Beiträge von Epaminaidos

    Bei der Beispielszene könnte ich richtig kotzen

    Die ist gestellt. Ich zumindest fahre normalerweise nicht mit einer Gopro außen auf der Windschutzscheibe herum.

    Ich bin in dem Fall übrigens ganz beim WDR: Es ist lächerlich, eine neue Unterführung 50cm zu schmal zu bauen. Ohne entsprechende Beschilderung oder eine Ampel ist das bestimmt auch nicht zulässig.

    Welche Entwicklungsstufe ist für Deutschland (und ähnlich entwickelte Länder) die nächste?

    Wir sind uns wohl einig, dass mehr Radverkehr gewünscht ist und diskutieren gerade darüber, wie man das erreicht.
    Wenn ich mich nicht irre, vertrittst Du die Ansicht, dass man das ohne gute Radwege schaffen kann, oder?
    Die Beispiele aus Europa tust als zufällige Koinzidenz ab und bringst Indien als Erfolgsbeispiel.
    Letzteres ist einfach falsch. Über ersteres kann man diskutieren.
    Es fällt mir aber schwer. Denn die Länder mit dem höchsten Radverkehrsanteil haben nunmal einfach die beste Infrastruktur. Fragt man die Verantwortlichen in Kopenhagen, wie es dazu kam, sind die Antworten eindeutig: "Wir haben Radwege gebaut und dadurch kam der Radverkehr". Ich sehen keinen Grund, daran zu zweifeln. Ganz im Gegenteil: Die vielen Gehwegradler zeigen, wie stark der Bedarf an einer Infrastruktur abseits der Fahrbahn ist.

    Ich glaube, dass die von Dir gefürchtete "Autolobby" in Wirklichkeit eine "Autofahrerlobby" ist.

    Natürlich ist es das. In Deutschland haben Autofahrer aber das anscheinend selbstlose Argument, dass Arbeitsplätze gesichert werden müssen. Und wer will schon dagegen argumentieren und Arbeitsplätze riskieren?
    Ganz nebenbei gibt es sehr gute sachliche Argumente, dass es Deutschland auch ohne Autoindustrie gut gehen würde. Denn die ganzen schlauen Köpfe würden dann halt irgendetwas anderes schlaues machen.
    Das will aber niemand hören. Eben weil man damit der Autofahrerlobby das beliebteste Argument schlechthin nimmt.

    Ich fasse mal zusammen:
    - es gibt Städte mit hohem Radverkehrsanteil und ausgedehnter Radverkehrsinfrastruktur (z.B. Kopenhagen)
    - es gibt Städte mit hohem Radverkehrsanteil ohne Radverkehrsinfrastruktur (z.B. Jaipur, Indien)

    Indien ist verkehrstechnisch ungefähr auf dem Entwicklungsstand von Deutschland in den 30ern: Ein Auto ist einfach für weite Teile der Bevölkerung noch nicht erschwinglich. Das Auto ist dort gerade stark dabei, den Radverkehr zu verdrängen. Das ist kein Beispiel für erfolgreiche Radverkehrspolitik. Denn weite Teile der Bevölkerung haben einfach keine Wahl.

    Mir ist heute morgen jemand begegnet, der den Post anscheinend gelesen hat.

    Wie immer gilt die Regel: "Wenn man schon klugscheißt, sollte man vorher sicherstellen, dass man Recht hat."

    Gilt übrigens auch für den Rennradler, der dort auf Facebook steif und fest behauptet, dass er ab 35km/h (oder so ähnlich) oder 5 Personen immer auf der Fahrbahn fahren darf, weil es dann als "Sport" bzw. Verband gelte.

    Die Kombination aus gelben Linien, Absperrung und Aufkleber ist doch zu schön

    Mal noch der Vollständigkeit halber: Die Absperrung auf dem Radweg steht da seit Jahren und wurde nicht etwa erst im Rahmen der Baustelle aufgebaut.
    Der Typ, der die gelben Linien gemalt hat, konnte also genau sehen, was er da produziert.

    Ganz genauso wie der Typ vor ein paar Jahren: Der hat eine Baustellenumfahrung gemalt und dabei eine gelbe Linie links und eine gelbe Linie rechts der Laterne gemalt - bei vielleicht 1m Abstand zwischen den Linien :)

    Man sollte ihnen statt dessen die Möglichkeit bieten, Fahrbahn zu erfahren. Es muss nicht gleich die Hauptstraße sein. Dabei bekommen sie auch mit, dass das schneller und leichter geht.

    Ich denke, hier kann man vom Ausland lernen. Man muss nicht alles selbst ausprobieren. Und in allen Ländern mit hohem Radverkehrsanteil gibt es eine anständige Infrastruktur für Fahrräder. Meines Wissens nach hat es kein einziges Land geschafft, gleichzeitig mit einem Rückbau der Radwege den Radverkehrsanteil zu fördern.
    Warum sollte es dann ausgerechnet in Deutschland über den Rückbau der Infrastruktur funktionieren? Politische Signale helfen vielleicht etwas. Einen echten Durchbruch erreicht man damit nicht.

