Beiträge von Malte

    Beim SPIEGEL gibt es gerade einen Live-Ticker über lustige Fahrten im Nahverkehr am Pfingstfreitag:

    Update: Unterwegs mit dem 9-Euro-Ticket
    Mit dem Pfingstwochenende fürchten Reisende Chaos auf deutschen Schienen. Was ist wirklich los in den Zügen? Verfolgen Sie die Erfahrungen unserer Reporter im…
    www.spiegel.de

    Das erinnert mich ja an meine doch recht populären #BahnCard100-Threads auf Twitter, nur nicht ganz so lustig.

    Mittlerweile ist übrigens mein Eindruck, dass insbesondere die Auslastung der Strecke von Hamburg nach Westerland aufgrund der medialen Berichterstattung unterschätzt wird. Ich traf am Mittwoch eine Gruppe älterer Radlinge, die in Altona in den Zug nach Westerland umsteigen wollten und meinten, so voll würde es nicht, das wäre ja nur so ein Internet-Ding. Das sehe ich anders, gab ich zu bedenken: Ich habe während meiner letzten beiden Schuljahre hin und wieder als Fahrgastzähler im Netz der Nord-Ostsee-Bahn gearbeitet und es war teilweise schon montags bis donnerstags so voll, dass wir die Fahrgäste nicht mehr zählen konnten, weil wir uns gar nicht mehr durch den Zug bewegen konnten. Ein paar Sonnenstrahlen im Sommer, Zack, alle wollen sie nach Sylt.

    Dass es ihn dennoch hier und heute gibt: Was sagt das eigentlich über unser tolles politisches System? Ich denke (hoffe): Ein einziges Mal per WhatsApp zur Volksabstimmung gestellt, und weg damit. Aber sowas von. :)

    Es ist schlecht, aber insgesamt betrachtet immer noch das beste.

    Beim SPIEGEL gibt es jetzt hinter der Bezahlschranke eine Liste von besonders gut gefüllten Strecken, auf denen es morgen eng werden könnte. Bis auf Hamburg-Bremen und Hamburg–Flensburg/Kiel ist eigentlich sternförmig alles nach und von Hamburg dabei.

    (S+) Neun-Euro-Ticket: Wo es in Bahnen und Bussen ab Mittwoch besonders eng wird
    Millionen Menschen haben sich das 9-Euro-Ticket schon geholt – Mittwoch beginnt das große Verkehrsexperiment. Es zeichnet sich ab: Vielerorts wird Platz knapp.…
    www.spiegel.de

    Gehst Du davon aus, dass es unter der Woche auch mehr wird? Und wenn ja, hast Du die Möglichkeit der Gleitzeit?
    Ich fahre immer zw. 09:30 und 10:30, da ist kaum was los.

    Grundsätzlich können wir kommen und gehen wie wir lustig sind, in der Praxis hat sich das aber aufgrund gemeinsamer Termine und der Zusammenarbeit an einem Thema eher auf das klassische Nine-To-Five-Ding eingependelt. Insofern ist da nach vorne und hinten tatsächlich nicht ganz so viel Spielraum.

    Ich kann natürlich auch deutlich früher aufbrechen, aber dann hocke ich halt im Zweifelsfall bis zum letzten Termin um 17 Uhr im Bureau oder gar noch länger.

    Vor allem ist es ja auch so, dass wir momentan bei meinem Arbeitgeber selbst entscheiden können, ob wir zu Hause oder im Bureau arbeiten. Diese Regelung wird aber irgendwann im Sommer vermutlich gegen eine nicht ganz so flexible Lösung ausgetauscht im Sinne von mindestens zwei Mal pro Woche ins Bureau oder so. Und sicherlich wird es nicht so sein wie auf Westerland, wo man auch ohne Neun-Euro-Ticket an einigen Sommerwochenenden Angst haben musste, vor der nächtlichen Betriebspause nicht mehr von der Insel runterzukommen, aber ich verspüre nicht so viel Lust, zwei Mal pro Woche mit einer Sardienenbüchse die baustellenbedingt verlängerte Fahrzeit von 50 Minuten zu genießen.

    Whatever. Wir werden’s schon überleben.

    Momentan führen auch alle Erzählungen über die Zukunft Europas immer nur bis zum Abgrund, in den sie spätestens dann stürzt, wenn die USA aus der NATO austreten. Und dann werden Experten mit großen Namen aus allen möglichen Bereichen gefragt, aber eine Antwort hat keiner so richtig.

