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Und ein Risiko für den Lack besteht da nicht? Mit meinem Talent richte ich da bestimmt größeren Schaden ein, der die Kalkflecken noch übertrifft — ich denke da an die Story mit der Sonnencremé.
Das ist wieder so ein komplexe, mehrlagige Geschichte, dass ich mir schwer tue.
Also: Die Kombination aus Schweiß und Sonnencreme ist wahrscheinlich! (das ist der Teil, den ich ohne Analyse nur sehr ungern beschreibe) deswegen so aggressiv, weil in den meisten Sonnencremes Titandioxid und/oder Zinkoxid als Bestandteil verwendet werden. Diese sind erstens schön weiß (so sieht man, wo die Creme aufgetragen wurde) und sind zweitens UV-Undurchlässig, dafür aber Hautneutral. Sind ja auch schon Oxide, da ist das mit dem weiter-reagieren recht schwierig. Nur sind beide (wie gesagt: Oxide) relativ hart. Bei Titandioxid ist das besonders bescheuert, weil es zwei Formen gibt (Anatas und Rutil), die in der Natur beide vorkommen - und auch noch parallel. Diese sind unterschiedlich hart (Mohs ist zwar für wenig zu brauchen, hier aber ganz gut: Anatas 5,5, Rutil 6,5).
Das ist beides härter als nötig, um die Lackoberfläche mechanisch anzukratzen. So wie ich das beim kurzen überfliegen gerade gesehen habe waren deine Schäden gerade in dem Bereich, an dem die Beine am Lack reiben. Und damit erzeugt das Oxid (egal welches) Mikrokratzer im Lack, der Schweiß ist dann als Chloridmischung (mit Natrium, Kalium, Phosphor, Schwefel und allem möglichen organischen Batz den die Haut so absondert) besonders aggressiv gegenüber legierten Stählen.
Also Kurzzusammenfassung: UV-reflektierende Anteile der Sonnencreme wirken wie Sandpapier, Schweiß wirkt als korrosives Medium gegenüber Edelstahl.
Bei deinem Badreiniger mit möglichem Kalkflecken ist die Situation jetzt anders. Wenn du warten kannst, bis die Säure im Badreiniger den Kalk gelöst hat (Marmor ist übrigens nur hübscher Kalk, deswegen ist es für Natursteine so bedenklich), dann ist das Calcium als Ca2+-Ion in Lösung gegangen, die Säure ist auch noch dissoziiert in Lösung, das CO2 aus dem Kalk ist herausgeblubbert und das gebildete Wasser tut dir nicht weh. Dann passiert dem Lack zunächst nichts - die meisten Lacke sind relativ säurebeständig (und es handelt sich hier nicht um eine starke Säure). Nur ist es dann wichtig nicht zu früh und zu stark zu "rubbeln" - du willst ja nicht mit Kalksplittern den Sandpapiereffekt von oben wiederholen.
Auch hier Kurzzusammenfassung: die richtige Säure löst den Kalk völlig. Wie Zucker im Kaffee wird so kein mechanischer Schaden am Lack verursacht, der Lack selbst hält Badreiniger aus. "Etwas einwirken lassen" reduziert die Kratzer durch schrubbeln.
Und ich lasse viele, viele Dinge weg. Das ist ein Thema, bei dem ich mich auskenne - kurze Antwort fällt mir deswegen ganz furchtbar schwer. Vielleicht hilft dieses bei der Entscheidungsfindung: Ich würde an meinem Rad reinigen. Mit Badreiniger. Und einem weichen Schwammtuch.