Beiträge von Malte

    Und wenn ich reserviert habe, habe ich reserviert. Dann bestehe ich auch drauf dass mein Fahrrad mitgenommen wird.

    Ok, bisher habe ich das Fahrrad nicht in überfüllten Zügen mitgenommen aber ich finde man muss ja nicht sofort einknicken.

    Tja. Die heiligen Beförderungsbedingungen lesen sich an dieser Stelle unklar, ob die Fahrradmitnahme auch im Fernverkehr bei ausreichender Kapazität gewährleistet wird.

    Dass man nicht mit Packtaschen am Rad in den Zug einsteigen darf ist ja echt was Neues. Ich nehme die auch NACH dem Einsteigen ab, denn ich lasse die Taschen ja nicht allein auf dem Bahnsteig stehen bis ich das Fahrrad drinnen abgestellt habe.

    Das stand früher mal auf den Fahrkarten für Fahrräder mit drauf. Irgendwann hat sich die Bahn wohl gedacht, dass sie sich damit keinen Gefallen tut, wenn in Hamburg 20 Fahrräder in den InterCity verladen werden und jeder sein Gepäck abnimmt. In den Beförderungsbedingungen der Bahn steht nur unter 8.3.4:

    Zitat

    Am Fahrrad oder Pedelec befestigte Gepäckstücke müssen während der Fahrt abge- nommen und in den für Handgepäck vorgesehenen Ablagen untergebracht werden.

    Dass man mit Gepäck nicht einsteigen darf, steht dort nicht. Den Passus, dass man Gepäckstücke vor dem Einsteigen abnehmen muss, kennen beispielsweise noch die Beförderungsbedingungen des Metronom. Auch da kann man sich vorstellen, was wohl passiert, wenn das alle artig machen:

    Zitat

    Vor dem Einsteigen sind grundsätzlich alle Gepäckstücke vom Fahrrad abzunehmen.

    Also manchmal glaube ich echt, Du denkst Dir die Storys teilweise aus.

    Tja, schön wär’s.

    Es steht ja angesichts meiner bummeligen Durchschnittsgeschwindigkeit außer Frage, dass ich mit einer Nettofahrzeit von deutlich mehr als 24 Stunden am Ende herauskommen werde, sofern ich es denn überhaupt schaffe. Meine bislang längste Tour waren 226 Kilometer am Stück — das ist nun bald fünf Jahre her und ich habe seitdem nichts vergleichbares geschafft, was irgendwie länger als 130 Kilometer wäre.


    Aber einmal im Jahr, etwa um diese Zeit, fahren ja ein paar Radlinge aus der @harald_legner-Gang von Berlin nach Hamburg (oder von Hamburg nach Berlin und wieder zurück) und ich habe es in den letzten vier Jahren nicht geschafft, es wenigstens mal zu versuchen. 2016 erfuhr ich erst nach der Tour von diesem ganzen Vorhaben, 2017 machte das Knie nicht mit, 2018 hatte ich beruflich noch kurzfristig etwas zu tun, im Jahr 2019 brannte der Wald bei Lübtheen, so dass ich einen nicht unerheblichen Teil der Strecke in der „Rußwolke“ gefahren wäre, 2020 folgte die Corona-Pandemie, 2021 ist jetzt und nun spielt das Wetter nicht mit.

    2022 will mich die Bundesbahn verkohlen: Der ICE-T mit seinen drei Fahrradstellplätzen rollt voll besetzt mit drei Fahrrädern und einigen Koffern und Kinderwagen im Fahrradabteil ein, aber natürlich hat 20 Minuten vor dem Zielbahnhof niemand mehr Lust, sich jetzt den ganzen Ärger an Land zu ziehen und herumzufragen, wem nun das eine Rad gehört, das offenbar ohne Reservierung unterwegs ist, geschweigedenn sich mit den Besitzern der Kinderwagen herumzuschlagen. Also verweist man mich auf den Nahverkehr, der in einer halben Stunde führe, damit wäre ich auch Ratzfatz in Hamburg.

    Nun kann man sich ja bei diesem Vorgehen wundern, ob ich womöglich in Hamburg einen Anschlusszug erreichen möchte, der vielleicht keine halbe Stunde wartet — oder der Metronom momentan bis Ende September aufgrund des erhöhten Verkehrsaufkommens aufgrund von Baumaßnahmen und Neun-Euro-Ticket gar keine Fahrräder transportiert. Aber war soll’s, Tür zu, das Urteil der Bundesbahn ist in solchen Fällen sakrosankt und den Anweisungen des Bahnpersonals ist Folge zu leisten und es besteht ja sowieso kein Anspruch auf Beförderung von Drahteseln.

    Nächster Versuch am Dienstag: Immerhin schaffe ich es bis Hamburg, dort rollt der Anschlusszug nach Berlin ein. Drinnen: Ein Fahrrad, diverse Koffer, zwei Kinderwagen. Ich steige mit meinem Fahrrad ein und werde vom freundlichen Zugpersonal direkt wieder rauskomplimentiert: „Sie dürfen beim Einsteigen Ihr Gepäck nicht am Fahrrad lassen!“ — „Ist nicht Ihr Ernst jetzt, oder?“ Keine Chance: Wir wiederholen das wie in der Grundschule so lange, bis es alle richtig machen. Also stehe ich wieder draußen, während eine andere Dame ihr Glück versucht, die trotz einer Fahrradtasche am Gepäckträger einsteigen darf.

    Nun stellt sich die Situation wie folgt dar: Zwei von drei Fahrradstellplätzen belegt, einer blockiert von Koffern und Kinderwagen. Zwei Damen, die dem Kinderwagen zugehörig sind, diskutieren mit dem Zugpersonal, warum ihnen nicht beim Einsteigen geholfen wurde und wo sie denn mit ihrem Koffern bleiben sollten, wenn nicht im Fahrradabteil, und überhaupt, kann der Radfahrer nicht mit dem Fahrrad fahren? Mir ist das alles zu dumm.

