Beiträge von Malte

    • Radweg-Satire: Gut, aber noch nicht gut genug Mit einem älteren Fahrrad mit Stempelbremse durch die Stadt fahren und feststellen, dass alles gar nicht sooo schlimm ist, wenn man seine Ansprüche zurückschraubt und man nicht von Lastkraftwagen übersehen wird oder neben Autos fahren muss oder Autos auf dem Radweg parken. Ich glaube, ich baue mir auch eine Stempelbremse ans Rad — ich glaube mit zehn bis zwölf Kilometern pro Stunde, die ich mir dann zutraute, wäre auch die Hoheluftchaussee kein Problem. Wenn man den Artikel auf facebook verlinkt, wird von irgendwo noch ein Foto zu Tage gefördert, auf dem die Dame auf einem recht engen Radweg auf der falschen Seite fährt. Naja.
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    Ich glaube, dieses Schild…


    … steht jetzt hier…


    … jedenfalls steht an der oberen Stelle keines mehr. Ich bin etwas unschlüssig, aber rein vom Gefühl her ist das Schild dort unten in der Hoheluftchausssee besser aufgehoben. Die Radwege dort am Lokstedter Steindamm lassen sich ja noch einigermaßen befahren, an der Hoheluftchaussee kommt man ja nur auf der Fahrbahn vernünftig voran.

    Das hier ist aber neu, oder?

    Das ist mir vorher gar nicht aufgefallen.

    Und der Radweg hier in der Hoheluftchaussee ist auch wirklich einer, bei dem ich nun überhaupt gar nicht noch irgendwie auf die Idee käme, freiwillig darauf zu fahren. Erst wird der Radweg mehrere Male unterbrochen und ist im Grunde genommen in dem Moment ein reiner Gehweg, dann reihen sich insgesamt drei Arbeitsstellen auf den nächsten paar hundert Metern hintereinander, in denen man entweder absteigen oder durch so einen Tunnel fahren oder sich von irgendwelchen herumliegenden Absperrelementen gefährden lassen soll. Da müsste ja eigentlich auch der hartnäckigste Kraftfahrer erkennen, dass dort nicht gefahren werden kann.

    Auf die Müllabfuhr ist immer Verlass:

    Hier kann man auch prima erkennen, wie weit nach vorne der Bus fahren muss, damit die Rampe an der hinteren Tür ausgeklappt werden könnte. Ich finde das ja auch total genial: Der Kübel muss auf dem Radweg stehen, damit er sich nämlich gegen den Pfahl lehnen kann, sonst macht der sich nämlich selbstständig und haut Richtung Fahrbahn ab. Aus diesem Grund steht er nämlich auch nicht weiter rechts im Bild, weil der sich nämlich sofort wieder neben dem Pfahl einparkt.

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    Busfahrer warnt: Radfahrer leben gefährlich

    Ich will die Sorgen des Busfahrers gar nicht unbedingt verharmlosen, aber nach meiner Erinnerung ist die Stelle eigentlich prima einzusehen. Ich stand vor einiger Zeit als Fußgänger während des sonntäglichen Fischmarktes knapp zwei Minuten dort, bis der Busfahrer eine Lücke zum Einordnen gefunden hatte — da dachte ich mir auch, er hätte ja einfach kurz vor dem Radweg anhalten können und alle wären zufrieden. Oder ist der Anfahrtsweg von dort zu lang, so dass man den Bus nicht rechtzeitig auf Touren bringt, um sich in die Lücke einordnen zu können?

    Und diesen Kram mit Radfahrern, die immer auf ihre Vorfahrt bestehen und sich das notfalls auch noch auf den Grabstein meißelten, kann ich echt nicht mehr hören. Tolle Idee, vorfahrtsberechtigte Radfahrer mit Drängelgittern zu behindern, damit der Bus in Ruhe die Querungsfurt blockieren kann. Der einzig sinnvolle Vorschlag ist doch, beim Umbau der Verkehrsführung diese Problematik zu berücksichtigen.

    Bis dahin kann sich der Bus ja einfach zum Linksabbiegen bis auf den Fahrstreifen Richtung vortasten. Die Kraftfahrer sind bestimmt nicht so jähzornig wie diese blöden Radfahrer, die immer auf ihre Vorfahrt pochen.

