Beiträge von Malte

    Gut, unsere Fahrt von Lüneburg nach Hamburg am Sonnabend. Die Mitnahme von Fahrrädern war ja bekanntlich untersagt und Leute von der DB-Sicherheit sprachen offenbar auch Fahrgäste mit Fahrrädern an, um das Verbot durchzusetzen.

    Interessant wäre ja auch die rechtliche Frage, ob sich wirklich ein pauschales Verbot der Fahrradmitnahme verkünden lässt, das beispielsweise auch nachts gilt, wenn der Zug nicht mal ansatzweise voll ist. Der Maßnahmenkatalog des EVU sieht nach meiner Kenntnis primär vor, die Fahrradmitnahme aufgrund der Auslastung der Züge zu versagen, aber keine Präventivmaßnahmen wie bei der DB-Regio SH während der Kieler Woche, als man mich in Hamburg nicht nach Kiel mitnehmen wollte, weil es in Neumünster so voll würde.

    Und: Beim Metronom ist das Unterdeck des Wagens 2 in der Regel nur für Fahrräder vorgesehen, sofern nicht die winterliche Bestuhlung mit 16 Sitzplätzen eingebaut wird. Das heißt, da ist auch gar kein Fahrgastaufenthalt vorgesehen, wovon ja mehrere Aufkleber in dem Bereich künden: Keine Haltestangen, kein Aufenthalt. Nun ist mir klar, dass dort trotzdem ständig Fahrgäste stehen und sitzen, aber so ganz einfach scheint mir das Verbot ja gar nicht zu sein.

    Gut, der Zug fährt ein. Wagen 2 mit dem Fahrradbereich ist knüppeldicke vol mit Fahrrädern. Wie die wohl alle dort reingekommen sind?!? Außerdem werden aus mehreren Türräumen Fahrräder entfernt:

    Die eigentliche Fahrt war dann aber gar nicht so wild. Es ist halt wie immer, die vordere Hälfte des Zuges hält von Uelzen nach Hamburg ungefähr dort, wo die Treppen sind, so dass alle vorne einsteigen, also war’s hinten im Zug tatsächlich einigermaßen leer.

    Un dann kamen wir in Hamburg an. Auch dort gilt die eiserne Regel der Beförderungsfall-Entropie: Alle stehen im Bereich der Treppen. Wenn sich die Fahrgäste weit über den Bahnsteig verteilen, dann wird es ernst. Und es wurde ernster als ich es in den letzten Jahren erlebt hatte: Wir kamen nur mit Mühe aus dem Zug raus, weil die gegnerischen Beförderungsfälle direkt mit ausgefahrenen Ellenbogen in den Zug drängten:

    Eine solche Szenerie habe ich tatsächlich schon länger nicht mehr erlebt. Einige Fahrgäste haben sich gegenseitig aus dem Weg geschubst, um auf jeden Fall zuerst einsteigen zu können. Ob dieses panische Verhalten wohl auch der regelmäßigen Berichterstattung geschuldet ist von wegen die Züge wären so voll, dass niemand mehr reinkäme?

    Der Fahrradwagen an der Treppe war natürlich auch sofort überfüllt…

    … während das Zugpersonal hier lautstark Fahrgäste aus dem Mehrzweckwagen wieder rauskehrt, um Platz für Rollstühle und Kinderwagen zu schaffen. Ein Chaos sondergleichen, als ob die Leute alle zum ersten Mal mit der Bahn fahren:

    Die Rückfahrt gegen 1:33 Uhr war hingegen problemlos. Da pennten alle schon ihren Rausch aus.

    DER SPIEGEL fragt:

    (S+) Klima: Was das Fahrrad zur Verkehrswende beitragen kann
    Das Fahrrad gilt als Transportmittel der Stunde: Es ist sauber, leise und nützt der Gesundheit – kein Wunder, dass ihm viele Städte mehr Platz einräumen. Dem…
    www.spiegel.de

    Ich mag da nur halb zustimmen. Ja, sicherlich wird das Fahrrad in irgendeiner Art und Weise „überschätzt“, so man denn diesen Begriff wählen möchte. Sicherlich ist es von allen Alternativen nicht die beste, aber die am wenigsten schlechteste.