    Gnädigerweise darf ich dann aber doch noch zusteigen. Und nun muss es natürlich ganz genau sein: Beide Fahrradtaschen abnehmen, dann einstei… Oh, Oh! Am Lenker ist ja auch noch eine Tasche! Die muss auch ab! Okay, aber jetzt. Vor lauter Observierungsdrang geht das Bahnpersonal auch keinen Schritt zur Seite, sondern steht lieber im Weg rum, damit man gut gucken kann, ob auch wirklich keine Tasche am Fahrrad hängt. Ich spiele das Spiel gerne mit und stelle mich extra blöd an — hüpfte ich beim ersten Mal mit drei verbotenen Taschen noch leichtfüßig die zwei Stufen in den ICE rein, fällt es mir mit dem nun ungleich leichteren Rad ohne Taschen deutlich schwerer. Okay, das Rad ist dann drin und wer die Fahrradhalterungen im ICE-T kennt, weiß, dass das eine ganz schön enge Sache ist, weil zwischen Lenker und dem darüber angeordneten Gepäckregal nur ungefähr eine Handbreit Platz verblieben ist und meine drei Taschen stehen ja immer noch draußen. Das Zugpersonal tauschte mittlerweile die Berufung von Zugbegleiter zum Druckkochtopf, denn nun will man ja abfahren, aber Ordnung muss sein.

    Ich bin nicht stolz darauf, im Zweifelsfall so gut in die Rolle des Arschlochs zu passen. Aber wenn mir die Leute dauerhaft die ganze Zeit dumm kommen, gebe ich mir mit Höflichkeiten nicht besonders viel Mühe.

    Die Damen mit dem Kinderwagen schicken die ganze Fahrt lang unentwegt Sprachnachrichten an den offenkundig recht großen Bekanntenkreis und informieren jeden darüber, dass ihnen niemand beim Einsteigen geholfen hat und der Radfahrer mit seinem „Scheißfahrrad“ noch Vorrang vor ihrem Kinderwagen hätte. Ist mir dann aber auch irgendwann egal.

    Gut. Dann irgendwann in Berlin angekommen. Durch den einzigen Aufzug, der den Bahnsteig zwischen den Gleisen 7 und 8 mit der Oberwelt verbindet, raus in die Hitze. Und los.

    Der Berliner Straßenraum ist bereits für den Marathon vorbereitet, insofern habe ich erst einmal freie Bahn, werde dann aber im weiteren Verlauf freundlichst auf die soziale Benutzungspflicht der Berliner Radwege hingewiesen. Gut, also rauf auf den Radweg, ich will eine Radtour, die mehr als zwölf Stunden dauern wird, nicht mit Stress beginnen.

    Auf dem Radweg dauert es keine 300 Meter, bis ich in den ersten Unfall verwickelt bin: ein Kraftfahrer will in eine Hofeinfahrt abbiegen, kann durch die parkenden Kraftfahrzeuge und mit dem Handy am Ohr keinen Blickkontakt herstellen. Weil ich aber vom Rad den Überblick habe und sowohl Kraftfahrzeug als auch Handy am Ohr sehe, bremse ich ab und lass den Typen erstmal die Motorhaube auf den Radweg rangieren, bevor er mal nach rechts guckt, ob auf ebenjenem Radweg schon jemand fährt.

    Da fährt auch einer, nämlich mir hinten rein: Ein weißes Brommie, mit dessen Fahrer ich mich vorhin schon über die Aggressionen im Berliner Straßenverkehr ausgetauscht hatte. Der Fahrer stürzt zur Seite, die Kette springt ab, der Kraftfahrer sieht zu, dass er in der Hofeinfahrt verschwindet und mit allem nichts zu tun hat. Tja. Wir unterhalten uns noch eine Weile, es ist ja nichts passiert, wie man so schön sagt, er gleist die Fahrradkette wieder auf, ich sorge für feuchte Tücher zum Abwaschen der Hände, dann fahren wir weiter.

    Ich hätt ja an seiner Stelle geheult.

    Nachdem ich irgendwann aus Berlin raus war, machte die Sache auch endlich Laune. Die einzelnen Dörfer in der Mark sind mitunter mit kleinen Fahrradstraßen verbunden, die diese Bezeichnung zwar eigentlich nicht verdienen, aber hey, es sind kleine Fahrradstraßen, da werde ich mich nicht beschweren, denn ich komme außerordentlich gut voran.

    In Rathenow kehre ich bei einem börsennotierten Hackbrötchenbäcker ein, genieße zwei vegetarische Burger und einen hervorragenden Service, nachdem man erst etwas pikiert war, dass da jemand sein Fahrrad einfach auf der Terrasse parkt, erledige noch ein paar Online-Termine und gebe dann so richtig Vollgas, denn jetzt kommt, worauf ich seit mehreren Jahren gewartet hatte:

    Dann wird’s aber langsam blöd und ich merke, wie die Kräfte schwinden. Erstmal ein kleines Päuschen auf irgendeinem Spielplatz irgendwo in der Altmark. Kurz darauf ist dann endgültig der Akku leer und ich döse eine Stunde in irgendeiner Bushaltestelle irgendwo im Nirgendwo, wo um diese Zeit nicht mal Autos vorbeifahren. Dafür zeigt sich bald schon der Mond und ruft zum Aufbruch:

    Weiter geht’s durch die Nacht, durch Salzwedel bis Bergen an der Dumme, wo so langsam die ersten Bäcker öffnen und die Sonne aufgeht. Allein für diese Motive hat sich der ganze Ärger schon gelohnt. Einfach gigantisch. Alles richtig gemacht. Welch eine Ehre, diesem Schauspiel beiwohnen zu dürfen:

    Nun verlangt der Körper nach einer weiteren Pause und ich biege zu dieser äußerst unkomfortablen Grillhütte ab. Mehr schlecht als recht verbringe ich hier zwei Stunden, bis die Sonne die Luft weit genug erwärmt hat, dass ich ohne Jacke und Wollpulli weiterfahren kann:

    Und standen am Vortag noch häufig 25 km/h oder mehr auf dem Tacho, schaffe ich es jetzt mit Müh und Not gerade mal in den Bereich von 15 bis 20 km/h. Mehr ist einfach nicht drin. So werden die letzten 70 Kilometer bis Lüneburg auch kein ganz großes Vergnügen mehr und ich halte mich ständig auf, um etwas zu trinken oder noch mal eine Portion Schokoriegel einzuwerfen. Es macht keinen Spaß mehr. Daran änderte dann auch das leckere Frühstück nichts mehr:

    Würde ich’s noch mal tun? Bestimmt. Aber nicht mehr in diesem Jahr. Ich weiß nicht, ich muss mir erst einmal überlegen, wie ich verhindern kann, nach der Hälfte der Strecke in ein solches Loch zu fallen und nur deshalb nicht auf die Bahn umzusteigen, weil die zwischen Uelzen und Lüneburg ja keine Fahrräder mitnimmt.

    Hat sich’s gelohnt? Ja, auf jeden Fall. Jetzt kann ich in Frieden sterben.

    Hier ist die Route auf Strava: https://www.strava.com/activities/7349558083

    Oder, um das mal ganz blöd zu formulieren: Wenn die Polizei nicht die Sicherheit der Radfahrer auf der Autobahn gewährleisten kann, dann sollten wir vielleicht nächstes Mal nicht über die Autobahn fahren. Vor zwei oder drei Jahren hatten wir ja schon mal solche Spinner, die sich für ein paar hundert Meter auf dem Seitenstreifen den Weg durch die Demonstration gebahnt haben, sowas muss ich echt nicht noch mal haben.

    Bei der gestrigen Fahrradsternfahrt fuhr die Polizei wenigstens bei den Routen südlich der Elbe mit einem Streifenwagen und zwei Motorrädern vorne und mit bis zu zwei Streifenwagen hinten. Hin und wieder wurden auch große Kreuzungen und Autobahnauffahrten gesichert, aber in der Regel blieben wir unseres eigenen Glückes Schmied, wie man so schön sagt, denn das Sichern der übrigen Kreuzungen regelten wir zwangsläufig selbst.

    Und so dauerte es auf der Autobahn auch wieder nur ein paar hundert Meter, bis ein Kraftfahrer über die Autobahnauffahrt durch das Teilnehmerfeld fahren wollte. Ich drängte ihn dann auf den Seitenstreifen zurück, wobei er mich unablässig beschimpfte und mehrfach Anstalten machte, mich zu überfahren. Tja.

    Und das blöde ist dann ja: Man hat dann den Typen auf dem Seitenstreifen festgenagelt und dann lösen sich hin und wieder ein paar meistens männliche Kraftfahrer aus dem Teilnehmerfeld, um dem Typen auch noch mal die Meinung zu geigen oder ihn wüst zu beschimpfen. Herzlichen Dank. Kriegt euch mal ein, der Typ weiß in dem Moment längst, dass er wohl Mist gebaut hat, und für mich steht auf dem Spiel, dass er mich dann doch noch überfährt.

    Die Polizei ist ja offenbar auch der Meinung, dass die Sicherung der Straßen nicht den Teilnehmern oder Ordnern obliegt, insofern stellt sich mir die Frage, wie geil das wohl wird, mit 900 Leuten über die Autobahn zu fahren, wenn rechts der Kraftverkehr auf die Autobahn drängt und alle so tun, als wäre das für eine Demonstration total normal.

    Und so ging es dann fröhlich weiter an den übrigen Kreuzungen, immer mit unablässigen Beschimpfungen, dass wir noch nichts im Leben geleistet hätten und nur linksgrüne Penner wären und nur neidisch auf die teuren Autos und so weiter und so fort.

    Naja.

    warum nicht, wenn ich fragen darf?

    Mein Problem an solchen Aktionen ist eher, dass es sich grob geschätzt um den x-ten Mängelmelder handelt, in den ich Verbesserungswünsche oder Gefahrenstellen eintragen kann. Nur: Da kommen im besten Fall hunderte, im schlimmsten Fall tausende Meldungen bei raus — wer will die alle abarbeiten, beziehungsweise alle diskutieren, planen und schließlich zur Umsetzung bringen?

    Die Vielzahl an roten Flaggen, die schon auf der Karte prangt, von wegen „enger Radweg“, „gefährliche Einmündung“, „schlecht einsehbare Ausfahrt“, die sammelt man jetzt — und dann? Es fehlt mir mittlerweile tatsächlich ein wenig der gute Glaube daran, dass solche Mängel in den nächsten Jahren abgestellt würden. Wie denn auch, es kann ja tatsächlich unmöglich jemand hingehen und all diese Gefahrenstellen beseitigen, da sind ja schließlich teilweise ganz erhebliche Eingriffe in den Straßenraum notwendig, die über das bloße Zurückschneiden einer Hecke oder die Ausbesserung einiger Gehwegplatten hinausgehen.

    Ich spare mir jetzt mal die vielen Fotos, ihr wisst eh schon, was darauf zu sehen sein wird. Und eigentlich kann ich mir auch gleich den ganzen Beitrag sparen, denn ihr wisst ja schon, was ich schreiben werde. Denn obwohl zum Metronom und zum Neun-Euro-Ticket und zu den lustigen Baustellen schon alles gesagt wurde, gibt es immer noch mal wieder Neuigkeiten: Momentan findet das so genannte Hurricane-Festival in Scheeßel statt.

    Und weil die Züge aus Bremen in Hamburg von der Linie RE 4 auf den RE 3 wenden und umgekehrt, hat man also auch auf der anderen Seite der Lüneburger Heide Freude an den Auswirkungen des Festivals.

