Beiträge von Malte

    Ich habe den Strang über die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie und die Aufrechnung gegen Menschenleben zunächst einmal hierhin verschoben: RE: ausgelagert aus dem Corona-Thread

    Wir werden uns Gedanken machen, wie wir diesen Thread gestalten können, so dass hier keine Streitereien ausbrechen. Bis dahin bitte ich darum, in diesem wieder eröffneten Thread nicht erneut in diese Richtung abzubiegen und wünsche uns allen zunächst einmal einen angenehmen und sonnigen Pfingstmontag.

    Als ich gestern fachmännisch und mit sagenhafter Geschicklichkeit den Antrieb erneuert habe (das Rad befindet sich momentan in keinem fahrbereiten Zustand)

    Ich muss kurz noch ein anderes Thema ansprechen: Offenbar habe ich mich bei der Berechnung der Kettenlänge vertan und bei der trivialen Gleichung außer Acht gelassen, die Schaltröllchen zu berücksichtigen. Bei 50 Zähnen vorne und 32 Zähnen hinten ist bei einer Kettenstrebenlänge von 440 Millimeter mit der Kette Schluss, die ich auf 110 Glieder gekürzt hatte.

    Mal ganz davon abgesehen, dass diese Konfiguration mit der schräg laufenden Kette natürlich ohnehin nicht besonders gut funktioniert — kann ich jetzt einfach die fehlende Anzahl an Gliedern aus einer anderen Kette, die ich noch verpackt auf Lager habe, abknapsen und dort mit einem noch zu beschaffenden Kettenniet und einem noch zu beschaffenden Kettennieter (den letzten habe ich schon kaputt gekriegt) dort einsetzen oder ist ein Besuch in der Werkstatt anzuraten für den Fall, dass ich hier womöglich mit meiner groben Ungeschicklichkeit etwas kaputt gemacht habe?

    Es macht mich langsam wirklich fassungslos, wie ich mit zehn linken Daumen wirklich an allem scheitere.

    Thesen wie "alle Rentner müssen sterben, das ist wirtschaftlich sinnvoll" sind aber völlig im Sinne des Forums?

    Ich habe den Eindruck, dass hier eigentlich niemand diese These ernsthaft vertritt, beziehungsweise ein frühes Ableben von Rentnern grundsätzlich begrüßt.

    Allerdings finde ich, dass die Existenz dieser These durchaus in eine Diskussion eingebracht werden darf, denn dem Eindruck, dass gerade in dieser Pandemie hervortritt, wie häufig aus Sicht der Politik die Gesundheit von Menschen und Wirtschaft gegeneinander aufgerechnet werden, kann man sich ja nicht mehr erwehren.

    Könnten wir uns bitte zumindest so viel Zeit nehmen, um zwischen Plänen und Beschlüssen zu unterscheiden?

    Da bin ich sehr für, aber mir ist gestern nicht klargeworden, dass es sich lediglich um Pläne handelt. Das war ja auch im Stufenplan schon so drin und mir erschien das als fertiger Beschluss.

    Heute haben wir endlich die Zeit für eine Radtour zu einem Rapsfeld gefunden.

    Ich turnte eine Weile mit der Kamera am Rapsfeld herum und stellte schnell frustriert fest, dass mir für die Fotografie noch einiges an Talent fehlt, damit ich sie als ernsthaft betriebenes Hobby bezeichnen könnte. Früher, irgendwie um das Jahr 2005 herum, als ich mir mit der Canon EOS 350D meine allererste Spiegelreflexkamera zulegte, da hatte ich Talent, da sah ich überall Motive, aber heute, heute stehe ich blöd herum und muss schon sehr lange überlegen, wie man eine solche Stelle in ein schönes Motiv umwandelt.

    Und ich muss leider feststellen, dass ich zu jenen Fotografen gehöre, die das, was ihnen an Talent fehlt, mit teurer Ausrüstung wettmachen. Ich stelle mich dann hin, stelle die teure Kamera auf Dauerfeuer, richte das teure Teleobjektiv mit superschnellem Autofokus aufs Rapsfeld und ballere geradezu ziellos herum, bis mir das Glück dann diesen Moment auf den Sensor bannt:

    Die Hummel hätte noch ein bisschen schärfer abgebildet werden können, aber diese Forderung mochte ich meinem Glück dann doch nicht noch abringen. Aber irgendwie wäre ich insgesamt zufriedener, wenn mir dieses Motiv nicht nur zufällig zugeflogen wäre, sondern wenn ich wirklich angestrengt darauf hingearbeitet hätte.

