Der Anfang Juni 2014 veröffentlichte Bericht
präsentiert die Forschungsergebnisse einer Auswertung verschiedener
Typen (geschützer) Radstreifen in den USA. Untersucht wurden
Nutzungsart, Wahrnehmung, Vorteile und Auswirkungen.
Im Rahmen der Studie des National Institute for Transportation and Communities
(NITC) wurden geschützte Radwege in fünf Städten unter die Lupe
genommen: Austin, Chicago, Portland, San Francisco und Washington. Es
wurden Videoaufnahmen ausgewertet, Umfragen unter angehaltenen
Radfahrern und Anwohnern durchgeführt sowie Verkehrsteilnehmer gezählt.
Insgesamt 168 Beobachtungsstunden flossen in den Bericht ein, in dieser
Zeit wurden 16.393 Radfahrer und 19.724 abbiegende bzw. sich begegnende
Fahrzeuge erfasst. Diese Daten wurden analysiert, um die Bewertung des
tatsächlichen Verhaltens von Radfahrern und Kraftfahrzeugfahrern
vornehmen zu könnnen. Unter anderem sollte festgestellt werden, wie gut
die verschiedenen Verkehrsteilnehmer das Design der Radverkehrsanlagen
verstehen, wie Autofahrer, Fußgänger und Radfahrer damit umgehen und wo
Konflikte auftreten.
In die Studie flossen Zähldaten vor und nach Einrichtung der geschützten
Radspuren ein, mithilfe der Videobeobachtung konnten Veränderungen der
Nutzerzahlen analysiert werden. Begleitende Anwohnerumfragen (2.283
Befragte) ermittelten das Verkehrsverhalten bzw. die Verkehrsmittelwahl
vor und nach der Einrichtung der neuartigen Radverkehrsanlagen. Ein
Umfrage unter angehaltenen Radfahrern (1.111 Befragte) konzentrierte
sich speziell auf die mit den neuen Radstreifen gemachten Erfahrungen.
In allen untersuchten Städten wurde ein Anstieg der Nutzerzahlen (von 21
Prozent bis 171 Prozent) nach der Einrichtung der geschützten
Radverkehrsanlagen gemessen. Die Auswertung der Umfragen zeigte, dass 10
Prozent der neuen Nutzer aufs Rad umgestiegen waren. 24 Prozent der
Neunutzer radelten vorher andere Strecken. Über ein Viertel der
Radfahrer gab an, aufgrund der Einrichtung der geschützten Radwege,
generell mehr Rad zu fahren. Eine große Mehrheit der Auto- und Radfahrer
erklärte, dass sie die den Zweck der Radverkehrsanlagen wie vorgesehen -
besser als manch andere Verkehrsregelungen - verstanden hätte.
Während des 144 Stunden (mit insgesamt 12.900 gezählten Radfahrern)
andauernden Videobeobeobachtungszeitraums wurden an Knotenpunkten keine
Kollisionen oder Beinahe-Kollisionen verzeichnet.
Befragte Anwohner und Radfahrer berichteten, dass für Sie jede Art von
Puffer zwischen Kfz-Spur und Radverkehrsanlage einen gefühlten
Komfortanstieg gebracht hätte, Designs mit einem Mehr an physischer
Trennung erreichten dabei die höchsten Zustimmungsraten. Puffer mit
vertikalen physikalischen Objekten (Flexible Poller, Pflanzgefäße,
Bordsteine, oder geparkte Autos) wurden von den Befragten deutlich
komfortabler eingeschätzt, als reine Markierungen. Sehr hohe
Zustimmungsquoten erreichten flexible Poller (Flexposts), obwohl sie
wenig tatsächlichen physischen Schutz vor Autos bieten. Besonders
Radfahrer empfanden die Flexposts als wirksames Mittel zur Trennung.
Unter den Anwohnern fanden die geschützten Radspuren starke
Unterstützung, 75 Prozent gaben an, dass sie den Bau weiterer
geschützter Radwege an anderen Standorten unterstützen würden. 91
Prozent der befragten Anwohner stimmte mit der Aussage überein: "Ich
unterstütze die Trennung von Fahrrädern und Autos." Der Wunsch nach
Trennung war unter den Hauptnutzern aller Verkehrsarten (Autofahrer,
Fußgänger, ÖPNV-Nutzer, Radfahrer) sehr hoch, obwohl Autofahrer öfter
Bedenken bezüglich Staus und Wegfall von Parkplätzen äußerten.
Die meisten Anwohner stimmten auch der Aussage zu: "Ich wäre eher
bereit Fahrrad zu fahren, wenn Kraftfahrzeuge und Fahrräder physikalisch
durch eine Barriere getrennt wären," bei "interessierten, aber
ängstlichen" Anwohnern erreichte diese Aussage mit 85 Prozent den
höchsten Grad der Zustimmung.
Fast dreimal so viele Anwohner meinten, dass die geschützten Radwege zu
einer Erhöhung der Lebensqualität in ihrer Gegend beigetragen hätten (43
Prozent), im Vergleich zu jenen, die das Gegenteil (14 Prozent)
behaupteten.