Stickstoffdioxidbelastung in Hannover senken! Jetzt!
Wie kommt es zu dieser Petition?
Seit in den 70er Jahren die schädlichen Auswirkungen der Autoverkehr-Abgase immer stärker in den Fokus rücken, wehren sich die Automobil-Industrie und die Autofahrer, sowie ihre Lobbyverbände dagegen, als Verursacher gebrandmarkt zu werden. Einen ersten Durchbruch, seitdem die Autoindustrie sich nicht mehr darauf beschränkt, die Umweltverschmutzung durch KFZ-Abgase einfach nur klein zu reden, gab es Anfang der 80er-Jahre:
"Der Patient Wald ist krank", sagte der damalige CSU-Innenminister Zimmermann, "wir müssen mit der Behandlung beginnen, ohne die Ursachen genau zu kennen." Obwohl es noch Forschung brauche, sei eine Ursache doch schon offensichtlich: Die Autoabgase verschmutzten die Luft.“ Quelle: t-online Aktuelles, 6.11.2013: Vor 30 Jahres gab es erstmals "bleifrei"“
Der „Deutsche Wald“ war in Gefahr und ihn zu schützen plötzlich nicht mehr nur ein Anliegen von „irgendwelchen Umweltschützern“ und sonstigen „notorischen Weltverbesserern“, sondern eine höchststaatliche Angelegenheit auch von konservativen Politikern. Hintergrund war der „saure Regen“, der durch schwefelhaltige Abgase, insbesondere Autoabgase entsteht. In der Folge wurde der Treibstoff von Blei befreit, um eine Nachbehandlung im Fahrzeug-Katalysator zu ermöglichen, der die Schwefel-haltigen und Stickoxyd-haltigen Abgasprodukte reduziert. „Die Bundesregierung beschloss im September 1984 die Einführung des Katalysators für alle Benziner“ Quelle: Auto, Motor, Sport, 14.6.2011, Die Geschichte des Kats,
Seitdem hat sich im Prinzip nicht viel geändert. Die Auto-Abgasreinigungsanlagen sowie die gesetzlichen Vorgaben dafür wurden fortlaufend ein bisschen verbessert und die Autoindustrie ist zwar einerseits nach wie vor bemüht, „den Ball flach zu halten“, wenn es um das Thema schädliche Autoabgase geht, andererseits ist die Autoindustrie aber auch bereit, den einen oder anderen Beitrag zu leisten, um Autoabgase ein bisschen weniger schädlich zu machen.
Nachdem jedoch ausgerechnet in den Vereinigten Staaten, die für viele nicht als vorbildhaft in Sachen Umweltschutz gelten, im Spätsommer 2015 der VW-Abgasskandal verdeutlicht hat, dass mit betrügerischen Machenschaften eine Abgasreinigung bei Diesel-PKW nur vorgetäuscht wurde, ist das kritische Bewusstsein gegenüber Autoabgasen in breiten Teilen der Bevölkerung wieder deutlich gewachsen.
Gleichzeitig hat sich gezeigt, dass in Deutschland in den 70er-Jahren, und wiedervereinigungsbedingt nochmal in den 90er Jahren), zwar jeweils ein Höhepunkt bei den Zuwachsraten für Autoneuzulassungen erreicht war. Aber die Zunahme des Autoverkehrs findet, wenn auch in einer flacheren Kurve, immer noch statt. Besonders in den Städten sind jedoch die Möglichkeiten zusätzliche Verkehrsflächen für den Autoverkehr auszuweisen längst erschöpft. Gleichzeitig steigen zusätzlich zu den Zahlen der Autoneuzulassungen auch die Zahlen der Verkehrsteilnehmer an, die umweltfreundlich und verkehrsflächenentlastend mit dem ÖPNV und/oder mit dem Fahrrad mobil sind.
ÖPNV-Nutzer und Fahrradfahrer aber sind längst nicht mehr bereit sich einfach unter die Erde (U-Bahnen) oder an den Rand (handtuchschmale Hochbordradwege) verdrängen zu lassen. Und sie wollen als ÖPNV-Teilnehmer nicht im Autostau stecken bleiben, oder als Radfahrer von Autofahrern gefährdet werden. Die Automobilindustrie hat darauf nur zum Schein reagiert, etwa mit der Einführung des Smart, um die Jahrtausendwende. Der wurde stets als Kleinstwagen und damit als Alternative für den Stadtverkehr angepriesen. Tatsächlich jedoch wurde er vor allem als Zweitwagen angeschafft, ohne den Absatz hochpreisiger, immer schwererer und größerer PKW mit immer mehr PS je zu gefährden.
In diesem Zusammenhang steht die aktuelle Initiative für die Petition „Stickstoffdioxidbelastung in Hannover senken! Jetzt!“ mit den folgenden Forderungen:
- Einführung von Tempo 30 innerhalb des Cityrings und an den hochbelasteten Hauptverkehrsstraßen, sofort - durch Temporeduzierung den Giftausstoß senken
- mit Fahrverboten für den Autoverkehr den Radverkehr fördern: weniger Autoverkehr in der City, mehr Fußgängerzonen und Fahrradstraßen
- nur Straßen mit 2 Fahrbahnen dort, wo Menschen wohnen - keine 4 oder noch mehr Fahrbahnen
Die Initiatoren, Gerd Reincke und Gregor Bischoff sind Radverkehr-Aktivisten aus Hannover, die mit der Petition erstens einen Beitrag zur Verbesserung des Radverkehrs leisten, und zweitens wichtige Voraussetzungen für eine Verbesserung des ÖPNVs schaffen.
Dieser Beitrag stellt den Versuch dar, die Petition
Stickstoffdioxidbelastung in Hannover senken! Jetzt!
in einen größeren Zusammenhang zu stellen. Der Text stellt auch den Versuch dar, die bisherigen Diskussionsbeiträge in diesem Thread zusammenzufassen. Kritik unbedingt erwünscht!