    Aber vielleicht sorgt dieser zweite Pandemie-Sommer ja dafür, dass ich noch ein bisschen länger üben kann.

    In den einschlägigen „Pendler HH–Lüneburg–Uelzen“-Gruppen auf Facebook machte passend zu dem oben zitierten Beitrag heute die Nachricht die Runde, dass in Kürze die FFP2-Maskenpflicht in Metronom-, Erixx- und Enno-Zügen aufgehoben würde.

    Und gleich der nächste Kracher: Die Pandemie ist vorbei! In Niedersachsen entfällt ab Pfingstmontag die Testpflicht für den EInzelhandel, sobald der Inzidenzwert sieben Tage lang unter 50 liegt.

    Und nach sieben Tagen unter 35 entfällt die Maskenpflicht im Einzelhandel: Niedersachsen will Corona-Regeln schon ab Dienstag lockern

    Ich verstehe das Vorhaben der Landesregierung so, dass mir als Mitglied der Gruppe 4 zwar eine Impfung in absehbarer Zeit verwehrt bleiben wird, ich mich aber auf jeden Fall vorher noch mit Corona infizieren lassen soll.

    Solche Äußerungen regen mich irgendwie nicht auf, da ich sie nicht ernst nehmen kann, wenn damit *jetzt* gemeint ist. Allerdings war hier wohl eher die Überlegung gemeint, was man macht, wenn sich nicht mehr genügend Impfwilige finden und keine Lösung für *jetzt*. Das wird ja gern alles durcheinander geworfen. Natürlich muss man sich darum Gedanken machen, wie man die geschätzten 80% Impfquote erreicht und wann man Masken nicht mehr tragen braucht.

    Eigentlich wollte ich heute noch auf deinen Beitrag antworten, dass nach meiner Erfahrung solchen Forderungen immer und gerne sehr schnell stattgegeben wird, im Zweifelsfall lieber heute als morgen, aber da hat mich dann die Wirklichkeit mit einem Mordstempo überholt: Nun gibt’s bis zur nächsten Welle erstmal keine Maskenpflicht mehr.

    Aus Zeitmangel konnte ich mich nicht damit befassen, aber der Bundestag hat heute der Urheberrechtsreform zugestimmt. Ab 1. August gilt dann die Umsetzung von Artikel 17 in Deutschland:

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    Ich bin nicht scharf drauf, mit Leuten in die Bahn zu steigen, die vielleicht vor einer Stunde ihre erste Corona-Impfung bekommen haben und plötzlich der Meinung sind, die Corona-Schutzmaßnahmen derart falsch zu verstehen, dass sie keine Maske mehr tragen müssten.

    In den einschlägigen „Pendler HH–Lüneburg–Uelzen“-Gruppen auf Facebook machte passend zu dem oben zitierten Beitrag heute die Nachricht die Runde, dass in Kürze die FFP2-Maskenpflicht in Metronom-, Erixx- und Enno-Zügen aufgehoben würde.

    Die Schlussfolgerung der meisten Gruppenmitglieder: Es muss jetzt keine Maske mehr getragen werden. Daraus resultierte entweder Freude oder Frust, je nachdem, was man selbst von einer Pandemie hält. Gemeint ist aber mit der Aufhebung der FFP2-Maskenpflicht nur, dass auch eine medizinische Maske genügt. Ohne Maske geht’s nach wie vor nicht.

    Ich wundere mich ja wirklich, wie viele Menschen diese Meldungen falsch verstehen werden. Abgesehen davon halte ich die Maßnahme nur bedingt für sinnvoll, nur weil der Wert ist gerade mal um Haaresbreite mit 49,9 unterhalb von 50 liegt. Und obwohl ich nachvollziehen kann, dass hinsichtlich der Maskenpflicht zwischen Nah- und Fernverkehr differenziert wird, erscheint es mir nicht hilfreich, dass jedes Eisenbahnverkehrsunternehmen separate Regelungen festlegt.

