Woche 29 vom 13. bis zum 19. Juli 2015

  • Weil das Ordnungsamt in der Vergangen seine Aufgabe die Rettungswege nicht vernünftig frei zu halten vernachlässigt hat, ist ein 15 Jähriger gestorben. Gelernt haben die aber nicht viel. Statt die Wege direkt mit dem Abschleppen frei zu machen, werden nur Zettel an die Hindernisse gemacht.

    Was ich besonders verwunderlich finde, ist dieser Abschnitt:

    "Zwar habe das Ordnungsamt eigens Leute abgestellt, die nur diesen Bereich kontrollieren. Eine messbare Wirkung – das zeigt zumindest die Testfahrt mit dem Ehrenfelder Löschzug – haben die Ordnungshüter mit der Maßnahme bisher jedoch noch nicht erzielt. "

    Ja was kontrollieren die denn da?
    Falschparken wird ja geduldet. Kriegen alle die "falsch" falsch parken ein Knöllchen und die die "richtig" falsch parken keins?
    Wo kann man sich bei der Stadt informieren wie man "richtig" falsch parkt?
    Wobei das Ordnungsamt wahrscheinlich bereitwillig Auskunft gibt.
    Da man ja offensichtlich nicht in der Lage ist ohne die Feuerwehr festzustellen ob genug Platz für Rettungsfahrzeuge ist, frage ich mich, wer da überhaupt ein Knöllchen bekommt?
    Nur diejenigen, die die Fahrbahn oder den Gehweg komplett zuparken?
    Das führt dann aber auch zu obskuren Situationen in denen man als legaler Parker ein Knöllchen bekommt, weil z.B. ein Fahrzeugteil über die Linie ragt(wird hier durchaus sanktioniert) als illegaler Parker kommt man aber davon.

  • Wäre ich eine "Ein-Mann-Fahrradstaffel", würde ich bei einem 8-Stunden-Arbeitstag in Hamburg locker 200 Falschparker registrieren (bei ca. 2 Min. Zeitaufwand pro Auto vor Ort), was ungefähr 4000 Euro für die Staatskasse erbringen würde. Macht rund 100.000,- Euro pro Monat und 1,2 Mio. pro Jahr...
    Bei drei Personen...

    Es ist politisch nicht gewollt, gegen Falschparker vorzugehen.

    Hab ja mal überlegt, das als private Dienstleistung anzubieten. Aber ohne Wille kein Weg.

  • Weil das Ordnungsamt in der Vergangen seine Aufgabe die Rettungswege nicht vernünftig frei zu halten vernachlässigt hat, ist ein 15 Jähriger gestorben

    Eigentlich hat es genau *diese* Aufgabe mit Bravour erledigt...

    ... was die Sache natürlich nicht besser macht.

  • Vielleicht haben die Fußgänger ja die halbe Fahrbahn okkupiert?

    Ich habe gerade eine halbe Stunde übrig gehabt und die beiden Verfasser angeschrieben.

    Sehr geehrter Herr Falkenberg,

    ich habe zu Ihrer Meldung vom 14.07.2015 aus Pasewalk einige Fragen:

    Die Überschrift liest sich so, als sei ein Radfahrer aus Unachtsamkeit über eine - auf der Fahrbahn oder dem Radweg herumliegende - Autotür gefahren und dabei gestürzt. Dem Haupttext kann man jedoch entnehmen, dass ein unachtsamer Autofahrer die Fahrertür geöffnet hat, obwohl sich ein Radfahrer näherte, und ihm vom Rad gerammt hat.

    Die Überschrift ist also irreführend. Warum haben Sie nicht getitelt „Autofahrer rammt Radfahrer mit Tür“ oder „Radfahrer von Tür getroffen“? In beiden Fällen wäre das Opfer Objekt bzw. im Passiv - und nicht wie bei Ihnen Täter bzw. im Aktiv, so dass die Verantwortung für diesen Unfall klar benannt worden wäre.

    Zweitens: Wäre es nicht angebracht, in einer solchen Pressemeldung darauf hinzuweisen, dass sich Autofahrer vor dem Öffnen von Türen stets davon überzeugen müssen, dass sie durch das Öffnen der Türen niemanden gefährden? Man könnte auch den Hinweis anbringen, dass Radfahrer sicherheitshalber einen Seitenabstand von parkenden bzw. haltenden Kfz von 1,50 Metern einhalten sollten, so dass Autofahrer vielleicht lernen, dass ein Radfahrer nicht in der Gosse oder der „Dooring zone“ fahren muss, sondern ggf. „mitten auf der Fahrbahn“.

