dann lass eben einfach so die Cam mitlaufen und bastel einen Film draus. StVB + Bezirksversammlung. Reaktionen abwarten.
Schauen die sich sowas tatsächlich auch „einfach so“ an?
dann lass eben einfach so die Cam mitlaufen und bastel einen Film draus. StVB + Bezirksversammlung. Reaktionen abwarten.
Schauen die sich sowas tatsächlich auch „einfach so“ an?
Oh, also steigst du an den dir bekannten Gefahrenstellen ab und schiebst?
Ich nicht. Nur, weil 1x die Woche an einer Stelle "übersehen" werde, soll ich in Zukunft was genau machen? nur 10km/h fahren? Prophylaktisch anhalten und alle durchwinken?
An einigen meiner Lieblingsstellen hat man ja nicht so die Wahl. Wenn man dort eben nicht mit zehn Kilometern pro Stunde fährt und prophylaktisch anhält, ist man eben nach einer Woche tot oder wenigstens im Krankenhaus.
Nichtsdestotrotz könnte man natürlich herausfinden, wer beim LSBG Hamburg für die Planung dort zuständig ist.
Und dann mal fragen, ob man sich die Sache mal ansehen kann. Und wenn nicht, gibt’s halt Alarm — und zwar nicht nur hier im Forum oder bei den facebook-Alltagsradlern, sondern mal ein bisschen globaler. Wenn’s dann noch immer nicht klappt, haben wir es wenigstens versucht.
Zum Einen gehst Du davon aus, dass Radwege irgendwie doch sicherer sind als die Fahrbahn. Diesem Trugschluss bin ich auch lange erlegen, weil es sich halt sicherer anfühlt. Das liegt daran, dass man Gefahren, auf die man einen Einfluss zu haben glaubt, eher unterschätzt, und Gefahren, denen man sich hilflos ausgesetzt führt, überschätzt. Das ist auf Radwegen und Fahrbahnen der Fall. Auf Radwegen muss ich nur gut genug aufpassen (und die Autos sind auch weit weg), um sicher zu sein, auf Fahrbahnen kann ich nur hoffen, dass die Kraftfahrer mich sehen (und die sind auch noch ganz dicht dran). Am Ende das Tages ist es jedoch genau umgekehrt. Es fühlt sich nur nicht so an.
Ich beschäftige mich nun nicht erst seit Gestern mit dem Thema, und mir konnte noch niemand einen Ansatz präsentieren, der mir den Glauben an den sicheren Radweg wiedergben konnte. Man muss sich auch vor Augen führen, dass der überhaupt mögliche Sicherheitsgewinn durch Radweg minimal ist. Der Unfalltyp läuft eben und ferner liefen. Andere, häufigere Unfalltypen werden jedoch wahrscheinlicher.
Ich kenne die Problematik mit den Radwegen — wir haben ja unter anderem drüben im Verkehrsportal schon mal darüber gesprochen.
Nur denke ich mittlerweile, dass eben recht viele Radfahrer trotz aller wissenschaftlichen Untersuchungen und objektiver Vorteile eben doch auf dem Radweg bleiben wollen — aus welchen Gründen auch immer. 98 Prozent sollen das ja angeblich sein. Ich weiß nicht, wie man den Anteil an Fahrbahnradlern noch erhöhen soll, beziehungsweise welche Werte da überhaupt möglich sind.
Ganz aus dem Bauch heraus geschätzt vermute ich, dass man in Hamburg mit viel Überzeugungsarbeit vielleicht fünf Prozent der Radlinge auf die Fahrbahn bekommen könnte. Aber ab wann ist der Anteil an Fahrbahnradlern so groß, dass es zum Selbstläufer wird und andere Radfahrer mit auf die Fahrbahn zieht? Bei 30 Prozent? Bei 50 Prozent? Ich wüsste jetzt nicht, wie man allein aus Überzeugungsarbeit eine solche Menge an Radfahrern auf die Fahrbahn konditionieren sollte.
Und selbst dann funktionieren meine Überlegungen nur in solchen Gegenden wie dem Schanzenviertel oder irgendwelchen Wohngebieten. Ich behaupte mal, die Zahl der täglichen Fahrbahnradler auf der Kieler Straße lässt sich an zwei Fingern abzählen. Darum halte ich es für sinnvoll, für die übrigen 98 Prozent eine brauchbare Infrastruktur vorzuhalten.
