Alles anzeigenDie Klimaschutzinitiative Vollhöfner Wald ruft am 27.09.2020 zu einer Fahrraddemo gegen Flächenfraß auf.
Trotz der sich beschleunigenden Klimakrise, trotz des drastischen Verlusts an Biodiversität und trotz der dringenden Notwendigkeit, die letzten Moore als CO2-Speicher zu erhalten, werden auch in Hamburg weiter Naturflächen in großem Umfang bebaut und versiegelt.
Die Bodenversiegelung in Hamburg durch Straßen und Gebäude beträgt mittlerweile 39% der Gesamtfläche, und sie hält unvermindert an. Vor zehn Jahren lag der Anteil noch bei unter 30%, Anfang der Achzigerjahre bei etwas über 20%. Versiegelung bedeutet: Der Boden wird dem Austausch zwischen Erdreich und Atmosphäre entzogen, die natürlichen Funktionen der Böden werden vollständig zerstört. Das hat nicht nur Auswirkungen auf den Wasserhaushalt, sondern auch aufs Ökosystem bis hin zum Stadtklima. Flächenversiegelung ist obendrein nur schwer und unter hohen Kosten rückgängig zu machen, geschweige denn „auszugleichen“: Ein jahrhundertealtes Torfmoor lässt sich nicht umsiedeln, sondern geht ersatzlos verloren.
Die größten unversiegelten Flächen finden sich heute in Hamburg noch südlich und östlich der Elbe – und das weckt Begehrlichkeiten bei Industrie und Bauwirtschaft. Denn es erscheint allemal einfacher, eine weitere Naturfläche plattzumachen, als sich mit aufwändigem Flächenrecycling zu beschäftigen – auch wenn dies nicht nur in ökologischer Hinsicht der bessere Weg wäre.
Wir wollen zwei besonders drastische Beispiele für Flächenfraß im Süderelberaum aufsuchen und rufen zur Fahrraddemo auf:
Wir treffen uns am Vollhöfner Wald, der weiterhin Eigentum der HPA und leider noch kein Naturschutzgebiet ist.
Auf dem Weg nach Neuland halten wir am Bostelbeker Moor und protestieren gegen die nicht mehr zeitgemäße Trockenlegung und Bebauung der Moores durch Daimler.
Am Ort der Abschlusskundgebung in Neuland finden wir eine von der Stadt Hamburg „entwickelte“ Industriefläche vor.
1. Bostelbeker Moor
Nahe dem Daimler-Werk an der A7 liegt ein 20 ha großes und zwei Meter mächtiges Niedermoor, das zahlreichen streng geschützten Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum gibt und eigentlich einen besonders hohen Schutzstatus genießt. Die Bezirksversammlung Harburg hat dennoch mit rot-grüner Mehrheit der Vernichtung des Moores für ein Daimler-Logistikzentrum zugestimmt.
Um nach dieser Entscheidung noch in den Spiegel schauen zu können, betreibt man ein wenig Greenwashing: Das Werk soll „klimaneutral“ erweitert werden und bekommt eine Photovoltaikanlage sowie ein grünes Dach. Ob darauf die vertriebenen Pflanzen und Tiere angesiedelt werden sollen, ist nicht bekannt …
Zeigen wir vor Ort lautstark, was wir von diesen Plänen halten!
2. Neuland 23
Auch in Neuland gab es bis vor Kurzem noch ein unberührtes Moorgebiet, heute liegt dort eine riesige Sandwüste, auf der sich seit Längerem nichts mehr bewegt hat. Nachdem die Stadt eine acht Meter mächtige Torfschicht abgetragen und zahlreiche bedrohte Tier- und Pflanzenarten für einen Gewerbe„park“ vernichtet hat, ist leider der Investor abgesprungen – ohne dass irgendwer dafür zur Verantwortung gezogen werden kann.
Neuland 23 soll eines von 19 „Klima-Modell-Quartieren“ werden – so werden neuerdings geplante Flächenfraß-Projekte genannt, die ein wenig grün aufgehübscht sind. Angesichts der enormen Bedeutung gerade von Mooren als Kohlenstoffsenken, aber auch als vielfältigen Lebensräumen, ist das zynisch und empörend.
Schluss mit dem Flächenfraß in Hamburg und anderswo!
Für den unbedingten Erhalt noch bestehender Naturflächen!