Ich will das jetzt noch mal etwas ausführlicher beschreiben, weil mich diese Art des Umgangs mit dem Rad- und Fußverkehr wieder mal ziemlich nervt. Es wird also drüben in Hetlingen gebohrt und gebaut, wobei ein wesentlicher Teil des Schwerlastverkehrs hier am Deich entlangfahren wird. Warum das so sein muss erschließt sich mir nicht, aber da wird es außer den Hetlinger Anwohnern, die den Schwerlastverkehr verständlicherweise auch nicht im Dorf haben wollen, sicher nachvollziehbare Gründe geben, die man aber aus nicht nachvollziehbaren Gründen lieber für sich behält.
Na gut.
Aus ebenfalls mir recht unverständlichen Gründen gilt Wedel als kleine touristische Perle. Vielleicht ist das ein Luxusproblem und man verkennt den Blick für die Schönheit dieser Stadt, wenn man selbst in Elbnähe haust, aber so richtig begeistern kann ich mich dafür nicht. Vielleicht bin ich auch einfach noch zu jung für sowas. Auf jeden Fall fallen hier an wärmeren Wochenenden die Touristen scharenweise ein. Das hat einerseits den schon mehrfach von mir beklagten Effekt, dass die ganzen Radfahrer, die unten an der Elbe in Richtung Westen fahren, am Heizkraftwerk Wedel den Berg hochkraxeln müssen und anschließend in Richtung Westen permanent auf der falschen Straßenseite auf Rad- und Gehwegen fahren, was an wärmeren Wochenenden in den Sommerferien auch locker mal mehrere hundert Radfahrer pro Stunde sein können, andererseits alles im Umkreis von ein oder zwei Kilometern vom Hafen entfernt zugeparkt wird. Das nahm letztes Jahr so drastische Zustände an, dass Polizei und Ordnungsamt mehrfach in der Presse über die verrohenden Sitten im Straßenverkehr klagten (kommt die Wortwahl bekannt vor?).
Wie auch immer: An warmen Sommerwochenenden ist der Deich ganz gut gefüllt. Nicht so voll wie eine Einkaufsmeile in der Weihnachtszeit, aber durchaus frequentiert. Oben auf dem Deich laufen die Fußgänger in beiden Richtungen, links und rechts neben dem Deich fahren Radfahrer in beiden Richtungen, wobei der Weg auf der wasserabgewandten Seite sehr viel angenehmer zu befahren ist als die ruckelige Buckelpiste auf der anderen Seite, die bei höherer Flut sogar überspült wird. Der Weg oben auf dem Deich ist teilweise gepflastert, zum Großteil allerdings tatsächlich nur eine Art unebener Trampelpfad. Gepflastert sieht er so aus und unterscheidet sich nur optisch von ebenjenem Trampelpfad, uneben ist das Ding trotzdem:
Meistens sieht es allerdings so aus:
Egal ob gepflastert oder nicht: Es kommt eigentlich kein normaler Mensch auf die Idee, dort oben mit dem Rad fahren zu wollen. Das will einfach niemand. Der Weg ist furchtbar uneben, bei mehr als zehn Kilometern pro Stunde macht man sich Sorgen, ob nicht gleich der Rahmen bricht, und außerdem laufen dort Fußgänger herum. Und Fußgänger wollen ganz legitim auch mal zu zweit oder zu dritt nebeneinander laufen und sich unterhalten, was aber nicht klappt, wenn ständig von vorne und hinten Radfahrer vorbeiradeln wollen. Das wird auch leicht ziemlich stressig und ganz zu recht gilt ein solches Verhalten von Radfahrern wohl als rücksichtslos.
Nun hat man sich aber überlegt: Wenn der Schwerlastverkehr unten auf der Fahrbahn fahren soll, dann können ja die Radfahrer oben auf dem Deich fahren. Wer von euch hält das für eine gute Idee und glaubt, dass das funktioniert?
Los geht’s mit dieser Beschilderung:
Rechts ist die Schrankenanlage zu sehen, mit der die Zufahrt zu dem angenehmer zu fahrenden Weg geregelt wird.
Als Radfahrer sollte man die Zufahrt oben auf dem Deich aber nicht fahren bewältigen, weil dort Schnüre in Kopfhöhe gespannt sind:
Das heißt, wenn einem jemand die Tür aufhält und man meint, mit dem Rad trotz der Verwerfungen im Boden dort radeln zu können, findet man sich schnell auf dem Boden der Tatsachen wieder. Den restlichen Weg über den Deich erspare ich euch an dieser Stelle, ihr könnt euch ja vorstellen, wie das angesichts der „Fahrbahnqualität“ und der Fußgänger laufen wird.
Irgendwann kommt man zu dieser speziell für den Schwerlastverkehr errichteten Brücke. Die Brücke gab’s schon früher, die führt über ein kleines Sperrwerk, aber man sorgte sich wohl, dass nach den Bauarbeiten aufgrund der Belastung von der Brücke nicht mehr viel übrig bliebe. Auch hier wurden die eingangs erwähnten Gatter verlegt, um die Schafe vom Passieren der Brücke abzuhalten. Für den Rad- und Fußverkehr hat man den kleinen Durchgang auf der linken Seite vorgesehen:
Hier wird man zwangsläufig absteigen und schieben, anders ist der Weg überhaupt nicht zu bewältigen. Hier, durch diese hohle Gasse muss er kommen:
Man stelle sich jetzt mal vor, mit dem Rad in der Hand diese Tür zu öffnen. Man hat ja nicht mal genügend Platz, das Rad irgendwo festzuhalten, also wird man es abstellen müssen, um mit der einen Hand die Tür zu öffnen, während man mit der anderen Hand das Rad mit ausgeklappten Fahrradständer dort hindurch manövriert. Immerhin dieses Problem wird sich mit dem steigenden Fußgängeraufkommen erledigen, weil dann hoffentlich ein hilfsbereiter Spaziergänger seine Hilfe anbietet.
