Mit Verboten kann man in einer Gesellschaft, die (glücklicherweise!) der individuellen Freiheit einen hohen Stellenwert einräumt, nicht viel erreichen. Aber eine Stadt kann Anreize und finanzielle Lenkungsmöglichkeiten für die Mobilität schaffen. Ich persönlich halte einen Anteil autofreier Haushalte von > 50% und einen Modal Split- Anteil des Umweltverbundes von 75%+x in Großstädten für wünschenswert und machbar.
Maßnahmen gibt es einige wie:
- Anwohnerparken marktgerecht bepreisen. 50€ für zwei Jahre parken halte ich angesichts des Platzverbrauchs von ca. 14qm pro Pkw und Quadratmeterpreisen von Mietwohnungen von mehr als 10€ für lächerlich. Dasselbe gilt für Parkgebühren in innenstadtnahen Zonen. Natürlich müssen erst Widerstände von Einzelhändlern und Anwohnern überwunden werden.
- Abschaffung der anachronistischen Stellplatzsatzung. Investoren werden gezwungen, pro Gewerbefläche oder Wohneinheit eine gewisse Zahl von Pkw-Stellplätzen zu schaffen. Manche Neubauten haben heute mehr Tiefgaragenstellplätze als Wohnungen - wie soll da ein Anreiz zum autofreien Leben geschaffen werden?
- Ausweisung autofreier Wohngebiete, in denen für Bewohner keine Stellplätze, aber Carsharing und gute ÖPNV-Anbindung vorhanden sind.
- Rückbau von Fahrspuren und Parkplätzen zugunsten breiter Gehwege, Radstreifen und ÖPNV-Eigentrassen.
Die entscheidene Rolle kommt aber einem gut ausgebauten, auch Tangentialverbindungen bedienenden schienengebundenem ÖPNV zu, denn er ist für die meisten Pendler die einzige akzeptable Alternative zum Auto. Das Fahrrad scheidet für viele aus da es 1) als Kurzstreckenverkehrsmittel gilt* (erinnere mich neulich gelesen zu haben dass die Fahrradnutzung ab Entfernungen von 7km schlagartig abfällt), 2) witterungsabhängig ist* und 3) eine gewisse körperliche Grundkondition erfordert.
*) mir ist klar, hier im Forum nutzen sicher einige das Fahrrad bei jedem Wetter und für zweistellige Pendeldistanzen. Gemessen am durchschnittlichen Pendler ist das aber eine kleine, nicht repräsentative Minderheit.