Beiträge von Pankowitz

    Hallo,

    hat jemand Erfahrungen oder eine Meinung zu Privat Carsharing wie z.B. Drivy?

    Meine ganz persönliche Fragestellung ist: Mein Auto steht oft wochenlang herum (privater Stellplatz), das ist nicht gut fürs Auto und meinen Geldbeutel. Kann z.B. drivy Abhilfe schaffen?

    Ich möchte mit anderen über Lösungen diskutieren die alle mit einschließen und nicht nur die bösen Autos verteufeln

    Verkehr wird in Deutschland doch derzeit nur übers Auto gedacht. Egal was egal wo: man MUSS mit dem Auto dahin und auch wieder weg kommen. Und natürlich (kostenfrei) parken können. Erstmal Auto, dann vielleicht ÖPNV und ganz am Rande Radverkehr und vielleicht auch noch Fußverkehr: so wird doch nach wie vor planerisch gedacht.

    Mal ganz abgesehen von der Umwelt: das ist gesellschaftlich und stadtplanerisch kompletter Irrsinn. Der Stau frustriert die Menschen, die Städte werden zu Lärmhöllen und Blechwüsten, keiner hält sich gerne im Freien auf, wenn die Blechlawine vorbeidonnert.

    Auch ich diskutiere gerne über Lösungen. Aber diese Priosierung des Autoverkehrs MUSS aufhören. Dazu ist es notwendig, dem Autoverkehr Flächen wegzunehmen und auch, den Autoverkehr teurer zu machen. Solange z.B. Bahnfahrten preislich nicht mit dem Auto konkurrieren können, darf man sich über den vielen Verkehr nicht wundern. Citymaut für Innenstädte ist mE auch ein probates Mittel.

    Ich zitiere gern die Originalmail des Bezirksverordneten:

    Hallo,

    irgendwie fehlt der Ordner "Berlin", deshalb mache ich mal das Thema hier auf...(in der Hoffnung, nicht zu weit vorzupreschen).

    In den letzten Tagen habe ich viel über die Entscheidungsfindung auf den politischen Ebenen in Berlin dazugelernt, und das möchte ich gerne teilen.

    Zur Ausgangssituation:

    Mein Arbeitsweg führt mich über viele Nebenstraßen im schönen Berlin-Pankow. Im Wohngebiet rund um den Majakowskiring wird es morgens und abends gerne chaotisch, weil viel Schleichverkehr die zugestauten Hauptstraßen umfährt. Neben einer Unzahl von Falschparkern und Horden von Radfahrern hat man es insbesondere auf der Ossietzkystraße ständig mit wirklich aggressiven Autofahrern zu tun, die hupen, eng überholen usw. (das ganze Programm). Wenig lustig ist auch der Majakowskiring selbst: der ist eine Einbahnstraße, aber für Radfahrer freigegeben. Das missachten oder ignorieren aber viele Autofahrer, genauso wie RvL und T30.

    In diesem Jahr wurde ich schon zwei mal Zeuge, wie Radfahrer einfach umgenietet wurden. Auch eine Kollision zwischen Autos durfte ich schon beobachten.

    Ich fühle mich da also nicht wirklich sicher. Ganz ähnlich geht es den Anwohnern. Mit einigen pflege ich inzwischen Kontakt.

    Über verschiedene Aktivitäten (nicht nur "unsere") hat es die Situation auf die Tagesordnung der BVV geschafft. Die Formulierungen finde ich für einen Beschlussvorschlag schon recht würzig.

    "Unseren" BVVlern kann man nicht nachsagen, sie seien nicht interessiert. Der Antrag kommt von der Fraktion der CDU.

    Die Fraktion der Grünen schreibt:

    "Sehr geehrte xxx,

    Am Mittwoch haben Anwohnerinnen einen Antrag in die BVV eingebracht, der sich mit dem Thema befasst:

    http://www.berlin.de/ba-pankow/poli…00166367/67.pdf

    Es ist nicht der erste Antrag dieser Art, für den sich die Bezirkspolitik eingesetzt hat.

    Ich werde Ihre Mail an den Stadtrat für Stadtentwicklung weiterleiten und an unseren verkehrspolitischen Sprecher. Ich werde das Thema auch heute abend auf unserer Fraktionssitzung ansprechen. Danach melden wir uns mit Informationen, woran es bisher gescheitert ist und was man noch veruchen könnte.

    Soviel fürs erste.

