Im Moment wird ja fleißig diskutiert, wie Radfahrer ihre Interessen wirksam vertreten können.
Ich persönlich habe bislang eine Mischstrategie verfolgt aus OWi-Anzeigen (wenn ich persönlich von Falschparken/Vorfahrtsverletzungen/Gefährdungen betroffen war) und Widersprüchen/Anträgen/Auskunftsersuchen (an Stellen, wo ich die derzeitige Radverkehrsführung generell für inakzeptabel oder erklärungsbedürftig halte). Damit ist als Einzelkämpfer natürlich auch auf Dauer nicht besonders viel zu erreichen.
Wer nun die Unterstützung einer Lobby sucht, um Radfahrer-Interessen gezielter durchzusetzen, sollte überlegen sich einem entsprechenden Verein oder einer geeigneten Partei anzuschließen. Für mich kam der ADFC wegen seiner bisherigen Radverkehrspolitik eigentlich nie in Frage. Ich halte den Weg über die in Stadt- und Landesparlamenten politischen Parteien für sinnvoller, da diese auch an den entsprechenden Schaltstellen der Macht vertreten sind und Einfluss oder wenigstens Kontrolle (kleine Anfrage etc.) ausüben können.
Wenn ich nun aber die (berechtigten) Einwände höre und lese, dass Radfahrer-Interessen generell einfach zu wenig wiegen und andere Belange meistens vorrangig behandelt werden, dann kann die richtige Folgerung nur lauten: wechselt die Seiten!
Wenn mir eine Straße / Kreuzung / Verkehrsregelung als Radfahrer unklar oder gefährlich vorkommt, dann ist sie oft auch in anderer Hinsicht mängelbehaftet. Vielleicht ergibt sich sogar gerade aus einer unklaren Radverkehrsführung eine potenzielle Gefahr für den Kraftverkehr?
Sicher ist der zu schmale Radweg zwischen Falschparkern und Gehweg auch eine Gefahr für die Fußgänger - vor allem wenn rücksichtslose Kampfradler einfach über den Gehweg ausweichen. Und überhaupt: die Schulkinder!!!
Wie wäre es, mal gezielt die Perspektive der anderen Verkehrsteilnehmer einzunehmen und eventuell gerade aus deren Sicht Probleme und Gefahren aufzuzeigen? Ich bin mir sogar sicher, dass sich so manche RWBP leichter über die Gefährdung der Fußgänger (nicht genügend verbleibender Raum für Zu-Fuß-Gehende) als über die jeweils strittige Gefährdung von Radfahrern auf der Fahrbahn beseitigen ließe. Und warum sollte ich nicht auch mal als Kraftfahrer aufzeigen, dass an irgendeiner Kreuzung Radfahrer schon bei mäßiger Geschwindigkeit wie aus dem Nichts angeschossen kommen und Kollisionen drohen?
Wenn wir uns permanent beklagen, dass nur die anderen Gruppen ernstgenommen werden, dann "müssen" wir uns eben (zeitweise) einer dieser anderen Gruppen anschließen. Fußgänger bin ich sowieso, Kraftfahrer auch immer wieder mal.