Kleine Fluchten oder Where to go?

  • Tagestour in die SERENGETI DES NORDENS

    Für den gestrigen Sonntag war Superwetter angesagt. Meine bessere Hälfte und ich hatten schon in der Woche beschlossen, den Tag für eine Tour zu nutzen.
    Wir kamen überein, nach langer Zeit wieder einmal nach Westerhever auf Eiderstedt zu fahren.
    Ich als Natur- und auch Vogelliebhaber wusste, dass gerade die Nonnen- oder Weißwangengänse auf ihrem Zug in die Arktis in großen Scharen auf Eiderstedt, besonders um Westerhever, rasten.

    Wir fuhren also mit der NOB und einem S-H Ticket nach Husum, von dort radelten wir straight westwärts, immer am Deich entlang. Leider herrschte bis ca 14.00 Uhr starker Nebel. Nicht einmal der Leuchtturm war zu sehen. Da wir Ostwind hatten, waren wir super in Fahrt. Irgendwann schien es mir, als radelten wir schon gen Süden (mir kam es schon ganz "spanisch" vor 8) ), wir waren schon ca 10 km zu weit.
    Wir also zurück und haben den Westerhever Sand samt Leuchtturm dann auch glücklich gefunden.
    Nach dem Besuch des Leuchtturms, der als schönster Leuchtturm der Nordseeküste gerühmt wird, klarte es langsam auf. Schon vorher hatten wir riesige Schwärme von Gänsen dicht über uns längs ziehen gesehen und ständig den Lärm der Gänse aus dem Nebel gehört.

    Jetzt sahen wir die Nonnengänse auch. Die Wiesen und Äcker waren voll von ihnen. Sehr beeindruckend. Echtes Serengeti Feeling. Besonders das Starten, das Sammeln, der Zug und auch das Landen der Schwärme ist beeindruckend.

    Nach einem Picknick fuhren wir nach Tetenbüll. Wir wollten uns dort in der kürzlich in der Süddeutschen Zeitung gerühmten Friesischen Schafskäserei mit Käse eindecken. Ursprünglich wollten wir von Rendsburg aus los, um auch in Oster-Ohrstedt Käse einzukaufen, die liefern ihr Sortiment zum Teil an Gourmetresraurants in Frankreich, aber das war uns km-mässig zu viel.

    Naja, die Käsrei in Tetenbüll hatte natürlich sonntags zu. Die Kirche dort war aber auch ganz schön :( .
    Auf dem zuen Hof gab man uns immerhin einen Tipp für ne schöne Kaffeepause: Katingsiel, Schankwirtschaft Andresen.
    Und wirklich: Sehr zu empfehlen. Bedienung, Gäste, Lokation, Gegend und Kuchen waren 1A. Nur der Milchkaffe hätte stärker sein können: Unbedingt mit doppeltem Espresso bestellen!

    Büschen hakelig war dann der letzte Teil über Tönning zum Bhf nach Lunden. Die B 202 ist vor der Eiderquerung für Räder gesperrt. Man muss einen ziemlich figgelinschen und schlecht ausgeschilderten Weg finden um direkt vor der Eiderbrücke auf die 202, jetzt mit Radweg, zu kommen.
    In der Folge - 1mal falscher Weg, umkehren - schnurrte unser Zeitpolster zusammen, so dass wir für die letzten 9 km nach Lunden gegen den ca 15 km/h Wind mind 25 km/h Dauerspeed bringen mussten, um unseren Zug zu erreichen. 5 min waren dann noch die Suche nach dem Bahnhof übrig.
    Meine Frau liebt Borowski, wir mussten es einfach schaffen.
    Unnötig zu sagen: Der Zug hatte 15 min Verspätung.

    Statt berechneter 70 stramme 100 km auf dem Tacho. Super Tag auf Eiderstedt.

    In velo veritas.

  • C to C
    Eckernförde - Husum

    Ist unser Kopf dann schwer, dann fahren wir raus ans Meer
    Wie wir es damals oft getan
    Dort liegen wir am Strand, beschmeißen uns mit Sand
    20 Meter vor uns rauscht der Ozean

    (Aus einem Song des Hamburger Jazz- und Bluespianisten
    Gottfried Böttger, ich schätze Ender 70er/Anfang 80er)

    Schön an Schlesw.- Holst., neben vielem anderen, ist, das man C to C Touren für jeden Geschmack finden kann.
    Meine Frau und ich hatten für den gestrigen freien Tag Eckernförde - Husum, also eine Tour von der Ostsee zur Nordsee, geplant.
    Mit dem Zug, Schlesw.-Holst.-Ticket, ca 25,00€, HH Dammtor -> Eckernförde 1:50 h.
    Wetter: "Die Sonne knallt.", wie eine unserer Enkelinnen derartige Wetterlagen zu bezeichnen pflegt.