Ist ja total witzlos, die Radwege zu sanieren, wenn man beispielsweise an der Reichsbahnstraße die Radfahrer hinter dem Bus und dem Bushaltestellenhäuschen versteckt. Und es ist ja total super, dass man unten am Kronsaalweg mit dem Rad drei Sekunden vor dem Kraftverkehr losfahren darf: Die Radfahrer, die dort bei rotem Licht warten müssen, stehen eh im Sichtbereich der Kraftfahrer, alle anderen kommen aber während der Grünphase an und werden dann „übersehen“ und dank der tollen Ampelphase am Gewerbehof Wördemannsweg kommt man ja in der Regel bei einer Grünphase dort an, egal mit welcher Geschwindigkeit man radelt.
Das sind ja alles Dinge, die man mal in Angriff nehmen kann. Genauso wie diverse Litfaßsäulen oder Parkplätze, die die Sicht versperren, oder total affige Verschwenkungen von Radwegen. Dann wäre Radfahren auf dem Radweg zwar noch nicht sicher, aber immerhin etwas sicherer. Und wer dann gerne aus welchen Gründen auch immer auf dem Radweg fahren möchte, kann das dann ja immerhin ein wenig entspannter tun.
Nebenbei: Die beiden größten Unfallschwerpunkte im Polizeirevier 27 sind Holsteiner-Hörgensweg und Holsteiner-Baumarktausfahrt. Kieler-Reichsbahnstraße wurde in dem Zusammenhang aber auch genannt.
Ist ja schon ziemlich peinlich, dass trotz neu gestalteter Straßenaufteilung gleich zwei Unfallschwerpunkte nebeneinander liegen. Auch das sind Sachen, die man mal überprüfen müsste.
Zum Rest schreibe ich nachher noch was, mir fehlt gerade etwas die Zeit.
Das plant der ADFC-Hamburg auch, bzw. ist bei der Umsetzung.
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Die haben aber die offiziellen Daten der Polizei Hamburg der vergangenen Jahre erhalten - verlassen sich da dann nicht auf "hören-sagen".
Oh, das klingt ja schon mal prima. Gibt’s die Daten auch in maschinenlesbarer Form oder wird das manuell gepflegt werden?
Ich würde gerne eine Online-Unfallkarte aufbauen, in der Unfälle mit Fahrradbeteiligung auf dem Hamburger Stadtgebiet eingezeichnet werden. Am schönsten wäre es, wenn nicht nur jene drei Unfälle pro Monat dort auftauchen, die es aufgrund der Umstände in die Polizeipresse geschafft haben, sondern auch die kleinen und weniger schlimmen Vorfälle, die immerhin ein Indiz für eine möglicherweise missglückte Infrastruktur sind. Irgendwie kennt doch jeder jemanden, der jemanden kennt und über diese drei Ecken müsste man doch eigentlich ganz gut mitbekommen, ob womöglich auch Kollegen oder Bekannte oder so in einen Unfall verwickelt waren oder Zeuge eines solchen Vorfalles wurden.
Es gibt ja schon so eine lose Organisation zum Aufstellen von so genannten Ghost-Bikes an den Orten tödlicher Fahrrad-Unfälle. Auch da könnte meines Erachtens eine gewisse Koordination nicht schaden — einerseits vor dem Aufstellen sicherstellen, dass das auch in den Medien vernünftig publiziert wird, andererseits nach dem Aufstellen regelmäßig überprüfen, ob das Rad noch dort steht oder schon entsorgt wurde.
Ich fände es auch wichtig, dass wir beispielsweise drüben im Blog auch eine ganze Reihe nett geschriebener Artikel anbieten, in denen noch mal wesentliche Aspekte des Radfahrens zusammengefasst werden — und zwar nicht auf dieser total wissenschaftlichen Ebene mit Mindestbreiten und trotz Schild auf der Fahrbahn und so, sondern ganz übersichtlich und leicht verständlich, dass es auch der normale Verkehrsteilnehmer liest und versteht.
Hat zufällig jemand heute morgen Fotos vom Neuen Pferdemarkt geschossen? Das soll ja richtig der Hit gewesen sein mit einem tüchtigen Stau in sämtlichen Himmelsrichtungen. Ist ja schon gigantisch, dass sogar die nagelneue Infrastruktur an einem etwas wärmeren Frühjahrstag schon komplett überlastet ist.
