Beiträge von Vorstadt Strizzi

    achjetzt, ja... jetzt versteh ich. Auf einmal reicht die geforderte RWBP nicht aus, ...


    Ich verstehe dein Erstaunen.
    Doch: Das dir ein Licht aufgeht, bedeutet nicht dass es vorher überall dunkel war. ;)

    Die RWBP reichte schon immer nicht aus. Das haben notwendige - im Gegensatz zu hinreichenden- Bedingungen nun einmal an sich.

    Und noch zum Thema Argumentationen/Ansichten aus dem letzten Jahrhundert: Vielleicht solltest Du Dir mal darüber klar werden, wer in Deutschland wann warum die allgemeine Benutzungspflicht eingeführt hat. Das waren nämlich die Nazis zu den Olympischen Sommerspielen in Berlin 1936.


    Darauf wollte ich noch antworten.

    Erstmal, Tusch, über 1/2 Jahr haben wir Goodwin's Law standgehalten. Das können nicht viele Diskussionen bzw viele Foren von sich behaupten. Das spricht für die Qualität unserer Diskussion.
    Von Millers Paradoxon (Während sich ein Netzwerk entwickelt, konvergiert die Zahl von Nazivergleichen, denen nicht durch Zitat von Godwins Gesetz zuvorzukommen war, gegen Null.) sehe ich einmal ab.

    Zu RWBP=Nazipolitik:

    In keiner Diskussion um Radinfrastruktur darf das “NS-Vermächtnis” - Argument fehlen, wonach getrennte Radinfrastruktur die Ausgeburt, wenn nicht der Hölle, so doch kranker Nazi-Hirne ist und es selbstverständliche antifaschistische Pflicht (Vorwärts und nicht Vergessen …) eines jeden aufgeklärten deutschen Radlers ist, gegen derartige Umtriebe zu Felde zu ziehen.

    Nach diesem “Argument” haben, seit ca den 80ern, in NL und DK, neuerdings selbst im solange unbesiegten London, die Nazis zumindest in der Verkehrspolitik die Herrschaft an sich gerissen. Und, ohgottogott, das Schlimme ist, die Leute da merken das gar nicht.

    Aber: ♪ ♫Tarantammtamm-tarantammtamm ♪ ♫ (Tonspur: Radetzky-Marsch) - zum Glück halten Deutschlands Radler tapfer dagegen. Allerhöchste Zeit jedoch, dass mal ein paar von uns Deutschen, deren antifaschistische Kompetenz bekanntlich weltberühmt ist, denen mal erzählen, was Sache ist und wem sie mit ihren Superradwegen auf den Leim gehen.

    Aber wenn die dann sagen:
    Wir lassen uns, unsere Städte und unsere Atmosphäre (Klima) nicht weiter von BigCar töten, verwüsten und vergasen. Schließlich verdienen wir da, im Gegensatz zu euch, noch nicht einmal dran. Sucht euch eure Dummen woanders.

    Okay, dann weiß ich auch nicht …

    Nicht überall, und ohne Frage sind viele niederländische Radwege super, aber gute niederländische Radwege mit einer Radwegbenutzungspflicht zu verknüpfen, ist nicht vertretbar.


    Versteh ich nicht. Die guten niederländischen Radwege sind mit RWBP verknüpft.

    Je mehr Radfahrer auf der Fahrbahn fahren, desto größer wird das Interesse der Auto-Lobby an guter eigener Infrastruktur für Radfahrer.


    Du verwechselst Autolobby und Autofahrer.

    achsooooo, zugewucherte 60cm-Radwege im Nicht-Sichtbereich der Fahrbahn mit schrecklichem Pflaster gibts erst seit 1998.

    "Nur dort ... " heißt nicht "Überall dort..."

    Es ist der Unterschied zwischen notwendiger Bedingung (ohne sie geht's zwar nicht, aber sie allein reicht nicht aus, auch conditio sine qua non) und hinreichender Bedingung (wenn sie erfüllt , dann immer).
    Logik für Anfänger.

    Bedeutet: Ohne RWBP gibt's keine Radinfrastruktur. Aber: Eine RWBP reicht nicht hin. Der politische Wille muss hinzukommen.