    Und sonst so im EC 172: Es gibt im Wagen 255 auf der anderen Seite eigentlich einen Platz für ein bis zwei Rollstühle. Dort standen allerdings Koffer — ob die schon dort standen, als die Dame in den Wagen gehoben werden sollte, weiß ich natürlich nicht…

    Außerdem hatten wir einen Betrunkenen an Bord, der im Türraum des letzten Wagens schlummerte. Das ging eine Weile gut, weil in Ludwigslust und Hamburg-Dammtor niemand ein- oder aussteigen wollte und der Zug ansonsten immer auf der anderen Seite hielt, aber in Altona purzelte er dann dem Zugbegleiter vor die Füße und wir stellten fest, dass der Typ in Berlin in den falschen Zug gestiegen ist und eigentlich nach Hannover wollte. Man verwies ihn dann auf einen weiteren InterCity Richtung Frankfurt, wo er dann irgendwo in eine andere Bummelbahn umsteigen sollte, aber da er einige Zeit später wieder von der DB Sicherheit auf dem Bahnsteig geweckt wurde, nehme ich an, er hat den Zug („Dann müssen Sie sich aber beeilen!“) nicht bekommen. Wir hatten ihn eigentlich mehrmals versucht zu wecken und zu fragen, bis wohin er denn fahren wollte, aber „bi… b… bis Hann…“ klang für uns halt wie „bis Hamburg“ und nicht „bis Hannover“, also ließen wir ihn weiter schlafen.

    Ah, und irgendein Typ hat dann noch versucht, irgendwo zwischen Berlin und Spandau die hintere Tür aufzureißen. Also die Tür hinter dem Fahrradabteil, hinter dem nichts mehr kommt außer dem Gleisbett. Der hat da zehn Sekunden lang herumgerissen, bis wir gemerkt haben, was er da tut und ihn mit zwei Mann davon abgehalten haben. Keine Ahnung, wie fest diese letzte Tür verschlossen ist, aber ich hatte an jenem Tag schon genug Aufregung. Wie verplant die Leute auch sind — dass man nicht gleich kapiert, dass dort kein weiterer Wagen kommt, wenn durch die beiden Fenster außer der schwarzen Nacht überhaupt nichts zu sehen ist, das kann ich ja noch verstehen, aber wenn dort die Lichter von Berlin und einige Straßenlaternen zu sehen sind, müsste man ja eigentlich stutzig werden.

    Ich glaub, Fahrradtickets im EC muss man mind. 24h vorher buchen.Sprich: nur, weil _jetzt_ kein Ticket mehr buchen konntest, kann es dennoch sein, dass 0 Fahrräder drin stehen werden. ;)


    Ah, okay, das wusste ich nicht. Wieder was gelernt :D

    EC 172 also.

    Auf die Plätze, fertig, los. Ich war auf alles gefasst. Es ist 19 Uhr und im Berliner Tiefbahnhof ist deutlich weniger los als ich angesichts der baustellenbedingten Sperrung des Hochbahnhofes vermutet hatte. Um 19.15 Uhr fährt der EC 172 auf Gleis 8 ein. Ich befürchte schon schlimmes, da keine anderen Fahrgäste mit Fahrrad zu erkennen sind und meine Reservierungsnummer deutet darauf hin, dass zumindest vor mir nicht besonders viele Fahrradstellplätze gebucht worden sind. Außerdem gibt es heute keine beschilderten Sitzplatzreservierungen.

    Ein flüchtiger Blick ins Fenster von Wagen 255 offenbahrt: Drei Fahrräder. Drei Fußlinge auf drei Klappsitzen, diverse Gepäckstücke und… eine Dame mit einem elektrischen Rollstuhl, die nunmal zwangsweise die übrigen Halterungen blockiert. Kein Platz für mein Fahrrad.