(Und falls es missverständlich sein sollte: Ich will gar nicht die Arbeit von denjenigen diskreditieren, die viel Zeit und Geld darin investieren, um blaue Schilder der Entsorgung zuzuführen. Das finde ich toll und wichtig — ansonsten hätte ich auf der Hoheluftchausee ständig auf diesen Rumpel-Radwegen fahren müssen. Allerdings bin ich für mich zu meiner persönlichen Erkenntnis gelangt, dass der normale Radfahrer daraus keinen positiven Nutzen zieht: Der reitet weiterhin auf seinem renitenten Radweg herum — sei es aus Unkenntnis der Rechtslage oder „Ich will den Verkehr nicht behindern“ oder weil er es auf dem Radweg sicherer empfindet oder weil er keine Lust auf Stress mit hupenden Kraftfahrern hat.)
Ich habe irgendwo auf Instagram mal ein Foto von einer Berliner Kreuzung gesehen. Dort hatte jemand ein Schild angebracht: „Hallo Fremder, ich wünsche dir einen schönen Tag!“ Zum Abriss gab es dann sowas wie „Danke gleichfalls!“ oder so.
Ich würde eine solche Idee gerne in veränderter Form aufgreifen. Es gibt in Hamburg eine ganze Reihe von Bettelampeln oder Kreuzungen mit ungewöhnlich langen Rotphasen für Radfahrer, ohne dass sich viele Radfahrer dieser Problematik bewusst sind. Die fahren entweder einfach bei rot weiter, weil sie keine Lust auf die Wartezeit haben, oder nehmen die Verzögerung als Gottgegeben hin.
Ich fände es lustig, wenn man an solchen Kreuzungen Fotos anbringt, so im Sinne von: In Hamburg musst du an dieser Kreuzung x Minuten warten. Hier siehst du eine Kreuzung in Kopenhagen, an der du nur halb so lange stehen musst.“ Zum Abriss könnte man dann ja sowas wie „“ oder so anbieten.
Und ja, auch diese Idee bringt keinen sofort messbaren Nutzen — aber es schärft eventuell bei einigen Radfahrern das Bewusstsein für solche Kreuzungen. Und mit den üblichen Multiplikatoren in sozialen Netzwerken und Weblogs könnte man die Reichweite noch etwas steigern.
Und ich will auch gleich einmal deutlich machen, worauf ich keine Lust habe: Auf persönliche Angriffe.
Ich habe diese Idee mit der Fahrradstadt am Donnerstag etwas überstürzt in Gang gesetzt, weil ich aufgrund meiner Unfähigkeit, vernünftig mit dem Rad am Straßenverkehr teilzunehmen, in der S-Bahn versauerte und das auch nicht so geil fand.
Also schrieb ich auf facebook in diese berühmte Alltagsradler-Gruppe rein, warum wir denn eigentlich immer mit offenem Mund die Berliner Radlinge mit ihrem Radentscheid bestaunen, uns aber selbst mit Fotos von falsch parkenden Kraftfahrzeugen und der größten Critical Mass Nordeuropas zufrieden geben.
Da müsse doch eigentlich noch mehr drin sein.
Was denn meine konkreten Vorschläge wären, fragten dann — durchaus zu Recht — fünf andere Mitglieder der Gruppe. Daraufhin begann ich, insgesamt zwanzig mehr oder weniger sinnvolle Ideen ungefiltert in den dortigen Thread zu blubbern. Einige Ideen kamen wohl ganz gut an, andere eher nicht, aber das ist auch vollkommen okay, schließlich wollte ich die Sachen ja explizit zur Diskussion stellen.
Dann sickerte hingegen wieder diese Problematik durch, dass viele diese Fahrradstadt-Sache zwar insgesamt echt geil finden, aber… eben auch gespannt sind, was Malte da alles leisten wird. Daraufhin machte ich gleich mal deutlich, dass ich hier nicht wieder so eine One-Man-Show wie bei der alten Seite der Critical Mass Hamburg oder bei Radverkehrspolitik aufzuführen gedenke. Wenn schon, dann ziehen wir das gemeinsam durch, schrieb ich, so ganz ohne wesentliche Verpflichtungen als locker verbundene Organisation. Wenn das aber nicht in Gang kommt, sei es, weil meine Vorstellung von diesem ganzen Projekt vollkommen an den Anforderungen oder Erwartungen der Radfahrer vorbeigeht (oder, und das schreibe ich jetzt ganz ohne beleidigten Unterton, es sich herausstellt, dass diese ganze Fahrradstadt-Nummer nur für mein eigenes Wohlbefinden notwendig ist, das nach zwei Gehirnerschütterungen deutlich beeinträchtigt ist) oder ich einfach nicht genügend Mitstreiter begeistern kann oder einfach sofort wieder die Luft raus ist, dann lassen wir es halt bleiben — zwei Wochen wollte ich der Sache erst einmal als Startvorbereitung geben, um mal abzuschätzen, ob man so etwas in Hamburg durchziehen könnte.
