Beiträge von Malte

    Heute tagt der Hauptausschuss.

    Los geht’s um 18 Uhr mit einer Diskussion über neue Stühle. Die kosten nämlich ganz schön viel und man ist sich nicht sicher, ob man die wirklich brauche.

    Außerdem sei die Mikrofonanlage defekt. Man möge bitte lauter sprechen.

    Tagesordnungspunkt 6 bezüglich der öffentlichen Anhörung des Radweges wird vorgezogen aufgrund es Interesses des Publikums.

    Es habe sehr viele Fragen zum Radweg gegeben, die noch gar nicht beantwortet werden könnten, da die entsprechende Planung noch gar nicht vorläge.

    Es wird vorgeschlagen, die Terminierung der Anhörung noch zu verschieben, da ein gewisser Antrag zum Thema noch gar nicht beantwortet wäre.

    Es geht alles ein bisschen gesittet durcheinander, weil das Interesse am Radweg sher groß wäre.

    Flemming beantragt eine zeitnahe öffentliche Anhörung. Man wisse schließlich nicht, wie lange das Amt zur Vorlage von Plänen überhaupt brauche und man könne den Radweg schließlich auch vor der Fortführung der Planung komplett ablehnen.

    Applaus!

    Man brauche keine Planung, es ginge um die grundsätzliche Frage, ob überhaupt eine Planung stattfinden solle. Es wäre ihm zu Ohren gekommen, dass die Anwohner ein Bürgerbegehren anstrengen wollen.

    Applaus!

    Ein Anhörverfahren müsse innerhalb der nächsten vier Wochen anberaumt werden, um sich nicht komplett lächerlich zu machen.

    Applaus!

    Man streitet nun eine Weile darum, inwiefern das Minderheitenrecht hier verfahrensrechtlich greife und ob man eine Planung brauche.

    „Vor der Planung!“

    Flemming: Man brauche keine Planung für eine Anhörung.

    Applaus!

    Jemand anders: Man dürfe die knappen Planungsressourcen nicht für Projekte verschwenden, die von der Bevölkerung abgelehnt würden. Radweginfrastruktur solle lieber an der Elbchaussee gebaut werden, die Interessen der Anwohner müssten bewahrt werden, diese irrwitze Planung müsse… undeutlich.

    Applaus, „Jawoll!“

    Noch jemand anderes: Es müsse binnen vier Wochen, aber wenigstens vor der Sommerpause eine Vorstellung der Planung geben. Die rot-grüne Mehrheit bringe das Thema alle paar Jahre wieder auf die Tagesordnung, obwohl mehrere tausend Bürger diesen Radweg ablehnen.

    Applaus!

    Noch einer: Anhörung muss sein, bevor Planungsressourcen verschwendet würden. Die Planung müsse in der Elbe versenkt werden.

    Applaus!

    Jemand anderes: Demokratie funktionere nicht, indem man den Beschluss der Bezirksversammlung einfach ignoriert, weil es eine Gruppe von zweitausend Gegnern gäbe.

    Aufregung, „Unglaublich!“, „Abwählen!“, „Raus mit dir!“

    Der Autor des Antrags beteuert, es ginge um eine verbesserte Radverkehrsführung, nicht konkret um einen Radweg am Strand. Man müsse alle Alternativen kennen.

    „Unfassbar!“, „Was ist das eigentlich für eine Veranstaltung hier?“, „Was für ein Schwachsinn!“, „Sie kennen ihre eigene Planung wohl nicht!“

    Man diskutiert noch eine Weile herum, ob die konkrete Planung eines Radweges nun eigentlich noch Gegenstand des Antrages ist.

    „Mein Gott!“

    Man fasst zusammen: Es gibt eine Konfliktlage am Strand, da müsse eine Lösung gefunden werden. Ob diese Lösung nun konkret einen Radweg beinhaltet, weiß man nicht genau.

    Danach geht’s wieder um die Frage, ob der Strand so bleiben solle wie er ist. Falls man sich entschließe, den Strand verändern zu wollen, könne man ja diskutieren ob man einen Radweg planen möchte.

    Momentan weiß man offenbar gar nicht mehr, über welches Thema eigentlich eine Anhörung stattfinden soll. Unruhe im Publikum, „Vollidioten“.

    Flemming schlägt vor, eine Lösung für die Konflikte am Strand zu suchen, „Nein, wir wollen das nicht“, aber den Plan mit dem Radweg solle man fallen lassen.

    Diskussion für eine ergebnisoffene Diskussion. Da blickt mittlerweile keiner mehr durch.

    Der Radweg an der Elbchaussee kommt wieder zu Wort, „Wir wollen da keine Radfahrer“, aber man solle den Radweg am Strand nicht mehr weiterplanen.

    Applaus!

    Noch mal der Hinweis, dass es keine Planung gäbe, sondern nur Ideen. Der ganze Kram mit sechs Meter Breite und Ampelanlage wäre von den Medien in den Gang gebracht worden.

