Freitag ging es ja mit dem Intercity von Hamburg nach Hannover.
Und das Problem begann bereits über dem Bahnsteig in Hamburg, als ich gerne mit Fahrrad und Anhänger den Aufzug nutzen wollte. Aufzüge und Fahrräder sind an Bahnhöfen schon grundsätzlich ein Problem, das wurde in diesem Thread ja bereits hinlänglich deutlich, aber mit Anhänger wird das noch mal eine Nummer lustiger.
Normalerweise ist das Vorgehen so, dass ich mein Fahrrad in den Aufzug schiebe und anschließend der Rest des Aufzugs mit anderen Fahrgästen aufgefüllt wird. Mit dem Anhänger hinten dran ist das aber immer etwas Rangiererei und ziemlich kompliziert, weil der Aufzug natürlich zu kurz für Fahrrad und Anhänger ist. Also schiebe ich mein Fahrrad mitsamt Anhänger rein, hänge den Anhänger ab und platziere ihn neben dem Fahrrad. Während ich aber den Anhänger abkupple, steigen schon wieder vier Fahrgäste mit Koffern in den Aufzug, so dass ich meinen Anhänger nicht reinschieben konnte.
Das war natürlich wieder ein ganz großes Drama, denn ich wollte weder das Fahrrad alleine im Aufzug lassen noch den Anhänger auf der Verteilerebene alleine herumstehen lassen, also zog ich das Fahrrad unter großem Protest („Wir warten unten auf Sie!“) wieder aus dem Aufzug heraus, was natürlich mit verhakten Koffern und Lenker gar nicht so ganz leicht war.
Das mit dem Warten hätte übrigens nicht geklappt, weil die Herrschaften dann sofort im Metronom verschwunden sind, der unmittelbar danach ablegte.
Nächster Versuch. Gleiches Spiel noch mal: Fahrrad mit Anhänger rein, Anhänger abkuppeln, ebenfalls reinziehen. Ein Angestellter des Kiosk am Bahnsteig meint, er müsste mit seinem Wagen mit Brötchen (?) jetzt auch noch in den Aufzug, knallt seinen Wagen gegen Fahrrad und Anhänger und drückt sich so rein. So schnell kriegt man die Aufzugtür gar nicht geschlossen. Aber hey, es passt ja alles, gar kein Thema.
Beim Rausgehen tritt er versehentlich (?) noch mal kräftig gegen meinen Anhänger, vielleicht möchte er gerne seine Brötchen und seinen blöden Wagen vom Gleis wieder auflesen, aber ich tue ihm nicht den Gefallen, auf seine Provokation einzugehen.
Okay, gaaaanz entspannt warte ich mit zehn anderen Radlingen auf den Intercity. Und ich stehe bewusst gaaaanz entspannt am Ende der Schlange. Der Verladevorgang zieht sich mal wieder eine Viertelstunde hin, weil man erst direkt an der Tür merkt, dass dieser Tipp mit dem „Gepäck vorher abnehmen“ doch gar nicht so blöd ist, anschließend das Fahrrad in den Wagen gehoben und danach erstmal mit dem nunmehr abgenommenen Gepäck der reservierte Platz aufgesucht wird, währenddessen der nächste vorne an der Tür steht und wartet, bis innen drin das vorherige Rad beiseite gestellt wird.
Rein statistisch müsste doch so manch einer schon mal sein Rad in der Bahn mitgenommen haben, oder? Und die Sache mit dem Gepäck kann ja so schwer eigentlich nicht sein: Entweder hat man den Dreh raus und genug in den Armen, um das Rad mitsamt Gepäck auf einmal in die Bahn zu hieven oder man hat’s halt nicht und lernt für das nächste Mal dazu.

Als letzter steige ich nun kurz vor der Abfahrt in den Zug und stelle fest: Ach, schade, meine reservierte Halterung ist schon belegt. Na gut, passiert, manch einer findet sich mit der Nummerierung nicht zurecht oder es passte halt woanders nicht rein, aber das Fahrradabteil ist komplett gefüllt. Donnerwetter, da steigt der Puls, was? Ich sah mich schon auf dem Bahnsteig zurückbleiben, als so ein Typ kam, nachfragte, ob ich die Halterung reserviert hätte, auf meine positive Antwort hin sein Fahrrad nimmt und aussteigt.
Fand ich ja ganz nett, aber das habe ich nicht so ganz kapiert. Offenbar hatte er ein Ticket ohne Zugbindung und ohne Fahrradkarte und sich einfach so in den Zug hineingemogelt. Okay, ist ja sein Problem und nicht meins.
Im Fahrradabteil passte es dann erstaunlich gut, wir mussten nur mit dem Rad nebenan einmal die Lenker auf die richtige Höhe bringen und einen Handschuh dazwischenpacken, damit sich die gegnerische Bremse nicht ins gerade frisch erneuerte Lenkerband bohrt, aber ansonsten war alles cool.

Es stellte sich heraus, dass die Verzögerungen beim Einstieg nur zum Teil der Ungeschicklichkeit der übrigen Fahrgäste geschuldet war, sondern zwischendurch Fahrgäste auf ihren Klappsitzen hocken blieben… naja.