Am Freitag, am Sonnabend und Sonntagabend hatte ich dann noch mal ein gutes Dutzend Gespräche über facebook oder Mail oder WhatsApp mit potenziellen Mitstreitern, die allesamt in die gleiche Richtung gingen: „Ja, total super, dass du das durchziehen willst, aber fick dich für deine Begeisterung für Radwege!“ Bitte?
Ich war leider so unklug, mich auch über den Themenkomplex Separation-Radweg-Fahrbahnradeln auszulassen. Ich schrieb, genau wie oben, dass weder Freundin noch Eltern in Hamburg Radfahren wollten und ich mir auch angenehmeres vorstellen könnte, als den Lokstedter Steindamm oder die Kieler Straße auf der Fahrbahn zurückzulegen. Ja, schön, dass wir uns hier das Fahrbahnradeln zutrauen, aber auf gewissen Strecken nervt es mich einfach nur noch: Ich komme einfach nicht entspannt im Bureau an, wenn mir in der Schanzenstraße jemand bei Tempo 40 direkt am Hinterrad nagt, weil es ihm nicht schnell genug voran geht.
Da kann ich tatsächlich nachvollziehen, dass manch einer lieber auf dem Radweg durch die dortige Außengastronomie und den Blumenladen und die drei Baustellen radelt. Selbst wenn ich meine Eltern oder meine Freundin dort zur Fahrbahnradelei überreden könnten sollte, was wird denn wohl passieren? In irgendeiner Straße werden sie angehupt oder bedrängelt werden und schon ist das Experiment Fahrbahnradeln beendet. Ist halt nicht jeder so kampfeslustig wie wir.
Ich hatte in der Alltagsradler-Gruppe allerings nicht derartige Denkverbote vermutet, die dort offenbar vorherrschen. @Vorstadt Strizzi ist auch dort aktiv und seine Vorschläge werden dort nicht mehr kontrovers diskutiert, sondern einfach nur noch abgelehnt. Das führt dazu, dass es auch manchmal ganz erhellende Ideen gibt, dass es ja gar kein Problem wäre, mit einem Kind auf mehrstreifigen Hauptverkehrsstraßen das Fahrbahnradeln zu praktizieren, weil ja schließlich § 1 StVO gelte und alle Kraftfahrer aufpassen müssten.
Ist ja ein super Vorschlag. Und weil die Straßenverkehrs-Ordnung gilt, kann mir ja an meinen drei erwähnten Lieblingskreuzungen nichts passieren, weil mich Autofahrer ja durchfahren lassen müssen. Naja.
Jedenfalls habe ich mich heute Abend entschlossen, die insgesamt drei Diskussionsstränge auf facebook zur Wahrung meines Wohlbefindens wieder zu entfernen.
Ich muss mich weder dafür rechtfertigen, dass ich solche lustigen Fahrradstadt-Ideen habe, noch muss ich mich dafür rechtfertigen, wenn mir irgendwann die Lust vergehen sollte. Nur auf solche Gespräche, teilweise auch von Menschen, die ich mal zu meinen Freunden gezählt habe, in denen mir vor allem vorgeworfen wird, dass ich ja wohl vollkommen bescheuert und von Sinnen wäre, plötzlich das Schild mit der Separation hochzuhalten, auf solche Gespräche habe ich keine Lust. Die muss ich mir echt nicht geben. Ich habe mich bei Radverkehrspolitik zwischen Anwälten zerreiben lassen, ich habe bei der Critical Mass Hamburg meinen Namen im Impressum der Webseite belassen, während auf facebook debattiert wurde, ob zur nächsten Tour nicht jeder einen Pflasterstein für die Polizei mitbringen sollte. Ich werde jetzt nicht versuchen, irgendwelche Fahrradstadt-Aktionen gegen den Willen der Radfahrer-Gemeinde durchzusetzen.
Meinetwegen, und das darf man jetzt durchaus mit beleidigtem Unterton lesen, können die Leute in der Alltagsradler-Gruppe weitermachen wie bisher: Lustige Bilder übers Radfahren teilen, werkstags die üblichen Falschparker anprangern und sich beschweren, dass die Lage für Radfahrer in Hamburg nunmal so ist, wie die Lage für Radfahrer in Hamburg nunmal ist.
