Putins Überfall auf die Ukraine

  • Warum ist die Bahnstrecke Stuttgart-Zürich heute zwischen Horb und Singen größtenteils eingleisig?

    Eigentlich frage ich bei sowas erstmal nach einer Quelle.

    In dem Fall ist es mir einfach egal, was mit ein bisschen Bahnstrecke irgendwo in Deutschland passiert ist. Es ist im Gesamtkontext betrachtet einfach irrelevant.

  • P.S.: Warum ist die Bahnstrecke Stuttgart-Zürich heute zwischen Horb und Singen größtenteils eingleisig?

    Reparationen. Das zweite Gleis wurde abgebaut.

    Französische Zone, nicht amerikanische oder britische ...

    Ja, wurde abgebaut und es ist eine zähe Sache, diese Hauptstrecke wieder vernünftig flott zu kriegen, aber da ist auch S21 ein Bremsklotz ...

    In der Tat ging es beim angeblichen Verbot der NATO-Osterweiterung nur um die Bündniszugehörigkeit der DDR. Nachdem das geklärt war, gab es nichts dergleichen mehr.

    An sich hatte Putin dann eine "gute" Strategie gegen weitere NATO-Erweiterungen:

    Er stellte einen Fuß in die Kandidaten (Abchasien und Süd-Ossetien in Georgien, Krim und Donbass in der Ukraine, Transnistrien in Moldau) und damit war das Thema vorerst erledigt, weil die NATO ungern offene Konflikte aufnimmt, schon gar nicht mit Russland ... Warum er da nun völlig überzogen hat ...

  • Auf die Gefahr hin, mir wieder die Keule des "Whataboutism" einzufangen: die territoriale Integrität von Jugoslawien und später von Serbien wurde nicht respektiert.

    Und Deutschland war das erste Land, und es war das Land, dem es gar nicht schnell genug gehen konnte, und das ohne Not oder einem hohen Bedarf an Dringlichkeit Slowenien und Kroatien anerkannte: "Anfang der 90er Jahre zerfällt Jugoslawien und es kommt zu blutigen Bürgerkriegen. Hat daran auch eine Entscheidung der Bundesregierung einen gewissen Anteil – oder ist es falsch, von einer deutschen Sonderrolle zu sprechen?"

    Die Rheinpfalz vom 23.12.2020 https://www.rheinpfalz.de/politik_artike…id,5148886.html

    Damals wurden sogar alte Verbindungen aus der Nazi-Zeit zur faschistisch-kroatischen Ustaša-Bewegung als mögliche Ursache für Deutschlands große Eile beim Zerschlagen der territorialen Integrität Jugoslawiens genannt.

    2014 beschloss das Krim-Parlament ein Referendum durchzuführen, bei dem sich am 16. März 2014 die Bevölkerung der Krim mehrheitlich für eine Lossagung von der Ukraine aussprach. Allerdings fanden sowohl der Parlamentsbeschluss für das Referendum, als auch das Referendum selbst unter Einflussnahme Russlands statt.

    Die NZZ wirft Russland in einem Artikel vor, die diplomatischen Optionen nicht genutzt zu haben und rabiat die Unabhängigkeit der Krim von der Ukraine vorangetrieben zu haben. NZZ vom 18.3.2014 https://www.nzz.ch/meinung/debatt…recht-ld.642804

    Ob allerdings jemals die Ukraine einem Unabhängigkeitsreferendum der Bevölkerung der Krim zugestimmt hätte, ist sehr zweifelhaft.

    Kurios ist, dass ausgerechnet die verteidigungspolitische Sprecherin der FDP, deren Partei damals bei der völkerrechtlichen Anerkennung Sloweniens und Kroatiens den deutschen Außenminister stellte, jetzt vehement die Ukraine bei ihrem Anspruch unterstützt, die Krim zurückzuerobern.

    Warum können nicht einfach die gegebenen Grenzen von allen Seiten akzeptiert werden? Stattdessen toben sich die Nationalisten aus und kämpfen um Grenzen anstatt um eine lebenswerte Gesellschaftsstruktur, die auf einem gerechten und ressourcenschonenden Wirtschaften basiert. In allen Ländern!