    Aber erstmal druff - und dann nachdenken ?( , wenn überhaupt ;( , das macht sicher auch Spaß. :thumbup:

    Das ist genau sone beknackte Idee wie Schulpflicht abschaffen, weil die Beamtenlehrer und Schulen so schlecht sind.

    Ich gebe zu, der Vergleich von Schule und Radweg erscheint unorthodox und mag besonders in der, mir zuzurechnenden, Kürze der Darstellung unverständlich sein. Gut, dass du immerhin etwas zu lachen hattest.
    Mir kam es darauf an zu zeigen, dass hinter einer, schon vom Begriff her heute oft negativ konnotierten Pflicht zu etwas sich oft auch ein Recht auf etwas versteckt. Pflicht zu und Recht auf werden oft als Gegensätze wahrgenommen, das Eine muss man, dass Andere will man.
    Allzu oft sind es lediglich die zwei Seiten ein und derselben Medaille.

    Deshalb der Vergleich Schul(benutzungs)pflicht und RWBP.

    Das das Recht auf Infrastruktur bedeutet, sich mit den jämmerlichen real existierenden Radwegen zufrieden zu geben, bzw diese Ruinen sogar gut zu finden und zu propagieren ist völliger Quatsch.

    Aber:
    Nur dort, wo es eine Benutzungspflicht gibt, gibt es eine annähernd ausreichende Radinfrastruktur, die so gut ist, dass sie viele zum Radeln bringt.

    So wie es nur dort, wo es eine Schulpflicht gibt, annähernd ausreichende Schulplätze gibt.

    Die Schulpflicht bedeutet selbstverständlich nicht:

    Recht auf schlecht motivierte Beamtenlehrer, Recht auf zu kleine Räume, Recht auf stinkende Klos, Recht auf zu hohe Klassenfrequenzen, Recht auf Gewalt auf dem Schulhof, Recht auf Mobbing, etc.

    All diese Probleme tauchen auf mit der Schulpflicht, richtig. Und es gäbe sie ohne Schulpflicht erst garnicht, auch das ist richtig.
    Nur: Was ist von einer Argumentation zu halten, die sagt: Kinder und Eltern sind ohne Schulpflicht (also ohne stinkende Klos, ohne zu kleine Räume, ohne Gewalt auf dem Schulhof) besser dran?
    Sollte man diese Probleme nicht besser innerhalb der Schulpflicht lösen?
    Denn die Schulpflicht begründet das Recht auf Schule.
    So wie die RWBP das Recht auf Radverkehrsinfrastruktur begründet.

    Was ist denn der ordentliche, verständige Mensch?

    Gibt es diesen ordentlichen, verständigen Menschen überhaupt? Ist ordentlich und verständig das, was die Mehrheit tut oder bemisst sich das an objektiven Kriterien?


    Der Avatar ist ein Kunstprodukt. Als Mensch gibt es ihn nicht. Deshalb sprach ich vom Avatar eines ... Menschen.
    Eindeutige "objektive" Kriterien für ein "ordentliches und verständiges" Verhalten gibt es nicht. Kann es auch nicht geben, da "ordentlich und "verständig" auch ethisch-moralisch aufgeladen sind und damit kulturellen Veränderungen unterliegen.Das Verhalten der Mehrheit spielt hierfür zwar eine Rolle, kann aber nicht ausschlaggebendes oder gar einziges Kriterium sein. Es handelt sich eher um ein dem Kantschen Imperativ verwandtes Problem. Richter müssen oft festlegen, was gerade "billig" (aus "recht und billig", nicht das Gegenteil von teuer :) ) ist.

    Waren zum Zeitpunkt des Unfalls (Helmtragequote 11%) etwa 89% der Radfahrer nicht ordentlich und verständig?

    Das fand das OLG Schleswig. Der BGH war anderer Meinung.

    Das funktioniert ja größtenteils auch, wie man daran erkennt, dass die Geschwindigkeit im Straßenverkehr eben nicht dem (ordentlichen und verständigen) Autofahrer selbst überlassen wird, sondern eine Überschreitung der vorgegebenen Höchstgeschwindigkeit mindestens mit einer Ordnungswidrigkeit geahndet wird.


    Da bin ich anderer Meinung.