    Prima. Ich sehe mich schon wieder im ibis am Kurfürstendamm, eine Nacht auf Kosten der Bundesbahn schlummern. Wie arschig wäre es denn bitte, sich mit einer Rollstuhlfahrerin um einen Stellplatz für mein Fahrrad zu streiten? Keine Frage: Rollstuhl vor Fahrrad. Allerdings, liebe Deutsche Bahn, warum gibt es in diesem Zug keine vernünftigen Plätze für Fahrgäste mit Rollstuhl? Dass ich eventuell mein reserviertes Fahrrad nicht mitnehmen kann, weil eine Rollstuhlfahrerin im Fahrradabteil mitfährt, ist für mich ärgerlich. Da wurde bei der Buchung ja wieder großartig kalkuliert. Dass die Dame wiederum darauf angewiesen ist, dass noch irgendwie Platz im Fahrradabteil ist und sie dort zwischen Fahrrädern und Koffern reisen darf… naja. Und den Streit, wenn eine Rollstuhlfahrerin in einem vollbeladenen Fahrrad-Abteil mitfahren möchte und plötzlich drei bis vier Fahrräder ausgeladen werden müssen, deren Besitzer dann sehen können, wie sie zum Ziel kommen… das kann man alles bestimmt besser organisieren.

    Es stellte sich dann allerdings heraus, dass die Dame in Berlin aussteigen wollte. Und damit nahm das Drama seinen Lauf.

    Sie tuckerte langsam rückwärts.

    Noch ein bisschen rückwärts.

    Noch ein bisschen.

    Dann stößt sie hinten gegen die rückwärtige Rampe.

    Die Rampe klappt sich auf. In einer Höhe von knapp anderthalb Metern.

    Der Rollstuhl kippt leicht nach hinten.

    Und anschließend spüre ich einen stechenden Schmerz im rechten Knie, weil ich mir irgendwie das Bein an dieser Rampe angeschlagen habe. Es stellt sich heraus, dass ich die drei Meter von meinem Fahrrad bis zur Rampe in wenigen Millisekunden zurückgelegt und den Rollstuhl samt der Dame wieder nach oben geschoben habe. Ich kann mich absolut nicht daran erinnern, ich weiß nur noch, dass plötzlich alle Umstehenden der Meinung waren, ich hätte der Dame gerade das Leben gerettet. So hochtrabend würde ich das nun nicht bezeichnen, schließlich wäre sie vermutlich rückwärts hinuntergekippt, außerdem war ja ihr Kopf von ihrer Nackenstütze geschützt, aber irgendwie… manchmal bin ich ein cooler Typ.

    Und nun ärgere ich mich, dass es davon keine Beweisfotos oder -videos gibt. Das war vermutlich die beste Tat, die ich bislang vollbracht habe, und dann glaubt es mir kein Mensch.

    Immerhin: Der Zugbegleiter räumt mir als Held des Tages jetzt das Fahrradabteil frei.

    Leider ging die Bauchpinselei dann nicht soweit, dass mir der Typ, der sich auf meinem reservierten Platz niedergelassen hätte, diesen freundlicherweise überlassen hätte. Keine Reservierungsanzeigen, keine Reservierung, tönte er. Whatever. Ich war nicht in der Stimmung, mit ihm zu streiten. Außerdem, wenn wir hier schon bei Karma und Hilfsbereitschaft sind: Geben mir nun 4,50 Euro das Recht, auf seinem Platz zu sitzen? Dafür muss er sich dann irgendwo in einer Nische verkriechen.

    Ich kann allerdings nicht leugnen, dass ich es schon ganz cool gefunden hätte, hätte mir der Zugbegleiter einen Platz vorne in der ersten Klasse verschafft. Immerhin habe ich ihm und seinen Kolleginnen ziemlich viel Ärger erspart und hocke jetzt gerade mit einem schmerzenden Knie auf dem Boden zwischen Koffern und Fahrrädern.

    Noch knapp 18,5 Stunden bis zum EuroCity 172. Ich habe gerade mal die Online-Buchung überprüft und konnte kein Fahrrad-Ticket mehr kaufen — daraus schließe ich, dass das Fahrradabteil ausgebucht sein wird und hoffentlich nicht allzu viele Fußlinge dort sitzen werden.