  • Petition unterschreiben
    Offener Brief an Bundeskanzler Scholz
    www.change.org

    Das ist der Link zu diesem offenen Brief an Bundeskanzler Scholz:

    "Am vergangenen Freitag (29.04.) ist auf der Website des Magazins Emma ein Offener Brief von 28 Kulturschaffenden an Bundeskanzler Olaf Scholz erschienen. Die prominenten Erstunterzeichnenden, darunter die Feministin Alice Schwarzer, die Schriftstellerin Juli Zeh, der Sänger Reinhard Mey, der Autor Alexander Kluge und der Schauspieler Lars Eidinger, richten darin einen dringenden Appell an den Kanzler, nicht noch mehr schwere Waffen an die Ukraine zu liefern."

    Quelle: dw vom 1.5.22

    Nach Offenem Brief an Olaf Scholz: Debatte um Waffenlieferungen verschärft | DW | 01.05.2022
    Nach dem Erscheinen eines Offenen Briefs von 28 Kulturschaffenden an Bundeskanzler Olaf Scholz wird heftig über die geplante Lieferung schwerer Waffen an die…
    www.dw.com
  • Onkel Merzi fährt mit dem Schlafwagen nach Kiew, Onkel Scholzi mag nicht. Grosses Kino. Ich kann gar nicht sagen, wie wurst es mir ist, wo die beiden Haubentaucher "hinfahren". Von mir aus nach Honolulu? Interessiert das jemand im 21. Jahrhundert? Schon mal was von Teams oder Skype gehört? Oder gar vom Telefon (die Älteren erinnern sich)?

  • Interessiert das jemand im 21. Jahrhundert?

    Offensichtlich schon.

    Zitat

    Merz auf Frontbesuch: Das erzeugt den Eindruck von Tatkraft, Entschlossenheit und Mut. Es ist ja nicht ungefährlich, in das Kriegsland zu reisen. Und Merz blamiert Bundeskanzler Scholz, der vielen eh als Zauderer gilt, weil er bei den Russlandsanktionen und bei der Waffenhilfe für die Ukraine eher als Bremser auftrat. Merz überholt Scholz, und das auch noch im Schlafwagen: Die Kampagnenabteilung im Konrad-Adenauer-Haus hätte es sich nicht schöner ausdenken können.

    News des Tages: Friedrich Merz, Olaf Scholz, Andreas Scheuer, Energiepauschale - DER SPIEGEL

  • De Gaulles Geburtshaus in Lille: (Aber vielleicht hätte der es heute auch anders gemacht.)

    Onkel Merzi fährt mit dem Schlafwagen nach Kiew, Onkel Scholzi mag nicht. Grosses Kino. Ich kann gar nicht sagen, wie wurst es mir ist, wo die beiden Haubentaucher "hinfahren". Von mir aus nach Honolulu? Interessiert das jemand im 21. Jahrhundert? Schon mal was von Teams oder Skype gehört? Oder gar vom Telefon (die Älteren erinnern sich)?

    Schon mal was von Zeitenwende gehört, Pepschmier?

    Vor 2 Jahren und 2 Monaten hielt ich eine Videokonferenz für "Kinderkacke".

    Aber dann holte mich die digitale "Zeitenwende" ein und seitdem habe ich deutlich mehr Stunden in Videokonferenzen zugebracht als mein nicht so ganz kurzes Leben davor. Nicht nur beruflich, sondern auch for fun, weil richtiges Zusammentreffen war nicht nur an der Arbeitsstelle, sondern auch im Hobby, in der Kneipe oder so, lange Zeit tabu. Ziemlich schnell lernte ich (notgedrungen), was jit.si, zoom, BigBlueButton usw. ist.

    Und dann Selenskyjs hochgejazzte und dabei doch möglicherweise zuvor klar choreografierte "supercoole" Antwort auf die vermutlich ebenfalls zur Choreografie gehörende Anfrage der Amerikaner und Briten, ob Selenskyj denn evakuiert werden möchte: "Ich brauche Munition, keine Mitfahrgelegenheit."

    (Dass er sich mit Munition alleine nicht sehr lange zufriedengeben würde, wissen wir inzwischen auch.)