    In Lüneburg haben wir ja auch diverse Debatten, die mit tollen Plänen für Straßen- und Seilbahnen beginnen, dann aber schon an Banalitäten scheitern wie etwa den Busverkehr auch nach 20 Uhr noch in einem Takt anzubieten, der diesen Namen auch verdient. Das kostet nämlich Geld.

    Oder das Busangebot noch weiter verdichten? Gar nicht so einfach, denn dazu wäre der Umbau einiger Straßen notwendig, damit sich die Busse nicht gegenseitig im Weg stehen, dazu müssten Haltestellen verlängert oder anders platziert werden. Wie man es auch dreht und wendet: Es ist kompliziert. Vielleicht kein Jahrhundertprojekt, aber wenigstens eines für ein Jahrzehnt. Oder zwei.

    Oder das Angebot der Eisenbahn verbessern. Die Strecke von Hamburg nach Hannover ist komplett überlastet, es müssten weitere Gleise verlegt werden. Das wollen die Anwohner in den anliegenden Gemeinden allerdings nicht und ehrlich gesagt kann ich deren Bedenken durchaus nachvollziehen, denn die lärmschutzbewehrte Schneise, die momentan von der Bahn durch die einst beschaulichen Örtchen geschlagen wurde, ist nicht schön (gegen die A 29 nach Wolfsburg hat man aber nicht so viele Bedenken, denn man fährt ja selbst Auto auf dem Land, würde also davon profitieren). Die Strecke woanders entlangzuführen, etwa an der Autobahn 7, kommt auch nicht in Frage, denn da wohnen auch schon Leute, da formieren sich die ersten Bürgerinitiativen.

    Insofern: Das wird es alles nicht geben.

    Bleibt also irgendwie das Fahrrad.

    Da betreibt man dann Radverkehrsförderung, die aber nicht nennenswert über gelbe Haltegriffe an Bettelampeln hinausgeht, denn die Bettelampel neu berechnen kostet Zeit und Geld. Einen Radweg bauen? Dauert von Idee bis Umsetzung sicherlich fünf Jahre.

    Insofern halte ich es eigentlich für die beste Idee, dass jeder, dem es irgendwie möglich ist, aufs Fahrrad steigt, anstatt im Auto pendelnd darauf zu warten, dass ein besseres Busangebot in die Innenstadt eingerichtet oder an den Haltestellen endlich WLAN angeboten wird.

    Das ist die schnellste und effizienteste Lösung und das schönste ist ja eigentlich: Wir müssten nur wollen.

    Im LINT41 auf der Heidebahn!?

    Da die ja seit dem Fahrplanwechsel nicht mehr zum erixX gehört, hätte das womöglich klappen können, wenn du früh genug am Bahnsteig gewesen wärest. Ob das dann eine lustige Fahrt geworden oder man dich irgendwo ausgesetzt hätte, weiß man natürlich nicht.

    Gerade der Metronom hat ja nun schon recht viel Platz für Fahrräder. Das sollte man dann davon abhängig machen wie viel Platz noch ist.

    Aber die Regelung, dass die Mitnahme nur bei genügend Platz möglich ist, gibt es ja bereits heute: Theoretisch ist im Metronom nach 32 Fahrrädern Schluss, in der Wintervariante mit 16 Sitzplätzen passen noch 16 Fahrräder rein. Nur: Das interessiert die Leute im Zweifelsfall nicht, die kloppen dann noch mehr Räder dort rein, stehen in den Türräumen oder bis in die barrierearme Toilette des Mehrzweckwagens. In dem die Fahrradmitnahme komplett ausgeschlossen wird, spart man sich eine Menge Diskussionen und kann die Leute dann direkt vor die Tür setzen.