    (S+) Russische Bedrohung: Die EU muss lernen, sich selbst zu verteidigen – aber wie?
    Europa kann sich nicht allein auf den Schutz der USA verlassen. Der Staatenbund muss wehrhafter werden – und dabei alle Zweifler mitnehmen. Wie das zu schaffen…
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    Ich bin ja bekanntlich Berufspessimist, aber als jemand, der auf die Eisenbahn angewiesen ist, wie man so schön sagt, wundere ich mich schon, wie ich hier in den nächsten Monaten wohl aus Lüneburg rauskomme, wenn baustellenbedingt nur ein Viertel der Nahverkehrszüge fährt und der Fernverkehr auch noch ausgedünnt wird. Heute war das Wetter eher mäßig, kalt und nass, und trotzdem waren am Sonntagnachmittag so gut wie alle Nahverkehrszüge komplett überfüllt.

    Unter anderem mit Fahrrädern, die nicht nur die 32 Stellplätze des Fahrradwagens in Anspruch nahmen, sondern sich auch noch in beinahe jedem Türraum stapelten und sogar — ein ganz schweres Tabu! — im Mehrzweckabteil klemmten:

    Wir räumten dann unsere beiden Brommies beiseite und verzogen uns auf die andere Seite des Mehrzweckwagens, damit noch zwei weitere Kinderwagen Platz finden könnten, aber anstatt der Kinderwagen standen dort zu meinem Ärger gleich noch ein paar weitere Fahrräder. Das ist jetzt nicht nur eine blöde Anekdote, sondern ein Hinweis für mich, dass es grundsätzlich mit Rücksicht und so weiter und so fort in den nächsten drei Monaten wohl nicht so gut funktionieren wird. Womöglich ist das einer dieser Gründe, weswegen wir über ein grundsätzliches Verbot der Fahrradmitnahme diskutieren.

    Weiter geht’s im erixX. Der Zug ist fast leer und um zwei fahrradlose Fahrgäste auf den Klappsitzen des Fahrradabteils stapelten sich die Räder.

    Wie gesagt: Nur zehn Prozent mehr Fahrgäste hier und da und dort oder mal ein Zugausfall, schon kann man die Fahrt vergessen. Und gerade zwischen Hannover, Lüneburg und Hamburg wundere ich mich wirklich, wie das wohl funktionieren soll.

    Die ersten Schlaumeier mit 9-Euro-Ticket hat das Zugpersonal heute schon mal im Nahverkehr aufgegriffen. Einerseits kann ich ja nachvollziehen, dass man sich halt das prominent im DB-Navigator beworbene 9-Euro-Ticket holt und irgendwie denkt, man könne damit dann schon losfahren, andererseits muss man einen Geltungsmonat auswählen und ich kann mir nicht so richtig vorstellen, inwiefern die mediale Berichterstattung über dieses Thema wohl an den Leuten vorbeigegangen sein muss.

    ... wie auch die Radfurt für sich alleine nix regelt, aer nur dort markiert werden darf laut VwV-StVo zu § 9, wo Radfahrer auch wirklich Vorfahrt/Vorrang haben ...

    Wobei der Hinweis auf die Straßenverkehrs-Ordnung natürlich schon stimmt. Nur: Irgendwas will man ja mit diesen Haifischzähnen aussagen und da ist dann „Vorfahrt achten“ das einzige, was hier in Frage kommt.

    Und in einer Gegend, in der so mancher Kraftfahrer schon Unterscheidung von Fußgängerüberweg und Fahrradfurt scheitert, habe ich ein ungutes Gefühl, wenn irgendwo Markierungen aufgetragen werden, die man mit wenig Mühe ganz schön missverstehen kann.

    Es gibt ja so Sachen, bei denen man gar nicht genau weiß, ob die nun beabsichtigt sind oder nicht. Relativ willkürlich verteilt sind in Lüneburg die so genannten Haifischzähne an Stellen, an denen der Radverkehr eine Fahrbahn quert. Das sieht dann beispielsweise so aus:

    Der Fahrbahnverkehr darf hier ohne Lichtzeichenanlage auf einem so genannten freilaufenden Rechtsabbiegestreifen abbiegen, Rad- und Fußverkehr queren zwischendurch. Damit das auch jeder merkt, gibt es sogar ein gelbes Blinklicht, das auf die Wartepflicht des Fahrbahnverkehrs hinweist. Aber, Überraschung, der Radverkehr ist hier dank Zeichen 342 ebenfalls wartepflichtig — der Fußverkehr hingegen nicht, denn der muss dank § 9 Abs. 3 StVO dennoch durchgelassen werden. Und der Radverkehr in der Gegenrichtung hat auch irgendwie Vorfahrt, denn der hat dort keine Haifischzähne.

    Und überhaupt darf man vermuten, dass das alles gar nicht so gemeint war wie es dort zu sehen ist, denn die Haifischzähne purzelten erst im April 2020 in die Straßenverkehrs-Ordnung und waren früher Straßenmalerei ohne Wert. Die hier sichtbaren Zeichen dürften auch älter als zwei Jahre sein.