    Kann sein, ich tu' Selenskyj gerade Unrecht. Und ja, der Superschurke ist nicht Selenskyj, sondern Putin. Kann aber auch sein, ich bin zwar hinreichend fantasievoll, um mir solche Vorgänge als choreografiert vorzustellen, aber zu naiv, um zu durchschauen, dass sie tatsächlich choreografiert sind. Und vielleicht auch ganz und gar zu naiv, um es für möglich zu halten, dass solche Choreografien dazu gehören, zum Kriegführen. Und jeder weiß, dass es Choreografien sind und trotzdem findet sie jeder toll.

    Trotzdem frage ich: Warum setzt sich der Präsident der Ukraine den nicht unerheblichen Gefahren einer Festnahme oder gar Exekution durch die Russen aus, anstatt das zu tun, was wir in zwei Jahren Corona in ganz vielen Berufen so oft getan haben, nämlich moderne Kommunikationssysteme nutzen, um den Laden ohne Selbstgefährdung am Laufen zu halten.

    Zum Vergleich: Charles de Gaulles gründete in London im Exil eine Regierung Frankreichs, die der Vichy-Regierung von Hitlers Gnaden trotzte. Siehe Bild oben: De Gaulles Geburtshaus in Lille

    Wie war das jetzt mit der "verdammten" Zeitenwende? Wendet die sich mal vorwärts (plötzlich heißt es Videokonferenz statt Zusammentreffen am Arbeitsplatz) und dann wieder rückwärts ("Ich brauche keine Mitfahrgelegenheit.")? :/

    Laut diesem Fokus-Bericht vom 29.4.2022 soll die Gefahr angeblich sehr konkret gewesen sein, dass russisches Militär Selenskyj hätte überwältigen können: "Selenskyj und seine Familie entgingen offenbar nur knapp russischer Gefangenschaft"

    Selenskyj und seine Familie entgingen offenbar nur knapp russischer Gefangenschaft
    Russlands Krieg ist ein Angriff auf die Ukraine und den Präsidenten selbst. Ein Bericht offenbart, dass Selenskyj in den ersten Stunden des Krieges russischen…
    www.focus.de
  • Was sollen denn die "gegebenen Grenzen" sein? Grenzverläufe folgen ja nun nicht aus Naturgesetzen. Also gegeben von wem? Und wann?

    Der heutige Nahe Osten wurde nach dem WWI auf dem Reißbrett "definiert". In der Türkei lernt das jedes Kind, hier weiß man das kaum. Angeblich eine der Ursachen der heutigen "Nahost-Problematik".

  • Was sollen denn die "gegebenen Grenzen" sein? Grenzverläufe folgen ja nun nicht aus Naturgesetzen. Also gegeben von wem? Und wann?

    Im Prinzip fängt das aus meiner Sicht mit den gegebenen Grenzen bei der Eroberung Europas durch das nachrevolutionäre Frankreich unter Napoleon an. Ich mache mir immer wieder mal gerne einen Spaß daraus, bei passender Gelegenheit darauf hinzuweisen, dass es doch sehr viel kommoder und angenehmer die letzten 200 Jahre zugegangen wäre, wenn alle Europäer*innen im Rahmen der Vormachtstellung Frankreichs zu Anfang des 19. Jahrhunderts in Europa ein französisch dominiertes Europa aufgebaut hätten. Ich spreche zwar nicht besonders flüssig französisch, aber ich gehe davon aus, dass ich die Sprache wesentlich besser sprechen würde, wenn ich sie früher gelernt hätte. Und das wäre in einem französisch dominierten Europa, wie ich es mir vorstelle, für alle Menschen ganz normal, früh Französisch zu lernen. Oder eine gemeinsame Kunstsprache wie Esperanto. Möglicherweise hätte man sich schon sehr früh auf eine gemeinsame neutrale Sprache wie Esperanto geeinigt hätte, um sich über die regional verbreiteten Sprachen hinweg zu verständigen. Stattdessen hat sich die Menschheit in Europa ja lieber mit "Köppe einschlagen" beschäftigt, anstatt damit, gemeinsam für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit in einem gemeinsamen Europa und später in einer gemeinsamen Welt zusammenzuarbeiten.

