Beiträge von Malte

    Der Eimsbütteler Marktplatz ist für Radfahrer ja ohnehin schon recht eingeschränkt zu befahren, weil an allen möglichen und unmöglichen Stellen Kraftfahrzeuge parkieren und zur Beschleunigung des Fahrbahnverkehrs einige signalisierte Querungsmöglichkeiten außer Betrieb genommen wurden. Eingetauscht wurden diese Querungen mit einer Baustellenampel, deren Fuß seitdem halb auf dem Radweg thront, während neben dem Fuß auf dem Radweg die Fußgänger warten. Einen knappen Meter dahinter stehen dann die kampfparkenden Kraftfahrzeuge auf dem Radweg und… naja, lassen wir das.

    Zur Beschleunigung des Kraftverkehrs während der Baustellenzeit sollen in Richtung Süden zur Holstenstraße ein zusätzlicher Fahrstreifen eingerichtet werden. Soweit ich das in Erfahrung bringen konnte, entfallen diese Parkplätze und der bislang auf der Nebenfahrbahn des Parkplatzes verlaufende Radweg. Das klingt ja so, als würde dann der Radverkehr in den nächsten Jahren über diesen holperigen Gehweg geführt.

    Weiß da zufällig jemand genaueres?

    Total gut ist auch die weiterführende Beschilderung mit dem [Zeichen 239] :


    Jetzt stelle ich an die Radwegesindnotwendigvertreter die Frage: Sind Radwege auch ohne Fahrbahnphobie notwendig?

    Dann gebe ich mal eine andere Frage an die Fahrbahnvertreter zurück: Wie bekommt man denn nun diese 98 Prozent der Radfahrer, die die Fahrbahn auf jeden Fall meiden, auf die Fahrbahn? Wie sehen denn Ansätze von Maßnahmen aus, um den Radverkehr binnen der nächsten zehn Jahre wesentlich auf die Fahrbahn zu verlagern? Und dann bitte realistisch bleiben: Einfach die komplette Innenstadt innerhalb des Rings 2 für den Kraftverkehr sperren ist vielleicht ein bisschen zu leicht, denn das wird nicht passieren. Tempo 30 im kompletten Stadtgebiet halte ich für ebenso ambitioniert.

    Ohne hier irgendjemanden zu nahe treten zu wollen: Es ist ja schön, sich auf wissenschaftlichem Niveau darüber zu unterhalten, ob Radwege notwendig sind oder nicht, aber mir fehlt bei diesen Unterhaltungen immer die eigentlich doch allerwichtigste Komponente: Welche realistischen Möglichkeiten bestehen zur Umsetzung dieser Ideen? Und da fällt mir immer ein, dass ich zwar lustig mit Korrelationen und ähnlichem rechnen kann, aber mir trotzdem von diesen 67 Menschen, die ich in meiner Liste stehen habe, 61 bis 66 sagen, dass sie nur sehr ungern auf der Fahrbahn fahren wollen — und dann im Zweifel lieber das Rad stehen lassen.

    Wir sind gestern noch einmal diesen geilen Radweg Sonderweg zwischen Borgstedt und Holtsee entlanggefahren.

    Man sieht auf den Fotos, wie eng das Ding inzwischen zugewachsen ist. Das könnte das Fahrradland Schleswig-Holstein bestimmt noch prima als Natur-Radweg oder sowas vermarkten — schließlich meldete der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag vor ein paar Tagen:
    Schleswig-Holstein ist das Radland Nummer eins

    Den Titel „Radland Nummer eins“ macht man fest an… der Quote der Radwege neben außerörtlichen Straßen. Und manche wären sanierungsbedürftig, jaja, alles halb so wild, man kann ja auch mal langsamer fahren oder absteigen.

    Gestern beim Gran Fondo hatten wir tatsächlich eine ganze Menge Radwege, die befahrbar waren; auf denen man also nur alle fünfzig Meter oder so etwas mit Schäden rechnen musste. Dann gab es viele Radwege, an denen vor Wegschäden gewarnt wurde, die eigentlich in Rücksicht auf Mensch und Material keine Geschwindigkeiten von mehr als fünfzehn Kilometern zuließen.

    Und dann gibt es den Natur-Radweg Borgstedt–Holtsee. Einfach gigantisch, wie schmal das ist. Ungelogen ein dickes Schlagloch pro Meter. Rechts bröckelt’s ab, links auch.