    Heute Mittag, ihr kennt mein Gejammere, fuhr der RE 3 in Hamburg ein, um anschließend direkt als RE 4 mit Sonderhalt in Scheeßel abzufahren. Am Bahnsteig: Aberhunderte Fahrgäste mit Koffern, Rucksäcken, eingeschweißten Bierpaletten, Zelten, Campingstühlen und so weiter und so fort. Alle fuhren heute offenbar zum ersten Mal mit der Bahn und drängten direkt in den Zug, bevor in der Gegenrichtung überhaupt mal jemand die Chance hatte, seinen Fuß auf hanseatischen Boden zu setzen. Alter Falter: Es war in den letzten Tagen ja schon extrem, aber das toppte nun wirklich noch einmal alles.

    Gut, Rückfahrt. Terminbedingt reicht es bei mir heute nur für den RE 3 um 16:57 Uhr, der schon mit zehn Minuten Verspätung angekündigt wurde, dann aber doch ausfiel, dann plötzlich laut DB-Navigator in Harburg apparierte, um dort pünktlich um 17:08 Uhr abzufahren. Keine Chance, den irgendwie zu erreichen. Gut, dann eben doch mit dem ICE 885 nach Lüneburg. Dumm nur: Der fährt auf Gleis 14 ab. Auf Gleis 13: Der RE 4 nach Bremen. Zwischen beiden Gleisen: Dicke Rucksäcke, Bierpaletten, Zelte, Campingstühle und das dazugehörige Publikum. Die DB-Sicherheit verwehrt zeitweise den Zugang zum Bahnsteig.

    Glücklicherweise fährt der ICE 885 dann kurzfristig auf Gleis 12 ein. So voll wie der Querbahnsteig ist, schaffe ich es gerade noch rechtzeitig rüber — zusammen mit den ganzen Nahverkehrskunden aus dem ausgefallenen RE 3, die jetzt ihre Fernverkehrs-Option austesten wollen. Dass ich mit meinem gefalteten Rad im Türraum stehe, strapaziert die Geduld der übrigen Fahrgäste und man nötigt mir Weisheiten auf, dass Fahrräder doch zum Fahren wären und nicht zum Bahnfahren oder so und überhaupt, immer diese Radfahrer. Naja.

    In Harburg: Noch mehr Fahrgäste, die nach Hause wollen. Nach einem dummen Spruch eines Bediensteten der Bundesbahn, dass im Türraum kein Aufenthalt gestattet wäre, platzt mir haarscharf der Kragen und ich entscheide mich dafür, den Rest der Strecke mit dem Rad zurückzulegen. Solange die Sonne doch scheint, muss man das ja ausnutzen.

    Gegenüber schiebt sich eine RB 41 nach Bremen vorbei — komplett überfüllt. Ihr folgt der RE 4, den ich schon am Hauptbahnhof gesehen habe, und er ist dermaßen überfüllt, dass ungefähr 50 Fahrgäste am Bahnsteig zurückbleiben. Mit Müh und Not und unter Einsatz der Stimmbänder kriegt das Zugpersonal noch irgendwie die Türen zu, wobei die Gurte einiger Rucksäcke hier und da noch aus den Gummilippen der Türen hervorblinzeln.

    Der RE 3 um 17:57 Uhr ab Hamburg fiel wohl auch aus.

    Gegen 19 Uhr überprüfte ich noch mal die Lage, hätte in Winsen noch einsteigen können, aber der RE 3 um 18:57 Uhr ab Hamburg fiel wohl ebenfalls aus.

    Okay, klar, dieses Wochenende ist dann eben ein Festival in Scheeßel angesagt, das setzt dem Rollmaterial nunmal über Gebühr zu, da kann schon mal was ausfallen, klar. Und nächste Woche ist bestimmt auch irgendwas, das erheblich schiefgehen kann. Fußball ist ja auch irgendwann wieder, von Sommer, Herbst, Winter und Frühling mal ganz zu schweigen.

    Gerade mal nachgesehen: Der RE 3 um 21:57 Uhr ist immerhin gefahren. Dafür fällt der Lumpensammler RB 31 um 22:33 Uhr aus.

    Da hätte ich ja keinen Bock drauf und mir schon längst so eine Transporttasche fürs Brommie gekauft.


    Die hier lässt sich vielleicht auch gut am Brommie transportieren.

    So eine Tasche habe ich bereits: Das Problem ist nur: Für mich persönlich ist diese Tasche eher unpraktisch. Wenn ich das Faltrad in die Tasche stecke, hängen mir sperrige 13 kg an der Schulter und ich komme damit kaum voran. Als ich am Sonntagabend theoretische acht Minuten Zeit zum Umsteigen hatte, hätte ich es mit dem Rad an der Schulter niemals vom einen Ende des Gleises 8 zum anderen Ende des Gleises 13 geschafft. Keine Chance. Das geht bei mir nur mit dem Rad im aufgebauten Zustand, dann schaffe ich das locker in drei Minuten, dann kann ich das Rad schließlich ganz normal rollen.

    Wenn ich also dringend zum nächsten Zug oder im Zweifelsfall zum Schienenersatzverkehr laufen muss, dann ist diese Tasche für mich keine Option. In solchen Fällen muss das Rad im wahrsten Sinne des Wortes rollen und wenn ich dann mit dem aufgebauten Rad ankomme, gibt’s direkt die blöden Sprüche vom Personal. So muss das wohl sein.

    Hast Du das an Metronom geschrieben?

    Es ist für mich absolut unverständlich, dass man Fahrräder abweist, wenn kein besonders hohes Fahrgastaufkommen zu erwarten ist.

    Mo-Fr 9-15 Uhr und Mo-So 20-6 Uhr sollte das in jedem Fall der Fall sein.