Warum sollte man als Radfahrer etwas dagegen tun? Ja, okay, berechtigte Frage — dafür haben wir ja eigentlich unsere Volksvertreter gewählt. Nur wird die Planung für eine neue Infrastruktur in der Regel offenbar immer noch von Menschen ausgeführt, die eher selten mit dem Rad unterwegs sind. Wenn die Anwohner in der Walddörferstraße keine Fahrradstraße wollen, bilden sie eine Interessengemeinschaft. Aber wenn die Radfahrer an der Kieler Straße Sorge haben, dass ihre Radwege nach der Sanierung nur eine andere Farbe bekommen, ansonsten aber unbrauchbar bleiben, dann jammern sie auf facebook in ihrer Gated Community herum, wo es niemanden stört.
Natürlich kann man sich auf den Standpunkt zurückziehen, dass man nur genügend Radfahrer auf die Fahrbahn bringen müsse, um das Fahrrad-Paradies zu proklamieren, aber ich glaube nicht, dass das ein wirklich toller Weg ist. Wie wäre es denn mit einer Zwischenlösung?
Gute Radwege brauchen keine Benutzungspflicht, heißt es doch immer. Dann könnte man ja dafür sorgen, dass es beispielsweise entlang der Kieler Straße gute Radwege gibt. Zwei Meter breit, vernünftige Linienführung, sichere Knotenpunkte mit dem Fahrbahnverkehr. Wir könnten ja versuchen, dort unsere Ideen einzubringen. Und für diejenigen, die lieber schnell auf der Fahrbahn entlangbrausen wollen, sorgen wir dafür, dass erst gar keine blauen Schilder aufgestellt werden.
Und für solche Gegenden wie die Schanzenstraße und das Schulterblatt könnte man sich auch ordentliche Lösungen überlegen. Anstatt einfach die ADFC-Lösung „Ab auf die Straße“ durchzusetzen, bei der auf in der Schanzenstraße nach meinem Gefühl 98 Prozent der Radfahrer auf dem Radweg bleiben, könnte man ja beispielsweise ein Tempolimit von 30 Kilometern pro Stunde anstrengen, so dass sich auch unsicherere Radfahrer auf die Fahrbahn trauen. Und warum dann in einer Holterdipolter-Kopfsteinpflaster-Straße wie dem Schulterblatt so viel Durchgangsverkehr herrschen muss, ist mir auch nicht so ganz klar. Dieser Bereich ist doch eigentlich prädestiniert dafür, den Menschen wieder etwas mehr in den Vordergrund zu rücken, anstatt möglichst viele Parkplätze zu schaffen.
Nur: Dazu muss man eben auch mal für seine Interessen eintreten. Das kostet Zeit, das kostet auch manchmal Geld. Aber mit der ganzen Expertise, die sich allein schon dort auf facebook und hier im Forum versammelt, könnte man etwas bewegen. Man stelle sich vor, wir könnten die hundert aktivsten Mitstreiter dazu bewegen, jede Woche eine Stunde zu investieren: Abzüglich der Reibungsverluste wegen Koordination und so weiter blieben bestimmt 80 Stunden pro Woche übrig — das sind zwei Vollzeitstellen, die vermutlich mehr Biss hätten als unsere Radverkehrskoordinatorin, bei der man auch nicht so richtig mitbekommt, was sie eigentlich so treibt.
Und parallel zur politischen Arbeit könnte man eben versuchen, etwas Marketing in Richtung Fahrradstadt zu betreiben. Indem man eben irgendwelche Aktionen durchführt, die alle nur einen partiellen Nutzen haben, aber über soziale Netze und Medien multipliziert eben an den richtigen Adressaten gelangen — und womöglich beim ein oder anderen im Gedächtnis bleiben.
Ich glaube, man könnte mit etwas Koordination und vielen neuen Ideen wirklich etwas bewegen. Ob es nun etwas großes sein wird, das sei mal dahingestellt, aber vielleicht könnte man Hamburg an der einen oder anderen Stelle zu einem schöneren Ort zum Radfahren machen.
Das geht aber nicht, wenn wir uns selbst zerlegen, weil man in Hamburg eben so sehr aufs Fahrbahnradeln abfährt, dass andere Möglichkeiten überhaupt nicht mehr in Betracht gezogen werden.
Also.
Tatsächlich ist mit mir letzte Woche ein wenig der Aktionsmus durchgegangen.