    Beste Grüße,"

    und die Linksfraktion erklärt, warum es in Berlin nicht so läuft, wie es laufen könnte:

    "

    Sehr gehrte xxx,

    vielen Dank für Ihre Zuschrift. Die Nachricht, die Sie übermittel, schreckt mich, ärgert mich aber aber auch ebenso, wie Sie. Die BVV hat sich bereits in der letzten Wahlperiode zweimal mit der Verkehrssituation in Ihrem Wohngebiet beschäftigt. In der vergangenen Wochen haben wir nun auf Antrag von Bügerinnen und Bürgern aus Ihrem Wohngebiet einen dritten Anlauf in dieser Sache begonnen.

    Die "Berliner Zuständigkeiten" sind üblicher Weise so geregelt, daß viele sich unzuständig "fühlen" können -- die Polizei, der die Überwachung des sog. "Fließenden Verkehrs" (alles, was sich tatsächlich auf den Straßen bewegt) wäre es eigentlich auf jeden Fall.

    Für Veränderungen der bestehenden Situation kann in diesem Fall aber nur die Untere Straßenverkehrsbehörde Pankow sorgen, die keiner politischen Einfußnahme (aus dem Bezirk oder dem Land) unterliegt, weil sie einzig (wie alle Straßenverkehrsbehörden) Bundesrecht unterliegt. Die Straßenverkehrsbehörden haben aber ihre eigene Interpretation dieses Rechtes zugunsten der Autofahrer, in der sie durch die Rechtsprechung der zuständigen Gerichte unterstützt werden.

    Die Verkehrspolitiker der BVV werden sich also nun wieder mit der Behörde auseinandersetzen. Mit Verweis auf das Vorgesagte werden wir aber mit schnellen Lösungen nicht dienen können. Ich denke, bis Ende des Jahres wird das hinziehen; Erfolg ist ungewiß.

    Ich bedauere, Ihnen keine positivere Mitteilung machen zu können und verbleibe

    Mit freundlichen Grüßen"

    So ist das also. Die Exekutive führt nicht nur aus, sondern gestaltet auch. Naja. Ich weiß noch nicht, wie ich das finden soll.

    Hallo,

    ich fahre Gates und bin zufrieden. Kein Dreck, hält und ist schön leise.

    Aber: heute würde ich die teurere Nabenschaltung wählen, die Alfine 11 kracht mir zu oft. Und ich finde, dass die (eigentlich ungeliebten) Pannenschutzreifen auf Rad gehören, weil der Ausbau des Laufrades doch aufwändiger ist als bei einer Kettenschaltung.

    Nun möchte ich das doch kommentieren.

    Die "jungle world" kann man als Portal sehen, das weit links steht.

    Das Thema wir dort durchaus kontrovers diskutiert, siehe ganz aktuell: Durchfahrt verboten

    Was ich aber am erstverlinkten Artikel ganz bemerkenswert fand, ist die traditionelle linke oder sozialistische Kritik am Umweltengagement. Der Artikel ist ja nicht zuletzt überschrieben mit "antimoderner Kampf gegen die Industria­lisierung". Diese Sprache kennt man doch allzu gut aus der DDR.

    Aus dem linken Lager hört man ja auch regelmäßig Kritik, wenn es darum geht, das Autofahren in irgendeiner Form teurer zu machen: Dies sei "unsozial", weil es die Geringverdiener am meisten treffe.

    Umweltpolitik kann aber keine Sozialpolitik sein. Für manche im linken Lager geht das "Soziale" aber immer vor die Umwelt. Aus meiner Sicht ist das völlig falsch. Verkehrspolitik und Umweltpolitik muss auch "unsozial" sein dürfen, sonst kommt man gar nicht weiter. Wenn etwas eingeschränkt wird, ist immer irgendjemand benachteiligt.

    Den Vogel schießt der Autor aber mit der These ab, die Grünen würden mit ihrer Politik der AfD Wähller zutreiben. Das ist so absurd wie perfide. Allein die Sprache:

    "Schon bei der Bundes­tagswahl wählte mehr als jeder fünfte Arbeiter die AfD. Die Rechten haben dieses Potential erkannt. Die meisten Linken haben sich in den vergangenen Jahrzehnten kaum noch für die Interessen der Arbeiter starkgemacht und Industrie vor allem als Umweltbelastung wahrgenommen."

    Tja, der Arbeiter: darum geht es dem Autor. Den gibt es zwar nicht mehr so häufig, aber für den Klassenkampf muss er immer noch herhalten.