    Ansonsten klingt es in meinem Umfeld so, als wären die letzten drei Tage und insbesondere der heutige Tag ein Desaster sondergleichen gewesen. Der RE 1 von Hamburg nach Rostock wurde wohl mehrfach geräumt, der RE 5 von Berlin nach Rostock ebenfalls, der RE 8 von Hamburg nach Lübeck war wohl fast so voll wie der RE 6 von Hamburg nach Sylt und der RE 3 von Hamburg nach Hannover, naja, das war wohl auch eher beispiellos.

    Mal gucken, ob sich das abseits der Feiertage noch bessert.

    Ich habe heute von einer Bahnfahrt abgesehen und das war wohl auch eine gute Idee, denn nach Hause wäre ich nicht mehr gekommen: Der Metronom nimmt ab sofort keine Fahrräder mehr mit. Bislang gilt diese Regelung bis Pfingstmontag, aber angesichts der anstehenden Baumaßnahmen gehe ich einfach mal davon aus, dass die Fahrradmitnahme wohl den ganzen Sommer untersagt oder wenigstens eingeschränkt wird:

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    Ich habe mich eben an der BahnComfort-Hotline noch mit ein paar Fahrradreservierungen für den Fernverkehr eingedeckt, aber wer womöglich eine Radtour mit reservierten Campingplätzen oder Hotels geplant hat, guckt nun womöglich doof, wenn An- und Abreise nicht stattfinden können.

    Beim SPIEGEL gibt es gerade einen Live-Ticker über lustige Fahrten im Nahverkehr am Pfingstfreitag:

    Update: Unterwegs mit dem 9-Euro-Ticket
    Mit dem Pfingstwochenende fürchten Reisende Chaos auf deutschen Schienen. Was ist wirklich los in den Zügen? Verfolgen Sie die Erfahrungen unserer Reporter im…
    www.spiegel.de

    Das erinnert mich ja an meine doch recht populären #BahnCard100-Threads auf Twitter, nur nicht ganz so lustig.

    Mittlerweile ist übrigens mein Eindruck, dass insbesondere die Auslastung der Strecke von Hamburg nach Westerland aufgrund der medialen Berichterstattung unterschätzt wird. Ich traf am Mittwoch eine Gruppe älterer Radlinge, die in Altona in den Zug nach Westerland umsteigen wollten und meinten, so voll würde es nicht, das wäre ja nur so ein Internet-Ding. Das sehe ich anders, gab ich zu bedenken: Ich habe während meiner letzten beiden Schuljahre hin und wieder als Fahrgastzähler im Netz der Nord-Ostsee-Bahn gearbeitet und es war teilweise schon montags bis donnerstags so voll, dass wir die Fahrgäste nicht mehr zählen konnten, weil wir uns gar nicht mehr durch den Zug bewegen konnten. Ein paar Sonnenstrahlen im Sommer, Zack, alle wollen sie nach Sylt.

    Dass es ihn dennoch hier und heute gibt: Was sagt das eigentlich über unser tolles politisches System? Ich denke (hoffe): Ein einziges Mal per WhatsApp zur Volksabstimmung gestellt, und weg damit. Aber sowas von. :)

    Es ist schlecht, aber insgesamt betrachtet immer noch das beste.

    Beim SPIEGEL gibt es jetzt hinter der Bezahlschranke eine Liste von besonders gut gefüllten Strecken, auf denen es morgen eng werden könnte. Bis auf Hamburg-Bremen und Hamburg–Flensburg/Kiel ist eigentlich sternförmig alles nach und von Hamburg dabei.

    (S+) Neun-Euro-Ticket: Wo es in Bahnen und Bussen ab Mittwoch besonders eng wird
    Millionen Menschen haben sich das 9-Euro-Ticket schon geholt – Mittwoch beginnt das große Verkehrsexperiment. Es zeichnet sich ab: Vielerorts wird Platz knapp.…
    www.spiegel.de

    Gehst Du davon aus, dass es unter der Woche auch mehr wird? Und wenn ja, hast Du die Möglichkeit der Gleitzeit?
    Ich fahre immer zw. 09:30 und 10:30, da ist kaum was los.