    Und dann möchte sie in der morgigen Veranstaltung ausgerechnet mit Marcus Lewe über „Moderne Mobilität für Lüneburg“ sprechen, während sich Lewe wohl gerade freut, sich in Münster nicht mehr allzu sehr mit den Ambitionen einer autoarmen Innenstadt herumschlagen zu müssen.

    Insgesamt waren mit Scherf und Lewe 20 Zuhörerinnen anwesend, wobei es weniger um Fahrräder als mehr um vermeintlich moderne Mobilität ging. Also: Elektrobusse, Apps, kleine Midi-Busse für die Tagesrandzeiten und so weiter. Notiert habe ich mir vor allem Lewes Aussage, dass die Abschaffung der Straßenbahn in Münster der Startschuss für unfassbare Fahrradinfrastruktur gewesen wäre, weil man keine autogerechte Stadt wollte. Ich habe mich mit Brompti nur ein paar Stunden in Münster aufgehalten, aber naja, ich sehe das dann doch etwas anderes. Und es soll ein Radwegenetz parallel zu den Hauptstraßen eingerichtet werden, die in den Außenbereichen in Velorouten übergehen und das Umland verbinden.

    Dann wurde noch über grünen Wasserstoff gesprochen, der mit Windrädern erzeugt werden soll, die aus der EEG-Förderung rausgefallen sind. Ich bin mir nicht sicher, ob das wirklich funktionieren wird oder nur kühne Pläne sind.

    Dann betone Scherf noch, der Umstieg vom Auto auf ÖPNV und Fahrrad wäre auch in Lüneburg sehr wichtig, was ich mal für den Rest des Wahlkampfes im Hinterkopf behalten werde. Zum Schluss ging es noch irgendwie um Flächengerechtigkeit und es wurde grob die Problematik umrissen, dass Geh- und Radwege sehr eng wären, nebenan aber breite Fahrbahnen für den Kraftverkehr bereitstünden.

    Das erinnert mich ein wenig an die Sanierung der Dahlenburger Landstraße, wo der Radweg auf Kosten des Gehweges verbreitert wurde, weil offenkundig mal wieder der Mut fehlte, die Parkplätze auf dem Seitenstreifen aufzugeben. Und ich finde, das ist definitiv jene Art der Verkehrswende, mit der wir uns keinen Gefallen tun.

    Vielleicht frage ich noch mal per Mail nach, wie viel Mut Frau Scherf aufzubringen gedenkt, was die Umverteilung der Nebenflächen angeht.

    Und so geht es dann munter weiter: Ab dem 7. Juni sollen Betriebsärzte impfen — aber mit welchem Impfstoff? Denn mit BioNTech läuft’s halt auch nicht so geil, weil jetzt die ganzen Zweitimpfungen dran sind und pünktlich zur Aufhebung der Priorisierung die Erstimpfungen erst einmal zurückgefahren werden.

    Und vor ein paar Wochen wurde noch vehement negiert, dass es überhaupt Überlegungen geben könnte, die Maskenpflicht für Geimpfte und Genesene aufzuheben, nun gibt es allerdings doch schon einigermaßen konkrete Ideen: Keine Maskenpflicht mehr für Geimpfte!

    Dann geh halt vorher kurz zur nächsten Schnellteststation und mach. Das darfst du mit einem aktuellen Schnelltest auch alles obwohl du nicht geimpft bist.

    Ich habe mich da unklar ausgedrückt. Dürfen ist das eine, aber ob’s sinnvoll ist? Ich bin nicht scharf drauf, mit Leuten in die Bahn zu steigen, die vielleicht vor einer Stunde ihre erste Corona-Impfung bekommen haben und plötzlich der Meinung sind, die Corona-Schutzmaßnahmen derart falsch zu verstehen, dass sie keine Maske mehr tragen müssten. Ich empfinde es schon als unangenehm genug, dass in letzter Zeit die Maskenquote in der Lüneburger Innenstadt deutlich gesunken ist.