    Jemand gibt an, es wäre alles einfacher, wenn man einfach eine Planung für eine Radverkehrsführung von Wedel nach Altona in Auftrag gäbe, ohne den Strand in Mitleidenschaft zu ziehen, wäre alles einfacher.

    Flemming führt wieder eine Planung mit einem sechs Meter breiten Radweg an.

    Man schlägt den 2. Mai vor oder den 15. Mai oder den 24. April. Offenbar kein Kompromiss möglich.

    „Das gibt’s nicht!“, „Ihr habt doch einen Knall!“, „Und das sind erwachsene Menschen?“, „Abwählen! Abwählen! Abwählen!“

    Das Rechtsdezernat führt an, dass auch noch die Drohung im Raume stünde, zum Verwaltungsgericht zu ziehen. Es wäre sinnvoller, eine einvernehmliche Lösung zwischen den Fraktionen zu finden.

    Der Antragssteller wirft ein, dass in der Drucksache der 30. April genannt wäre und man diesen Zeitraum nicht verkürzen könne, um alle Einwendungen berücksichtigen zu können.

    Man berät sich, die Sitzung wird unterbrochen.

    „Ihr habt doch alle einen Schaden!“, „Das ist unfassbar!“, „Unglaublich!“, „Alle abwählen!“

    18.47 Uhr: Es geht weiter.

    Die einen bleiben beim 15. Mai, die anderen beim 24. April, man könne sich aber ein bisschen auf den 2. Mai einigen, vielleicht aber auch nicht.

    „Abwählen!“, „Unglaublich!“, „Bescheuerte Spinnerbande!“

    Abstimmung: 24 April, sechs Handzeichen, 15. Mai, acht Handzeichen.

    Anhörung ist am 15. Mai.

    Diskussion über die Art der Anhörung und der notwendigen Vorbereitungszeit.

    Das war’s.

    TOP 6 abgearbeitet um 18.52 Uhr.

    Gestern wurden in Hamburg einige Fleete gereinigt, dabei kamen Unmengen an alten Rädern zum Vorschein:

    Man beachte passend dazu das lustige [Zeichen 254] , das jemand hinterhergeschmissen hatte.

    Hamburg bekommt das mit der Fahrradinfrastruktur einfach nicht so richtig geregelt. Mal ist die neue Infrastruktur schon von vornherein so knapp bemessen, dass man sie nach einem halben Jahr im Winter schon nicht mehr nutzen kann, mal muss man in der HafenCity irgendwelche Radwege wieder abreißen, mal passt einfach alles nicht zusammen.

    Jetzt ganz neu und aktuell: Lustige Späßchen an der Hoheluftbrücke.

    Auf Google StreetView ist prima zu erkennen, wie das Unheil seinen Lauf nahm. Im August 2008 wurde der Grindelberg im Bereich der Brücke saniert und im Zuge dessen hier im Vordergrund eine Querungsmöglichkeit für Radfahrer in beide Richtungen eingebaut, die man hier im März 2010 schon sehen kann.

    Was dann passierte, ist auch nicht weiter verwunderlich: Radfahrer nehmen das Angebot an und queren in beiden Richtungen, radeln dann allerdings auch auf der falschen Straßenseite weiter, um hinter der U-Bahn-Brücke in die Isestraße einzubiegen. Das kam so ganz überraschend nicht, schließlich hängt immerhin ein [Zusazzeichen 1000-32] unter dem [Zeichen 206] herum, man hat damit also schon gerechnet. Trotzdem gab es dort immer wieder gefährliche Situationen, weil der Kraftverkehr natürlich nicht mit solchen Manövern rechnet und beim Warten auf eine Lücke auf dem Grindelberg immer den Radweg blockiert.

    Dann hat man sich etwas ausgedacht und im letzten Jahr das hier gebaut:

    Das ist zwar auf den ersten Blick total freundlich, allerdings wird man nach wie vor „übersehen“: Der Kraftverkehr aus der Isestraße fährt einfach über die rote Fläche hinüber und wartet dort auf eine Lücke im Fahrbahnverkehr. Dass da Radfahrer hinter dem Brückenpfeiler angerollt kommen könnten, pff, was ich nicht sehe, das ist auch nicht da.

    Radfahrer, die dann nach links in die Isestraße abbiegen möchten, müssten überdies noch § 10 StVO beachten und sind gegenüber allen anderen Verkehrsströmen wartepflichtig. Bloß gut, dass niemand die Verkehrsregeln so genau kennt, sonst entstünde dort schnell das reinste Chaos.

    Weil das aber immer noch so gefährlich ist, wird diese Stelle ein weiteres Mal umgebaut: Man verlegt beide Radwege auf die andere Seite des Pfeilers. Leider vertauscht man damit einfach nur sämtliche Sichtbeziehungen:

    Die vom Grindelberg in die Isestraße abbiegenden Kraftfahrer haben den „Geister-Radverkehr“ dank der Säule nicht mehr im Blick, die Kraftfahrer, die von der Isestraße in den Grindelberg abbiegen möchten, stehen noch immer blöd auf der Fahrradfurt herum:

    Der Schuldige ist in der Berichterstattung natürlich rasch ausgemacht: Die blöden Radfahrer, die nicht diesen Umweg fahren wollen, sondern direkt in die Isestraße düsen möchten.