    Dazu sind Falträder weiterhin erlaubt:

    Quelle

    Der Metronom weiß das schon, es werden laut der Lüneburger Fahrradblase momentan regelmäßig Falträder aus den Zügen geschmissen, sofern es zu voll wird.

    Lustig ist ja, dass laut den Beförderungsbedingungen des Metronom ein Faltrad im gefalteten Zustand ein Gepäckstück wird, während es bei der Bahn auch im gefalteten Zustand ein Fahrrad bleibt, das aber kostenlos transportiert wird.

    Das Privatauto muss raus! - Münchner Forum e.V.
    Warum ein autofreies München nicht radikal sondern vernünftig ist Viele Menschen in unserer Stadt wünschen sich weniger Autoverkehr und mehr Platz für…
    muenchner-forum.de
    Die Dänen fahren gerne und freiwillig Fahrrad. Oder doch nicht?
    In Kopenhagen tritt selbst Kronprinz Frederik in die Pedale. Amerikaner kann man damit offenbar erschrecken.
    www.sueddeutsche.de
    Stadt Essen macht sich zum verlängerten Arm der Fahrradlobby
    Bis zu 1000 Autoparkplätze sollen in Essen für Fahrräder umgewidmet werden – ohne Mitsprache vor Ort und Bedarfsermittlung. Ein falscher Weg.
    www.waz.de

    Mit dem Rad zur Uni bietet sich in Lüneburg aufgrund der überschaubaren Distanzen und Parkplätze durchaus an. Da sich ein wesentlicher Teil der Einrichtungen der Leuphana-Universität im Süden der Stadt befindet, kommt man beinahe zwangsläufig an dieser Kreuzung vorbei, beziehungsweise über die parallel verlaufende Willy-Brandt-Straße. Und dann sieht man erst einmal sowas hier:

    Man sieht einen breiten Fußgängerüberweg mit einer lustigen Bremsschwelle. Die wird gleich noch wichtig. Wir wollen aber eigentlich geradeaus, sehen genau gegenüber einen Gehweg, rechts davon ein Zeichen 240, okay, da sollen wir wohl hin. Ich behaupte aber mal frech ohne wissenschaftliche Grundlage, dass die meisten Radlinge diese Verkehrsführung nicht im Sinne der Straßenverkehrs-Ordnung verstehen, sondern einfach intuitiv den Weg geradeaus weiter verfolgen wollen und das Zeichen 240 dort gar nicht wahrnehmen.

    In der Mitte haben wir noch eine Lichtzeichenanlage mit Bettelampel. Von hier aus muss man dann schon sehen, dass links auf der anderen Straßenseite das Zeichen 240 lockt und eigentlich wäre ja der Weg zwischen Ampelmast und Zeichen 240 tabu, weil ein reiner Radweg ohne jegliche Freigabe für den Radverkehr.

    Das Problem ist nur: Die Pflasterung des Radweges führt auf der anderen Seite nach rechts — beziehungsweise kommt dort auf der rechten Straßenseite an und führt hier über die Lichtzeichenanlage. Man muss also wissen, aha, hier führt mich zwar der Radweg hinter der Ampel irgendwie nach rechts, aber wenn ich dem Radweg folge, fahre ich auf ordnungswidrig der falschen Straßenseite. Ich muss also vermeintlich ordnungswidrig nach links auf den Gehweg fahren, bis mir Zeichen 240 tatsächlich das Fahren auf dem Gehweg vorschreibt.

    Nun. Da man ja auch in Lüneburg lustig hin und her würfelt, ob man links oder rechts fahren darf oder soll oder muss, braucht man sich auch nicht so richtig wundern, wenn ein nicht unerheblicher Teil der Radlinge auf der falschen Straßenseite unterwegs ist.

    Aus der Gegenrichtung, also von rechts, bietet sich dann an der Ampel das folgende Bild:

    Hier sieht man auch den tollen Schwenk der Pflasterung des Radweges rüber auf die andere Straßenseite. Dort wartet laut Beschilderung eine Bodenwelle, die für Radfahrer aber… aufgehoben ist? Gemeint ist wohl eher: Bodenwelle und getrennt davon „Radfahrer frei“, das im Sinne von § 2 Abs. 4 StVO das Radfahren auf dem Radweg auf der linken Straßenseite erlaubt. Grundsätzlich ist auf Teilen des Munstermannskamps auch das Fahrbahnradeln erlaubt, teilweise sogar durch Piktogramme auf der Fahrbahn verdeutlicht, aber außer ein paar renitenten Angehörigen der Lüneburger Fahrradblase praktiziert das niemand.

    Aus dieser Perspektive ist auch überhaupt nicht erkenntlich, dass die Verwaltung wohl möchte, dass man geradeaus vom Radweg aus auf dem Gehweg weiterfahren darf, denn das Zeichen 240 versteckt sich hinter einer leichten Rechtskurve in der Hecke.

    An der Ampel kann man sich dann aus dieser Fahrtrichtung die Wartezeit vertreiben zum Sinnieren, ob man angesichts der Piktogramme für Fußgänger hier mit dem Fahrrad überhaupt warten muss. Seit 2017 gelten bekanntlich Signalgeber mit Fußgängerpiktogrammen nicht mehr für den Radverkehr, wobei das hier natürlich nicht beabsichtigt ist, denn aus der einen Richtung soll man hier als Radfahrer bei rotem Licht warten, aus der anderen Richtung aber nicht?

    Hat man es auf die andere Straßenseite geschafft, darf man sich über den weiteren Verlauf der Radverkehrsführung Gedanken machen. Okay, irgendwie darf man kraft „Radfahrer frei“ wohl diesen linksseitigen Radweg befahren, dann soll man aber offenbar über den Fußgängerüberweg fahren, um auf der anderen Straßenseite entweder nach links auf den Schutzstreifen der Uelzener Straße einzubiegen oder aber nach rechts durch eine Unterführung zum Radweg an der Willy-Brandt-Straße zu fahren. Geradeaus geht’s nicht, sagt Zeichen 239.