    Grundsätzlich können wir kommen und gehen wie wir lustig sind, in der Praxis hat sich das aber aufgrund gemeinsamer Termine und der Zusammenarbeit an einem Thema eher auf das klassische Nine-To-Five-Ding eingependelt. Insofern ist da nach vorne und hinten tatsächlich nicht ganz so viel Spielraum.

    Ich kann natürlich auch deutlich früher aufbrechen, aber dann hocke ich halt im Zweifelsfall bis zum letzten Termin um 17 Uhr im Bureau oder gar noch länger.

    Vor allem ist es ja auch so, dass wir momentan bei meinem Arbeitgeber selbst entscheiden können, ob wir zu Hause oder im Bureau arbeiten. Diese Regelung wird aber irgendwann im Sommer vermutlich gegen eine nicht ganz so flexible Lösung ausgetauscht im Sinne von mindestens zwei Mal pro Woche ins Bureau oder so. Und sicherlich wird es nicht so sein wie auf Westerland, wo man auch ohne Neun-Euro-Ticket an einigen Sommerwochenenden Angst haben musste, vor der nächtlichen Betriebspause nicht mehr von der Insel runterzukommen, aber ich verspüre nicht so viel Lust, zwei Mal pro Woche mit einer Sardienenbüchse die baustellenbedingt verlängerte Fahrzeit von 50 Minuten zu genießen.

    Whatever. Wir werden’s schon überleben.

    Momentan führen auch alle Erzählungen über die Zukunft Europas immer nur bis zum Abgrund, in den sie spätestens dann stürzt, wenn die USA aus der NATO austreten. Und dann werden Experten mit großen Namen aus allen möglichen Bereichen gefragt, aber eine Antwort hat keiner so richtig.

    (S+) Russische Bedrohung: Die EU muss lernen, sich selbst zu verteidigen – aber wie?
    Europa kann sich nicht allein auf den Schutz der USA verlassen. Der Staatenbund muss wehrhafter werden – und dabei alle Zweifler mitnehmen. Wie das zu schaffen…
    www.spiegel.de

    Ich bin ja bekanntlich Berufspessimist, aber als jemand, der auf die Eisenbahn angewiesen ist, wie man so schön sagt, wundere ich mich schon, wie ich hier in den nächsten Monaten wohl aus Lüneburg rauskomme, wenn baustellenbedingt nur ein Viertel der Nahverkehrszüge fährt und der Fernverkehr auch noch ausgedünnt wird. Heute war das Wetter eher mäßig, kalt und nass, und trotzdem waren am Sonntagnachmittag so gut wie alle Nahverkehrszüge komplett überfüllt.

    Unter anderem mit Fahrrädern, die nicht nur die 32 Stellplätze des Fahrradwagens in Anspruch nahmen, sondern sich auch noch in beinahe jedem Türraum stapelten und sogar — ein ganz schweres Tabu! — im Mehrzweckabteil klemmten:

    Wir räumten dann unsere beiden Brommies beiseite und verzogen uns auf die andere Seite des Mehrzweckwagens, damit noch zwei weitere Kinderwagen Platz finden könnten, aber anstatt der Kinderwagen standen dort zu meinem Ärger gleich noch ein paar weitere Fahrräder. Das ist jetzt nicht nur eine blöde Anekdote, sondern ein Hinweis für mich, dass es grundsätzlich mit Rücksicht und so weiter und so fort in den nächsten drei Monaten wohl nicht so gut funktionieren wird. Womöglich ist das einer dieser Gründe, weswegen wir über ein grundsätzliches Verbot der Fahrradmitnahme diskutieren.

    Weiter geht’s im erixX. Der Zug ist fast leer und um zwei fahrradlose Fahrgäste auf den Klappsitzen des Fahrradabteils stapelten sich die Räder.

    Wie gesagt: Nur zehn Prozent mehr Fahrgäste hier und da und dort oder mal ein Zugausfall, schon kann man die Fahrt vergessen. Und gerade zwischen Hannover, Lüneburg und Hamburg wundere ich mich wirklich, wie das wohl funktionieren soll.