    Ich sitz jetzt gerade zum 4. mal mit Rad im RE zwischen Hergatz und Kempten. Keine Ahnung wo ihr Probleme mit Rad+Bahn habt, hier läuft das alles problemlos. :P


    Naja, Regionalverkehr ist ja noch einmal eine andere Hausnummer als Fernverkehr — wobei es nicht unbedingt besser sein muss. Meine Lieblingsverbindung ist ja der RE 70 von Kiel nach Hamburg am frühen Morgen, wenn spätestens in Elmshorn die Klappsitze im Mehrzweckabteil von Fußlingen okkupiert werden, die dann beim Zugbegleiter fordern, dass „der Radfahrer“ aussteigt.

    Der Forderung habe ich sogar schon mal entsprochen. Der nächste Halt nach Elmshorn war ja schließlich schon Hamburg-Dammtor.

    Hier nimmt das Grauen seinen Lauf:

    radverkehrsforum.de/attachment/1613/

    Ich weiß überhaupt nicht, wie man auf die Idee kommen kann, so etwas anzuordnen. Dieser „Tunnel“ ist ja etwa vierzig Meter lang und in diesen vierzig Metern ist kein Begegnungsverkehr möglich. Da müssen ja zwangsläufig Konflikte zwischen Radfahrern und Fußgängern auftreten — und natürlich zwischen den Gästen der Praxis dort, die eigentlich gar nicht aus der Tür herauskommen, ohne einen Fahrradlenker in der Seite stecken zu haben. Wenigstens hat man inzwischen einige Absperrmaterialien aufgefahren — die im Ernstfall allerdings auch nichts nützen werden.

    radverkehrsforum.de/attachment/1614/

    Immerhin ist eine ganze Weile davor der Gehweg nicht benutzungspflichtig, weil der Schippenmann vor dem Zeichen 240 klemmt:

    radverkehrsforum.de/attachment/1612/


    und meinen Fahrradlenker gegen die Glaswand prügelte

    Wenn ich mir das Foto ansehe, kann das ja so nicht passiert sein. Soweit kann er das Rad ja kaum aus der Halterung gedrückt haben, dass irgendein Teil des Rades die Glaswand berührt hätte. Weiß nicht, was ich da gehört habe — gesehen habe ich es ja (zum Glück?) nicht.

    Habe ich das eigentlich richtig verstanden, dass der Zugbegleiter Dir untersagt hat, das Fahrrad in der kundenfreundlichen Längsposition stehenzulassen?

    Ja, das wäre bei einem Unfall zu gefährlich. Das will ich gar nicht abstreiten — wenngleich ich nicht glaube, dass die Halterungen im Fall des Falles irgendeine Wirkung auf potenziell umherfliegende Fahrräder haben.

    Der Spaß am Hauptbahnhof begann damit, dass meine Freundin mit dem RE 70 nach Kiel fahren wollte — der RE 70 um 18.21 Uhr führte aber an diesem Mittwoch kein Fahrradabteil. Tja, dumm gelaufen, also musste sie knapp eine Stunde bis Kiel ihr Fahrrad im Türraum festhalten und ständig und und her kramen, wenn Fahrgäste aussteigen wollten.

    Immerhin stand sie nur eine Stunde — bis Kiel ist es ja nicht so weit. Ich stand fast zweieinhalb.

    Das war mal wieder ein ganz großer Spaß für alle. Der IC 2073 fuhr etwa um 18.14 Uhr ein, also blieben zehn Minuten Zeit, um die Lokomotive zu wechseln und alle Fahrräder ins Fahrradabteil zu schaffen. Aber: Überraschung! Außer mir war nur ein weiterer Fahrgast mit Fahrrad unterwegs und der hatte außer einem kleinen Rucksack nichts dabei. Bevor er zustieg, sah das Fahrradabteil also so aus:

    Ich freute mich schon auf eine entspannte Fahrt und klappte auf meinem reservierten Sitz mein Notebook auf. Der Stress begann dann damit, dass jemand sich den Kopf an meinem Fahrradlenker stieß, „Was muss diese Scheiße hier hängen?“ brüllte und meinen Fahrradlenker gegen die Glaswand prügelte. Soweit, so gut, #ScheißRadfahrer.