    Okay, nun also zu diesem Wunderwerk des Fußgängerüberweges. Die R-FGÜ sagen ja relativ deutlich, dass Fußgängerüberwege nicht im Verlauf von gemeinsamen Fuß- und Radwegen mit Zeichen 240 markiert werden dürfen. Wenigstens der Weg zwischen Willy-Brandt-Straße und Uelzener Straße durch die Unterführung durch ist mit Zeichen 240 beschildert (im folgenden Bild auf der linken Seite ankommend), während es auf der anderen Seite mit einer Mischung aus „nicht benutzungspflichtig“ und „für den Radverkehr im Sinne von § 2 Abs. 4 StVO in Gegenrichtung freigegeben“ weitergeführt wird (hier rechts zu sehen).

    Nun sind wir ja aber hier schlauer als die Polizei erlaubt und wissen auch, dass man im Verlauf eines Fußgängerüberweges mit dem Fahrrad nicht absteigen muss, sondern sogar drüberfahren darf, man erhält zwar keine Vorfahrt, man verliert sie aber auch nicht. Das wird hier umso komplizierter, denn der von links kommende gemeinsame Fuß- und Radweg dürfte aus seiner Unterführung kommend wohl nicht an § 8 StVO des Munstermannskamps, das halte ich für schwer begründbar, allerdings müssten vom Munstermannskamp in die Uelzener Straße abbiegende Kraftfahrzeuge wiederum § 9 Abs. 3 StVO beachten, so dass man mit dem Rad dann doch wieder eine Art Vorfahrt hätte.

    Fahre ich aber auf der Fahrbahn in Blickrichtung des folgenden Fotos auf den Fußgängerüberweg zu, ist für mich auch nicht ersichtlich, inwiefern von links oder rechts kommende Radfahrer an dieser Stelle noch an der Vorfahrt der weiter hinten querenden Straße teilnehmen, denn die Entfernung vom Scheitelpunkt der Kreuzungen und dem Fußgängerüberweg mit der imaginären Fahrradfurt beträgt rechts 20 m, links sogar 40 m. Das ist ja weit mehr, als die eigentlich geforderten 5 m Entfernung, die einen straßenbegleitenden Radweg im Sinne der Verwaltungsvorschriften ausmachen, der automatisch an der Vorfahrt der dazugehörigen Straße teilnimmt.

    Die Zeichen 205 stehen deutlich abgesetzt von der Querungsmöglichkeit für den Radverkehr, insofern dürften die hier auch nicht mehr einschlägig sein.

    Im Endeffekt heißt das also: Ich habe mit dem Rad eventuell Vorfahrt gegenüber Fahrzeugen, die aus dem Munstermannskamp abbiegen, aber keine Vorfahrt gegenüber Fahrzeugen, die aus der Uelzener Straße herankommen. Und da das auf diesem Niveau sowieso kein Mensch versteht, ist man im Zweifelsfall wohl tatsächlich besser beraten, abzusteigen und zu schieben.

    In den gesellschaftlichen Netzwerken wird insbesondere unter Beiträgen der Lüneburger Landeszeitung herzallerliebst auch immer wieder auf diese Kreuzung verwiesen, bei denen Radfahrer über den Fußgängerüberweg brettern und nicht absteigen. Aber ich mache mittlerweile auch keinen Versuch mehr, den Leuten das vernünftig zu erklären — wie denn auch?

    Die Stadt hat sich in den letzten dreißig Jahren mit einem SPD-Oberbürgermeister offenbar nicht besonders für Radfahrer erbauen können und dann legt man halt lieber eine Bremsschwelle für den Radverkehr vor den Fußgängerüberweg, damit die lieben Rüpel, wenn sie denn schon erlaubterweise auf der linken Straßenseite fahren — schon das kapiert ein wesentlicher Teil der Verkehrsteilnehmer nicht — wenigstens nicht so schnell vermeintliche Ordnungswidrigkeiten begehen.

    Grundsätzlich soll aber diese Kreuzung gegen einen Kreisverkehr ausgetauscht werden. Ist halt nur die Frage, wie das am besten bewerkstelligt wird, wenn nebenan mit der Willy-Brandt-Straße eine der Hauptverkehrsadern der Stadt mit einer ampelgeregelten Kreuzung aufwartet, von der aus sicherlich ein nicht unerheblicher Rückstau in den Kreisverkehr zu erwarten wäre.

    Die parallel verlaufende Tiergartenstraße ist ja übrigens wieder für den Radverkehr durchgängig befahrbar. Mein Eindruck ist, dass dort jetzt sehr viel weniger Radverkehr unterwegs ist, was natürlich nur meiner subjektiven Erhebung abseits der Hauptverkehrszeiten geschuldet sein mag.

    Die Tiefgarage des CCH hat, sofern sie denn die Umbaumaßnahmen überdauert hat, ihre Einfahrt jetzt auf dieser Seite, früher fuhr man ja durch diese autogerechte Kathedrale auf der südlichen Seite, die wohl nun zugeschüttet wurde.

    Ich bin ja mal gespannt, ob tatsächlich nennenswert weniger Kraftverkehr diese Tiefgarage ansteuern wird, denn wenn ich mir den Andrang zu den üblichen Messen und Kongressen vorstelle, dann stehe ich hier im Zweifelsfall einträchtig mit dem Kraftverkehr im Stau und wir alle wissen, was dann passieren wird: Man weicht ordnungswidrig mit dem Rad auf den Gehweg aus:

    Seit Freitag wird also zwischen Lüneburg und Hamburg gebaut, am Sonntag geriet ich zum ersten Mal in den Genuss der Baumaßnahme. Von der Berliner Fahrradsternfahrt ging es mit dem ICE nach Hamburg und mit dem letzten Zug vor der nächtlichen Streckensperrung nach Lüneburg. Der Metronom kam schon mit 40 Minuten Verspätung an und fuhr mit 30 Minuten Verspätung wieder ab und war damit offenbar gerade noch so vor der Sperrung durchgeflutscht.

