Gestern ging’s dann mit dem Fahrrad zur wirklich aller-aller-allerletzten Gumminase auf Fehmarn. Wegen Bauarbeiten fuhr der dänische IC3 über Pfingsten nicht über die Große Beltbrücke, sondern wieder von Hamburg nach Puttgarden — nur um dort vor der Fähre zu stoppen, die Fahrgäste in Busse umzuladen, die dann weiter nach Nykøbing F. fuhren, denn aufgrund der Vorbereitungen für die feste Fehmarnbelt-Querung fahren auf der dänischen Seite keine Züge mehr bis Rødby. Warum man dann nicht gleich die Fahrgäste mit Bussen über die Große Beltbrücke gekarrt hat, erschließt sich mir nicht, aber das Motiv nahm ich natürlich gerne mit.
Los ging’s morgens in Lüneburg, wo ich direkt angebellt wurde, ob ich denn lesen könne, die Beförderung von Fahrrädern wäre ausgeschlossen. Herzlichen Dank, liebe Bundesbahn, tatsächlich sollte das nicht die einzige Unfreundlichkeit an diesem Pfingstsonntag bleiben, aber dazu in den nächsten Tage mehr. Ich stieg dann einfach mit dem Faltrad in den ICE gegenüber und ließ den Nahverkehrs-Hilfssherriff weiter herumbölken.
Die Zugbegleiterin im ICE gab mir das Gefühl, als ob sie mich für einen 9-Euro-Reisenden hielt, der hier im Fernverkehr nichts zu suchen hätte, aber den Spaß verdarb ich ihr recht schnell. Naja.
In Hamburg war’s dann nicht so schön, oben auf der Brücke gab’s hinter mir Tumult, weil aufgrund des Iron Mans die Straßen für den Kraftverkehr teilweise gesperrt waren, unten gab’s Tumult auf dem Weg nach Bremen wegen Überfüllung des Bahnsteiges, außerdem hatte der Zug offenbar wegen Verzögerungen in Harburg lockere 15 Minuten Verspätung eingesammelt, weil einige 9-Euro-Reisende nicht den Unterschied zwischen Hamburg-Harburg und Hamburg-Hauptbahnhof gekannt haben sollen. Ob das so stimmt sei mal dahingestellt, eine nette Anekdote ist es auf jeden Fall.
Okay, weiter nach Fehmarn. Zwischen 15 Uhr und 19 Uhr nutzte ich die Zeit, um mir mal die Überreste der dänischen Inselbahn im südwestlichen Bereich der Insel anzusehen und Herrjemine, die Insel ist überfüllt von Leuten mit Fahrrad — und ich schreibe explizit nicht „Radfahrer“, denn an der Körperhaltung auf den nicht ordentlich eingestellten Fahrrädern erkannte ich bereits ohne Blick auf die Aufkleber, dass es sich um Leihräder handelte, mit denen da Menschenmassen sondergleichen über die Insel kurbelten.
Interessant sind jene, die sich aufgrund der Fahrradkleidung oder der Fahrradtaschen von diesen Leuten unterscheiden: Das waren dann Radreisende aus Dänemark. Und die steckten nun in der Klemme, denn wenigstens ein paar hatten noch Fahrkarten für den Regionalverkehr von Fehmarn bis Lübeck oder Hamburg, um von dort aus mit dem Fernverkehr weiter zu fahren. Und dann kamen die heute morgen auf der Insel an und hörten sich plötzlich an: Nö, keine Fahrräder im kleinen Nahverkehrs-LINT. Das Zugpersonal hat dann wohl den kleinen roten Triebwagen leer von Fehmarn nach Lübeck gefahren, denn um diese Zeit steigt ja in dieser Fahrtrichtung quasi niemand ein, und verwies auf den so genannten Strand-Express, der an Wochenenden und Feiertagen mit Doppelstockwagen von Hamburg auf die Insel fährt.
Und gerne mal ausfällt, wie an diesem Vormittag.
Und dann sitzt man da mit seinen Fahrkarten mit Zugbindung, die man gekauft hat, als die Idee des 9-Euro-Tickets noch nicht einmal geboren war, und darf jetzt sehen, wie man mit dem Drahtesel von Fehmarn bis Berlin oder Hannover kommt.
Insofern stellt sich dann schon die Frage, ob die Bahn oder das jeweilige Eisenbahnverkehrsunternehmen in irgendeiner Hinsicht zur Vertragserfüllung verpflichtet ist und womöglich den Fahrradtransport im Großraumtaxi oder per Kurier ermöglichen müsste.