Ich hab das Thema hier zufällig gefunden und muss auch mal ein bißchen was dazu sagen. Erst einmal natürlich: Yeti und alle Anderen, vielen Dank für die Bemühungen, die Radverkehrsinfrastruktur in Stade zu verbessern! Ich freue mich ehrlich, dass jemand sich dann auch noch ehrenamtlich bemüht.
Zur Einordnung, was meine Erfahrung im Radverkehr angeht: Ich wohne seit ein paar Jahren in Stade. Vorher habe ich 15+ Jahre in Kiel gewohnt. Ich habe nie ein Auto besessen und pendele täglich mit dem Fahrrad, bei Fahrstrecken von 5-10 km je Stück.
In Kiel ist zwar auch nicht alles super, aber dass die Radinfrastruktur in Kiel deutlich besser ausgebaut ist, brauche ich hier, glaube ich, nicht zu diskutieren. Dort habe ich mich auf der Straße auch recht wohl gefühlt. Ich finde aber persönlich, dass es in Stade, stand heute, falsch und gefährlich ist, den Radverkehr auf die Straße zu bringen. Das hat zwei Gründe: Du (Yeti) hast häufig genug richtig argumentiert, dass Radfahrende auf die Fahrbahn gehören. Der Meinung bin ich eigentlich auch. Das Problem ist aber zweierlei: Erstens fährt hier kaum jemand auf der Straße Fahrrad, was dazu führt, dass die Autofahrenden das auch nicht gewohnt sind. Zweitens sind "die Autofahrenden", soweit man sie denn alle in einen Topf werfen kann, hier sehr rücksichtslos. Das kann man schon erleben, wenn man mit einem Auto auf den Straßen der Umgebung fährt und sich einigermaßen an die Geschwindigkeitsbegrenzungen hält, aber das ist ein anderes Thema.
Da mich die Änderungen dort persönlich betroffen haben, mal die Salztorcontrescarpe als Beispiel: Dort ist jetzt der Gehweg jetzt StVO-konform nicht mehr auch als benutzungspflichter Radweg ausgezeichnet. Gleichzeitig gilt dort aber noch Tempo 50, soweit ich das beurteilen kann, jedenfalls ist aus der Altländer Straße heraus nichts zu erkennen, das auf Tempo 30 hindeutet, auch wenn das immer mal im Thread erwähnt wurde. Dort wird aber eher deutlich mehr als 50 gefahren, ist ja eine schicke kleine Verbindungsstraße auf der man schnell an der Wallstraße vorbeikommt. Und Radfahrende werden dort mit deutlich unter den vorgeschriebenen 1,50 m Mindestabstand überholt, selbst wenn vom Autofahrenden dazu eine durchgezogene Mittellinie überfahren werden muß und nicht zu sehen ist, ob in der Kurve Gegenverkehr kommt. Ich bin mehr als einmal dort geschnitten worden, weil Autofahrende einscheren mußten, um nicht mit dem Gegenverkehr zusammenzustoßen. Dort ist es zwar jetzt StVO-konform, wird aber meiner Einschätzung nach noch zu Unfällen führen. Nebenbei ignoriert ungefähr die Hälfte der Radfahrenden dort die StVO und fährt weiter auf dem Gehweg. Persönlich meide ich die Straße inzwischen komplett und fahre lieber den kleinen Weg auf dem anderen Schwingeufer.
Kurz gesagt: So richtig das Ziel eigentlich ist, Fahrradfahrende als gleichberechtigten Verkehr auf die Fahrbahn zu bekommen, so wenig bin ich mir sicher, dass ein pauschales Aufheben solcher vorhandenen "Radwege", so wenig sie eventuell auch den Vorschriften entsprechen, zielführend ist. Ich weiß auch nicht, was wirklich hilft, denke aber, dass das Grundproblem ist, dass in Stade nicht nur in der Verwaltung, sondern auch in den Köpfen der Autofahrenden der einzige echte Verkehr aus Blech besteht.