    Und völlig irre wird es dann, wenn die wütenden Dieselfahrer die AfD über 20 Prozent heben. Das ist so an den Haaren herbeigezogen, man kann es eigentlich nur mit Grünenhass erklären.

    In der Umwelt- und Verkehrspolitik gilt: man muss endlich mal anfangen, das Richtige zu tun. die Mehrheit der Deutschen will doch gar nicht mehr Auto! Sie wollen keine Blechlawinen, sondern lebenswerte Städte. Sogar die Mehrheit der ADAC-Mitglieder (wenigstens in Berlin) möchte mehr Radverkehr. Die weitaus meisten Dieselfahrer sind auf die Autoindustrie wütend, nicht auf die Grünen.

    Die Leute (und also auch die Arbeiter) sind nicht dumm. Die meistens verstehen durchaus, was vor sich geht. Das gibt die Richtung vor.

    Und nicht diese orthodox-sozialistische Klassenkampf-Propaganda.

    Schönes Thema!

    Auch der Hinweis auf die Kirchhoff-Idee trifft ins Schwarze. Politiker trauen sich viel zu selten, Widersprüchliches zu thematisieren und dem Konkurrenten gute Ideen zuzugestehen.

    Es gibt ja auch ganz handfeste programmatische Konflikte. Kann man Ökologie mit Marktwirtschaft, Liberalität und Sozialismus zusammenbringen? So ganz grundsätzlich?

    Vor allem funktioniert die Formulierung "Ich will keine Diskussion, behaupte aber mal xy" in Foren grundsätzlich nicht

    Touche. Und ich dachte, ich komme damit durch....


    Es beschäftigen sich Heerscharen von schlauen Leuten mit dem Thema. Da werden doch wohl genügend dabei sein, die sich ernsthaft mit den Antithesen beschäftigen.

    Eine wohlwollende Mutmaßung, aber eben immer noch eine Mutmaßung. Fragen zur Systematik werden leicht als Skepsis am Inhalt interpretiert. Und der Skeptiker bekommt keine Fördergelder, zumindestens in Deutschland (jaja ich weiß: das ist eine platte Verallgemeinerung).


    Es gibt sogar sehr finanzstarke Länder und Unternehmen, die ein großes Interesse daran haben, den Klimawandel zu widerlegen und sicherlich gerne entsprechende Forschung finanzieren.

    Auch eine Mutmaßung. Man stelle sich vor: RWE finanziert Klimaforschung. Würde jemand die Ergebnisse ernsthaft diskutieren?

    Und trotzdem ist seit vielleicht 10-20 Jahren die herrschende Meinung die allgemein bekannte: Der Klimawandel existiert und er ist menschengemacht.

    Das lässt für mich nur den Schluss zu, dass die herrschende Meinung mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit richtig ist.

    Die herrschende Meinung mag strukturell stimmen, kann aber wissenschaftlich falsch sein. Herrschende Meinung war mal, dass die Erde eine Scheibe ist, dass das Atom unteilbar ist und dass die Gravitation der klassischen Physik zuzurechnen ist. Alles falsch. Aber natürlich hat es die Welt bis zum nächsten experimentellen Befund hinreichend erklärt.

    Das Argument "Klima" steht für mich auf wackeligen Füßen, unabhängig davon, ob es tatsächlich stimmt oder nicht. Ich diskutiere gerne mit starken Argumenten und meide schwache Argumente.

    Ähem. Eigentlich wollte ich ja keine Wissenschaftsdikussion... Aber "eigentlich" ist eigentlich das dümmste Wort der deutschen Sprache.

    Bei der Klimadebatte würde mir wünschen, dass die Wissenschaftler in diesem Gebiet endlich mal klarstellen würden, ob sie ihre Arbeit dem wissenschaftlichem Realismus oder doch eher dem strukturellen Realismus zuordnen würden.

    Die Sache mit der Logik ist eben nicht so einfach und das Gedankenpaar "Ursache-Wirkung" taugt nicht als Beschreibung komplexer Zusammenhänge (das Klima ist ohne Zweifel komplex).

    Zudem konkurrieren hier Rezeption und Zeitempfinden mit Abstraktion. Schönes Beispiel:

    "Boah, ist das kalt."

    "Aber schau doch mal: die Grafik"

    Abstraktes Langzeitphänomen trifft auf unmittelbaren Sinnesreiz. Das geht nicht zusammen bzw. unsere entwicklungsgeschichtliche Prägung gibt uns hier vor, welchem Impuls man folgt.