    Zuerst zwei kleine Definitionen.
    Ich unterscheide zwischen
    a) virtuellen Geschwindigkeitsüberschreitungen. Kennzeichen: Konjunktiv (=Möglichkeitsform). Bsp.: Wenn man 80 in ner 30er Zone fahren würde, beginge man eine Owig und würde Punkte kriegen. Man würde hart bestraft werden.
    und
    b) reale Geschwindigkeitsüberschreitungen. Kennzeichen: Indikativ (=Wirklichkeitsform, Normalform). Bsp.: Man fährt 80 in ner 30er Zone und alles spritzt vor Schreck oder Angst zur Seite. Man lacht sich schlapp.

    Ich glaube, dass tatsächliche , also nicht virtuelle (die gefährden mich nicht), sondern reale (die gefährden mich) Geschwindigkeitsüberschreitungen nicht mindestens als Ordnungswidrigkeit geahndet werden, sondern in den allermeisten Fällen überhaupt nicht.
    Ich schätze, dass nur ca n paar 100 000stel, also 0,0 und n paar kaputte Promille dieser Fälle geahndet werden.
    Bedenkt man, dass Raserei Unfallursache Nr 1 ist, kann ich nicht von "ordentlich und verständig" reden.

    Moment mal; "Recht durch Verkehrsbewusstsein"? Was soll das denn heißen:
    ..ein ordentlicher und verständiger Mensch fährt zur Vermeidung eigenen Schadens


    Im Prinzip finde ich die Bezugnahme auf den "Avatar" eines "ordentlichen und verständigen Menschen" nicht schlecht. Ist nichts anderes als §1 StVO.
    Ich finde es auch nicht verkehrt, wenn Versicherungen nicht für jedes "unordentliche und unverständige" Verhalten bezahlen wollen. Schließlich wollen sie verdienen und günstige Tarife anbieten.
    Deshalb könnte dieses Urteil durchaus wegweisend für die Verkehrsrechtsprechung sein.
    Z.B. guckt sich jeder ordentliche und verständige Mensch beim Abbiegen nach anderen Verkehrsteilnehmern um.
    Wir können also erwarten, dass die Versicherungen bei diesen Unfällen genauestens den Hergang evaluieren und ggf den Verursacher am Schaden beteiligen, d.h. ihn in Regress nehmen.
    Auch dürften "ordentliche und verständige" LKW Führer kaum noch damit durchkommen, nicht mit einem Toten Winkel gerechnet zu haben, sondern von dessen Existenz überrascht zu sein.
    Ebenso bei Rasern. Jeder ordentliche und verständige Verkehrsteilnehmer weiß, dass Raserei (vulgo: unangepasste Geschwindigkeit) Unfallursache Nr 1 ist.
    Die Versicherungen werden deshalb aufgrund dieses BGH Urteils nicht umhin können, von den unordentlichen und unverständigen Rasern einen Gutteil des verursachten Schadens zurückzufordern.

    Dieses Urteil, nur einigermaßen konsequent auf alle Verkehrsteilnehmer angewandt ("Vor dem Gesetz sind alle gleich."), könnte ein Meilenstein der Verkehrsrechtsprechung und der Verkehrssicherheit in Deutschland werden.

    ch bin auch für massive Investitionen in die Radwege. Und zwar in der Form, dass endlich die ganzen Hochbord-Radwege plattgemacht und durch Schutz-/Radfahrstreifen ersetzt werden. Dies am besten kombiniert mit zusätzlichen Linksabbiegestreifen für Radfahrer (sofern auf der Zielstraße ebenfalls ein Radfahrstreifen existiert).

    Auch Radschnellwege wären eine gute Sache, in die man investieren sollte.


    Ja. Ich kann das ja verstehen. Und übrigens: Ich radel auch viel auf der Fahrbahn. Täglich z.B. Friedensallee, Bahrenfelder Kirchenweg. Wenn ich dann von Lurup -> St.Pauli oder Eimbüttel fahre, manchmal auch Bahrenfelder Chaussee. Je nachdem, wie ich drauf bin. Da gibt's n freigegebenen Fußweg, ziemlich eng mit Querstraßen. Allerdings ist die Fahrbahn recht heftig. Man wird oft angehupt, gern eng überholt, auch vom Bus. Gut, wenn man grad Bock hat, den Mülleimer für die schlechte Laune/das schlechte Benehmen anderer zu machen, dann ist die Strecke o.k.

