ein Fußgänger ganz legal (denn m. E. ist das durchaus erlaubt), sagen wir mal 25m vor dem Zebrastreifen die Straße überquert, weil er keinen Umweg nehmen will, und dabei angefahren wird?

    Bei dem San Franzisko 1906 Verkehrsgeschehen stellte sich diese Frage nicht. Da ging jeder Fußgänger dort über die Straße, wo es ihm passte. Aber der Fußgänger hat natürlich nicht die Vorrangberechtigung, die er auf dem Zebrastreifen hätte, wenn er an anderer Stelle abseits des Zebrastreifens die Straße überquert. (Warum eigentlich nicht, oder besser, warum hat er eigentlich nicht das gleiche Recht wie ein Autofahrer, die Straße zu benutzen? - Weil er der Schwächere ist? Und das Recht ist auf der Seite der Starken?)


    Es türmen sich in dem scheinbaren und manchmal auch tatsächlichen Chaos, in welchem in einer der Hauptverkehrsachsen der Großstadt Reiter, Fuhrwerke, Fußgänger, Radfahrer, Automobile, Pferde- und Seilzugbahnen unterwegs sind, nur deshalb keine Leichenberge, weil die Fahrzeuge alle ein für heutige Verhältnisse recht gemächliches Tempo haben. Dann kommt man, wie zu sehen ist, weitgehend ohne Verkehrsregeln aus. Heutzutage, mit all den Vorschriften, würde das sogar besser funktionieren und wäre nochmal deutlich entspannter

    Die heutigen Verkehrsregeln verführen aber auch dazu, missverstanden zu werden und einseitig zu Gunsten von Autofahrern ausgelegt zu werden:

    "Sanitäter haben das Opfer (64) lange behandelt, schließlich ins Krankenhaus gebracht. Am Steuer des Peugeots saß ein 74-jähriger Mann. Der Unfall geschah um 9.15 Uhr an einem Zebrastreifen. Nach Angaben der Polizei wollte die Frau über den Zebrastreifen fahren - "widerrechtlich", sie hätte eigentlich absteigen müssen. Durch den heftigen Aufprall ist die Frontscheibe des Autos kaputt gegangen.", so lautete die Neue Presse Hannover-Berichterstattung zu einem Unfall, der sich kürzlich in Hannover ereignete.


    Tatsächlich ist es nicht ausgeschlossen, dass das Verhalten der Radfahrerin den Unfall begünstigt hatte, zum Beipiel wenn sie mit hohem Tempo auf den Zebrastreifen zugefahren sein sollte in der Erwartung, dass ihr dort ja nichts passieren könne, weil sie auf dem Zebrastreifen in jedem Falle geschützt davor sei, von einem Autofahrer angefahren zu werden.

    Allerdings ist auch nicht ausgeschlossen, dass der Autofahrer viel zu schnell unterwegs war. Über das Tempo des Autofahrers werden in dem Artikel keine Spekulationen angestellt.

    Dabei kann selbst Tempo 50 auch dann schon deutlich zu schnell sein, wenn ein Autofahrer eine Radfahrerin am Straßenrand wahrnimmt, die sich anschickt den Zebrastreifen mit dem Fahrrad zu überqueren.

    Die Autor des Berichtes erweckt jedoch eindeutig den Eindruck, dass es sich bei dem 64-jährigen Unfallopfer um eine Art "Kampfradlerin" handelt, die nun das "bekommen" hat, was sie schon längst mal "verdient" hätte. ("Jedem das Seine.") Der Artikel erklärt quasi den Autofahrer zum Unfallopfer.

    Die Straße gehört nun mal den Autofahrern, das ist die unausgesprochene Botschaft zwischen den Zeilen.

    Gibt es auch eine Mitschuld der Verkehrsbehörden? Warum besteht zum Beispiel nicht neben dem Zebrastreifen eine Radfahrerfurt? Warum wurde dort nicht schon längst ein niedrigeres Tempolimit angeordnet?

    Solche Fragen braucht sich eine Verkehrsbehörde freilich nicht zu stellen, wenn die Presseberichterstattung so klar den Radfahrer, bzw, die Radfahrerin als Alleinschuldige darstellt, obwohl doch ganz viele Fragen ungeklärt sind. Zu der Radfahrer auf Zebrastreifen Rechtsfrage habe ich folgenden Hinweis im Forum "Radfahren in Stuttgart" in der Rubrik "häufige Irrtümer zur StVO" gefunden: "1. Radfahrer dürfen nicht auf einem Zebrastreifen die Fahrbahn queren. Doch. Sie dürfen, nur tragen sie eine Mitschuld, wenn sie dabei von einem Auto angefahren werden. Es sei denn, sie schieben oder rollen mit nur einem Fuß auf dem Pedal stehend und dem andren Bein auf derselben Seite im Roller-Modus. Achtung: Vorrang vor den Autofahrern haben sie nicht! (Den haben nur die Fußgänger an Zebrastreifen.)"


    Alleine um solche "Irrtümer" aufzudecken lohnt es sich, den Film über San Franziskos Market street im Jahr 1906 anzusehen!