Ach, da hast Du dir mal meinen täglichen Nachhauseweg angeschaut. OK, ich habe als guten Vorsatz für 2014 gefasst, den Europaallee-Radweg stadtauswärts nicht mehr zu benutzen und das auch bis jetzt durchgehalten. Gibt dort schließlich eine schöne breite und fast immer freie Fahrbahn.
Aber auf der Suche nach Spaß und Abenteuer wird mal als Radler auf der Europaallee immer fündig. Fahren wir mal am Güterplatz auf den Radweg vor dem Skylineplaza. Erstmal überrascht uns eine über den ganzen Radwegteil gehende weiß-rote Absperrung, die eine kleine Baugrube schützt. Macht nix, weichen wir eben mal illegal auf den hier recht breiten Gehwegteil aus. Nach der Kurve, wo sich die Fahrradampel zum Abbiegen in die Frankenallee befindet warten weitere Hindernisse. Mal ist es nur -wie in deinem Foto- ein harmloses mobiles Halteverbotsschild, manchmal ist es aber auch ein ausgewachsener, mit Fassadenarbeiten betrauter Hubsteiger.
Mit mobilen Verkehrsschildern und Baken lassen sich ganz viele lustige Dinge anstellen. Etwa das hier:
Oder man kippt sie einfach um und legt sie quer über den Radweg. Fortgeschrittene Mountainbiker begreifen das Überwinden solcher Hindernisse als Fahrtechniktraining, der Rest sollte sichere Sturztechniken erlernen.
Jetzt dürfen wir uns in echtem Multitasking üben. Wir umfahren gekonnt die von dir gezeigten Poller an der Den Haager Straße und achten dabei gleichzeitig auf Rechtsabbieger. Die sind an dieser Stelle nicht ganz ohne, denn die Vorfahrt der Europaalllee knickt ab und viele Autofahrer brettern in voller Fahrt in die Den Haager Straße, weil sie der Meinung sind, geradeaus zu fahren . Bis vor wenigen Monaten gab es an der Stelle übrigens noch keine Radwegfurt, sondern nur einen Zebrastreifen und die Bordsteinkante war nur mit Hochziehen des Vorderrads zu überwinden. Ohne die Poller durften dort auch regelmäßig Lieferwagen umfahren werden.
Geschafft! Im weiteren Verlauf der östlichen Europaallee erwartet uns das letzte noch nicht fertiggestelle Baufeld. Hier ist der eigentlich breite Gehwegteil gesperrt und mittels Zeichen 240 werden wir auf die Mitbenutzung unseres Radwegs durch Fußgänger hingewiesen. Durch die nahe Messe und mehrere Hotels treten sie oft in größeren Gruppen auf. Ausweichen ist auf dem engen Radwegteil schwierig und auf die Fahrbahn kommt man dank weiterer Pollerorgien an den abgesenkten Fußgängerüberwegen auch schwer.
Werktags ist auch mit quer geparkten Fahrzeugen von Baufirmen zu rechnen, bei Dunkelheit mit im 90°-Winkel auf dem Radweg stehenden Bauzäunen oder den oben erwähnten umgekippten mobilen Schildern.
Nun steht eine weitere Herausforderung bevor: Die Geradeaus-Querung der Kreuzung zur Emser Brücke. Die Kreuzung ist schön breit, der Großteil des Verkehrs biegt rechts ab. Dementsprechend wird mit hoher Geschwindigkeit und oft ohne Setzen des Blinkers nach rechts abgebogen. Vorsichtiges Hereintasten bei Grün mit Schulterblick und vorsorglichem Airzound-Einsatz sind empfehlenswert.
Mit etwa 50%iger Wahrscheinlichkeit wird man an der Emser Brücke nicht mehr auf den Radweg kommen, denn die Auffahrt vor dem Meininger-Hotel ist regelmäßig von Taxis oder Gepäck ein-/ausladenden Hotelgästen blockiert. Dabei ist der Radweg hinter der Emser Brücke im Vergleich zum östlichen Teil geradezu Entspannungsprogramm. Kaum Hindernisse, glatter Asphalt, nur hin und wieder begegnet einem ein Geisterradler oder vom glatten Belag angelockter Geister-Longboarder.
Und wenn man sich mit einem kleinen Schlenker durch die Pariser Straße bis zum westlichen Ende der Europaallee vorgekämpft hat, erwartet uns noch eine schöne neue Fahrradampel, die einem rechtsabbigergeschützt das Überqueren der Straße "Am Römerhof" und die Weiterfahrt zum Rebstockbad erlaubt.
Dort können wir dann unser Fahrrad anschließen und erst mal ein bißchen im Saunagarten entspannen. Das haben wir uns jetzt verdient!