    Schutz-/Radfahrstreifen können vereinzelt eine Lösung sein. Ihr genereller Einsatz, wie er dem ADFC Hamburg (als Übergang zum Nirwana des Mischverkehrs) vorschwebt, ist dem Radverkehr abträglich.

    Radpolitik muss mehr sein als die Bedürfnisbefriedigung Einzelner.
    Eine der Gruppen, die am meisten auf's Rad angewiesen sind und in deren Alterskohorte Radfahren am meisten verbreitet ist, sind die unter 17jährigen. Für sie ist das Rad die individuelle Mobilität überhaupt.
    Kinder sind im Allgemeinen aber erst ab 15 jahren in der Lage, selbstverantwortlich am Strassenverkehr teilzunehmen. Wohin mit denen bei nur Schutz- und Radfahrstreifen?
    Nachhaltige Mobilität sollte eher bedeuten, die Kinder oder Schüler früher als bisher ans Rad heranzuführen. Jedenfalls nicht, ihnen den Schulweg auf dem Rad zu verunmöglichen.

    Und dann. Also Ich bin Ganzjahresradler. Ich weiß, dass Sport- und Hobbyradler, wie sie beim ADFC das Sagen haben, eher die warmen Jahreszeiten zum Radeln bevorzugen.
    Dann machen - für "mutige" Erwachsene - Schutzstreifen & Co natürlich Sinn. Sommer, gut Speed, alles Super.

    Im Winter allerdings, wenn dann die Streifen Schnee-, Schneematsch- oder Splittdeponie sind, muss man mittenmang die Kfz, die da gerade fröhlich Billard-Karambolage spielen. Wer soll da radfahren?
    Das ist doch Schönwetter(radler)politik hoch drei.

    Aber die Zusammenhänge, die Du mit der abgeschafften allgemeinen Radwegebenutzungspflicht herstellst, sind komplett an den Haaren herbei gezogen


    Hör auf! Das ist doch durch.
    Das ist genau sone beknackte Idee wie Schulpflicht abschaffen, weil die Beamtenlehrer und Schulen so schlecht sind.
    Die Abschaffung der RWBP bedeutet Abschaffung des Rechts auf eine Infrastruktur ohne MIV. Nicht mehr und nicht weniger.

    Nichts gegen eine Aufhebung der RWBP für Renn- Sportradler. Warum nicht, wenn's passt.
    Aber dafür kann man nicht alle radler als Geisel nehmen.

    Wenn ich mir eine generelle RWBP bei der heutigen Infrastruktur vorstelle, sehe ich nur mehr tote und schwer verletzte Radfahrer. Nicht aber einen schnelleren Ausbau der Infrastruktur.

    Und selbst wenn es so funktionieren würde, wie Du denkst, wäre der Erfolg mit viel Blut erkauft. Ich würde meinen, dass läge auch nicht in Deinem Interesse.

    Quatsch mit Soße. Radfahren ist NICHT gefährlich. Am sichersten ist Radfahren dort, wo Benutzungspflichten existieren: Münster, NL, DK. Lass doch mal die auf den Ekel- und auf einen dümmlichen Moralfaktor setzende "Blut"argumentation beiseite.

    In Amiland, Share the road und so, Fahrbahnzwang, 1% Radverkehrsanteil und enorm hoher Blutzoll der Radler.
    Die Länder mit RWBP wie NL, DK und vor kurzem auch D, rangieren am höchsten in der Radverkehrssicherheit.

    Zudem denke nicht nur ich so. Angebotsorientierung ist n alter Hut, nur beim ADFC Hamburg noch nicht angekommen.
    Auch beim Bundes-ADFC denkt man längst moderner und orientiert sich an Verkehrswissenschaft und den Wünschen der Radler. Im Gegensatz zum ADFC Hamburg, wo man dogmatisch und verknöchert die Rezepte des vergangenen Jhdts nachbetet und die Sportfraktion nicht bereit ist, die Bedürfnisse des allgemeinen Radverkehrs an die erste Stelle zu stellen.

    Mehr Radverkehr führt zu höherer Radverkehrssicherheit und zu höherer allgemeiner Verkehrssicherheit. Darum geht's.

    Du merkst echt gar nichts mehr.

    Sehe ich ebenso...


    Ich habe da doch gar nicht mit abgestimmt! Okay, ich geb's zu: Ich wollte. Aber irgendwie funzte das nicht, da hab ich's gelassen.
    Wieso also krieg ich jetzt die Schuld?