    Ich habe gerade nebenbei die Pressekonferenz aus Niedersachsen zu dem Fortschritt der Impfkampagne laufen lassen und war erstaunt, dass es alles so super optimistisch klingt. Die Freigabe der Priorisierung gilt hier wohl nur für Hausärzte, in den Impfzentren wird weiterhin die ursprüngliche Priorisierung angewendet.

    Aber ich habe den Eindruck, man ginge davon aus, dass man ab dem 7. Juni in seiner Hausarztpraxis anruft, sich auf eine Warteliste setzen lässt und dann vielleicht nicht im Juni, aber sehr zeitnah geimpft wird. Vielleicht liegen mir ja gänzlich andere und vor allem falsche Informationen vor, aber ich habe den Eindruck, dass das Landesgesundheitsamt (?) die Sachlage sehr optimistisch einschätzt.

    Das würde ich auch für unzumutbar halten.

    Meine Eltern haben sich über Wochen regelmäßig das hier angesehen und wurden dann vor Kurzem endlich beim Hausarzt geimpft:

    Andere hatten bei der Lotterie mehr Glück, konnten sich dann einen Termin in ihrer Nähe sichern… und waren dann doch nicht schnell genug:

    Und so ging das dann teilweise über mehrere Wochen in unterschiedlichen Intervallen, je nachdem, wann und wie viele Termine auf den Markt geworfen wurden. Aber dann erkläre mal Verwandten mit teilweise über 80 Jahren, für die sich mitunter schon eine Grippe in ein Todesurteil verwandeln könnte, warum hier mit der Gesundheit Lotto gespielt wird.

    Scheint bei Euch kompliziert zu sein.In Bayern registriert man sich Online und bekommt irgendwann einen Impftermin-Vorschlag.

    Gleichzeitig kann man auch bei einem Hausarzt anfragen.

    Aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen ist mir bekannt, dass man sich regelmäßig erneut um einen Impftermin bemühen muss, sobald mal neue Termine freigegeben wurden. Und wenn man nicht zum Zuge kam, weil auf 6.500 Termine über 80.000 Interessenten kamen, versucht man es eine Woche später eben noch mal und dann eine Woche später noch mal und naja.

    Das ist natürlich insbesondere für wenig computeraffine, aber mit hohem Risiko lebenden Senioren eine Zumutung sondergleichen.

    Und parallel dazu kann man sich seit einiger Zeit eben beim Hausarzt registrieren lassen mit der bekannten Länge der Wartelisten.

    Die Zahlen können sich natürlich noch verschieben.

    Und das passiert ja heute schon jeden Tag. Da kriegt eine Arztpraxis statt 42 Dosen für eine ganze Woche nur sechs. Oder es müssen Termine für jüngere Patienten mit BioNTech abgesagt werden, weil Über-60-Jährige AstraZeneca ablehnen und von ihrem Vorgriffsrecht Gebrauch machen.

    Diese Impfterminvergabe gleicht einer Lotterie, als würden hier Eintrittskarten für Eurodisney verlost und nicht Termine für einen Impfstoff, der uns die Rückkehr in die Normalität sichern und vor schweren Erkrankungen bewahren soll.

    Das war gleichzeitig der Zeitpunkt, zu dem meine Unzufriedenheit mit der Pandemiebekämpfung in eine ganz neue Dimension eintrat.

    Zwei Wochen später hat sich die Lage nicht wesentlich geändert.

    Vorab noch mal der obligatorische Disclaimer: Als gesunder Angehöriger der Gruppe, der als Software-Entwickler den Rest seines Lebens von zu Hause arbeiten könnte, habe ich nunmal keine besonders hohe Priorität für eine Impfung. Das ist okay.