    Kurz innehalten: Erinnert ihr euch an meine gerissene Speiche? Die war ja gerissen, weil das Schaltauge soweit verzogen war, dass das Schaltwerk die Kette in die Speichen geschmissen hatte. Das Schaltwerk hat bei der Aktion natürlich auch etwas abbekommen, denn obwohl ich sicherheitshalber hinten auf das kleinste Ritzel geschaltet hatte, schüttelt eine Tracht Prügel das ganze Bike ordentlich durch und schwups, wieder ist alles kaputt:

    Nun stellt sich natürlich auch die Frage: Hätte ich das nicht früher wissen müssen? Dass mein Rad etwas weit in die Tür hineinragt, war ja nun nicht zu übersehen — außer für den, der sich dann den Kopf daran gestoßen hatte. In diesem Fall lässt sich leicht Abhilfe schaffen, es waren ja genügend Halterungen übrig. Nur wenn das Fahrradabteil wie bei meiner Fahrt ausgebucht gewesen wäre, hätte ich mal wieder dumm geschaut. Spätestens der Zugbegleiter hätte mich dann aus dem Zug komplimentiert — wenn er freundlich wäre, hätte er mir noch eine Notiz auf meinen Fahrschein geschrieben, damit ich womöglich in den nächsten InterCity steigen kann oder vielleicht wenigstens wieder zurück nach Hamburg komme.

    In dem ganzen Trubel („Warum muss das Scheißfahrrad dort hängen? Wozu haben Sie ein Fahrrad, wenn sie mit der Bahn fahren, blöder Wixer!“ Der Typ hielt sich die ganze Zeit die Hand auf die Stirn, als hätte ich ihn mit einem Messer abgestochen) füllte sich allerdings das Fahrradabteil mit zehn weiteren Fahrgästen und einem Kinderwagen. Und schwups war im Handumdrehen kein Platz mehr für mich: Die Klappsitze wurden allesamt okkupiert, so dass die „Standhalterungen“ nicht mehr in Frage kamen, denn dann hätte ich irgendjemandem das Hinterrad zwischen die Beine klemmen müssen. Um die „Hängehalterungen“ war es auch nicht besser bestellt, zwei Halterungen auf der rechten Seite, die im Bild nicht sichtbar sind, wurden mittlerweile von drei Koffern und einem jungen Mann belegt, die übrigen Halterungen hätten wiederum das Problem verursacht, dass mein Rad halb in den Gang hinein hängt — und da stand nunmal jetzt der Kinderwagen.

    In dieser aufgeheizten Stimmung hatte ich nun auch keine Lust mehr, irgendjemanden um Platz zu bitten, also stellte ich mein Fahrrad an den Rand.

    Das fand ich alles natürlich wieder total geil: Rechnerisch hatte mich die Sitzplatzreservierung und die Fahrradkarte für diese Fahrt 10,50 Euro gekostet. Und 10,50 Euro waren mir etwas zu viel, um anschließend bei bester Atmosphäre zweieinhalb Stunden im Fahrgastabteil zu stehen.

    Das ging dann auch bis zur Fahrkartenkontrolle ganz gut. Für den Zugbegleiter war die Sache natürlich total einfach: Entweder hänge ich mein Fahrrad in so eine Halterung oder ich steige in Ludwigslust aus. Ich fragte ihn, wie er sich das vorstelle, wenn ich mein Fahrrad aufhängen möchte — und das wollte ich ja total gerne — müsste halt einer der Fahrgäste seinen Sitzplatz aufgeben. Das wollte natürlich niemand. Während der Zugbegleiter mir meine Optionen aufzählte, schauten die Fahrgäste beschämt weg, der Brüllkopf von vorhin hielt sich wieder demonstrativ seine Stirn als wartete er nur darauf, jetzt wieder Stress zu machen.

    Für mich war klar, dass ich auf gar keinen Fall jetzt anfangen werde, wie der dümmste Bittsteller die Fahrgäste auf den Klappsitzen abzuklappern und jemanden um Platz für mein Fahrrad zu bitten. Der Bedienstete der Deutschen Bundesbahn machte aber noch einmal klar: Ja, ich als Fahrgast werde mich jetzt in dieser ohnehin aufgeheizten #ScheißRadfahrer-Atmosphäre darum kümmern, dass ein anderer Fahrgast für mein Fahrrad seinen Platz freigibt.