Ich hatte ja im letzten halben Jahr gleich zwei einigermaßen prächtige Unfälle mit jeweils ordentlicher Gehirnerschütterung und pflege seitdem einen extrem vorsichtigen Fahrstil. Der Witz ist nur: Weniger blöde Vorfälle erlebe ich dadurch nicht. Auf dem Weg zur Arbeit komme ich binnen fünf Minuten an meinen drei Lieblingskreuzungen zwischen der Kieler Straße und der Reichsbahnstraße, dem Kronsaalweg und der Autobahn vorbei und an jeder dieser Kreuzungen könnte ich mich an jedem Tag totfahren lassen, wenn ich nicht auf meine Vorfahrt verzichtete.
Und dann passierten letzte Woche allzu komische Dinge: Am ersten Tag wollte mich ein Lastkraftwagen-Fahrer maßregeln und versuchte mich beim Rechtsabbiegen, obschon ich natürlich Blickontakt hergestellt hatte, abzudrängen, weil er der Meinung war, für mich gelte die rote Fußgängerampel an der anderen Seite der Kreuzung und nicht die grüne Fahrbahnampel. Einen Tag später versuchte es ein Mittelklassewagen an derselben Kreuzung noch einmal. Und wiederum einen Tag später wollte mich mal wieder ein Kraftfahrer verdreschen, der gedankenverloren rechts abbiegen wollte, dann eine Vollbremsung hinlegte, weil er mich, der ich schon längst mit beiden Füßen auf dem Boden auf dem parallel verlaufenden Radweg wartete, dann doch noch gesehen hatte und mich anschließend zu Fuß knapp hundert Meter mit Gebrüll und geballter Faust verfolgte, weil… ja, weil #ScheißRadfahrer und so.
Und ich habe langsam einfach die Schnauze voll. Eigentlich will ich nur mit dem Rad zur Arbeit und nach Hause fahren. In Wirklichkeit stürze ich mich aber mit meinem Rad in einen bescheuerten Krieg, den ich gar nicht führen will.
Und ich sage mal frei heraus wie ich das sehe: Alleine mit Ordnungswidrigkeitenanzeigen und Gemaule auf facebook oder lustigen Bildern in den Verhalten-im-Straßenverkehr-Threads wird die Sache ja nicht besser. Total gut, dass unsereins vom Siemersplatz bis zum Bahnhof Dammtor auf der Fahrbahn fahren darf — aber wie viele Radfahrer pro Tag nehmen diese Chance war? Zwei? Vier? Sechs? Ich habe außer mir auf der Hoheluftchaussee kaum einen anderen Radfahrer auf der Fahrbahn gesehen. Die meisten fahren freiwillig auf diesen absolut grunzigen Gammel-Radwegen durch drei Baustellen hindurch. Und ehrlich gesagt: Freude hat mir die Fahrbahn-Radelei dort auch nicht bereitet — es war lediglich das kleinste Übel. Dann hat ja mal jemand versucht, mich am Grindelhof nach rechts abzudrängen, weil er dort einen prima Radweg ausgemacht hatte, was wieder mit einer Prellung endete und seitdem ist mir echt klar geworden, dass ich zwar mein Recht wahrnehmen kann, einigermaßen komfortabel auf der Fahrbahn zu fahren, dann aber eben damit rechnen muss, dass mich ein erzürnter Kraftfahrer maßregeln wird, weil er die Sache anders sieht.
Und das ist einfach kein Kampf, den ich hier unter Einsatz meiner Gesundheit führen will. Ich will entspannt zur Arbeit und wieder nach Hause fahren — und ich möchte einfach mal ganz entspannt mit meiner Freundin oder mit meinen Eltern oder mit irgendwelchen anderen Freunden durch Hamburg radeln. Aber ich kann mit meiner Freundin oder meinen Eltern noch nicht einmal die zwei Kilometer ins Niendorfer Gehege radeln, weil man dort auf der Fahrbahn regelmäßig bedrängelt oder angehupt wird. Wir würden es noch nicht einmal bis zum nächsten S-Bahnhof schaffen, weil wir mindestens einen Kraftfahrer treffen werden, der total kacke ist. Darum fahren meine Eltern und meine Freundin und ziemlich viele andere Bekannte, sofern sie nicht bei der Critical Mass oder so dabei sind, aus Sicherheitsgründen lieber überall auf dem Gehweg. Das mag erst einmal entspannter sein, aber auch nur bedingt sicherer.