    Und ich bin auch nach wie vor der Meinung, dass es eine ganze Menge Menschen gibt, die vor mir an der Reihe sein sollen. Nur: Irgendwann wäre ich auch gerne mal versorgt, denn auch ich möchte durchaus hin und wieder mal ein Restaurant besuchen, mit der Bahn fahren oder vielleicht sogar mal Urlaub machen. Bei den ganzen Helden, die jetzt während der Lockerungsübungen schon ohne Maske durch die vollgestopfte Innenstadt stapfen, weil verständlicherweise nicht mehr klar ist, bei welchen Inzidenzwerten über welchen Zeitraum in welchen Straßen eine Maske getragen werden muss, ob das auch für einmalig oder komplett Geimpfte gilt und die Gastronomie schreibt auf ihre Kundenstopper geradezu gegenteilige Regelungen: Bei dem einen darf man nur mit Maske sitzen, außer wenn gegessen wird, beim anderen läuft schon das Personal maskenlos zwischen den Tischen herum. Da habe ich ja so richtig Bock drauf.

    Bei mir sieht es immer noch so aus, dass ich mittlerweile auf der Warteliste für neue Patienten bei einem Hausarzt stehe, vielleicht sogar schon in ein paar Wochen aufgenommen werde und so es Gott will dann auf eine Warteliste für eine Impfung rutsche. Wenn ich mich bei anderen Menschen in meinem Alter mit meinem Gesundheitszustand umhöre, sind die Wartelisten für Impfungen mehrere Kilometer lang und es wird in Aussicht gestellt, dass Angehörige der Gruppe 4 realistisch gesehen im Herbst oder im Winter dran sind. Der kalendarische Winter beginnt übrigens am 21. Dezember, das heißt, gemeint ist dann schon das Jahr 2022.

    Selbst wenn ich die Fast-Lane-Karte spiele und aus irgendeinem Grunde als unabkömmlicher Mitarbeiter der Telekommunikationsbranche in Gruppe 3 rutschen sollte, kann ich mir hier in Niedersachsen erst ab dem 31. Mai über ein kompliziertes Verfahren einen Termin besorgen. Momentan sind schon andere Untergruppen der Gruppe 3 freigeschaltet, seit gestern zusätzlich Angestellte aus Supermärkten und Termine werden wohl gerade für den August vergeben. Selbst wenn ich mich ab dem 31. Mai bewerben könnte, wäre ich dann wohl realistisch gesehen im September an der Reihe. Dann noch ein paar Wochen warten bis zur eventuellen Zweitimpfung, dann noch ein paar Tage bis zum vollständigen Impfschutz, und schon ist Weihnachten, so schnell kann’s gehen. Wiederum andere Mitglieder der Gruppe 3 erklären, das stimme gar nicht, es würden momentan nur Termine bis Ende Juni angeboten, die aber schon alle vergeben sind, und man müsse sich gedulden bis der nächste Schwung an Terminen freigegeben wird. Ob das nun an unterschiedlichen Bundesländern liegt oder an was auch immer, kann ich nicht nachvollziehen. Nichts genaues weiß man nicht.

    Vielleicht werden aber auch die Impfzentren zwischendurch geschlossen; darüber flattern quasi jeden Tag unterschiedliche Meldungen an mir vorbei. Und mir ist vollkommen unklar, was das bedeutet: Wird mein Termin im Impfzentrum dann storniert und ich darf mich beim Hausarzt ganz hinten anstellen? Das passt für mich alles einfach gar nicht mehr zusammen: Einerseits werden Termine für Impfzentren im Juni vergeben, andererseits wird mal so, mal anders darüber spekuliert, ob nicht aufgrund der hohen Kosten die Impfzentren schon im Juni geschlossen werden können. Kapiere ich nicht.

    Dann gibt es diese Seite von ZEIT ONLINE, die täglich aktualisiert den Status der Impfkampagne aufschlüsselt: So viele Menschen wurden bereits geimpft

    Dort lese ich Stand heute, dass bis Ende August 100 % der Bevölkerung vollständig geimpft sein soll. Das halte ich in dieser Form für eine gewagte Beschriftung der y-Achse des Graphen unter der Überschrift „Prognose“, denn einerseits zähle ich zur Bevölkerung auch Jugendliche und Kinder unter 16 Jahren, für die nach meiner Kenntnis heute noch keine Zulassung für Impfstoffe vorliegt und zur Bevölkerung zählt ja auch der konstante Anteil an Menschen, die sich einer Impfung verweigern oder aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können. Aber nehmen wir mal an, es handelt sich um den Anteil der impfwilligen Bevölkerung über 16 Jahre und der Begriff „vollständig geimpft“ bedeutet, dass eine eventuell notwendige Zweitimpfung erfolgt ist und seitdem auch die obligatorischen 15 Tage bis zum vollständigen Impfschutz verstrichen sind.