    Eigentlich wäre das kein Problem gewesen, hätten sich die zehn Fahrgäste, die auf den Klappsitzen und zwischen den Halterungen saßen, einfach auf die freien Plätze in der anderen Hälfte des Wagens gesetzt — es war ja nun nicht so, dass der Zug komplett überfüllt gewesen wäre. Nur hätte man dann einen weiteren Fahrgast nur wenige Zentimeter neben dem eigenen Arm sitzen gehabt und das mag man halt nicht so gerne. Dann soll lieber dieser Radfahrer aus der Bahn geworfen werden.

    Ich wollte jetzt eigentlich die Sache eskalieren lassen und fragen, warum denn der Zugbegleiter nicht die Leute von den Klappsitzen verweist, wenn ihm die Sache doch so wichtig wäre. Auf die darauf folgenden Diskussionen („Warum muss ich aufstehen, warum nicht der Fahrgast dort drüben?“, „Für einen Radfahrer mache ich keinen Platz!“, „Radfahrer halten sich eh nie an die Regeln!“) hatte er wohl keine Lust, also wälzte er diese ehrenvolle Aufgabe auf mich ab: Das wäre schließlich ein Fahrradabteil, also dürften die Fahrgäste ohne Fahrrad dort eh nicht sitzen. Ah, dachte ich, wie schön. Und weil man ohne Fahrschein eh nicht mitfahren darf, bräuchte man die Fahrscheine ja eigentlich gar nicht kontrollieren.

    Ich habe im Nachhinein das Gefühl, dass wir fünf Minuten lang im Kreis diskutierten, wer denn jetzt dafür zuständig wäre, die Fahrgäste von den Klappsitzen zu scheuchen, aber im Endeffekt war die Sache klar: Der Zugbegleiter wird hier niemanden zum Aufstehen auffordern. Immerhin sprach er das relativ laut aus, so dass es jeder Nicht-Radfahrer hören musste. Die indirekt angesprochenen Fahrgäste schauten hingegen wieder beschämt auf ihre Smartphones oder Bücher, während der Hitzkopf von vorhin den Eindruck mache, seine Beule platze gleich vor Begeisterung, endlich in die Diskussion einsteigen und sein Leid zum Besten geben zu können.

    Zusammen mit dem Zugbegleiter bugsierte ich mein Rad dann also quer in den Wagen. Ich kann nicht leugnen, dass ich das inzwischen etwas theatralisch-betroffen tat. Wir stellten fest: Es passt nicht.

    Also: Ich stellte fest, dass es nicht passt, weil das Hinterrad zwischen zwei Fahrgästen stand. Da kam keiner mehr durch.

    Für den Zugbegleiter sah das so aus, als passte es ganz prima, denn die Fahrgäste dürften dort eh nicht sitzen, ist ja schließlich ein Fahrradabteil.

    Langsam kriegte ich das Kotzen.

    So stand mein Fahrrad nun mitten im Fahrradabteil. Das Foto entstand leider erst, als sich die Situation schon etwas gelichtet hatte, man müsste sich eigentlich noch drei Fahrgäste dazudenken, die an den Halterungen lehnten oder vor dem zweiten Fahrrad saßen.

    Und so stand es dort nun. Und jeder, der vorbei musste, tat natürlich seinen Missmut kund, warum das Rad denn mitten im Abteil stehen musste.

    Ich kann den Groll der Fahrgäste durchaus verstehen, schließlich denkt man ja zuerst, dass dort hinten an den hängenden Halterungen viel mehr Platz wäre. Leider ist aber mein Schneeweißchen so groß, dass dort dank des inzwischen parkenden Kinderwagens kein Durchkommen mehr gewesen wäre.

    Ich bin mal gespannt, was die Rückfahrt für Überraschungen bereithält. Der EC 172 am Sonntagabend wird ja hoffentlich wieder soweit ausgebucht sein, dass erst gar keiner auf die Idee kommt, sich auf die Klappsitze zu hocken.