    Und diese gemeinsame, friedliche Welt hätte eigentlich mit dem Ende des Ersten Weltkriegs geboren werden müssen. Das muss doch damals jeder gesehen haben, dass der Nationalismus ins Verderben führt und die Millionen Toten und die vielen physisch und psychisch schlimm geschädigten Menschen hätten erkennen müssen, dass Nationalismus dafür verantwortlich war, dass es so schlimm gekommen ist. Der Völkerbund war ja auch der richtige Ansatz dazu, diesen Nationalismus zu überwinden. Aber anstatt die richtigen Lehren zu ziehen aus dem "großen Weltenbrand" wurde bereits am nächsten gezündelt. ;(

    Spätestens aber mit dem Ende des zweiten Weltkrieg hätte es dann aber auch gut sein müssen. Zumal, wenn ich an das Kriegsende in Japan denke. Aber leider besteht akut die Gefahr eines dritten Weltkriegs. Und ich sehe nicht, dass wirklich alles getan wird, um diese Gefahr abzuwenden. Und ich sehe wieder Nationalismus als Ursache für das Übel. Putin als ein schlimmer, verbrecherischer Vertreter von Nationalismus, der in den europäischen Ländern die Rechtspopulisten und Rechtsradikalen unterstützt, deren Wahlerfolge dann auch gemäßigt christdemokratische und Volksparteien dazu antreibt immer nationalistischer zu agitieren.

    Grenzen muss niemand verändern, sondern das Leben muss überall so gestaltet werden, dass für alle Menschen ein auskömmliches Leben möglich ist. Darauf kommt es an, nicht darauf Staatsgrenzen zu verändern und schon gar nicht mit kriegerischen Mitteln. Ich lehne es allerdings auch ab, dass zum Beispiel die Katalan*innen ihr von Spanien unabhängiges Katalonien haben wollen oder viele Kurden unter Politik nur verstehen, verbissen für ihren eigenen Staat zu kämpfen, der beim Verhandeln über den Nahen Osten nach dem Zweiten Weltkrieg nicht zustande kam.

    Der heutige Nahe Osten wurde nach dem WWI auf dem Reißbrett "definiert". In der Türkei lernt das jedes Kind, hier weiß man das kaum. Angeblich eine der Ursachen der heutigen "Nahost-Problematik".

    Die Kritik daran, dass die Grenzen nach dem ersten Weltkrieg im Nahen Osten am Reißbrett gezogen wurde, beinhaltet die Gefahr, damit den Nationalismus fett zu füttern, weil so getan wird, als gäbe es diese Grenzverläufe, die Naturgesetzen folgen. Und sie müssten nur entdeckt und freigelegt werden.

    Einmal editiert, zuletzt von Ullie (6. Mai 2022 um 08:58) aus folgendem Grund: gegendert, im letzten Absatz auf ersten Weltkrieg geändert (statt zweiten)

  • Zu den "gegebenen Grenzen":

    Als es die Runde machte, welche "historischen" Begründungen Putin da im Hinterkopf hat, Kiewer Rus (Man beachte das "Kiewer" darin, ich hoffe mal, Selenskyi gelingt es irgendwann, die abtrünnige Provinz da rund um Moskau maßzuregeln ... ;) ) und Großrußland und so, da poppten in diversen anderen Länder was mit ihren "gegebenen" historischen Grenzen auf, Römisches Reich für Italien, beißt sich etwas mit dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, zu dem halb Italien mal gehörte, und div. andere Länder.

    Für Schland ist es ja "einfach": Jeder weiß es bzw. sollte sie kennen: von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt!

    Das was für viele heute rechtsradikal und nach Großmachtträumen klingt, war damals bei genauerer Betrachtung der Zusammenhänge eigentlich das genaue Gegenteil:

    Rechte scheinen es mit dem Lesen langer Sätze nicht so zu haben, denn die beenden das Lesen idR schon bei "Deutschland über alles" und sind danach frohgemut, weil das in ihr Konzept zu passen schien/scheint. Würden sie weiterlesen, käme der Hintergrund dazu: "wenn es stets zu Schutz und Trutze brüderlich zusammenhält", was ein fundamental anderes Konzept ist.

