Brauchen wir eine Fahrrad-Gerwerkschaft?
Ja.
Wer wäre dabei?
Ich ebenfalls.
Nachdem ich das Thema mit hierher entführt habe und die Resonanz doch hinter meinen Erwartungen zurückbleibt, ein paar Gedanken von mir.
1. @Gerharts Unschuldsvermutung teile ich nicht. Wir haben es mit veränderungswiderständigen Verwaltungen zu tun, die von ideologisch betonierten Ewiggestrigen darin bestärkt werden. Sichtbar wird das beispielsweise daran, daß auch neu angelegte Radverkehrsanlagen seltenst die ERA-Regelvorgaben erreichen, schon gar nicht überschreiten, wirklich niemals aber dann, wenn es mal tatsächlich darauf ankäme, also Einschränkungen für den MIV bedeutete.
Und ganz gleich, welche politische Ausrichtung man präferiert, alle relavanten politischen Strömungen (ausgenommen das offen menschenverachtende Nazigeschmeiß sowie die Korrupteste Partei Deutschlands KPD FDP) verraten bei diesem Thema jeweils ihren Wertekanon, seien es die Konservativen (Schutz der Familie, insbesondere Kinder, durch mehr körperliche Bewegung, weniger Autolärm und -abgase sowie damit einhergehend Bewahrung der Schöpfung), Sozialdemokratie (sozialer Ausgleich und soziale Gerechtigkeit durch Stärkung der Mobilität für wirklich alle, also auch Unmotorisierte), Grüne (noch Fragen, Herr Kretschmann, Herr Kuhn?). Die Linke schlief in Berlin, als sie die Gelegenheit hatte. Am Ende also immer derselbe Aufguß, auch wenn das Etikett des Teebeutels wechseln mag.
Ich teile nicht die Begeisterung, die manche für Radverkehrsanlagen (RVA) aufbringen, auch nicht für die niederländischen innerorts. Andererseits sehe ich doch ein, daß sie hilfreich dabei sein *können*, die Zahl der Radfahrer schneller als bisher zu steigern. Aber wenn schon RVA, dann
- immer ohne Benutzungspflicht,
- innerorts immer als Teil der Fahrbahn (also Radstreifen statt Hochbord - Fußwege den Fußgängern!),
- immer *mindestens* heutiges Regelmaß nach ERA.
Ohne eine Vertretung politisch aufmerksamer Alltagsradler, die das deutlich einfordert, werden die Strizzis, Dorigonis und Röhls wieder und weiter als bisher schon die Richtung vorgeben. Ein Blick an die nächstbeste Straßenkreuzung Deutschlands mit irgendeiner RVA bringt offen zutage, wohin uns das geführt hat. Und der ADFC ist unfähig oder unwillig und warum auch immer - es spielt letztlich keine Rolle - einer Hure gleich mit ins Bett der Blechkaravanenprediger von dunnemals gestiegen.