    Drittens: Sie schließen die Meldung mit der Aussage „Es entstand ein Gesamtschaden von 1.000 Euro.“ Bei einem Opfer mit schwersten Kopfverletzungen taxieren Sie den Gesamtschaden auf 1.000 Euro? Da fehlen schlimmstenfalls drei bis vier Nullen, vom menschlichen Leid einmal ganz abgesehen.

    Ich würde mich über eine Rückmeldung freuen.

    Mit freundlichen Grüßen


    Sehr geehrter Herr Wiechmann,

    ich habe zu Ihrer Meldung einige Anmerkungen bzw. Fragen.

    Sie schreiben am Schluss der Meldung, dass die Polizei in beiden Fällen zur Unfallursache ermittle. Da Sie in beiden Fällen aber bereits Vermutungen zur jeweiligen Ursache äußern, beziehe ich mich auf diese Vermutungen.

    Im ersten Fall verwenden Sie eine für Polizeipressemeldungen leider typische Passivkonstruktion, bei der die Fahrzeuglenker völlig außen vor bleiben: Da wurde ein Radfahrer von einem PKW erfasst. Solange wir noch keine autonom fahrenden Kfz haben, muss es aber heißen, dass eine Autofahrerin mit ihrem Fahrzeug beim Abbiegen einen Radfahrer erfasste. Und anstelle des verharmlosenden „übersehen“ müsste es - vermutlich - heißen, dass die Autofahrerin ohne Rücksicht auf den Radfahrer abgebogen ist bzw. dass sie seinen Vorrang missachtet hat. Aus der Meldung geht leider nicht hervor, von wo nach wo die Autofahrerin abgebogen ist (nach links? nach rechts?) und wo der Radfahrer fuhr. Hier wäre ggf. der Hinweis sinnvoll, dass Autofahrer beim Abbiegen stets dem geradeaus fahrenden Radfahrer Vorrang gewähren müssen. Viele Autofahrer scheinen das nämlich nicht zu wissen, sondern sie denken, dass nach dem Setzen des rechten Blinkers kein von hinten kommender Radfahrer mehr rechts an ihnen vorbeifahren darf.

    Im zweiten Fall umschreiben Sie eine Vermutung mit „Offenbar soll“ und erwähnen das Ausweichen gegenüber einer Fußgängergruppe. Wo soll das gewesen sein? Auf der Fahrbahn? Auf einem Radweg? Auf einem Gehweg mit Freigabe für Radfahrer? Dies wäre für die Einschätzung des Geschehens durchaus von Belang.

    Ich würde mich über eine Rückmeldung freuen.

    Mit freundlichen Grüßen

  • Hi
    ich habe auf ähnliche Anfragen von diesen Stellen Antwort bekommen.
    Das liest sich dann so:

    Sehr geherter Herr Explosiv,

    Pressemitteilungen der Polizei beziehen sich auf Erstinformation zu Sachverhalten. Sie genügen in aller Regel dem Anspruch der Medien und dienen lediglich als Grundauskunft zu einem eingetretenen Ereignis. Schuldzuweisungen oder Vorwürfe gegen Unfallbeteiligte haben schon desshalb zu unterbleiben, da polizeiliche Ermittlungen mit der Unfallaufnahme gerade erst begonnen haben. Somit können in der Regel noch keine Details zum Unfallhergang genannt werden. In beiden geschilderten Fällen dauern die Ermittlungen zur genauen Unfallursache noch an.

    Mit freundlichen Grüßen

    Klaus Wiechmann

    bye
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  • Hab ja mal überlegt, das als private Dienstleistung anzubieten. Aber ohne Wille kein Weg.

    Da fehlt leider nicht nur der Wille. Das systematische Erfassen von Ordnungswidrigkeiten ist explizit Staatsprivileg und darf nicht von Privatpersonen vorgenommen werden.


    Pressemitteilungen der Polizei beziehen sich auf Erstinformation zu Sachverhalten. Sie genügen in aller Regel dem Anspruch der Medien und dienen lediglich als Grundauskunft zu einem eingetretenen Ereignis. Schuldzuweisungen oder Vorwürfe gegen Unfallbeteiligte haben schon desshalb zu unterbleiben, da...

    Ich glaube, der hat die Frage gar nicht verstanden. Beanstandet wurde doch gerade eben, dass die Pressemitteilungen bereits eine Schuldzuweisung vornehmen oder Vermutungen äußern, obwohl - wie die Polizei selbst feststellt - die Ermittlungen noch andauern.
    Dass die dürftigen Ergüsse "dem Anspruch der Medien" genügen, ist traurig - und vermutlich wahr. ;(

    Twitter: @Nbg_steigt_ab

  • Das systematische Erfassen von Ordnungswidrigkeiten ist explizit Staatsprivileg und darf nicht von Privatpersonen vorgenommen werden.