    Auf einem anständigen Radweg fühle ich mich übrigens auch wohler, auch wenn Statistiken etwas anderes sagen. Dabei bin ich eigentlich ein ziemlicher "Kopfmensch". Trotzdem finde ich es unangenehm, ständig überholt zu werden, ohne nennenswerten Einfluss auf meine Sicherheit dabei nehmen zu können. Auf einem anständigen (!) Radweg bin ich da wesentlich entspannter unterwegs. Und am Ende kommt es auf das gute Gefühl beim Fahren an, wenn man mehr Radfahrer auf die Straße bekommen möchte.

    Und wenn ich erst daran denke, ob meine Kinder besser auf einem Radweg oder auf der Fahrbahn aufgehoben sind, ist die Sache für mich klar: in der 30-Zone würde ich sie mit 10 Jahren wohl schweren Herzens auf die Fahrbahn lassen. Bei 50 und mehr besser nicht.

    Eigentlich sehr schade, denn eine Fahrbahn ist eigentlich flexibler. Da können die Radler dann im Winter problemlos ins Auto umsteigen.

    Ampel-Prognose: Verkehrsfluss steigern, Schadstoffausstoß reduzieren

    Solche Anwendungen haben mMn nach noch viel Potential, wenn sie anständig in die Autos integriert sind.
    In Berlin auf der Heerstraße gibt es (gab?) Anzeigen mit der nötigen Geschwindigkeit, um die nächste Ampel bei Grün zu bekommen. Fand ich immer sehr praktisch. Allerdings erfordert es einige Selbstdisziplin, auf einer 5-spurigen Straße nur 30 zu fahren, während man von anderen überholt wird.

    Wenn man sowas flächendeckend einrichten könnte, würden sich wohl auch mehr Fahrer dran halten. Wenn die Anwendung gut gemacht ist, lernen die System die Ampelschaltungen einfach aus den Positionsdaten der Teilnehmer selbst. Müsste man mal einem großen Autohersteller vorschlagen...
    Als App auf dem Handy ist das aber einfach Quatsch.

    Die Presse kann mal wieder nur schwarz und weiß. Jeder Geschwindigkeitsverstoß macht den Fahrer gleich zum "Raser". Das war früher ein Begriff für besonders schwere Verstöße. Für die gibt es nun kein eigenes Wort mehr. Sie werden dadurch sogar verharmlost.
    Dass ist bei vielen Themenfeldern zu beobachten.

    Wenn ich mir dieses Forum oder facebook oder die üblichen Fahrrad-Blogs über das Radfahren in Hamburg anschaue, dann scheint Radfahren in Hamburg generell keinen Spaß zu machen.

    Ich spreche mal nur für mich:
    Es wäre wohl zu viel erwartet, von einem Arbeitsweg "Spaß" zu verlangen. Transportwege an sich sind für mich einfach nur eine nervige Notwendigkeit. Einfach weil sie Zeit kosten, die ich eigentlich nicht aufwenden möchte.
    Also bleibt nur die Wahl des kleinsten Übels:
    - ÖPNV: Je nach Uhrzeit durchaus entspannend, aber halt gerade auf kurzen Strecken insgesamt jämmerlich langsam.
    - Auto: Komfortabel, aber Parkplatzsuche ist nervig.
    - Fahrrad: Eigentlich ein guter Ansatz, sich ohne Zusatzaufwand etwas Bewegung zu verschaffen. Leider nerven hier andere Verkehrsteilnehmer noch etwas mehr als im Auto. Außerdem ist mir seit dem Abgasskandal ziemlich übel bewusst geworden, was ich da so einatme, wenn ich in der Innenstadt während dem Berufsverkehr den Puls auf 160 hochjage.

    Spaß? Wäre wohl zu viel verlangt für eine Tätigkeit, die man eigentlich gar nicht tun möchte :)

    So, und jetzt die Wirklichkeit.

    Mal wieder wird der tatsächliche Fehler verharmlost.
    "Radfahrer rutscht unter Transporter" impliziert schonmal eine Schuld des Radfahrers.
    Dann steht da wieder "übersieht". Geht gar nicht. Wer durch die Frontscheibe einen Radfahrer nicht sieht, der hat einfach nicht geguckt.
    Und dann kam der Transporter nicht "rechtzeitig zum stehen". Denn er kam auf der Radwegfurt zum Stehen, was man ja wohl nicht "rechtzeitig" nennen kann. Korrekt wäre wohl "kam unmittelbar vor dem Zusammenstoß zum Stehen" gewesen. Und dann darf natürlich der Wahrheitsgehalt bezweifelt werden. Während der Radfahrer schwer verletzt auf der Trage in den Notarztwagen geschoben wird, steht der Kraftfahrer da rum und redet von "ich stand rechtzeitig". Ein Selbstmörder kommt vor dem Zug auch "rechtzeitig" zum Stehen. Ist deshalb der Zug am Unfall schuld?