    Das ist nicht ganz falsch, aber eigentlich auch nur die halbe Wahrheit, denn die Gefährdung geht zweifelsohne vom Kraftverkehr aus, der hier andere Verkehrsteilnehmer bei jeder möglichen Gelegenheit „übersieht“, die Fahrradfurt versperrt oder auch mal falsch herum entgegen der Einbahnstraße fährt, um abzukürzen.

    Insofern mutet es schon fast komisch an, dass der Radverkehr an dieser Stelle während der Bauarbeiten am sichersten unterwegs ist: Da ist der Kraftverkehr zwischen Grindelberg und Isestraße einfach mal unterbunden worden. Ein paar Stellplätze sind gerade nicht benutzbar, damit Kraftfahrer unter der Brücke wenden können, ansonsten geht dort alles seinen geregelten Gang.

    Man möchte fast sagen: Wenn Hamburg diese Sache mit der Fahrradstadt so wichtig ist, wie es immer tut, könnte es ja einfach diese Sperrung beibehalten und den motorisierten Durchgangsverkehr aus der Isestraße heraushalten. Der Sicherheit und der Lebensqualität täte das sicherlich ganz gut.

    Ich muss mich in diesem Kontext mit dir nicht über Verkehrsschilder unterhalten, mir reichen zur Seite springende Kinder und Paragraf 1 der StVO.! Manchmal gewinne ich den Eindruck, einige Radfahrer biken schon längst in ihrer Filterblase ...

    Nein, das sehe ich ganz genau wie du — ich wollte viel mehr darauf hinaus, dass die Behörde da eine gewisse Verantwortung trägt, § 1 StVO hin oder her. Wenn man einen zum Radfahren nicht geeigneten Gehweg zum Radfahren freigibt, begünstigt man solche Konflikte eben unnötigerweise.

    Langsam habe ich allerdings den Eindruck, dass ich der einzige Radfahrer weit und breit bin, der dort absteigt und schiebt, wenn es zu voll ist. Ich bin da bestimmt dreißig oder vierzig Mal entlanggefahren, aber bei mir hat das mit dem § 1 StVO und der Schrittgeschwindigkeit weitaus besser geklappt.


    das Gute liegt manchmal so nah;-)

    Um das Thema mal abzuschließen: Ich habe mir am Freitagabend ein GLS 7.5 2017 bestellt. Auf der Radreisemesse bin ich etwas unbeholfen in das ausgestellte Rad hineingestolpert und es war irgendwie Liebe auf den ersten Blick. Das GLS 9.5 wäre zwar noch doller gewesen, aber… naja, noch mal einen Kracher drauflegen war mir die bessere Schaltung und die dickeren Bremsen dann doch nicht wert.

    Das GLS 7.5 ist allerdings gerade nicht auf der Webseite zu finden, offenbar hat man das neue Modell für dieses Jahr noch nicht eingepflegt, das alte aber schon mal rausgeworfen.

    Ich wundere mich ja immer wieder, ob es sich bei dem Begriff „Stau“ wirklich immer um einen Stau oder einfach eine längere Autoschlange handelt. Wenn man diese anderthalb Fahrstreifen pro Richtung auf einen reduziert, dann stehen dort natürlich künftig mehrere Autos hintereinander, von denen einige womöglich auf den überbreiten Fahrstreifen zuvor nebeneinander hätten stehen können. Aber selbst wenn einige dieser Fahrzeuge einen Umlauf länger an der Kreuzung stehen, halte ich das immer noch nicht für einen Stau.

    Interessant, in welche Richtung die Berichterstattung in den einschlägigen Medien geht.

    Das Abendblatt betrachtet die Pläne eher positiv und berichtet relativ ausführlich: Rund um die Alster erhalten Radfahrer die Vorfahrt

    Die Morgenpost legt den Schwerpunkt auf die gestrichenen Parkplätze: 130 Parkplätze sollen wegfallen Eigentlich ist „legt den Schwerpunkt“ glatt übertrieben, es geht schließlich um Nichts anderes als Parkplätze hier, Parkplätze dort und Parkplätze überall. Man verkauft das dann auf facebook als schlechte Nachrichten für Autofahrer, was angesichts der dortigen Aufmachung des Artikels auch nur reines Clickbaiting ist und natürlich die entsprechenden Kommentare provoziert.

    Dann BILD: 130 Parkplätze weg für Alster-Radwege? Da geht’s auch nur darum, dass der arme Kraftfahrer jetzt seine Parkplätze verliert, damit dort Radfahrer herumfahren können. Und dann noch Christoph Ploß, der den fehlenden Charme des Viertels beklagt, sollten dort Parkplätze gestrichen werden.