    Das wundert mich jetzt in sofern ein wenig, als dass ich gerade erst eine Reportage gesehen habe, die von Kommunen handelte, die die Geschwindigkeitsüberwachung von Privatunternehmen durchführen lassen. ?(

  • Fahrradpolizisten stoppen Tausende Radfahrer bei Rot

    Der Tagesspiegel bringt wenigstens die Defizite der Staffel auf den Punkt, insofern mal interessant zu lesen.

    Zitat

    Das Massenphänomen des zu dichten Überholens – vorgeschrieben sind mindestens 1,5 Meter Seitenabstand – wurde erst gar nicht erfasst.....

    „Fehlende, unterdimensionierte oder zugeparkte Radwege, unsinnige Radverkehrsführungen und das Fehlverhalten von Autofahrern sind die größten Gefahren, denen Radfahrende in Berlin ausgesetzt sind. Dennoch liegt der Schwerpunkt der Einsätze der Fahrradstaffel in der Sanktionierung des Radverkehrs.“ Das Verhältnis der geahndeten Verstöße gehe „an der Realität auf der Straße völlig vorbei“.

  • Scheint wohl eine explizite Ausnahme zu sein: "Eine Mitwirkung von Privaten an der Verfolgung und Ahndung von Geschwindigkeitsüberschreitungen ist nur erlaubt im Rahmen der kommunalen Verkehrsüberwachung. "

  • Scheint wohl eine explizite Ausnahme zu sein: "Eine Mitwirkung von Privaten an der Verfolgung und Ahndung von Geschwindigkeitsüberschreitungen ist nur erlaubt im Rahmen der kommunalen Verkehrsüberwachung. "

    Und "Private" meint hier Privatunternehmen, die im öffentlichen Auftrag tätig werden.
    Eine Überwachung/Kontrolle durch Privatpersonen ohne öffentlichen Auftrag geht gar nicht.

    Twitter: @Nbg_steigt_ab

  • Hi
    und auf der Sauerlandlinie wird gerade von einem privaten Betreiber eine Blitzanlaga auf der Bundesautobahn installiert. Die Bußgelder gehen an die Behörde, der Betreiber behält eine Fangprämie ein. Bin mal gespannt, wann der erste dagegen klagt- und gewinnt.

    bye
    Explosiv smilie_be_131.gif

  • Endlich mal wieder Grundlage für eine Steuerzahler-Diskussion: Fahrrad-Parkplätze verdrängen Autos

    Bislang gibt’s bei facebook allerdings noch keinen Shitstorm.

    Noch mehr Steuerzahler: Platz da!

    Und: Wenn halb Deutschland im Stau steht

    Auch noch kein Shitstorm.

    Noch viel Potenzial: Brummis ohne Schrecken

    Bislang noch unbemerkt.

    Ein bisschen Warnweste: Wenn alles leuchtet, leuchtet nichts

    Ebenfalls noch unbemerkt.

  • Ich kann jedem nur diesen Artikel aus der vorletzten Zeit empfehlen, der jetzt online frei zugänglich ist:

    Er hat zwar überhaupt keinen direkten Bezug zum Radverkehr oder zur Radverkehrspolitik, aber ein besser beschriebenes, bedrückendes und einfühlsames Zeugnis über die Absurdität deutscher Verkehrspolitik habe ich selten gelesen. Ich bin dem Autor sehr dankbar, den Finger in die richtige Wunde gelegt zu haben und kann nur hoffen, dass sich auch bei uns endlich was ändert!

  • Hi
    danke für den Link, sehr schöner Artikel über ein brisantes Thema.
    Und wie Obama an seinen Waffen, wird kein deutscher Politiker am heiligen Blechle rütteln wollen, bzw. an der Lizenz, dieses zu bewegen.
    Ich wußte gar nicht, dass die angeführten Länder Gesundheitschecks eingeführt haben. Find ich sehr gut, und ich hoffe auch, dass mein Altersstarrsinn mich zu gegebener Zeit nicht davon abhält, den Lappen abzugeben.
    Auf eine Weise hat der Artikel doch Bezug zum Radfahren: er erklärt schön den Zustand in Deutschland bezüglich motorisierter Mobilität, der verhindert, dass irgendwas zu gunsten von irgendwem gemacht wird, was geeignet ist, die Gruppe der Automobilisten zu verärgern. Da ist die Urne vor, die Wahlurne.
    Noch...

    bye
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