Rendsburg gehört ja auch irgendwie zu Schleswig-Holstein. Die Insellage der ehemaligen Festung hielt früher unerwünschtes Volk aus Norden oder Süden fern, je nachdem, wem die Festung gerade gehörte, heute hält es Radfahrer aus der Innenstadt fern.
Anfang der 70er Jahre schlug man eine abgrundtief hässliche Umgehungsstraße einmal rund um die Stadt, die von Parkplätzen geradezu gesäumt wird. Es gibt sechs Parkhäuser (ein siebtes wurde Anfang des Jahrtausends zum Zwecke der „Stadtentwicklung“ abgerissen, um einen direkten Zugang zur Obereider zu schaffen, deren Flächen seitdem allerdings brachliegen), sowie sieben weitere Parkplätze oder -flächen, die für Kraftfahrzeuge freigegeben sind. Auch wenn Rendsburg nach einer Legende die älteste Fußgängerzone Deutschlands in seiner Mitte hat, ist das Ding eigentlich eine reine Autostadt. Einkaufen mag man dort allerdings auch nicht mehr so richtig, weil natürlich mittlerweile die Kaufkraft nach draußen auf die so genannte Grüne Wiese gezogen wird.
Als ortsunkundiger Radfahrer ist man echt aufgeschmissen, weil es eigentlich keine vernünftige Route in die Stadt gibt, in der man nicht plötzlich in einer Fußgängerzone landet, auf Kopfsteinpflaster schlittert oder sich einer Einbahnstraße entgegen sieht. Wenn dann gerade noch das viertägige Stadtfest „Rendsburger Herbst“ oder im Frühjahr „RD macht mobil“ stattfinden, kann man die Innenstadt tatsächlich nur schiebend durchqueren. Okay, das sind insgesamt nicht mal acht Tage im Jahr, aber dennoch irgendwie eine solide Aktion, den Radverkehr einfach komplett lahmzulegen.
Eine der Strecken, die man Richtung Innenstadt befahren kann, führt hier in der Nähe der Schleuskuhle entlang und ist, wie beinahe jeder Radweg in Rendsburg, für beide Fahrtrichtungen vorgeschrieben. Ein paar Tage, bevor ich die Fotos geschossen habe, „touchierte“ tatsächlich ein Radfahrer das dort aufgestellte Plakat und „kam zu Fall“, wie es im Polizeijargon heißt.
Ein kleiner Bonus für die ganz renitenten Radfahrer unter uns: Es ist ja total toll, dass sich der geschützte Bereich der Lichtsignalanlage auch über den Radweg erstreckt und man den Radfahrern das sogar mit einer Haltlinie klar macht. Nur dumm, dass jene Radlinge, die den Radweg in der vermeintlich falschen Richtung befahren, keine Haltlinie bekommen haben und auch die Ampel nicht sehen können.