    Gehe ich davon aus, dass ich AstraZeneca bekomme, was für mich mit meinen zarten 32 Jahren zwar nicht empfohlen wird, aber da die Generation ab 60 Jahren den Impfstoff angesichts seines schlechten Rufs ablehnt und ein Vorgriffsrecht auf Biontech und andere hat, könnte es ja so laufen. Ich muss dann also spätestens am 16. August meinen Termin zur Zweitimpfung bekommen, um bis Ende August einen vollständigen Impfschutz auszubilden. Daraus folgt, weil ich kein Blödmann bin und es nicht eilig habe, in den Sommerurlaub nach Malle zu starten, dass meine Erstimpfung zwölf Wochen vorher erfolgen muss, nämlich… am 24. Mai, also in sechs Tagen. Das ist sowohl für mich als auch für alle anderen der Gruppe 4 vollkommen unrealistisch und bedeutet, dass entweder der Graph etwas anderes meint oder aber die Zweitimpfung nicht eingerechnet ist. Oder vielleicht kapiere ich da auch irgendwas nicht.

    Ich kann aber auch das Szenario „weiter wie bisher“ aufrufen, das die Zielmarke von Ende August anderthalb Monate nach hinten verschiebt. Dann müsste ich am 8. Juli geimpft werden, was zwar schon irgendwie wahrscheinlicher klingt, was ich aber dennoch nicht so richtig glauben möchte.

    Und ich kann mittlerweile auch gar nichts mehr mit diesem „Impfangebot für alle im Juni/Juni/Sommer/Q3“ anfangen. Klar, dass niemals gemeint war, alle Menschen im Juni impfen zu können, aber ist dieses Freigabe der Priorisierung ab dem 7. Juni jetzt ernsthaft die Konsequenz aus dem „Impfangebot für alle“? Es gibt also keine Priorisierung mehr, aber ich darf mich als gesunder 32-Jähriger im Home-Office mit Eltern, mit Menschen der Gruppe 3 mit gewissen Vorerkrankungen und mit all jenen Über-60-Jährigen, die beim wöchentlichen Impfterminroulette nicht zum Zug Schuss gekommen sind, um eine begrenzte Anzahl von Impfterminen prügeln?

    Das finde ich unanständig.

    Vor allem irritiert mich dieser seltsame Geist von „Leistung muss sich wieder lohnen“, der momentan durch meine Filterblase auf Twitter weht: Wer als Angehöriger der Gruppe 4 noch keine Impfung bekommen hat, der hat sich einfach nicht genug angestrengt.

    Und das ist richtig: Ich habe mich nicht genug angestrengt. Einerseits bin ich der Meinung, dass viele Menschen vor mir eher auf eine Impfung angewiesen sind als ich, andererseits weigere ich mich, täglich bei einem Dutzend Ärzten anzurufen, ob vielleicht noch irgendwo eine Dosis übrig ist. Da gehe ich doch den Angestellten am Telefon so schnell auf die Nerven, das halte ich für mich und vor allem für meine Gesprächspartner für eine Zumutung. Es gibt ja auch schon genügend Ärzte, die auf ihre Homepage schreiben, dass sie keine weiteren Patienten aufnehmen, Impfungen nur mit AstraZeneca an Über-60-Jährigen durchführen und man bitte von Anrufen um Restdosen absehen möge. Aber „Leistung muss sich wieder lohnen“ wohnt eben auch immer eine egoistische Komponente inne, so dass man dann wohl wider besseren Wissens anruft.