    Und eigentlich ist es ja gar kein Radweg: Die Zeichen 240 wurden ja vor unbestimmter Zeit entfernt, man sieht teilweise noch die verwaisten Pfosten dort herumstehen. Angenehm ist das Fahren auf der Fahrbahn allerdings auch nicht, weil man immer noch darauf hingewiesen wird, dass es ja einen, „HUP HUP EIN RADWEG!“, pardon, einen bestens ausgebauten und breiten Radweg gäbe.

    Ich weiß auch nicht, wie man dort eigentlich mit Familie und Kind langfahren soll. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein ungeübter Verkehrsteilnehmer eines der Abertausenden Schlaglöcher erwischt und die Tour danach gelaufen ist, die ist ja gar nicht mal so gering. Natürlich kann man das Problem teilweise umgehen, indem man unten am Kanal entlangfährt und sofern man nicht ausgerechnet nach Eckernförde will, kann man auch noch eine Weile länger dort herumbummeln.

    Dennoch ist das ja kein Zustand — ich bin gespannt, wie viel in zwei Jahren noch von diesem Radweg übrig ist.

    Bei der Sache mit den Unfällen fehlte noch ein Absatz, den ich der Fairness halber separat nachschieben möchte, nachdem schon zwei Forenteilnehmer den Daumen gehoben haben.

    Mir ist nämlich natürlich auch klar, dass die Hamburger Radwege alles andere als sicher sind — dazu gibt es ja genügend Beiträge im Forum „Verhalten im Straßenverkehr“. Und dass ich auf meinem Weg in die Innenstadt auf anderthalb Kilometern gleich drei Kreuzungen habe, an denen ich sofort tot wäre, wenn ich meine Vorfahrt wahrnähme, spricht ja auch nicht gerade für die Sicherheit dieser Radwege.

    Nur: Ob ich dort sterbe oder nicht, das kann ich zu einem Großteil selbst beeinflussen — indem ich nämlich langsamer fahre. Wenn ich weiß, dass ich an der Kreuzung zwischen Kieler Straße und Reichsbahnstraße übersehen werde, dann fahre ich dort eben langsamer oder halte an. Das ist natürlich ein Trauerspiel sondergleichen und ein Armutszeugnis für eine Stadt, die sich gerne mit dem Attribut „Fahrradstadt“ schmücken möchte, aber es sichert mein Weiterleben auf diesem Planeten. Wenn ich weiß, dass an dieser Stelle häufig Kraftfahrer mit Karacho auf den Radweg fahren, um dann auf ebenjenem Radweg einige Meter bis zu einem Parkplatz in der zweiten Reihe zurückzulegen, dann fahre ich eben langsamer. Dann düse ich dort eben nicht mit 30 Sachen entlang, sondern nur noch mit 15 Kilometern pro Stunde.

    Ja! Es ist total bescheuert, in Hamburg auf einem Radweg zu fahren. Aber dem entgegen steht dieses ewige Gehetze auf der Fahrbahn, erst recht dann, wenn es nebenan einen Radweg gibt, der womöglich noch blau beschildert ist. Das ist mir noch viel stressiger — und es bereitet mir keine Freude mehr.

    Und momentan steht mir die Scheiße bis zum Scheitel, so dass ich momentan jeden Tag wieder in die S-Bahn steige, weil ich einfach keine Lust auf diesen ewigen Mist habe.

    Es fällt mir aber schwer. Denn die Länder mit dem höchsten Radverkehrsanteil haben nunmal einfach die beste Infrastruktur. Fragt man die Verantwortlichen in Kopenhagen, wie es dazu kam, sind die Antworten eindeutig: "Wir haben Radwege gebaut und dadurch kam der Radverkehr". Ich sehen keinen Grund, daran zu zweifeln. Ganz im Gegenteil: Die vielen Gehwegradler zeigen, wie stark der Bedarf an einer Infrastruktur abseits der Fahrbahn ist.

    Ich habe mich in den letzten drei Tagen bei Gelegenheit hingesetzt und tatsächlich eine endlos lange Liste mit Namen von Menschen erstellt, mit denen ich schon einmal Fahrrad gefahren bin. Dann habe ich alle Personen gestrichen, die aus dieser Hamburger Fahrradszene, dem Radverkehrsforum oder der Critical Mass stammen, die also ohnehin größtenteils auf der Fahrbahn unterwegs sind und die ich nicht zu diesen „normalsterblichen Radfahrern“ zähle.