    Zwei Dinge habe ich gelernt:

    Auch ein Faltrad ist im Zweifelsfall ein Fahrrad und damit vom Beförderungsverbot betroffen. Verbot ist Verbot, man fährt auch in den Tagesrandzeiten im letzten Zug vor der nächtlichen Betriebspause lieber einen leeren Fahrradwagen durch die Gegend. Glücklicherweise durfte ich ausnahmsweise mal mit. Fein. Ich bin ja gespannt, ob hinsichtlich des Verbots der Fahrradmitnahme noch eine Evaluierung der Maßnahme stattfindet, so dass vielleicht montags bis donnerstags die Mitnahme von 20 Uhr bis Betriebsschluss möglich ist.

    Und: Im Schienenersatzverkehr ist die Mitnahme von Fahrrädern ausgeschlossen. Und auch da zählen Falträder auch im gefalteten Zustand als Fahrrad, denn auch ein Faltrad nehme ja eine Menge Platz mit. Glücklicherweise sind ja die ganzen Kreuzfahrer, denen die frühmorgendliche Anreise mit der Bahn abgenötigt wurde, mit ihren riesigen Schrankkoffern kein Problem.

    Das Spielchen kenne ich ja schon aus Schleswig-Holstein, wo ich mehrmals mit dem Faltrad am Bahnhof zurückblieb und der Busfahrer nachts seinen leeren Bus bis zum Zielbahnhof fuhr.

    Regeln sind nunmal Regeln und müssen eingehalten werden.

    ich bin mir oft nicht sicher, ob das wirklich so eine unfassbare Unwissenheit ist oder ob sich dieser Schlag von Menschen nicht einfach wissentlich etwas zurecht lügt, um sich dann beim Erwischtwerden dumm zu stellen.

    Mein Eindruck bei dieser Gruppe war, dass die tatsächlich mit dem Neun-Euro-Ticket bewaffnet zum allerersten Mal Bahn fahren wollten und keine Ahnung von nichts hatten. Und irgendeiner macht dann den Rädelsführer, der ganz besonders viel Ahnung zu haben vorgibt, und der muss sich halt irgendwelche Behauptungen zusammenstecken.

    Fürs Gefühl noch mal ein paar Fotos vom Pfingstmontag. Am Bahnsteig stehen etwa zehn Radfahrer, von denen zwei morgens aus Celle mit dem Metronom bis Uelzen gefahren sind und nach einer Radtour bis Lüneburg wieder nach Hause wollen, eine Dame, die hier in Lüneburg jemanden besucht hatte und zurück nach Göttingen möchte und drei Radlinge, die eine mehrtägige Tour hinter sich hatten und zurück nach Braunschweig wollten und noch vier weitere Radlinge, die über ihr Vorhaben nicht so breitwillig Auskunft gaben.

    Alle hatten aber offenbar bereits vor längerer Zeit Fahrkarten mit Fahrradtickets gekauft und wenigstens die Leute von der Mehrtagestour hatten noch gar nicht mitbekommen, dass die Fahrradmitnahme untersagt wurde.

    Das Zugpersonal achtete penibel darauf, dass niemand mit einem Fahrrad einstieg und verwies die Radlinge auf den nächsten Zug eine Stunde später. Dass der aber auch keine Räder mitnehmen würde, erklärte man lieber nicht, vielleicht wollte man sich nicht auf die lästige Diskussion einlassen. Jedenfalls wäre in Lüneburg noch einiges an Platz im Fahrradabteil gewesen, das mag aber natürlich zu anderen Uhrzeiten und an anderen Bahnhöfen ganz anders aussehen.

    Der mehr oder weniger offizielle Tipp für diese Gelegenheit lautet also: Auf den nächsten Zug warten. Obwohl der auch keine Räder mitnimmt. Oder es im Fernverkehr versuchen, obwohl der ja auch am Pfingstmontag mehr oder weniger überfüllt sein wird.

    Gut, am Dienstag ging es ins Bureau. Am Bahnsteig stehen ein paar Leute und überlegen, ob das Neun-Euro-Ticket auch für den verspäteten ICE gilt und schließen aus dem C in ICE, das ja für „City“ steht, dass es sich wohl um einen Nahverkehrszug handelt. „Das ist aber ein Inter-City-Express“, gebe ich zu bedenken, „das ist ein Fernverkehrszug“, aber das interessiert die Leute natürlich nicht, die wissen eh alles besser (deshalb steigen ja auch wider meinen Tipp so viele Leute in Hamburg-Harburg aus, die eigentlich zum Hauptbahnhof wollen).

    Naja.

    Ich weiß nicht, ob es wohl noch der Rückreiseverkehr der Pfingstfeiertage war oder doch die Auswirkungen des Neun-Euro-Tickets, aber der Zug war ziemlich voll. Fahrräder hätten hier auch nicht mehr reingepasst.

    Ankunft in Hamburg. Auch hier bin ich mir unsicher, ob es wohl die Auswirkungen der Berichterstattung über die überfüllten Züge ist oder ob die Leute dank des Neun-Euro-Tickets zum ersten Mal in eine Eisenbahn steigen, aber die Tür geht auf, die Leute strömen rein und machen erst gar keine Anstalten, hier jemanden aussteigen zu lassen. Wie gesagt: Die berühmte Metronom-Wende in Hamburg ist grundsätzlich stressig, zu Feierabendzeiten ist der Bahnsteig ohnehin immer voll, aber dass ich jetzt zum zweiten Mal beim Aussteigen geradezu überrannt werde, das gab’s vorher nicht:

    Rückfahrt. Pünktlicher Feierabend, pünktlich nach Hause? Nö, nicht in Zeiten wie diesen. Der Zug nach Bremen bringt sogar zwei Fahrradwagen mit, in beiden ist aber nicht mal mehr Platz für ein Faltrad.