    Und wer merkt nichts mehr? Und wovon überhaupt?
    Wer merkt nichts mehr davon , wie die Leute Radfahren wollen?

    72%! Für Massive Investitionen in Radwege! Massive!

    Ein Paukenschlag. Und das nicht in der Taz-Nord, nein, im Hamburger Abendblatt. Im Leitmedium des gesetzten konservativen Bürgertums mittenmang aus Hamburgs breiter sozialen und politischen Mitte.

    Was für ein Potential! 72%!!
    Leider ohne jegliche politische Vertretung.
    Im Gegenteil: Verkehrsverbände und Parteien treten den Willen der Hamburger mit Füßen.

    Hamburg! Will! Radfahren!
    Hallo! Verkehrspolitik! Parteien ! Verbände! Hamburg will Radfahren!

    Die, reichlich verschrobene, Political Correctness des Radfahrens, wie sie der ADFC formuliert und wonach man nur PC ist, wenn man auf der Fahrbahn radelt und man außerdem nur PC ist, wenn man beim Radeln entweder ständig Autos bekämpft oder ständig von Autos bekämpft wird, am besten beides, diese Political Correctness ist den Hamburgern ein sehr nordisch-sachliches "Klei di an'n Mors" wert.
    Für Nicht-Hamburger: „Klei di an'n Mors“. Gerne auch : "Klei mi anne Fööt". "Hamburger Gruss" als Pendant des "Schwäbischen Grußes": („Leck mich am Arsch“)

    Aber immer PC muss ja auch nicht.
    Wäre es denn wirklich zuviel verlangt, wenn der ADFC Hamburg Fahrradpolitik nach dem Willen der sehr, sehr vielen Hamburger macht, die Radfahren wollen?
    Oder, falls das aus irgendwelchen Gründen nicht geht, wäre es dann zuviel verlangt, wenn sich der ADFC Hamburg mitsamt seiner eigentümlichen Political Correctness eine andere Stadt sucht?

    Heute im Hamburger Abendblatt

    Zitat

    Insgesamt nahmen rund 4500 Hamburger an der Befragung teil. Zugleich plädiert eine überraschend große Mehrheit von 71,9 Prozent der Hamburger für massive Investitionen in Hamburgs Radwegenetz...
    Abgesehen von den Fragen zur Elbvertiefung und zur City-Maut stimmten rund 4500 Hamburger ab, eine Zahl, die repräsentative Ergebnisse ermöglicht.

    In der Kantine der Verkehrsbehörde fand unbestätigten Gerüchten nach vielleicht folgendes Gespräch statt:

    Ein schönes Beispiel, wie unterschiedlich ein und dieselben Daten gelesen werden.

    Ich lese da 1980 ungefähr 700 Kilometer pro Einwohner und 2005 ungefähr 850.


    Hast du natürlich recht. S.o.
    Dennoch: Mehr als 20% Anstieg finde ich nicht gleichgeblieben.

    Die gedachte Gerade zwischen den Schnittpunkten der beiden Kurven kann man sich als Symmetrieachse vorstellen.
    Die dann sichtbare sehr eindrückliche Korrelation von immerhin in natura erhobenen Daten ist selten und weist auf eine sehr hohe Korrelation hin.

    Aber auch hier gilt wie im Straßenverkehr: Man sieht nicht - wie eine Kamera - das was ist.
    Das Gehirn filtert, gern nach Interesse:
    Was man nicht erwartet (oder nicht will, das es da ist) das sieht man nicht.
    Was man erwartet (oder will, das es da ist) , das sieht man auch.

    Wobei ich die Statistik nach 1980 auch nicht für sonderlich aussagekräftig halte. Während seitdem die Anzahl der getöteten Radfahrer um etwa 80% zurückgegangen ist, ist die Radnutzung etwa konstant geblieben. Da erkenne ich nicht mal eine Korrelation, geschweige denn lässt sich daraus eine Kausalität ableiten.