    Für den brüderlichen Zusammenhalt muss EIN Deutschland über allen damaligen Kleinstaaten stehen (genau das war mit "über alles" gemeint, nicht "D. über den Nachbarn"), denn die damalige deutsche Kleinstaaterei führte dazu, dass man sich des öfteren gegenseitig bekämpfte (Habsburg und Preußen in div. Kriegen um Schlesien und Schleswig-Holstein vor und nach Entstehung des Deutschlandliedes bspw.) oder gegen äußere Feinde eben nicht zum Schutz und Trutze brüderlich zusammenhielt, denn in bspw. den Napoleonischen Kriegen fanden sich deutsche Staat idR auf beiden Seiten, je nachdem, wem welche Seite Vorteile versprach ("Großbaden", in dessen Residenz ich lebe, entstand nur so aus einem unbedeutendem Kleinstaat).

    Für den geforderten Zusammenhalt schien ein Nationalstaat damals das beste Konzept zu sein als Gegenstück zu den damaligen Feudalstaaten, deren Grenzen nur durch Krieg oder Heirats- und Erbpolitik bestimmt wurden, wobei das Volk nie befragt wurde, wohin es sich zugehörig fühlen würde ...

    Der Nationalstaat brachte da ja für die damalige Zeit schon paar erstrebenswert lingende Ziele mit sich: Verfassungen, Macht dem Bürger statt dem Adel und eben ein einheitliches Staatsvolk, so dass Ziel, dass abee nur selten pefekr erreicht wurde.

    Denn nur selten gibt es eben die "gegebenen Grenzen". Sinnigerweise hätte es die zwischen Deutschland und Frankreich durchaus geben können, denn die Sprachgrenze lag lange Zeit ziemlich fix und scharf auf Teilen des Vogesenkamms, und war wohl auch beim Wegschwenken nach Lothringen rein relativ scharf abgrenzbar. Rund um Belfort hat man 1871 sogar auf ein Stück Elsass verzichtet, weil französischsprachig.

    Doch wie man hier sieht, wich man in Lothringen sehr grob davon ab rein aus wirtschaftlichen Gründen, weil man so wichtige Industrie unter deutsche Kontrolle bringen wollte. Damit war der nächste Konflikt natürlich gleich vorprogrammiert ...

    Andernorts gibt es dagegen keine scharfen Grenzen. Deutschland/Polen waren zu den Zeiten, wo es um Grenzziehung ging, ein fließender Übergang. (Fun Fact am Rande: Die Gegenden mit den höchsten Anteilen Rechter waren vor der "Ostkolonisation" eigentlich slawisches Gebiet, also lauter Ausländer dort heute!!1)

    D/NL ist ganz und gar eine Kunstgrenze, weil auf Dialektebene ein gemeinsamer Sprachraum, der sich erst auf der Ebene der Hochsprache getrennt hat vor Jahrhunderten, was sich aber nicht in den Dialektgrenzen widerspiegelt, noch immer nicht wirklich ...

    Solche Probleme machen das Nationalstaatskonzept in der Praxis nur schwer umsetzbar, siehe auch Ukraine-Konflikt, wo die ethnischen Grenzen zwischen Ukrainern und Russen auch fließend sind und die Sprachgrenzen, die mit den ethnischen Grenzen übrigens nicht identisch sind, ebenso.

    Bei der praktischen Umsetzung heutzutage braucht es mehr Flexibilität mit Minderheitenrechten etc., was aber auch nicht einfach ist. Bspw. gibt es im Baltikum ja unbestritten eine nationale Identität als baltische Völker, aber auch viele (in Sowjetzeiten zugewanderte) Russen, die aber zahlenmäßig so hohe Anteile haben, dass ein moderner "Minderheiten"schutz die Belange des "Staatsvolkes" gefährden könnte ...

    Das alles ist dann ein Angriffspunkt für den russischen Nachbarn, der sich dann als Beschützer der Russen aufspielen und Zwietracht säen kann ...

    Um noch auf "von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt" zurückzukommen. Wenn man "grobe Eckpunkte" als Orientierungsangaben akzeptiert, und genauer geht es in einem Lied kaum, waren das damals die der Deutschen, so wie sie als Nation für einen Nationalstaat in Frage kamen.

