Heute gibt es in Nürnberg amüsantes zu beobachten.
Bei uns ist ja seit etwa einem halben Jahr die Querung des Hauptmarktes für Radfahrer frei gegeben. Als Modellversuch, unter Überwachung eines (sicher höchst aufmerksamen) Komitees von Bacherlorstudenten der örtlichen TH. Die Situation sieht aus der Ferne komisch aus (von Nahem auch), aber es gibt durchaus Tage, an denen der Markt eben nicht geeignet ist um drüber zu fahren. Das ist typischerweise im Dezember der Fall, wenn dort die Buden für den Christkindlesmarkt aufgebaut sind und etwa eine halbe Million Touristen kommen (Zahl aus den Fingern gesogen.. keine Ahnung wie viele da wirklich kommen).
Um das Ganze zu verdeutlichen: So sieht es an einem normalen Wochentag dort aus (vermutlich auch am Wochenende - da bin ich aber fast nie dort):
So zum Christkindlesmarkt (aus der anderen Richtung, aber das pyramidige Dings ist der selbe Brunnen. Schön ist er, sagt die Beschriftung):
Und nun gab es vorher gar wichtige Diskussionen, weil die Radfahrer ja nie auf Fußgänger und Behinderte Rücksicht nehmen (ich sag mal: in Einzelfällen ist das so, aber der Standpunkt ist schon wichtig, wenn auch etwas arg verallgemeinert). Andererseits ist das die einzige Stelle (Behauptung meinerseits .. den kenn ich auch nicht ganz) auf dem Radweg Paris - Budapest auf dem der Radler zum Absteigen gezwungen wurde. Auch nicht sooo toll.
Und ja.. Umfahren geht da theoretisch, aber nicht wirklich praktisch. Der Burgberg, den man teils hinauf müsste ist halt die einzige Erhebung in Nürnberg und über Kopfsteinpflaster ist das nicht schön. Auf der anderen Seite ist ein größerer Fluß ... da paddelt es sich im Berufsverkehr auch ganz schlecht zur Arbeit.
Im wirklichen Leben (also nicht auf dem Papier des Stadtrates und in der Zeitung) wurde der Hauptmarkt natürlich schon immer befahren. Warum auch nicht - ist ja Platz. Solange das eine reine Fußgängerzone war, war das illegal. Wenn der Radler also einen Fußling umfährt, dann hätte er noch etwas mehr Probleme als eh schon. Und natürlich hätte man dort Strafzettel verteilen können - das hat die Polizei vor Ort aber offenbar schon vor Jahren stillschweigend eingestellt. Weil halt Hauptverkehrsachse von Ost nach West (und umgekehrt) durch die Altstadt.
Heute sprach dann mal wieder die Zeitung. Und sagt: Der Modellversuch ist in Gefahr. Weil wir haben einen Unfall (das ist Schade - der Radler war betrunken, mehr Informationen gab es nicht) und ein paar Damen haben sich beschwert.
(Jaja.. ich komme ja schon fast zu dem Punkt zu dem ich wollte).
Die sagten, sie wurden von einem Radler angemault "macht halt mal Platz" - obwohl doch der Radler auch selbst hätte ausweichen können, groß wie der Markt nun mal ist. Und das fand ich ausgesprochen spannend. So eine Gruppe neigt ja schon dazu, zu viert (oder auch mehrt) neben einander zu laufen. Weil es geht. Und der angenehm gepflasterte Streifen vor dem Rathaus (siehe Bild 1) ist nicht breit. Grad so genug für etwa vier. Und eigentlich ist auch nur dieser derzeit für Radler frei gegeben. So dass ich mir jetzt nicht verkneifen kann eine zumindest Mitbeteiligung der Damen an der "Konfrontation" vorzustellen. Weils halt alle nebeneinander über den Markt gehatscht sind und keine Rücksicht auf Andere nehmen. Wie fast jeder im Straßenverkehr. Nur wurden diesmal unglücklicherweise die Damen befragt, der Rest halt nicht.
Mal sehen, wie die Damen und Herren in der Bachelorarbeit das Ganze bewerten. Der ADFC hat eine sehr vernünftige Aussage getroffen: Die Rüpelradler fahren eh drüber, wenn es ein Querungsverbot gibt trifft das nur die Umsichtigen und hilft keinem. Aber ... seit wann hat ein gutes, logisches Argument schon jemals die Politik betroffen 