    Und dann gibt es vereinzelte Aktionen, bei denen Ärzte, in der Regel größere Gemeinschaftspraxen, über mehrere Tage mehrere hundert Impfungen ohne Termin an alle durchführen. Unweit meiner Heimatstadt wird beispielsweise am Pfingstwochenende geimpft — wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Ob es nun sinnvoll ist, dass ich dort ohne Garantie auf eine Impfung an mehreren Tagen ab 5 Uhr morgens im Regen vor der Praxis warte? Vor allem gibt es ja gar keine Garantie, dass ich drankomme, denn nach Auskunft der niedersächsischen Impfhotline darf ich als Niedersachse nicht in Schleswig-Holstein geimpft werden. Aber vielleicht hat sich das auch schon wieder geändert und vielleicht hat Schleswig-Holstein eine andere Regelung und vielleicht ist der Gemeinschaftspraxis das auch sowas von egal und vielleicht war das auch einfach eine Falschinformation, die sich aber perfekt ins Gesamtbild einreiht:

    Nichts genaues weiß man nicht.

    Bleibt also nur eines: abwarten. Und ja, das ist okay, ich hab’s ja nicht eilig. Aber ich komme mir ziemlich blöd vor, etwas von einem Impfangebot für alle zu hören, wenn ich auf einer Warteliste für eine Warteliste stehe, die so lang ist, dass der Arzt seine Praxis drei Mal einwickeln könnte.

    Mit der örtlichen Lokalpolitik bin ich knappe drei Monate nach dem Umzug in die Hansestadt Lüneburg natürlich noch nicht vertraut und ich kenne mich bislang nur soweit aus, dass hier seit knapp 30 Jahren Oberbürgermeister Ulrich Mädge (SPD) die Verwaltung leitet. Er kann in diesem Herbst kein weiteres Mal antreten, weil er mit dann 71 Jahren über der Altersgrenze von 65 Jahren liegt. Über seine Leistungen und Positionen vermag ich mir kein Urteil zu erlauben, wenngleich ich den Eindruck habe, dass es hier mit Umwelt- und Klimaschutz und Verkehrswende nicht im Ansatz soweit her ist wie es das knuffige Image Lüneburgs eigentlich vermuten lässt. Darauf hat er als Chef der Verwaltung natürlich nur mittelbaren Einfluss, aber bei mir bleibt das Gefühl, da ginge noch mehr.

    Von der langen Liste der Bewerberinnen sind wohl nur noch vier Namen relevant, soweit ich das einschätzen kann:

    Hinsichtlich den für dieses Forum relevanten Themen mit Verkehrswende und Fahrradinfrastruktur sind sich alle sehr einig, da müsse viel passieren, man ist sich sogar so doll einig, dass drei der vier Kandidatinnen auf ihrer Webseite (Kalisch hat offenbar noch keine) ganz viele Fotos von Fahrrädern und Lastenrädern und nachhaltiger Mobilität zeigen.

    Aber das hat ja auch Ulrich Mädge in der Vergangenheit gewusst. Trotzdem sind wir hier im Februar überraschend in eine autogerecht ausgebaute Stadt gezogen, die er ja seit nunmal 30 Jahren verwaltet und formt. Ich bin dementsprechend jetzt nicht so richtig zuversichtlich, dass sich künftig viel verändern wird, zumal das die Oberbürgermeisterin nicht selbst entscheidet.

    Geradezu ubiquitär in der Hansestadt ist Monika Scherf, die gerade zwei Veranstaltungen zum Thema Straßenverkehr prominent auf Plakaten bewirbt:

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    Scherf ist mir noch ein Rätsel, denn einerseits macht sie mit der Quote an Fotos, auf denen sie sich mit dem Fahrrad abbilden ließ, meiner eigenen Quote deutlich Konkurrenz, andererseits hat sie für mich den Makel der CDU-Mitgliedschaft, die sich auch auf kommunaler Ebene hinsichtlich einer Verkehrswende eher als hinderlich erwiesen hat. Nun ist Kommunalpolitik immer etwas anderes als Landes- oder Bundespolitik, aber mit meinen Erfahrungen aus Hamburg und Kiel mag ich nicht glauben, dass es in Lüneburg gänzlich anders laufen sollte.

    Und dann möchte sie in der morgigen Veranstaltung ausgerechnet mit Marcus Lewe über „Moderne Mobilität für Lüneburg“ sprechen, während sich Lewe wohl gerade freut, sich in Münster nicht mehr allzu sehr mit den Ambitionen einer autoarmen Innenstadt herumschlagen zu müssen.

    Vielleicht mag ja der eine oder andere dem Termin beiwohnen?