    Ein schönes Beispiel, wie unterschiedlich ein und dieselben Daten gelesen werden.
    Für dich ist die im Schaubild dargestellte Radnutzung seit 1980 etwa gleich geblieben. Ich lese eine Verdoppelung bis Verdreifachung zwischen 1980 und 2005 heraus.
    Übrigens lässt sich aus Statistiken NIE eine "Kausalität ableiten". Sondern NUR eine - im Ausmaß mathematisch durch einen Koeffizienten darstellbare - mehr oder minder wahrscheinliche Korrelation (Wechselbeziehung) von Merkmalen.
    Eine Korrelation hat im Gegensatz zur Kausalität keine Richtung. Sie muss nicht einmal direkt sein, sondern kann durch andere, vielleicht gar nicht erfasste Merkmale verursacht sein. Oder auch Zufall sein.
    Zwischen Korrelation und Kausalität steht die jeweils gültige (und d.h. in der Wissenschaft immer die - noch - nicht widerlegte) Theorie.
    In diesem Falle wird aus der Korrelation deshalb eine Kausalität, weil der Datenverlauf genau dem entspricht, den die derzeit unumstritten gültige Theorie "Safety in Numbers" vorhersagt.

    So, und warum ist dann das Unfallrisiko auf dem Radweg - wo ja jeder Autofahrer den Radler erwartet - so viel höher als auf der Straße? Musste mir mal erklären.


    Nein, da erwartet nicht jeder Autofahrer den Radler. Es gibt keinen Zauberstab.
    Mit zunehmenden Radverkehr erwarten Autofahrer zunehmend Radfahrer.

    Wie Radverkehr zunimmt, dazu Martin Randelhoff auf seinem preisgekrönten Blog Zukunft Mobolität in dem Artikel:
    Gute Radverkehrsplanung lässt den Radverkehr stark wachsen

    Zitat

    Ich rede mir sehr oft in Diskussionen über die Auswirkungen neu gebauter Verkehrsinfrastruktur den Mund fusselig.
    Es ist zum einen sehr schwer, ”normalen” Menschen den Komplex des induzierten Verkehrs zu erklären und zum anderen Verständnis für die Regel “erst das Angebot, dann die Nachfrage” zu wecken. Übersetzt für den Verkehrsbereich bedeutet dies, dass erst das Vorhandensein guter Infrastruktur die Nachfrage und somit die Nutzung nach sich zieht. Vor allem wenn man Verbesserungen für den Fuß- und Radverkehr fordert, beißt man allerdings oft auf Granit.

    Soweit der studierte Verkehrsexperte.

    Michael, laß uns die ollen Kamellen stecken lassen. Die alte VC-/Polizei- Propaganda aus dem letzten Jhdt, die schon immer einen, sagen wir starken Glauben erforderte, die ist doch wirklich von vorgerstern.
    Die Wahrheit ist auf'm Platz.
    Wie ich andernorts sagte, (ADFC-Hessen, Dr Fleischhauer) das sind Weisheiten und Konzepte von vor 20, 30 Jahren. Und auch damals schon so was von durchsichtig falsch und überholt, dass Radverkehrsexperten, also Leute, denen an der Organisierung von Radverkehr und nicht an der Durchsetzung von radsportlerischen Partikularinteressen gelegen war und ist, in die direkt andere Richtung gegangen sind.
    Dänemark. Niederlande.
    Seit Safety in Numbers ist die Idee Mischverkehr ad absurdum geführt. Überall mausetot.
    Nur in den Autoindustrie-Ländern Deutschland und USA nicht ...
    Wenn ich dir einen Tipp geben darf: Unfallrisiko für Radfahrer in Europa vergleichen, Staaten die auf getrennte Infrastruktur setzen vs Staaten mit Mischverkehr.
    Oder auch Deutschland: Siehe hier: Abbiegeunfälle Münster und andere Städte. Hier im Forum.
    Am besten allerdings: Thomas Krag.

    Da dreht sich der Untote Berliner Polizeipräsident nicht nur einmal im Grabe, der rotiert wie DMHH bei 50km/h. :)

    Nochmal langsam zum mitschreiben:

    Du bist also tatsächlich der Meinung, dass ein Radfahrer auf dem Hochbord (ggf. gerne auch hinter Bäumen, Büschen und geparkten Autos) genauso gut von motorisierten Verkehrsteilnehmern wahrgenommen wird, wie auf der Fahrbahn bzw. Radfahrstreifen?


    Die Wahrnehmung hängt nur zu einem, oft kleinen, Teil von der Sichtbarkeit ab. Deshalb suchen wir Menschen oft Gegenstände, die sogar offen herumliegen.
    Die visuelle Wahrnehmung hängt zu einem großen Teil von der Seherwartung ab.