    Übrig blieben 67 Menschen, mit denen ich schon einmal Fahrrad gefahren bin und an deren Namen und Fahrverhalten ich mich so einigermaßen erinnern kann.

    Lediglich ein einziger davon fährst regelmäßig auf der Fahrbahn. Das ist ein sehr guter Freund von mir, der ebenfalls durch dieses Critical-Mass-Ding sozialisiert wurde, aber den ich nicht gestrichen habe, weil er eigentlich eher so nebenbei dort reingerutscht ist und nicht der typische Critical-Mass-Teilnehmer ist. Er lässt sich aber auch nicht vom Gehupe vertreiben und ist demnach eher „einer von uns“.

    Bei fünf anderen Menschen kann ich mir vorstellen, dass man mit ihnen auf der Fahrbahn könnte, weil sie nämlich im Besitz eines Rennrades und demnach dem Schnellfahren nicht so ganz abgeneigt sind. Ich verstehe das Fahren mit höherer Geschwindigkeit als Türöffner, um mit solchen Leuten dann auch auf der Fahrbahn zugange zu sein.

    Meine persönliche Statistik sieht also so aus, dass 1,5 Prozent der Radfahrer auf der Fahrbahn fahren. Bei weiteren 7,5 Prozent sehe ich eine Möglichkeit, die Menschen dauerhaft auf die Fahrbahn zu bekommen.

    Dann bleiben aber noch weitere 91 Prozent übrig, bei denen ich keine Ahnung habe, wie ich sie auch nur ansatzweise auf die Fahrbahn bekommen sollte.

    Ich fange gleich mal mit dem Extrembeispiel an: Mein Großvater war 93 Jahre alt, als der Herr die Zeit gekommen sah, ihn zu sich zu holen. Großvater war aber fit bis ins hohe Alter, das Autofahren hatten wir ihm zwar abgewöhnt, aber mit dem Rad war er immer noch unterwegs. Weil er zwar fit, aber nicht mehr so richtig beweglich war, musste er regelmäßig absteigen, denn solche Experimente wie Schulterblick, linken Arm raushalten und links abbiegen machte die Muskulatur nicht mehr mit. In seinem Heimatort war er in der komfortablen Situation, dass sich die 1,5-Meter-Geh-und-Radwege mit [Zeichen 240] in beiden Richtungen befahren ließen, aber abseits der Hauptstraßen blieb er lieber auf dem Gehweg, weil sein Reaktionsvermögen nicht mehr das beste war. Nun könnte man zwar argumentieren, dass man gerade mit dem mangelnden Reaktionsvermögen vielleicht besser nicht dort fährt, wo jemand plötzlich den Rückwärtsgang einlegt und quer auf dem Gehweg vor der Grundstückseinfahrt steht, aber… 93 Jahre? Da habe ich erst gar nicht den Versuch unternommen, irgendwie mit ihm zu diskutieren. Er fühlte sich auf Rad- und Gehwegen sicher, gondelte da mit zehn bis zwölf Kilometern pro Stunde hin und war auf diese Weise mobil — ihn davon zu überzeugen, er solle doch lieber auf der Fahrbahn fahren, hätte wohl eher dafür gesorgt, dass er das Rad stehen lässt.

    Eine Kommilitonin von mir ist 26 Jahre alt und fährt ebenfalls regelmäßig mit dem Rad — aber halt auch immer brav auf dem Radweg. In der Tempo-30-Zone klappt auch die Sache mit der Fahrbahnradelei, ansonsten wird auf dem Gehweg gekurbelt, wenn es keinen Radweg gibt. Gleichzeitig wird aber auch mal hin und wieder eine Ampel bei rot mitgenommen, wenn gerade kein Auto in der Nähe ist und wenn man eh bald links abbiegen möchte, ist auch Geisterradeln okay. Durch einen fiesen Trick habe ich es mal geschafft, mit ihr direktes Linksabbiegen über einen Linksabbiege-Fahrstreifen zu praktizieren — sie hätte mich ernsthaft am liebsten umgebracht. Auf dem Fahrstreifen zum Geradeausfahren standen drei Autos, hinter uns ein weiterer Wagen, aber sie empfand das als ausgesprochen super-gefährlich. Ich habe keinen Schimmer, wie ich sie auf die Fahrbahn bringen sollte.