    Die Maas liegt heute nahe der Staatsgrenze, damals reichten Ecken auch drüberweg, die Grenze ist dort eh unscharf, s.o.

    Am (Fehmarnbelt und) Kleinen Belt lebten Deutsche, wenn auch in einem dt.-dän. Kontinuum nicht mehr 100% deutsch.

    Die Memel war im Unterlauf ein grober Marker für die Grenze Ostpreußens, paar Deutsche lebten auch auf der anderen Seite. Heute nicht mehr, im Prinzip die einzige völlig weggefallene Grenze aus Fallerslebens Konzept, sind wir selbst dran Schuld ...

    Am interessantesten finde ich die Etsch als Grenzangabe:

    Etsch steht ja für Südtirol, Botschaft: "Südtirol gehört dazu", was damals so falsch sicher nicht war. Interessant ist dabei ganz besonders der historische Kontext, denn ein südlicher Eckpfeiler irgendeines Staatskosntruktes war Südtirol mit der Etsch damals gar nicht.

    Österreich-Ungarn reichte damals weit auf den Balkan. Hätte Fallersleben alle deutsch regierten Staaten vereinigen wollen, also incl. Habsburg als Ganzes als damals diskutierte großdeutsche Lösung, hätte er irgendeinen Balkan-Fluss nehmen müssen, dann wären auch bspw. Siebenbürger Sachsen etc. als Exklave mit drin gewesen, hat er aber nicht. Selbst der österreichische Landesteil alleine ohne Ungarn ging weiter, bis zum Standort der damaligen Habsbuger Marine in Triest. Er hätte also "von der Adria bis an den Belt" oder so dichten müssen, hat er auch nicht, denn an der Adria lebten ja Italiener. Für "alle Deutsche vereinigen" war die Etsch als Symbol für Südtirol die "gegebene Grenze" (wenn auch quer zur Grenze verlaufend, immer diese lästigen Fakten ;) ), damit war die Etsch eigentlich ein Symbol für die Selbstbegrenzung auf ein zusammenhängendes Gebiet NUR der Deutschen im Gegensatz zu anderen Konzepten wie "alle deutschen Staaten, egal wie viele Nichtdeutsche darin leben (betraf ja auch Preußen)" oder "alle hauptsächlich deutsche Staate (also kleindeutsch ohne Habsburg)"

    Hätten sich damals alle dran gehalten und nicht aus irgendwelchen Gründen (s. Elsass-L.) zu viel gefordert, wer weiß, vielleicht hätte es WW i+II dann nicht gegeben, weil niemand auf den bösen Nachbarn hätte schielen müssen ...

    Aber wegen der meist fließenden und komplexen Grenzen und überlagernden anderen Interessen war es auch illusorisch, die alten Grundgedanken des Nationalstaats in der Praxis zu erreichen.

    Ein starker Staatenbund wie die EU mit gemeinsamen Prinzipien, die das Leben von Minderheiten vereinfachen, aber auch noch relevanten Nationen, die sich um die einzelnen Völker kümmern können (Pech nur für die Kleinen wie Basken ...), scheint mir derzeit ein gangbarerer Ansatz, damit die "gegebenen Grenzen" keine praktische Bedeutung mehr haben ...

    ... bis Corona kam und rauhe Mengen an Grenzpendlern vor existentielle Probleme stellt ...

    ... oder ein Tunnel einbrach bei Rastatt (gerade fängt man an die TBM auszubuddeln)

    Lange ging bahnmäßig nix auf der wichtigen Magistrale im Oberrheingraben, denn die Umleitung über Frankreich stand praktisch nicht zur Verfügung. Selbst wenn man die heute bestehenden Engpässe (Wörth-Lauterburg eingleisig, Rheinbrücke Wintersdorf stillgelegt) beseitigen würde, bleiben die technischen Grenzen wie Strom und Signale und sonstige Zugangshindernisse wie Sprache und Restriktionen seitens der frz. Bahn und damit wäre es wirtschaftlich nicht darstellbar, Personal und Fahrzeuge für gelegentliche, nicht vorhersehbare Sperrungen vorzuhalten, was Bahnfans regelmäßig zur Verzweiflung bringt, wie wenig weit die europäische Einigung dort bisher voran ging ... Bahntechnisch am einfachsten wäre es tatsächlich, E-L "heim ins reich" zu holen und bahntechnisch auf EBO umzurüsten, deutschen Rechtsverkehr hat man im Gegensatz zu Restfrankreich ja immer noch dort im ehem. E-L!