Okay, anderthalb Stunden bis Hannover. Mein eigentlich reservierter Sitzplatz auf der anderen Seite der Tür ist natürlich von Papa mit Kind belegt, weswegen ich gar nicht erst Anstalten mache, Anspruch auf meinen Sitz zu erheben, sondern mich auf dem Boden niederlasse. Ich habe jedenfalls keine Lust, mich mit Papa zu streiten, ob sein Kind auf dem Boden sitzt oder alleine neben einem Kind zu sitzen, während Papa irgendwo im Gang stehen muss. Das gibt schlechtes Karma.
Knapp eine halbe Stunde vor Ankunft in Hannover macht sich Aufregung breit: Zwei Fahrgäste, die nur fünf Minuten zum Umsteigen haben, möchten gerne ihre Räder bereit machen. Eine halbe Stunde vor Ankunft!
Und das ist natürlich ein großes Problem, denn die breiten Lenker hängen zwischen den übrigen Rädern fest. Mit beherzten Ziehen ist da nichts zu machen, also wird das Fixie nebenan hochgehoben und über die anderen Räder — Klonk! Klonk! Klonk! — zur Seite gehoben und an den Rand gestellt. Wäre das mein Bike gewesen, wäre mir ja glatt der Kragen geplatzt. Nun wird wieder am eigenen Rad gezerrt, aber es passt erst, als dank der rohen Kraft eine Klingel am Fahrrad nebenan abbricht. So blöd kann man ja überhaupt nicht sein.
„Das war nicht so eine geile Idee, oder?“, mische ich mich ein, aber: „Das ist doch nicht dein Problem, oder?“ Okay, okay, halb so wild, dann petze ich das halt heimlich dem Besitzer des anderen Fahrrades. Nur kein Stress.
Nun stehen die beiden mit ihren Rädern vor der Tür, natürlich vor der falschen, und hängen schon mal ihr Gepäck ein, weil das mit dem Gepäck und der engen Tür in Hamburg ja auch schon so gut geklappt hatte, hahaha. Der Tumult im Fahrradabteil lockt nun auch die anderen Fahrgäste an und etwa zwanzig Minuten vor Ankunft in Hamburg steht außer mir und den beiden Damen, die neben mir geparkt haben, quasi jeder stramm bei Rad und wartet aufs Aussteigen. Dieses Phänomen hingegen ist mir ja nicht so ganz unbekannt, das machen Fahrgäste ohne Fahrrad ja auch, da bricht ebenfalls Panik aus, wenn über den Lautsprecher die baldige Ankunft im Endbahnhof angesagt wird.
Wir kommen nun in Hannover an, die Sache mit der Klingel habe ich längst vergessen, und die beiden Eiligen kommen gar nicht so ganz schnell aus dem Zug, weil das mit dem Gepäck halt nicht so richtig gut klappt. Tja: Manche lernen halt nicht dazu. Als der Ausstieg gemeistert war, ging’s aber immer noch nicht voran, weil der einzige Aufzug am Bahnsteig bereits von anderen Fahrgästen frequentiert wurde. Ich glaube, mit einem Fahrrad umzusteigen ist tatsächlich mehr als nur eine Strafe.
Ich helfe ein kleines bisschen beim Ausladen, dann übernimmt jemand anderes meinen Job, packt hier mit an, packt da mit an — und zerrt dann an meinem Fahrrad herum. „Hey“, sage ich etwas unfreundlich, „Finger weg!“ Mein Tonfall war wohl unfreundlicher als eigentlich geplant, aber immerhin lässt er von meinem Rad ab und hilft stattdessen den Damen neben mir beim Entladen.
Und haut mir mit deren Bremsgriff eine dicke Macke in den Lack.
Manchmal kann man echt nur heulen. Aber wenn man Wert auf ein heiles, unbeschädigtes Rad legt, sollte man vielleicht nicht mit der Bahn fahren.
Eine Episode fehlt aber noch, denn ich muss ja mit Rad und Anhänger wieder vom Bahnsteig runter in die Verteilerebene. Und der Weg führt nur durch einen Aufzug, der ziemlich eng ist und überdies von beiden Seiten begehbar:

Die Fahrgäste mit Fahrrad vor mir haben auch schon ihre Unstimmigkeiten mit Fahrgästen, die von der anderen Seite rein wollen, aber ich habe zum Glück Zeit und muss mich nicht beeilen und gönne mir den Luxus, einfach drauf zu warten, bis der Bahnsteig quasi leer ist.
Knapp fünf Minuten später bin ich dann an der Reihe, stelle mein Fahrrad in den Fahrstuhl, den Anhänger nebenan, keiner stresst, keiner drängelt, alles ist super. Ich drücke den Knopf für das Erdgeschoss, die Türen schließen sich, gehen aber wieder auf, weil ein Gehstock die Lichtschranke blockiert.
Zwei ältere Herrschaften und zwei Koffer wollen auch noch mit. Es schließt sich eine Diskussion an, ob das jetzt passt oder nicht, nach ungefähr drei Minuten werde ich etwas unfreundlicher, „Mir reicht’s jetzt!“, schiebe den Gehstock beiseite und düse los.
Erkläre mir mal bitte jemand, wie hier noch zwei ältere Herrschaften und zwei Koffer reinpassen sollen:

Wenn da ein einzelner Mensch noch mitgewollt hätte, okay, zieh die Fahne raus und stell dich breitbeinig über das Hinterrad, darüber könnte man noch reden, aber wenn man schon einen Gehstock braucht, ist das mit dem breitbeinigen Stehen in einem Aufzug, der losfährt und bremst, bestimmt auch nicht toll — von den Koffern mal ganz zu schweigen.
Und die beiden haben ja noch nicht einmal gefordert, dass ich meinen Krempel wieder rausschiebe und ihnen diese Fahrt überlasse, nein, sie wollten einfach nicht verstehen, dass es nunmal nicht passt. Und dann tanzt der Gehstock drei Minuten lang durch die Lichtschranke, anstatt mich schnell runterfahren zu lassen und nach nicht mal einer Minute selbst den Aufzug zu nutzen.
Bloß gut, dass ich vom Steinhuder Meer zurück mit dem Rad gefahren bin.