Blick in die Gegenrichtung:
Ganz interessant ist auch noch das Verwirrspiel mit den Pfeilen, sobald man die Brücke überwunden hat:
Dieser Pfeil suggeriert, man solle „auf dem Deich“ auf der linken Seite fahren. Folgt man aber dem Pfeil, landet man auf dem bereits erwähnten teilweise überfluteten Weg an der Wasserseite. Der Pfeil nach links soll wohl eigentlich auf den Weg oben auf dem Deich zeigen, aber das ist nicht so ganz gelungen.
Noch besser wird es in der Gegenrichtung:
Auch dort zeigt der Pfeil relativ eindeutig nicht auf den Weg oben auf dem Deich. Folgt man allerdings hier dem Pfeil, landet man auf diesem buckeligen Weg rechts, der irgendwann im Nirgendwo an einer verschlossenen Tür endet. Dort hat man dann entweder die Wahl, sein Bike über den Zaun zu werfen und hinterher zu klettern, oder aber wieder den Deich hochzuschieben, was für ältere Radfahrer oder gar mit so einem Pedelec gar nicht mal so einfach sein wird. Ich frage mich auch, ob man denn wohl keine bessere Aufstellvorrichtung gefunden hat, die man vielleicht nicht direkt auf den eigentlichen Weg stellen müsste.
Unten an diesem fahrbahnartig ausgebauten Weg, der ja für Radfahrer tabu sein soll, was aber aus der Beschilderung nicht hervorgeht, stehen überall noch diese Kombinationen aus und „Fußgänger kreuzen“, beziehungsweise „Baufahrzeuge kreuzen“ herum:
Da wundere ich mich ja auch, was man dort denn für blinde Kraftfahrer herumfahren lassen möchte, die solche Warnhinweise an jedem kreuzenden Weg brauchen. Die Zufahrt zu diesem Weg ist schließlich mit einer Schranke beschränkt, also sollte man doch eigentlich dem überschaubaren Nutzerkreis rechtzeitig erklären können, dass er dort vorsichtig fahren soll. Außerdem sieht man dort einen Fußgänger ungelogen schon mindestens zehn Sekunden, bevor er überhaupt in die Nähe der Fahrbahn gerät, von Joggern oder Radfahrern mal abgesehen. Was passiert denn eigentlich, wenn sich zwei Lastkraftwagen entgegenkommen? Wird das durch geschickte Logistik von vornherein unterbunden? Denn auf diesem komischen Weg können sich ja noch nicht mal ein Lastkraftwagen und ein Radfahrer begegnen. Ich mag mir nicht vorstellen, was passiert, wenn dann ein Lastkraftwagen gerne dreißig oder fünfzig Kilometer pro Stunde fahren möchte und sich ein Radfahrer erdreistet, ebenfalls auf diesem Weg zu fahren, was ja nach wie vor nicht verboten ist. Wird dann das Horn auf „außerorts“ gestellt und kräftig durchgeblasen? Ich vermute, abhängig von der tatsächlichen Anzahl an Lastkraftwagen wird’s dort unten ziemlich ungemütlich, irgendwo habe ich mal was von vierzig bis achtzig Fahrzeugen am Tag gelesen, was ja dann zur Arbeitszeit etwa zehn Fahrzeuge pro Stunde wären. Das klingt erstmal nach ziemlich viel Material, was dort bewegt wird, allerdings buddeln die dort ja auch einen richtigen kleinen Elbtunnel von über zweieinhalb Metern Durchmesser, nicht bloß so ein armdickes Rohr für ein Telefonkabel. Immerhin ist ja fraglich, ob da auch am konfliktträchtigen Wochenende gearbeitet wird.
Zum Schluss noch mal zu diesen Gattern, ich habe hier ein Exemplar fotografiert, das schon ziemlich kaputt ist:
Diese Rollen sind übrigens nicht fest verschraubt oder verschweißt, sondern können sich um einen gewissen Winkel drehen, der von der Schnur in der Mitte beschränkt wird. Außerdem haben die Rollen in Längsrichtung noch einen Spielraum von etwa ein bis zwei Zentimetern:
Puh. Rüberfahren möchte ich da tatsächlich nicht. Ich habe das mal bei geringer Geschwindigkeit versucht, bin dann aber angesichts der Unebenheiten „steckengeblieben“, wollte mich dann mit dem Fuß abstützen, während sich mein Lenker um die prophezeiten neunzig Grad drehte. Bloß gut, dass ich mir dabei nicht gleich die Bremsscheibe ruiniert habe. Einen zweiten Versuch habe ich dann erst gar nicht in Angriff genommen, wenngleich ich mir vorstellen kann, dass es bei höherer Geschwindigkeit besser klappt. Für ungeübte Radfahrer, zu denen ich auch viele der Ausflügler zähle, ist das aber auf gar keinen Fall zu empfehlen. Angesichts des Bombardements von [Zeichen 101], die dort aufgestellt wurden, hätte man ja auch noch ein paar Warnhinweise an diesen Gattern anbringen können; schließlich ist das Radfahren dort nicht verboten.
Schade eigentlich. Das wird im Sommer wieder in einigen empörten Zeitungsberichten über die so genannten Kampfradler resultieren.