    Aber die Akzeptanz einer solchen, den alten historischen "gegebenen Grenzen" folgende Lösung ... Nur wegen des besseren Bahnverkehrs ... Ich weiß ja nicht ... ;)

    Auch wenn sich solche Lösungen innerhalb der EU vielleicht doch eines Tages weiter egalisieren könnten (es gebricht ja derzeit auch noch an einheitlichen Straßenverkehrsregeln, man kriegt ja noch nicht mal ausländische "StVOs" offiziell in der Sprache anderer Länder, um bspw. für einen Radurlaub nachschauen zu können, wie sich Radverkehrsregeln unterscheiden ...): Auch die EU hat irgendwo ihe Außengrenze, wo sich wieder die Frage nach der "gegeben Grenze" stellt und den dann grob anderen Regeln beiderseits der harten Grenze, an einer potentiellen Außengrenze wird ja gerade um sowas gekämpft ...

  • WW1, nicht WW2. Lernt - wie gesagt - in der Türkei jedes Kind in der Schule. :) Hat mich sehr überrascht.

    Vielen Dank für den Hinweis. Dabei hattest du es ja schon richtig geschrieben in deinem Zitat. Vielleicht spukten bei mir die Kriege mit Israel-Beteiligung durch den Kopf, als ich Zweiten Weltkrieg schrieb?

  • 1.)

    Die NATO steht zwar 125 km vor St. Petersburg, aber ohne Atomwaffen.

    Zum Thema Atomwaffen für die Ukraine schreibt die Wiener Zeitung am 16.4.2021: "Es war eine Aussage, mit der Andrij Melnyk international für Aufsehen sorgte. Der Botschafter der Ukraine in der Bundesrepublik Deutschland hatte in einem Interview im Deutschlandfunk am Donnerstag klargemacht, dass sein Land die Wiederanschaffung von Atomwaffen erwägt - falls es nicht Mitglied der Nato wird. "Entweder wir sind Teil eines Bündnisses wie der Nato und tragen auch dazu bei, dass dieses Europa stärker wird, (...) oder wir haben eine einzige Option, dann selbst aufzurüsten", sagte der Diplomat aus dem westukrainischen Lemberg. Man werde dann "vielleicht auch über einen nuklearen Status" nachdenken müssen."

    In dem Artikel heißt es weiter:

    "Viele Ukrainer sind der Ansicht, dass eine atomare Bewaffnung des Landes Russland, den übermächtigen großen Bruder, 2014 von seiner Intervention im Donbass und auf der Krim abgehalten hätte."

    Allerdings frage ich mich, wie die Ukraine jemals die Unabhängigkeit von Russland hätte erlangen wollen, wenn die Ukraine nicht bereit gewesen wäre, die Atomwaffen abzugeben.

    Letztlich haben die Skeptiker recht behalten. Die von Russland abgegebenen Garantien für den Atomwaffenverzicht der Ukrainer, im Gegenzug die ukrainische Grenze zu respektieren, sind spätestens mit dem am 24.2.2022 begonnenen russischen Angriffskrieg obsolet.

    Fatal wäre es allerdings, daraus die Logik ableiten zu wollen, nur Atomwaffen können Staatsgrenzen schützen. Leider ist zu befürchten, dass die atomare Bewaffnung von immer mehr Ländern die Gefahr eines Atomwaffeneinsatzes nicht reduziert, sondern im Gegenteil wahrscheinlicher macht.

  • Chance auf Frieden:

    "Italien hat bei den Vereinten Nationen einen Plan zur Beendigung des Ukraine-Kriegs vorgelegt. Der Vorschlag sieht unter anderem die Bildung einer internationalen Vermittlungsgruppe mit Vertretern der UN, der EU und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) vor, wie Außenminister Luigi Di Maio mitteilte. (...)

    Die Ukraine würde nach dem italienischen Vorschlag zwar der EU, nicht aber der NATO beitreten. Die umstrittenen Gebiete Krim und Donbass hätten "volle Autonomie", stünden aber unter ukrainischer Souveränität."