Soll ich denen dann erzählen, ja, Safety in Numbers, wenn wir nur erst alle die Kieler Straße auf der Fahrbahn herunterdüsen, dann wird alles besser? Ich traue mir ja selbst den Lokstedter Steindamm nicht mehr auf der Fahrbahn zu, weil ich weiß, dass ich spätestens in drei Wochen wieder von jemandem vorsätzlich ins Krankenhaus gefahren werde. Ich finde es immer total geil, wie da drüben in der facebook-alltagsradler-Gruppe argumentiert wird: Auch für Kinder und Senioren wäre die Fahrbahn total gut geeignet, weil… man da ja nicht übersehen wird. So. Aber mal ehrlich: Findet jeder diesen Ritt auf dem Wiesendamm sicher, entspannt und für Kinder geeignet? Entweder wird man eng überholt oder permanent angehupt. Lokstedter Steindamm? Super, ich wurde mit Fanfaren begrüßt wie ein König. Kieler Straße? Im Ernst? Würde jemand mit seinen Kindern guten Gewissens die Kieler Straße entlangfahren, weil es dort sicherer ist als auf dem Radweg? Na klar, man wird wahrscheinlich nicht von blinden Rechtsabbiegern übersehen, aber stattdessen hätte ich permanent Angst, dass jemand meine Kinder vorsätzlich maßregeln wird.
Und ich glaube, dass dieses Prinzip der Fahrbahnradelei nicht mehr funktionieren wird. Die Leute haben schlichtweg Angst oder keine Lust oder sonst etwas, aber wir nehmen diese Sorgen nicht ernst, sondern schwärmen vom glatten Asphalt und den hohen Geschwindigkeiten, die man dort erreicht. Trotzdem werden weder meine Freundin noch meine Eltern noch einige meiner Bekannten in Hamburg mit dem Rad fahren.
Und im Moment finde ich das alles total kacke. Also dachte ich, es wäre mal Zeit, etwas dagegen zu unternehmen.
Beispielsweise werden im Jahr 2018 angeblich die Radwege an der Kieler Straße saniert. Da werden ein paar Stellen ausgebessert, der Großteil bleibt aber kacke, weil die Planung nunmal von Planern vorgenommen wird, die eher nicht auf dem Fahrrad sitzen. Wenn man aber ein bisschen Zeit für einige Interventionen investiert, könnte man vielleicht mehr erreichen als rote Pflastersteine anstelle des schwarzen Belages bei einer gleichbleibenden Radwegbreite von anderthalb Metern.
Beispielsweise kommen bei Unfällen, Radverkehrsförderung oder Verkehrsthemen immer wieder Ploß und Schinnenburg zu Wort. Auf facebook kochen die Alltagsradler, hier im Forum äußern wir uns auch nicht so ganz zufrieden, aber es wäre mal an der Zeit, mit etwas Suchmaschinenoptimierung diese Gegenmeinungen im Sichtbereich von Google und damit im Sichtbereich des normalen Verkehrsteilnehmers zu platzieren. Denn der bekommt in der Regel nur mit, dass Radfahrer alle doof sind.
Und zum Beispiel wäre es auch mal an der Zeit für ein bisschen Marketing fürs Radfahren. In Kopenhagen herrscht bezüglich des Radfahrens eine komplett andere Stimmung — da steht an Baustellen sowas wie „Hej Radfahrer, tut uns leid, dass du warten musst und so weiter und so fort“ — hier steht noch immer „Radfahrer absteigen“. Ich finde, man sollte endlich mal aufhören, andauernd nur die negativen Aspekte des Radfahrens hervorzuheben und zu zeigen, dass so etwas auch Spaß machen kann.
Ich habe im Ideen-Forum nebenan schon ein paar Threads eröffnet, in die ich ungefiltert meine Ideen hineingekritzelt habe. Mir ist klar, dass vieles nicht umsetzbar ist und vieles auch nicht sinnvoll ist, aber das kann man dann ja eben diskutieren. Ich habe nur nicht vor, mein Engagement fürs Radfahren weiterhin auf die Auflistung von blöden Sachen, die mir auf dem Weg zur Arbeit widerfahren sind, zu beschränken. Das nervt mich nämlich noch viel mehr.
Ich denke aber, wenn man sich geschickt anstellt, einiges auch über die „alten Medien“ verbreiten könnte und sich beispielsweise über facebook, twitter und Instagram ins Gedächtnis der Leute schmuggelt, dann könnte man die Autostadt Hamburg vielleicht ganz langsam, aber vielleicht immerhin ein kleines bisschen in eine Fahrradstadt verwandeln.