    Tja, große Überraschung: Der Metronom setzt die Fahrradmitnahme aufgrund der Baumaßnahmen zwischen Uelzen und Hamburg ab Freitag bis auf Weiteres aus:

    https://www.der-metronom.de/ueber-metronom/presse/menschen-und-sicherheit-gehen-vor-metronom-schraenkt-fahrradmitnahme-ein/

    Damit fällt der Sommer fahrradmäßig für mich schon ziemlich ins Wasser. Momentan fahre ich nach Feierabend mit dem Rad ein oder zwei Bahnhöfe aus Lüneburg raus und mit dem Rad in den Sonnenuntergang zurück, aber das muss ich mir dann wohl schleunigst abgewöhnen.

    Ansonsten geht’s ja leider nur mit dem kleinen Bummel-LINT von der DB-Regio Schleswig-Holstein von Lüneburg über Büchen nach Lübeck (und weiter nach Kiel), aber in das Ding passen mitunter drei Fahrräder und ich werde ja kaum der einzige sein, der auf die Idee kommt, über diese Strecke auszuweichen. Das kann ich mir ja sparen.

    Gestern ging’s dann mit dem Fahrrad zur wirklich aller-aller-allerletzten Gumminase auf Fehmarn. Wegen Bauarbeiten fuhr der dänische IC3 über Pfingsten nicht über die Große Beltbrücke, sondern wieder von Hamburg nach Puttgarden — nur um dort vor der Fähre zu stoppen, die Fahrgäste in Busse umzuladen, die dann weiter nach Nykøbing F. fuhren, denn aufgrund der Vorbereitungen für die feste Fehmarnbelt-Querung fahren auf der dänischen Seite keine Züge mehr bis Rødby. Warum man dann nicht gleich die Fahrgäste mit Bussen über die Große Beltbrücke gekarrt hat, erschließt sich mir nicht, aber das Motiv nahm ich natürlich gerne mit.

    Los ging’s morgens in Lüneburg, wo ich direkt angebellt wurde, ob ich denn lesen könne, die Beförderung von Fahrrädern wäre ausgeschlossen. Herzlichen Dank, liebe Bundesbahn, tatsächlich sollte das nicht die einzige Unfreundlichkeit an diesem Pfingstsonntag bleiben, aber dazu in den nächsten Tage mehr. Ich stieg dann einfach mit dem Faltrad in den ICE gegenüber und ließ den Nahverkehrs-Hilfssherriff weiter herumbölken.

    Die Zugbegleiterin im ICE gab mir das Gefühl, als ob sie mich für einen 9-Euro-Reisenden hielt, der hier im Fernverkehr nichts zu suchen hätte, aber den Spaß verdarb ich ihr recht schnell. Naja.

    In Hamburg war’s dann nicht so schön, oben auf der Brücke gab’s hinter mir Tumult, weil aufgrund des Iron Mans die Straßen für den Kraftverkehr teilweise gesperrt waren, unten gab’s Tumult auf dem Weg nach Bremen wegen Überfüllung des Bahnsteiges, außerdem hatte der Zug offenbar wegen Verzögerungen in Harburg lockere 15 Minuten Verspätung eingesammelt, weil einige 9-Euro-Reisende nicht den Unterschied zwischen Hamburg-Harburg und Hamburg-Hauptbahnhof gekannt haben sollen. Ob das so stimmt sei mal dahingestellt, eine nette Anekdote ist es auf jeden Fall.

    Okay, weiter nach Fehmarn. Zwischen 15 Uhr und 19 Uhr nutzte ich die Zeit, um mir mal die Überreste der dänischen Inselbahn im südwestlichen Bereich der Insel anzusehen und Herrjemine, die Insel ist überfüllt von Leuten mit Fahrrad — und ich schreibe explizit nicht „Radfahrer“, denn an der Körperhaltung auf den nicht ordentlich eingestellten Fahrrädern erkannte ich bereits ohne Blick auf die Aufkleber, dass es sich um Leihräder handelte, mit denen da Menschenmassen sondergleichen über die Insel kurbelten.

    Interessant sind jene, die sich aufgrund der Fahrradkleidung oder der Fahrradtaschen von diesen Leuten unterscheiden: Das waren dann Radreisende aus Dänemark. Und die steckten nun in der Klemme, denn wenigstens ein paar hatten noch Fahrkarten für den Regionalverkehr von Fehmarn bis Lübeck oder Hamburg, um von dort aus mit dem Fernverkehr weiter zu fahren. Und dann kamen die heute morgen auf der Insel an und hörten sich plötzlich an: Nö, keine Fahrräder im kleinen Nahverkehrs-LINT. Das Zugpersonal hat dann wohl den kleinen roten Triebwagen leer von Fehmarn nach Lübeck gefahren, denn um diese Zeit steigt ja in dieser Fahrtrichtung quasi niemand ein, und verwies auf den so genannten Strand-Express, der an Wochenenden und Feiertagen mit Doppelstockwagen von Hamburg auf die Insel fährt.

    Und gerne mal ausfällt, wie an diesem Vormittag.

    Und dann sitzt man da mit seinen Fahrkarten mit Zugbindung, die man gekauft hat, als die Idee des 9-Euro-Tickets noch nicht einmal geboren war, und darf jetzt sehen, wie man mit dem Drahtesel von Fehmarn bis Berlin oder Hannover kommt.

    Insofern stellt sich dann schon die Frage, ob die Bahn oder das jeweilige Eisenbahnverkehrsunternehmen in irgendeiner Hinsicht zur Vertragserfüllung verpflichtet ist und womöglich den Fahrradtransport im Großraumtaxi oder per Kurier ermöglichen müsste.