    Deutsche Welle vom 20.5.22

    Ukraine aktuell: Kiew gibt Verteidigung von Mariupol auf | DW | 20.05.2022
    Im belagerten Stahlwerk von Mariupol wurden die ukrainischen Verteidiger angewiesen zu kapitulieren. Russland dreht Finnland den Gashahn zu und Altkanzler…
    www.dw.com
  • Die Ukraine würde nach dem italienischen Vorschlag zwar der EU, nicht aber der NATO beitreten

    Evtl. gibts dann Krieg zwischen Ukraine und EU, wenn die dortigen Oligarchen hören, dass die Ukraine als EU-Mitglied irgendwie von Platz 127 auf dem Korruptionsindex nach vorne kommen müsste.

  • Bevor du über neue Kriege spekulierst, muss der jetzige erst mal gestoppt werden. ;)

    Alice Schwarzer hatte in ihrem offenen Brief an Scholz dazu aufgefordert.

    Petition unterschreiben
    Offener Brief an Bundeskanzler Scholz
    www.change.org

    Und wurde dafür heftig kritisiert. Unter anderem von Anton Hofreiter:

    "Zu den Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland sagt Schwarzer: „In Wahrheit wird zwischen Russland und den USA verhandelt.“ Daraufhin wirft Hofreiter der Feministin russische Propaganda vor."

    Der Tagesspiegel vom 2.5.2022

    Alice Schwarzer verteidigt offenen Brief an Scholz
    Alice Schwarzer und weitere Prominente fordern einen Stopp der Waffenlieferungen an die Ukraine. Kritik daran weist die Feministin entschieden zurück.
    www.tagesspiegel.de

    Dass Schwarzer so weit daneben nicht lag, wie Hofreiter kritisiert, zeigt diese Nachricht, ebenfalls aus dem Tagesspiegel: "Die ranghöchsten Militärs der USA und Russland haben miteinander telefoniert. Das lässt aufhorchen. Ein neues Kosten-Nutzen-Kalkül ist notwendig. (...) Auf amerikanische Initiative hin hätten US-Generalstabschef Mark Milley und sein russischer Kollege Waleri Gerassimow miteinander „über sicherheitsrelevante Fragen von gegenseitigem Interesse“ telefoniert, wie es diplomatisch verklausuliert hieß. Näheres wurde nicht bekannt."

    Tagesspiegel vom 20.5.2022, https://www.tagesspiegel.de/politik/souver…435373ae6ff132e

    Von Interesse ist auch dieser Hinweis aus dem Artikel:

    "Ohnehin wird in US-Medien sehr viel intensiver als in Deutschland über die Bedingungen und Möglichkeiten einer diplomatischen Lösung des Konflikts diskutiert."

    Es scheint, dass Melnyks Kampagne zur Geschichtsdeutung des deutschen Angriffskrieges auf die Ukraine in Deutschland den Blick auf eine diplomatische Lösung für die Ukraine vernebelt.

    Melnyk wird nicht müde zu betonen, dass Hitlers Angriffskrieg gegen die Sowjetunion 1941 vor allem ein Angriffskrieg gegen die Ukraine gewesen sei. Die Ukraine jedoch war 1941 ein fester Bestandteil der Sowjetunion.

    Für Melnyk ist es freilich wichtig, den Vorgang so darzustellen, dass angeblich eigentlich die Ukraine von Hitler überfallen wurde und nicht so sehr Russland. Dadurch erhofft Melnyk ein Schuldgefühl auslösen zu können, durch das sich Deutschland verpflichtet fühlen soll, möglichst vollumfänglich mit möglichst vielen Waffen aller Art die Ukraine zu unterstützen. Außerdem hofft Melnyk, ein entsprechendes Schuldgefühl der Deutschen gegenüber Russland abschwächen zu können, das seiner Meinung nach der Grund dafür gewesen sei, dass Deutschland seit mehreren Jahrzehnten mit einer "Wandel durch Handel"-Politik Russland begegnete. Eine Politik übrigens, die maßgeblich mit dazu beigetragen hat, dass die Ukraine 1991 ein selbstständiger Staat werden konnte.