    Ein weiterer Kommilitone war 23 Jahre alt, als er sich von seinem Werkstudenten-Gehalt mal wieder ein stabiles Fahrrad angeschafft hatte. Damit wollte er täglich zur Uni und zurück fahren, fit bleiben und abnehmen und so, aber sein Problem war, dass er vorher das Radverkehrspolitik-Blog gelesen hatte und daher informiert war, wo man Fahrrad fährt und wo nicht. Sein Weg führte aber teilweise die B431 in Wedel entlang, die im markierten Bereich ohne Radverkehrsinfrastruktur auskommt — und man wird im Regelfall mindestens einmal pro Strecke gemaßregelt, wenn man dort Fahrbahnradeln praktiziert. Es ist eben ziemlich eng, geht nicht besonders schnell voran und alle anderen Radfahrer kampfradeln nebenan auf dem Gehweg, da wird der einzige Fahrbahnradler natürlich umso mehr als Störfaktor wahrgenommen. Jedenfalls hatte mein Kommilitone nach drei oder vier Tagen die Nase voll, bemängelte mir gegenüber die fehlende Infrastruktur und fuhr danach wieder mit dem Auto zur Uni. Ich habe ihn allerdings noch regelmäßig mit dem Rad herumfahren sehen, allerdings… eher auf Rad- und Gehwegen.

    Mein Vater ist 65 Jahre alt und fährt seit der Pensionierung wieder regelmäßiger mit dem Rad herum. Er nutzt brav jeden Radweg, fährt aber prinzipiell eher nicht auf Gehwegen, weil er Gehwegradler wie die Pest hasst. Er käme allerdings nie auf die Idee, trotz Radweg auf der Fahrbahn zu fahren — zwar kennt er dank mir mittlerweile alle Untersuchungen bezüglich der Sicherheit von Radwegen, aber ihm ist seine Ruhe auf dem Rad sehr wichtig. Das kann ich auch verstehen: Wenn man oben in Rendsburg trotz Radweg mitten auf der Straße fährt, folgen sofortige Maßregelungen, selbst auf den ziemlich brisanten Strecken, die ohne blaues Schild auskommen. Da hat er keine Lust drauf, denn er will nicht schnell von A nach B kommen, sondern das Radfahren genießen — als Pensionär hat er ja Zeit.

    Und so weiter und so fort. Bei all diesen Menschen fehlt mir jegliche Idee, wie ich sie vom Fahrbahnradeln begeistern sollte. Aber ich kann bei den meisten bereits am Fahrverhalten ablesen, dass sie wohl eher nicht für das Fahrbahnradeln zu überzeugen sind. Wenn man mit denen ins Gespräch kommt, ist die Fahrtrichtung auch sofort klar: Wenn es bessere Radwege gäbe, dann führen sie auch mehr Fahrrad. Aber sie wollen trotz aller noch so tollen objektiven Vorteile nicht auf der Fahrbahn radeln, weil es ihnen subjektiv unsicher erscheint, weil sie dort zwischen den Autos herumstehen und im Zweifelsfall gemaßregelt werden.

    Ich sehe es ja an mir selbst: Wenn ich in die Verlegenheit kommen sollte, mit dem Rad zur S-Bahn zu fahren, dann nähme ich mittlerweile lieber die Elbgaustraße mit dem tollen 1,25-Meter-Hochsicherheitsradweg mit dem freigegebenen Gehweg zwischendurch. Einfach nur, weil ich dort im Gegensatz zur Fahrbahn niemandem im Nacken habe — dann fahre ich lieber halb so schnell, passe an jeder Kreuzung und Einmündung auf, ob ich womöglich übersehen werde, aber ich bin im Herrgottesnamen dankbar dafür, dass mir niemand am Hinterrad hängt und mich am liebsten totfahren möchte.

    Oder mal eine Ebene höher betrachtet: Ich hatte im letzten Dreivierteljahr zwei Unfälle mit Gehirnerschütterung, einer in einer Tempo-30-Zone, in der mich ein Kraftfahrer erst beinahe überfahren hätte und mich anschließend verprügelte, der andere auf einem Radweg, wo ich mir mit einem anderen Kraftfahrer trotz Blickkontakt nicht im Klaren war, wer nun zuerst fährt. Dazu kommt aber noch eine unendlich lange Liste an Maßregelungen auf der Fahrbahn, beginnend mit Anhupen und guten Wünschen durchs Beifahrerfenster, endend mit Prellungen im Krankenhaus, weil jemand mich mit seinem Wagen abgedrängt hat, weil er irgendwo einen Radweg gesehen hat. Ich weiß nicht — wie soll ich mich denn verhalten, das so etwas nicht passiert? Und: Wie bringe ich es meiner Freundin bei? Ein drittes Mal steht sie diesen Anruf von der Polizei, dass ihr Freund halb unter dem Auto liegt und nicht mehr spricht, wahrscheinlich nicht durch.