    Gegen 10.30 Uhr radelten wir in ECK los.
    Auffällig:
    Neuerdings ist das Kfz-Kennzeichen ECK für Eckernförde wieder
    erhältlich. Die Landkreise Rendsburg und Eckernförde wurden, ich glaub
    in den 70ern, im Rahmen einer Verwaltungsreform zum Landkreis
    Rendsburg-Eckernförde zusammengeschlossen. Seitdem gab's nur noch RD.
    Jetzt gibt's auch wieder das gute alte ECK.
    Vom Bahnhof gings also los, erstmal in Richtung B76. Von dort wollten wir dann links runter zum Windebyer Noor. Nachdem wir einen Schrebergartenverein bis in die letzten Verästelungen hinein erkundet hatten, haben wir den Zugang dann doch noch gefunden:
    Geht am besten über die Noorstraße und dann über die B76 rüber an der Noorfischerei Mahrt vorbei.

    Das Windebyer Noor ist ein echter Naturschock, besonders jetzt im Früjahr. Der Weg ist unbefestigt und mit Tourenrädern befahrbar. Für Rennräder eher nicht zu empfehlen.
    Es geht dann weiter auf einem Damm der alten, 1959 oder so aufgelassenen, alten Eckernförder Kreisbahn. Ständig, auf der ganzen Tour wurden wir begleitet vom frischausschlagenden, fast gelben Grün der Eichen, von teppichartigen weißblühenden Vorkommen der die sandigen Böden der Geest liebenden Sternmiere, der in den die schlesw.-holsteinische Landschaft prägenden Knicks blühenden Büsche: Weißdorn, Schlehdorn, Flieder und was nicht alles.

    In Kochendorf muss man aufpassen, dass man die nicht ausgeschilderte Abzweigung links nach Götheby erwischt. Nur der Sonnenstand verriet uns, dass es dort nach Westen ging. Außerdem sah der Weg schön aus: Er führte in einen Wald.

    In Götheby führte uns die Dorfstr zur B76, der wir auf einem Radweg li in Ri Schleswig fogten.
    Nach einigen wenigen km Bundesstraße ging es in Ahrensberg rechts runter in Richtung Schlei.
    Ein munteres Auf und Ab mit beindruckenden Ausblicken auf den Ostseefjord Schlei führte durch Stexwig und Fahrdorf zurück auf die B76, die über das Haddebyer Noor nach Schleswig führt.
    Hier, am oder im Haddebyer Noor, lag um 800 AC die Wikingerhandelsstadt Haithabu. Da wir das sehr eindrucksvolle und sehenswerte Museum Haithabu samt Wikinger-Langschiff und nachgestelltem Stadtleben schon kannten, fuhren wir durch.
    Am Zusammentreffen mit der B77 verließen wir die Bundesstraße 76 Richtung Westen. Nördlich am Bustorfer Teich vorbei radelten wir auf dem Ochsenweg in Richtung Dannewerk. Dort li audf die Kreisstraße, dann biegt man einige Male links ab und folgt dabei immer dem Verlauf des Danewerk.

    Das Danewerk ist nach wie vor ein, von Dänen vielbesuchtes, nationales Symbol Dänemarks.

    Die Kreisstrasse schneidet dieses grösste archäologische Bodendenkmal Nordeuropas. Genau dort an der Schnittstelle ist ein Rastplatz mit Erklärungstafeln und Begehungsmöglichkeiten eingerichtet. Wir hielten dort ein kleines Picknick. Zwei dänische Motorradfahrer besahen sich das dänische Nationalsymbol ebenfalls. Die freuten sich, als sie hörten, dass wir aus Altona kommen. Wir waren uns einig: Mit uns zwei Altonaern waren wir vier Dänen, die sich allerdings auf Englisch unterhalten mussten, dort unter uns.

    Weiter gings an Ellingstedt vorbei durch Hollenstedt. Hinter dem Fluss Treene rechts. Kurz hinter Osterwittbekfeld gings auf einen Abstecher zur Käserei Backensholz.
    Dort lernte ich eine mir bisher unbekannte Hausschweinrasse kennen: Das Husumer Protestschwein. Haben wir ein Stück Schinken von mitgenommen.

    Aus Wikipedia:
    "Gezüchtet wurde das Tier Ende des 19. / Anfang des 20. Jahrhunderts, als es den in Nordfriesland lebenden Dänen nach der preußischen und österreichischen Zurückeroberung von Schleswig und Holstein verboten war, den Dannebrog [= dänische Nationalflagge] zu hissen. Die dort lebenden dänischen Bauern wollten sich aber die rot-weiße Landesflagge nicht verbieten lassen. Sie züchteten mit bestehenden Sattelschweinrassen aus Protest gegen das Verbot eine neue Art Sattelschwein, die im Vorgarten herumlaufen durfte und somit „Flagge zeigen“ konnte. Daher der Name „Protestschwein“."

    Also sone Art des in Schlesw.-Holst. weltberühmten Angler Sattelschweins. In der Mitte weiß, nur vorn und hinten rot statt schwarz.

    Von dort sind wir dann wieder auf die Strecke und über Wittbek und Rosendahl nach Husum. Krabbenbrötchen am Hafen ist Pflicht. Alle Stunde um halb geht's mit der NOB nach Altona, Dauer ca 2h.

    Roundabout 75km, zum Glück hatten wir ausreichend Sonnencreme dabei.

    In velo veritas.