    Die Klima-Community leistet sich zudem (unverständlicherweise!) einige grobe systematische Fehler, nämlich fehlende Falsifizierung.

    Ich schmeiße mal ein paar Thesen in den Raum (Thesen, nicht Positionen!):

    "Der Klimawandel findet auch ohne den Menschen statt"

    "Die als Klimaziele definierte CO2-Minderung kann dem Klimawandel nicht entgegenwirken. Es ist folglich egal, ob wir CO2 Emission mindern oder nicht"

    "Erhöhte CO2-Emission kann helfen, den aktuellen Klimawandel zu verzögern oder sogar abzumildern"

    "Es gibt keinen linearen Zusammenhang zwischen CO2-Gehalt und mittlerer Temperatur. Mal geht die Temperatur nach oben, mal geht die Temperatur nach unten"

    Für meinen Geschmack geht man diesen oder anderen Antithesen zuwenig nach. Das ist der Grund dafür, dass die Klimadiskussion bei mir immer intellektuellen Juckreiz auslöst. Ich kann halt nicht aus meiner Wissenschaftler-Haut.

    Und nochmal zu Sicherheit, damit mich keiner falsch versteht: Ich halte es für hochriskanten Irrwitz, massenhaft fossilen Kohlenstoff aus der Erde zu holen und zu verbrennen. Wir wissen wenig bis gar nichts über die Auswirkungen auf Gleichgewichte und machen uns wenig bis keine Gedanken über die Auswirkung z.B. auf biologische Systeme. Wir spielen hier leichtfertig mit unseren elementaren Lebensgrundlagen. Und als Antwort kommen Argumente wie "aber die Arbeitsplätze" oder "wie soll ich denn sonst die Kinder zur Kita bringen" oder "ohne Braunkohle geht der Landstrich den Bach runter" oder "aber die Chinesen..." oder "individuelle Mobilität darf nicht leiden". Da wird der Juckreiz zum Brechreiz.

    "Ich finde auch die Aussage so nervig, dass sich das Klima schon immer gewandelt habe. Ja, das Klima hat sich schon immer gewandelt, aber meistens in Zeiträumen von mehreren Jahrhunderten oder mehreren Jahrtausenden."

    Naja, das Argument ist mE mit Vorsicht anzubringen. Die letzte Eiszeit hat sich innerhalb von 40 Jahren verabschiedet, ohne dass ein Großereignis zu verorten wäre (Stichwort: Präboreal).

    Ohne in eine wissenschaftliche Diskussion einsteigen zu wollen: Nordamerika erlebt eine Kältewelle, in Ostasien gab es vor etwa 10 Jahren ausgedehnte Kältephasen. Das Argument "Erderwärmung" erreicht viele Menschen nicht, weil sie es unmittelbar anders erleben.

    Nicht, dass wir uns falsch verstehen: es gibt viele sehr gute Gründe für Dekarbonisierung und Verkehrsvermeidung! Stadtplanerisch, gesundheitsökonomisch, politisch im Hinblick auf repressive Regimes in Ölförderstaaten, makroökonomisch und noch viel mehr.

    Aber dem Klimaargument wird nunmal gerne mit dem aktuellen Blick aufs Thermometer und dem Hinweis auf den letzten Sommer begegnet.

    Naja.

    Die Straße ist jetzt eine Sackgasse, man kommt von der Borkumstraße nicht auf die Neumannstraße oder umgekehrt. Da gibt es also keinen Durchgangsverkehr.

    Und sonst: ich finde es eigentlich richtig, dass dem Bezirksamt nochmal per Gericht mitgeteilt wurde, dass es für eine gewollte Massnahme (Straßensperrung) ein Verfahren der Wahl (Entwidmung) gibt.

    Das BA hätte eben mal dicke Bretter bohren müssen anstatt quick&dirty eine Anordnung zu treffen.

    Naja, in der Selbstdarstellung nimmt der Radverkehr viel Raum ein.

    Welche Erfahrungen mich interessieren würden: Meinen die es ernst, was sie schreiben (die Frage meine ich durchaus wohlwollend)? Ist da eine poltische Partei überrepräsentiert? Laufen da viele Spinner rum? Oder Leute, die hauptsächlich ihr ökologisches Gewissen beruhigen wollen (aber mit dem SUV zum Stammtisch fahren)?

    Naja, ich werde das wohl nur durch Selbstversuch herausfinden...