    Mir ist sehr wohl bekannt, dass eine Fahrbahn objektiv sicherer ist, aber ich kann langsam echt nicht mehr behaupten, dass ich gerne Fahrbahnradelei praktiziere. Mittlerweile meide ich sogar bestimmte Strecken ohne Radweg, weil es mir einfach zu stressig ist. Ich will momentan mit meinem Fahrrad von A nach B fahren, aber jedes Mal, wenn ich auf den Sattel steige, kämpfe ich in einem Krieg mit, den ich gar nicht kämpfen will. Mittlerweile wird es zu einem Politikum, das Fahrrad aus dem Keller zu holen, weil man sich damit gesellschaftlich positioniert.

    Wie absurd das alles ist!

    Ich will einfach nur entspannt ins Bureau fahren. Aber ausgerechnet dieses Radfahren, dass angeblich so einfach ist, dass es jedes Kind beherrscht, ist so kompliziert, dass man sich tausend Gedanken über irgendwelchen Kram machen muss.

    Ich weiß auch nicht, ob nun Radwege oder Fahrbahnen nun der heilige Gral der Radverkehrsförderung sind. Und ich weiß, dass ich nicht wissenschaftlich beweisen kann, dass mehr Radwege zu mehr und besserem Radverkehr führen — aber wenn ich Kopenhagen, Amsterdam oder Groningen mit London, Berlin und Hamburg vergleiche und anschließend noch meine Erfahrungen aus Gesprächen mit anderen Radfahrern mit einfließen lasse, dann scheint es mir doch relativ eindeutig zu sein, dass eine gute, sichere, aber eben auch separierte Fahrradinfrastruktur zumindest nichts ist, was dem Radverkehr nachhaltig schadet.

    Klar, wenn im Jahr 2050 nur noch halb so viele Verbrennungsmaschinen unterwegs sind und flächendeckend Tempo 30 gilt, dann mag auch die Fahrbahnradelei größere Akzeptanz erfahren. Nur: Was macht man bis dorthin?

    Zwei Kraftfahrer haben entweder festgestellt, dass man noch hintenrum über die Bushaltestelle in den Bereich einfahren kann oder aber sie wissen ganz genau, wie breit ihr Wagen und wie breit diese Durchfahrt ist.

    Ich fahr da morgen früh noch mal vor und schau mir das an.

    Dennoch ist es ganz interessant zu sehen, wie halt der „normale Verkehrsteilnehmer“ auf das übliche „trotz Radweg mitten auf der Straße“ reagiert. Dass sich da jemand freut, hurra, der Radling ist statt auf dem buckeligen Radweg auf der sicheren Fahrbahn unterwegs, dürfte ja eher die Ausnahme sein.

    Man könnte auf einer Karte schöne, aber unbekannte Routen und Plätze einzeichnen. Beispielsweise hatte @Blaue Sau ja schon mal eine Route von Eidelstedt bis zur Innenstadt konstruiert, die eine angenehme Alternative zur Kieler Straße zu sein scheint. Solche Routen findet man als täglicher Radling häufig eher durch Zufall — und düst so lange immer die Kieler Straße rauf und runter.

    :huh: ist das nicht so die Argumentationslinie derer, die irgenwann keine Argumente gegen die scheiß Radfahrer haben?
    "und am Ende steht auf deinem Grabstein 'ich hatte Vorfahrt'"
    Da erschließt sich mir gerade nicht, warum ich denen noch Futter geben sollte. Mit einem Foto, das dann zum Meme wird und allenthalben bei solchen Diskussionen gepostet wird...

    Ich hatte die Sache mit dem Grabstein tatsächlich nicht weit genug ausgeführt. Meine Idee war eher, mit so einem affigen Grabstein aufzuzeigen, wie dämlich diese Aussage eigentlich ist und den Betrachter neugierig oder wütend genug machen, dass er womöglich die dahinter verlinkte Seite öffnet.

    Denn tatsächlich ist der Spruch ja total affig: Dutzende, wenn nicht gar Hunderte Radfahrer verzichten täglich auf dieser Relation Eidelstedter Platz – Sportplatzring auf ihre Vorfahrt, aber dem einzigen Radfahrer, dem das nicht gelingt, wird man gleich wieder diesen Grabsteinspruch ans Herz legen.