Das ist so ungefähr der Plan.
Ich habe irgendwann eine relativ ausführliche PDF-Datei dazu gefunden — momentan habe ich aber nur sowas zur Hand:
Zur Critical Mass in Hamburg kann man zusammen mit anderen Radfahrern innerhalb einer so genannten Mini-Mass fahren.
Es gibt ja teilweise in anderen Städten so genannte Fahrrad-Shuttles, wo sich die obligatorischen 16 Radfahrer treffen und dann gemeinsam zur Arbeit oder zur Uni fahren. Nach meiner Kenntnis gibt es so etwas in Hamburg noch nicht.
Mir ist noch nicht ganz klar, wie genau man so etwas aufzieht, aber für bestimmte Strecken, etwa die Stresemannstraße, böte sich ein solcher „Service“ durchaus an.
Nochmal das Thema Feinstaub: Die Luft in Hamburg ist ja bekanntlich sehr schlecht und greift offenbar tatsächlich auch mal die Denkmäler an.
Man könnte auch dort medienwirksam versuchen, einige berühmte Denkmäler zu schützen und Hamburgs Berühmtheiten eine Feinstaubmaske zu spendieren. Man bräuchte eventuell einige Gummibänder, Hamburgs Gründerväter neigen schließlich zur Dickköpfigkeit, und eine Leiter sowie ein paar Kameras und Zuschauer.
Ich habe den Verdacht, dass ein Teil dieser ganzen Geisterradeleien auch davon verursacht wird, dass sich in Hamburg der Radverkehr bekanntlich irgendwie seinen Weg suchen soll — und das geht dann halt auch hin und wieder schief. Am neuen Pferdemarkt muss man sich sogar als Ortskundiger erst einmal einen Überblick verschaffen, um zu verstehen, wie man denn dort im Sinne der Verkehrsregeln von A nach B kommt.
Es gibt zwar einige Wegweiser, die aber recht allgemein in eine Himmelsrichtung zeigen. Kein Wunder, dass die Radlinge, die vom Grünen Jäger in die Schanzenstraße oder in das Schulterblatt wollen, in der Regel auf der falschen Seite unterwegs sind. Dieses Herumgenudel über fünf verschiedene Fahrbahnen tut sich kein normale Radfahrer an.
Mein Vorschlag wäre, mit Sprühkreide oder ähnlichen wasserlöslichen Mitteln mal ein paar grobe Wegweisungen auf den Radweg zu pinseln, das ganze mit Fotos und Texten zu dokumentieren und dann im Netz zu veröffentlichen: „So überquert man diese Kreuzung richtig“ oder sowas.
Der ADFC hatte vor einiger Zeit mal während einer Demonstration mit Sprühkreide Radfahrstreifen in der Schanzenstraße markiert. Danach waren für ein paar Tage mehr Radlinge auf der Fahrbahn unterwegs als sonst. Der Regen entfernte die Straßenmalereien umgehend und seitdem fahren die obligatorischen 98 Prozent der Radfahrer wieder durch die Außengastronomie und den Blumenladen — und man wird auf der Fahrbahn wieder regelmäßig angehupt.
Wie wär’s: Noch mal eine Demonstration anmelden, noch mal solche Streifen markieren und dann noch für ein paar Tage Informationen ins Internet pressen, damit nach dem nächsten Wolkenbruch eventuell nur noch 97 Prozent der Radlinge auf dem Radweg herumklingeln.
Wenn ich Google frage, wie es sich denn zum Radfahren in Hamburg verhielte, finde ich den Ploß.
Wenn ich Google frage, wie das so mit den Unfällen mit Fahrradbeteiligung in Hamburg ist, finde ich den Schinnenburg.
Beide veröffentlichen ihre Weltsicht öffentlichkeitswirksam in den Medien und im Internet. Darüber regen sich Radlinge gerne auf, aber das Kontra befindet sich meistens in der Gated Community von facebook — fernab von den einschlägigen Suchmaschinen und nach ein paar Tagen auch für interessierte facebook-Nutzer nicht mehr auffindbar.
Wir sollten dringend versuchen, eine Gegenmeinung zu solchen Aussagen zu veröffentlichen und mit etwas Suchmaschinenoptimierung und Social Media eine gewisse Reichweite erzeugen. Wir haben in der Regel sehr fundierte Gegenmeinungen zu diesen Themen, aber nichts davon ist für Verkehrsteilnehmer außerhalb dieser Radfahrer-Filterblase sichtbar.