    Mitunter gibt es so etwas auch im Bereich von Lichtzeichenanlagen:

    Oder auch wieder nur in der Gegenrichtung:

    Was nun? Die Straßenverkehrsbehörde nerven und Vorschlagen, die ganzen Haifischzähne abzukratzen? Denn wenn ich mich als Radling tatsächlich an diesen Dingern orientiere, dann zieht ja wieder die Rechtsprechung des OLG Hamm von wegen dass der Verkehrsteilnehmer mit dem kleineren Zeichen 205 (oder dem Haifischzahn?) noch weniger Vorfahrt hat als der Verkehrsteilnehmer mit dem größeren Zeichen 205 (der ja aber eigentlich auch keine Vorfahrt hat).

    Ja, das kenne ich schon. Ich freue mich schon mega.

    Das lag doch wahrscheinlich daran, dass viele Menschen den als Ersatz zur S-Bahn nach Bergedorf nehmen. Diese Woche war ja zwischen HBF und Billwerder Moorfleet kein S-Bahnverkehr möglich.

    Oh, du hast recht, das hatte ich gar nicht mitbekommen. Aber ich hatte gar nicht den Eindruck, dass die Züge ansonsten nennenswert leerer wären?

    Die Bundespolizei befürchtet nun, in den drei Monaten des 9-Euro-Tickets wegen überfüllter Züge einschreiten zu müssen:

    9-Euro-Ticket: Polizisten fürchten "Katastrophe" wegen überfüllter Züge | Bahnblogstelle
    Der Bundesvorstand der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) hält ein konsequentes Einschreiten der Bundespolizei für unabdingbar, wenn Züge und Bahnhöfe ab…
    bahnblogstelle.com

    Die Räumung überfüllter Züge ist ja etwas, das ich als Vielfahrer nur vom Hörensagen kenne. Mein Eindruck ist eher, solange sich die Türen irgendwie noch schließen lassen, rollt der Zug; ganz egal, ob eine Evakuierung im Notfall innerhalb der gebotenen Zeit möglich wäre oder ob die Ausgänge von dicken Koffern oder Fahrgästen blockiert würden.

    Gestern zum Beispiel wendete der RE 3 aus Hannover in Hamburg auf den RE 4 nach Bremen und man kam kaum aus dem Zug raus, weil Aberhunderte Fahrgäste mit dicken Koffern wie die Römer bei Asterix und Obelix nebeneinander standen und mit ihrer Koffer-Mauer die Türen blockierten. Und auch nicht so richtig auf die Idee kamen, so etwas wie „erst aussteigen, dann einsteigen“ praktizieren zu lassen. Ich vermute mal, die waren entweder auf dem Weg zu einer Kreuzfahrt oder auf dem Heimweg und der Reiseveranstalter hatte ihnen die Fahrt mit der Bahn aufgenötigt. Allzu viel Erfahrung mit den Gepflogenheiten in öffentlichen Verkehrsmitteln hatten sie ganz offensichtlich nicht.

    Oder abends am RE 1 nach Büchen. Der Zug ist rappelvoll, die Leute stehen in den Gängen, von den drei Mehrzweckabteilen ist im allerletzten ganz vorne noch ein Platz im Türraum frei. Auf dem Weg dahin wurde ich mehrfach beschimpft, dass ich mich mit meinem Scheißfahrrad bitte verpissen möge, es wäre schon voll genug und die Fahrt war dann wirklich nicht mehr schön.

    Und wenn ich mir dann vorstelle, dass bei optimistischer Betrachtung auch nur zehn Prozent mehr Fahrgäste in die Züge drängen, dann wird das wirklich spannend — zumal ja zwischen Hannover und Hamburg baustellenbedingt drei Viertel der Nahverkehrszüge ausfallen.

    Naja, und jetzt am Wochenende gab es auch das hier noch. Keine Ahnung, was das mal werden soll:

    Nach zehn Tagen gab es eine Rückmeldung zu meiner Mängelmeldung: Das Ordnungsamt schaut sich das mal an.

    Vermutlich ist dieser Unsinns schon längst von der Baufirma abgeräumt worden. Naja.

    Da lobe ich mir ja doch noch den Mängelmelder der Stadt Lüneburg, dort gibt es in der Regel binnen 24 Stunden eine ausführliche Antwort und die Behebung der Mängel erfolgt ebenso schnell.

    Mit dieser Interpretation dürftest du allerdings ziemlich alleine sein.

    Naja, eigentlich hat Th(oma)s schon recht, nur im Kontext, in dem das Wort „übersehen“ gebraucht wird, steckt halt immer das entschuldigende Element mit drin: Das kann ja im unübersichtlichen Straßenverkehr schon mal passieren. Insofern hat das Wort nach meinem Dafürhalten im Kontext einer Unfallmeldung eher einen entschuldigenden Charakter.