    Bezug auf Radverkehr: Wird der Radler dort (Fahrbahn/Radweg/ irgendwo) erwartet, genauer:
    a) mit welcher Wahrscheinlichkeit und
    b) im Falle des Übersehens mit welchem Schaden für mich (Gefahrenpotential)

    wird ein Radler dort erwartet?

    Je höher a und b, desto mehr lohnt sich das suchende Gucken und desto mehr wird deshalb geguckt.

    @ Strizzi: Warum eine Präsentation, die sich mit den gegebenen rechtlichen Bedingungen beschäftigt 20 Jahre zurück sein kann, erschließt sich mir nicht ganz. Dort wird lediglich auf Studien verwiesen, welche die Sicherheit auf Radwegen infrage stellen bzw. weidergegeben, was ERA, etc sagen.


    Weil durch die "Großversuche" über die letzten 20-30 Jahre in NL und Dk klar ist, dass die Ausgestaltung eines einzelnen Radweges, bzw die Führung des Radverkehrs nur zu einem kleineren Teil über die Sicherheit eben dieses Radweges bzw. eben dieser Führung bestimmt. Radverkehrssicherheit verlangt im Sinne des Wortes systematisches Denken.
    Head of the system: Safety in Numbers

    BTW: Weiß jemand wo man in Hamburg ne Unfallstreckenkarte herbekommt (nicht den Unfalljahresbericht der Polizei)?


    Die Verarbeitung solcher Informationen fällt als ihre Hauptaufgabe in den Bereich der Unfallkommissionen. Vielleicht haben die was. Ich meine, die berichten auch dem Parlament. In der Parlamentsdatenbank gibt's zu Unfallkommission einige 1000 Treffer. <Suche verfeinern> :)

    @Strizzi: Du hast einfach keine Ahnung von deutschen Regelwerken.


    @Michael
    Spezialist bin ich nicht. Keine Ahnung würde ich mal auch nicht sagen, denn ich habe mich schon mehrmals mit PLAST, RASt 06 und co beschäftigt.
    Sicher ist: Du kannst das nicht einschätzen. Deshalb ist dein Ton unangemessen.

    Es geht in der Präsentation in erster Linie nicht um die PLAST, sondern um ERA und StVO. Mit Blick auf Sicherheit auf Radwegen und um die Argumentation und Ansätze für die Aufhebung von Ben.Pflichten.

    Sorry, aber Kopenhagener oder Niederländische Radwege sind in der deutschen PLAST nicht vorgesehen. Der ADFC Leitfaden orientiert sich am geltenden Recht, nicht an dem, was du für sinnvoll hälst.

    Meine Kritik bezog sich auf den ADFC-Leitfaden, nicht auf die PLAST. Und der ADFC Leitfaden orientiert sich auch an Beispielen aus anderen Ländern, was die da für sinnvoll halten.
    S.13 Sicherheit an Knotenpunkten

    Eine Skizze aus Schonen aus der Stadt Lund.

    Quelle: Linderholm, Leif:
    Signalreglerade korsningars funktion och olycksrisk för oskyddade trafikanter
    -
    Delrapport 1: Cyklister Institutionen för trafikteknik, LTH: Bulletin 55, Lund 1984

    Im Übrigen ist dieser Herr Fleischhauer Dr.
    Ehrlich gesagt kann ich mir kaum einen Dr, also einen wissenschaftlich ausgebildeten Menschen vorstellen, der bei der Beschäftigung mit Radverkehr und Sicherheit nicht erkennt, dass es sich hierbei um ein System handelt, PLAST hin, ERA her. - Und nicht nur um aneinandergefügte einzelne Radwege, die jeder für sich zu betrachten sind.
    Letzteres sicher auch - aber ersteres vorrangig.

    dein Geblubber geht echt auf keine Kuhhaut mehr.


    Ja. Du hast es nötig, du Armer.
    Wie kann man nur so auf deine inhaltsschweren Einlassungen reagieren. ;(
    Dein xter Post an mich OHNE ein (1) Argument. Nur immer null - aber das mit 50 ;)
    Ich sehe daher ein, es wird kaum jemanden geben, der bei dir nicht nachgeben sollte. :)
    Denen allen schließe ich mich an.