Fahrrad-Kontrolle in Hamburg am Millerntorplatz ab Minute 13. Grund war wohl irgendwie ein Unfall am Millerntorplatz, bei dem eine Radfahrerin über rotes Licht fuhr und von einem abbiegenden Kraftfahrzeug erfasst wurde. Über den Unfall konnte ich im Netz nichts finden, aber das muss ja nichts bedeuten.
Man kontrolliert also diese Fahrradfurt. Die hat inzwischen eine kleine Fahrradampel, die auch ganz wunderlich schaltet, aber die Fernsehkamera zeigt die Ampel immer nur aus der Gegenrichtung und mahnt das Fahren bei roten Männchen an — obwohl die Fahrradampel noch immer grünes Licht zeigen dürfte, etwa bei Minute 14.34. Immerhin weiß die Polizei das und guckt auch aus der Gegenrichtung.
Auch bei sowas denke ich mir immer wieder: Ja, da fahren ziemlich viele Radlinge noch schnell über rotes Licht und düsen auch früh wieder los, aber gefährliche Vorkommnisse habe ich an dieser Stelle noch nie gesehen.
Gefährlich ist es aber fünf Meter vorher, wo ich rein vom Gefühl her zwei bis drei Beinahe-Unfälle pro Woche erlebe. Oder diese Situation fünfzig Meter vorher, die auch außerordentlich gefährlich ist. Oder fünfzig Meter weiter, wo man andauernd von rechtsabbiegenden Kraftfahrzeugen vernascht wird. Das ist echt total bitter: Man wartet brav an der roten Fahrradampel in einem Pulk von anderen Radlingen, dann wird’s grün, links nebenan auf dem rechten Fahrstreifen fährt ein Lastkraftwagen los, legt den Blinker nach rechts ein und biegt da vorne einfach ab, ohne auf den Radweg zu achten. Die Radfahrer werden ja schon stehen bleiben, schließlich gibt es ja den toten Winkel und sowas.
Ja, ich weiß, das klingt jetzt nach dem üblichen Whataboutism und Fingerpointing, in das wir bei so etwas immer verfallen, aber mal im Ernst: Da fahren Radfahrer über rotes Licht, okay, das ist erstmal nicht in Ordnung, aber in der Regel einigermaßen ungefährlich. Ist aber trotzdem okay, dass es kontrolliert wird, auch wenn man jetzt wieder in Grundsatzdiskussionen verfallen könnte.
Aber: Die Kontrollstelle wird eingekreist von drei unmittelbaren Gefahrenstellen, an denen man als Radfahrer einfach so umgeholzt werden kann. Und zwar ohne eigenes Verschulden. Dass es dort nicht täglich oder gar stündlich knallt, ist ganz allein den angeblich so renitenten Radfahrern zu verdanken, die dann doch lieber rechtzeitig die Bremse ziehen, als sich irgendeinen Vorfahrt-Spruch auf den Grabstein schreiben zu lassen. Nur werden diese Stellen nicht kontrolliert — da weiß die Polizei angeblich nicht, wie man das anstellen soll mit den Kontrollen, wie man das machen soll.
Der eigentliche Witz ist aber, dass ein Teil des Beitrages ohnehin gestellt ist: Freiwillig mochte nämlich kein Radfahrer vor der Polizei flüchten. Also organisiert das Filmteam in Zusammenarbeit mit der Polizei einen Radfahrer, der das ganze mal schauspielert, um zu zeigen, wie scheiße die eigentlich sind, diese Radfahrer, die sogar noch vor der Polizei flüchten. Das ist eigentlich keine Dokumentation mehr, das ist auch schon wieder Stimmungsmache gegen Verkehrsteilnehmer auf dem Rad. Man stelle sich vor, ein Kraftfahrer würde animiert, einfach mal über eine rote Ampel zu fahren oder ein Ausländer würde angestiftet, im Supermarkt zu klauen, weil man sonst nichts vor die Kamera bekommt, Mann, das wäre aber ein Skandal, aber Stimmung gegen Radfahrer geht immer — und ich find’s schade, dass sich auch sofort jemand findet, der dafür den Kopf hinhält. Ist die Verlockung, ins Fernsehen oder in die Zeitung zu kommen, denn echt so groß?
Der größere Witz wäre ja noch, dass angeblich auch niemand Bock auf größere Diskussionen mit der Polizei hatte und die dann auch noch gestellt werden mussten — dafür finde ich außer ein paar Gerüchten aber keine Belege.